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Freitag, 22. Juli 2022

Geschichte des Papsttums und die Entwicklung des Hyperpapalismus. Fortsetzung

Fortsetzung von hier und hier

"Verwurzelt in den Schrecken der westlichen Religionskriege des 17. Jahrhunderts entstand im 18. Jahrhundert die indifferentistische Aufklärung; ihre Ideen wurden von den französischen und den folgenden Revolutionen mit schrecklichem Leben erfüllt. Das 19. und frühe 20. Jahrhundert sahen die sukzessive Zerstörung der verbleibenden katholischen Monarchien; ob friedlich oder nicht, der Liberalismus triumphierte in einem Land nach dem anderen. Der Versuch, den Katholizismus oder eine andere dominierende Körperschaft von jeder wirksamen Rolle im öffentlichen Leben zu trennen, war das, was Liberalismus, Kommunismus, Nationalsozialismus und Faschismus vereinte." 

Nach der letzten traurigen Dekade von Paul VI und der kurzen Regierungszeit seines unmittelbaren Nachfolgers ...der Hl. Johannes Paul II in die Stadt. Zu Beginn seines Pontifikates jung und lebhaft wurde er ein Reisepapst wir kein anderer. 

Seine phänomenologisch geprägte Sprache, die Menschenmassen auf der ganzen Welt anzog und medienerfahren war, war vielleicht schwer zu verstehen, aber seine Hingabe und persönliche Frömmigkeit waren unverkennbar. Junge Leute liebten ihn, und er warf sein Ansehen erfolgreich in den letztendlich siegreichen Kampf gegen den Kommunismus. Er stellte auch die eucharistische Anbetung wieder her und begann langsam und gegen viele Widerstände mit der Rückkehr der liturgischen und theologischen Tradition in den Mainstream der Kirche. Als die Jahre vergingen und er krank, alt und schwach wurde, ging dieser Papst offensichtlich den Kreuzweg; Zu seinem größten Bedauern- die mangelnde Beachtung der Bischofsernennungen– machte er nicht nur aufmerksam, sondern versuchte sie in den letzten Jahren seines Lebens zu korrigieren.

Wenn irgendetwas  vermehrte sein Nachfolger Benedikt XVI das Prestige des Papsttums sogar noch weiter als der Hl. Johannes Paul II - zumindest, wenn wir das an der Zahl der Pilger nach Rom messen. Gelehrt sowohl in Patristik als auch Scholastik  als auch als Teilnehmer des II. Vaticanums kämpfte er mannhaft darum, die Maschinerie der Kirche  mit ihrer eigenen Seele wieder zu versöhnen. Stück um Stück  restaurierte er die von seinen unmittelbaren Vorgängern aufgegebenen päpstlichen Symbole -und erkannte in seiner Demut- daß die Welt und die Kirche nicht seine Persönlichkeit- sondern eine erneuerte päpstliche Symbolik brauchte. So ging es, bis er uns verließ. 

Ihm folgte Franziskus, der zu glauben scheint, daß er als Papst das Recht hat, alles zu tun, was ihm gefällt und den Glauben nach Belieben zu verändern. Als Paul VI etwas Ähnliches versuchte, gehorchte die große Mehrheit -wegen des riesigen Prestiges, das das Amt erlangt hatte,  und wegen einer Art "schleichender Unfehlbarkeit“ (dem prägnanten Ausdruck des verstorbenen Chuck Wilson), der (aufgrund der historischen Ereignisse, die wir betrachtet haben) seit dem I. Vatikanischen Konzil allmählich alle Päpste überschattet hatte. Aber das Prestige hatte in der Zeit von Johannes Paul II und Benedikt erheblich zugenommen Sie waren beide auf ihre ganz unterschiedliche Weise weise Männer – wohl wissend, daß die Kirche nicht ihr persönliches Eigentum war. In diesem Pontifikat scheint dieses Bewusstsein völlig zu fehlen. Sie waren beide-auf ihre unterschiedliche Art- weise Männer, die sich sehr bewußt waren, daß die Kirche nicht ihr persönliches Eigentum war. In diesem Pontifikat fehlt dieses Bewußtsein völlig. 


Lehren aus der Geschichte

Welche Lehren können wir also aus dieser Schlittenfahrt durch die Kirchengeschichte lernen? Sehr oft führt die Lösung einer Krise im Leben der Kirche zur nächsten- der Niederlage des Arianismus führte zum Nestorianismus, der seinerseits in den Monophysitismus mündete, eine Antwort auf den Ikonoklasmus des sich ausbreitenden Islams. Die durch das Große Schisma hervor gerufene Dezentralisierung führte zur Protestantischen Revolte, hervorgebracht durch die Zentralisierung von Trient, die durch den Zusammenbruch der Autorität des Katholischen Laientums verstärkt wurde; das wiederum zum Ultramontanismus führte- in der Tat eine notwendige Sache- um Liberalismus und Modernismus zu bekämpfen- aber tödlich, wenn er je die Kontrolle über den Hl. Stuhl gewinnen sollte. 

Natürlich hängt viel von den nächsten Pontifikaten ab. Aber früher oder später - wenn der Katholizismus bei  Hl. Stuhl wieder dominiert  wird etwas, das so sehr von der Demographie abhängt, einschließlich der Wünsche des gegenwärtigen Amtsinhabers - zur Arbeit des I. Vaticanischen Konzils, die 1870 durch die italienische Eroberung Roms unterbrochen wurde, zurück gekehrt werden wird. Die Wahrheit über die große Gabe der Unfehlbarkeit, die die Kirche davon abgehalten hat, auf ihren höchsten Ebenen je ganz und endgültig zu akzeptieren ist nicht die Frage, Aber was nötig ist, ist eine klarere Definition der Grenzen des Papsttums. Es ist in der Vergangenheit durch viele Dinge angedeutet worden; aber wie immer, wenn eine Doktrin definiert wurde, muss sie explizit gemacht werden. So auch die Grenzen und sogar die Definition des Ordentlichen Lehramtes, in dessen Namen zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten im vergangenen Jahrhundert die feierlichsten Lehren verborgen worden sind. Es kann durchaus sein, daß ein zukünftiges Konzil von der Anwesenheit der orthodoxen Patriarchen profitieren würde, die vom Hl. Pius IX. als vollberechtigte Teilnehmer am I. Vaticanum eingeladen wurden, vielleicht um das Schisma zu beenden, oder um ihren Rat bezüglich des päpstlichen Amtes im ersten Jahrtausend zu erhalten. In ihrem Stolz lehnten sie ab; es kann sein, daß ihre gegenwärtigen Mühen eine Strafe dafür sind. Aber sicherlich verkörpert die derzeitige Position des Heiligen Stuhls all ihre schlimmsten Befürchtungen bzgl. einer römischen Vorherrschaft. Was die gegenwärtige Situation so schwierig macht, ist, daß alle ihre schlimmsten Befürchtungen in diesem Pontifikat von so vielen treuen Katholiken geteilt werden. Die Ostkatholiken andererseits können uns im Moment viel beizbringen."

Quelle: C. Coulombe, OnePeterFive

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