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Dienstag, 25. Oktober 2022

Der Unterschied im Umgang von Medien und Öffentlichkeit mit Bischof Bode und Kardinal Woelki

Edward Pentin vergleicht im National Catholic Register den Umgang von Medien und Öffentlichkeit mit Bischof Bode und Kardinal Woelki im Hinblick auf ihren Umgang mit Mißbrauchsfällen in ihren Diözesen. Hier geht´s zum Original:   klicken

"BISCHOF BODE UND KARDINAL WOELKI: GIBT ES IN DEUTSCHLAND EINEN DOPPELSTANDARD IM HINBLICK AUF DAS FALSCH VORGEHEN GEGEN MISSBRAUCHENDE PRIESTER?" 

Beobachter sagen, daß Kardinal Woelkis Orthodoxie die viel härtere öffentliche Kritik erklärt, die er erntet, obwohl seine dokumentierten Fehler viel weniger schwerwiegend waren als die, die Bischof Bode gemacht hat. 

Die anfängliche Aufregung über einen führenden deutschen Bischof, über den im vergangenen Monat in einem vernichtenden Bericht geurteilt wurde, er habe historische Missbrauchsfälle schlecht gehandhabt, hat sich schnell gelegt, nachdem er sich weigerte, zurückzutreten – im krassen Gegensatz zu der anhaltenden Kritik, die sich gegen Kardinal Rainer Woelki von Köln wegen wesentlich weniger schwerwiegender Fehler richtet.

Die gedämpfte Reaktion gegenüber Bischof Franz-Josef Bode und der Druck der Medien und der Bischöfe, der - trotz der Freisprechung im Umgang mit Fällen sexuellen Mißbrauchs durch den Vatican- weiterhin auf Kardinal Woelki ausgeübt wird, erscheint sogar weniger gerechtfertigt, wenn man die Berichte über den diözesanen Umgang mit dem Mißbrauch in Osnabrück und Köln im Detail prüft.

Ein am 19. September veröffentlichter Zwischenbericht zum sexuellen Mißbrauch in der Diözese von Osnabrück, hat gezeigt, daß Bischof Bode, der der Diözese seit 1995 vorsteht, und andere diözesane Führungspersönlichkeiten die Überwachung von Klerikern, die wg. Mißbraucsvorwürfen aus ihren Ämtern entfernt worden waren, vernachlässigt haben.

Bischof Bode ist Vizepräsident sowohl der DBK als auch des deutschen Synodalen Weges. er hat öffentlich Positionen unterstützt, die im Widerspruch zur Kirchenlehre stehen, einschließlich weiblicher Diakone und dem Entwurf einer Kirchen-Zeremonie zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare.

Bischof Bodes Aktionen

Der im Auftrag der Diözese von der Universität von Osnabrück zusammengestellte Bericht stellt fest, daß Bischof Bode in der ersten Dekade seiner Amtszeit beschuldigte Personen im Amt beließ, "sogar jene, deren Gefährlichkeit kaum bezweifelt werden konnte" oder ihnen Rollen zuwies "die weitere Gelegenheiten ermöglichten, z.B. als stellvertretender (temporärer) Pfarrgemeindeverwalter oder ihnen sogar Management-Aufgaben in der Jugend-Pastoral anvertraute".

In 11 von 16 detailliert im Bericht beschriebenen Fällen war Bischof Bode verschieden stark verwickelt, aber die Studie betont mehrmals, daß er als Bischof "natürlich der Letztverantwortliche für alle Aktionen der Diözese war".


In einem von diesen 11 Fällen, in denen Bischof Bode zu einem gewissen Grad direkt beteiligt war, stellte die deutsche katholische Nachrichtenagentur KNA fest, daß Bischof Bode zunächst einen Priester namens "TD“ im Dienst ließ, der wegen sexueller Übergriffe und Vergewaltigung ines Minderjährigen angeklagt worden war und ihn, den Angeklagten, nicht zu einer Therapie schickte. Später, so der Bericht weiter, sei weder genügend darauf geachtet worden, ob der Priester erneut übergriffig werden könnte, noch sei ein kanonisches Verfahren durchgeführt worden.

Im Fall eines anderen Priesters, bekannt als „ES“, kontaktierten 21 Opfer die Kirchenbehörden, um zu melden, dass sie mißbraucht worden waren, fast alle von ihnen waren beim ersten Missbrauch unter 14 Jahre alt. Er sei 1997 aufgrund eines ärztlichen Attestes in den Ruhestand versetzt worden, Bischof Bode habe ihn aber im Jahr 2000 als Hilfskraft in einer Gemeinde eingestellt und die Anstellung mehrmals verlängert, heißt es in dem Bericht. Zwischenzeitlich leitete ES die Gemeinde sogar als stellvertretender Gemeindevorsteher.

Zusammenfassend zum ES-Fall heißt es in dem Bericht, daß Bischof Bode und die anderen Führungspersösnlichkeiten der Diözese den angeklagten Geistlichen bis 2010 begünstigten und die Interessen der Betroffenen nicht in ihre Überlegungen einflossen. "Eine wirkliche Diskussion mit den Betroffenen gab es erst ab 2018“, berichtete KNA unter Berufung auf den Bericht. "Kontakte wurden primär über neu ernannte, unabhängige Ansprechpartner hergestellt.“ In einem anderen "SB" genannten Fall wurde ein Mädchen im Alter von 14 bis 16 Jahren in den 1980er Jahren missbraucht, und das Opfer wurde vom Angeklagten manipuliert, um von ihm abhängig zu werden. 2002 berichtete die Frau nach einer Therapie dem Bischof von ihren Erfahrungen. Obwohl sie Bischof Bode in einem späteren Telefonat mitteilte, daß SB nicht mehr in der Kinder- und Jugendarbeit eingesetzt werden solle und Bischof Bode "sich der heiklen Situation bewusst war“, ließ er zu, daß der Beschuldigte mit einer Teilzeitleitungsstelle in der Jugendarbeit betraut wurde. Er wurde zweimal in dieser Rolle bestätigt. "Mögliche weitere Straftaten wurden dadurch nicht verhindert, sondern eher erleichtert“, so das Fazit der Studie.

Der Bericht fand auch zwei weitere wiederkehrende Erkenntnisse heraus: daß fast keine Anstrengungen unternommen wurden, um nach weiteren Opfern zu suchen, wenn Fälle bekannt wurden; und daß die wirklichen Gründe für eine Versetzung oder Pensionierung selten öffentlich genannt wurden. Die Studie bestätigte zwar, daß Bischof Bode und sein Team gerade in den letzten Jahren deutliche Fortschritte im Umgang mit angeklagten Priestern gemacht hatten. Aber die Kommunikation mit den Opfern sei weiterhin schlecht und die Hilfe und Zahlungen an die Opfer seien ähnlich mangelhaft, heißt es in dem Bericht.

Er weigert sich zurückzutreten

Bischof Bode sagte in einem Statement, daß er nach der Veröffentlichung des Berichtes, der seine Fehler in der Handhabung der Mißbrauchsfälle gedacht habe, zurückzutreten, aber sich letztendlich dagegen entschieden habe.

"Ich trage die Verantwortung dafür, auch für das System in der Diözese" sagte der Bischof. 

Ich hatte diesen Zwischenbericht gewollt, damit die Wahrheit so schnell wie möglich ans Licht kommt" sagte er. "Jetzt bin ich sehr besorgt darüber, wie blind wir wirklich waren und wie blind ich für das Leiden und die Sicht der Betroffenen war." 

Bei einer Pressekonferenz am 22. September sagte Bischof Bode, er habe sich mit seinen Mitarbeitern beraten und -anstatt zurückzutreten- lieber beschlossen habe, für den Rest meiner Amtszeit mein Bestes zu tun und die daraus folgenden Pflichten und Folgen anzunehmen, was der Zwischenbericht bereits zeigt- und den Ergebnissen des Schlußberichtes entgegen zu  sehen."  wie CNA berichtet hat. 

Der Bischof teilte Journalisten auch mit, daß er die Möglichkeit eines Rücktritts mit einem führenden Sicherheitsexperten, dem Jesuitenpater Hans Zollner, besprochen habe, bevor er sich dagegen entschieden habe, und wies darauf hin, daß er damit möglicherweise den Rat von Pater Zollner beherzige. Aber der Sprecher des Bischofs, Thomas Arzner, stellte später klar, daß Pater Zollner "weder für noch gegen den Rücktritt des Bischofs sprach“, berichtete The Pillar am 5. Oktober.

Bischof Bode ist nicht der einzige ältere Bischof, der wegen des falschen Umgangs mit Mißbrauchsfällen kritisiert worden ist. Der Präsident der DBK, Bischof Georg Bätzing, wurde
Anfang dieses Jahres für seinen Umgang mit einem Missbrauchsfall, der in diesem Jahr ans Licht kam, gerügt. Bischof Bätzing hatte einen Priester zum Kreisdekan befördert, obwohl ihm sexuelle Belästigung vorgeworfen wurde.

Ähnlich zu dem, was mit Bischof Bode passierte, verstummte die Reaktion auf den Fall schnell, 

ÜbersetzungsergDer Bischof sagte, er habe die Entscheidung  getroffen, den Priester zu befördern, nachdem er "unmissverständlich klar gemacht hatte, daß er ein solches Verhalten missbilligte“, daß sich der Priester "für sein Verhalten“ bei dem Opfer entschuldigte, und der Priester, nachdem er sich jahrelang intensiv mit seinem Fehlverhalten befasst habe und daß er "glaubwürdige Reue gezeigt habe“. Das Oberhaupt der deutschen Bischöfe sagte, wenn der Fall heute zu ihm gekommen wäre, hätte er ihn an einen diözesanen Beirat weitergeleitet, aber einen solchen gab es damals nicht.Ähnlich zu dem was mit Bischof Bode geschah, verstummten die Auswirkungen des Falls schnell.

Kardinal Woelkis Aktionen  

Aber der Druck auf Kardinal Woelki geht weiter, trotz einer Untersuchung des Vaticans, die keine Beweise dafür fand, daß er 2021 im Hinblick auf Mißbrauchsfälle ungesetzlich gehandelt habe. 
 
Die Ermittlungen entlasteten ihn im Fall eines Düsseldorfer Priesters, der Ende der 1970er Jahre einen Jungen im Kindergartenalter missbraucht haben soll. Kardinal Woelki beschloss, nach seiner Ernennung zum Erzbischof von Köln im Jahr 2014 weder weitere Schritte zu unternehmen noch Rom über den Priester zu informieren, weil der Priester wegen fortgeschrittener Demenz "nicht vernehmbar“ sei. Danach ist er eines natürlichen Todes gestorben. Auch das Opfer soll die Aussage verweigert haben.

Die Untersuchung hat Kardinal Woelki große Fehler in seiner Herangehensweise an die Problematik der Missbrauchsaufarbeitung insgesamt vor, insbesondere auf der Ebene der Kommunikation, und dies habe "wesentlich zu einer Vertrauenskrise in der Erzdiözese beigetragen, die viele der Gläubigen der Erzdiözese beunruhigt hat."

Im Zentrum dieser Vorwürfe stand die Tatsache, daß der Kardinal es versäumte hatte, die Ergebnisse einer beendeten diözesanen Untersuchung von sexuellem Mißbrauch unter gegenwärtigen und früheren Leitern zu veröffentlichen. die von einer Münchener Anwaltskanzlei erstellt wurde. Laut dem Kardinal jedoch, mußte der Bericht wegen juristischer Bedenken und seiner methodischer Fehler zurückgehalten werden.

Dennoch gab der Kardinal zu, daß die Kommission, die er beauftragt hatte, Mißbrauchsfälle zu untersuchen und die Mißbraucher zu benennen, "Fehler machte" und daß, wir das nicht gut kommuniziert haben und daß er die "letztendliche Verantwortung" für die Probleme trage. Aber bestand darauf, daß die Ziele der Kommission sich nicht geändert hätten: "die Situation zu klären" und alles Mögliche zu tun, um den Opfern von sexuellem Mißbrauch durch katholische Kleriker in der Erzdiözese Köln zu helfen.

Es tut mir wirklich leid, daß die Betroffenen wegen dem, was wir hier getan haben, wieder neuem Leiden ausgesetzt sind, aber auch alle Schwestern und Brüder in den anderen Diözesen." sagte er im Februar 2021. Der Kardinal hatte bereits dafür gestimmt, einen neuen Bericht über die Befunde der Untersuchung zu erstellen und daß der die Namen jener Verantwortlichen nennen sollte."

In dieser zweite Bericht, den Kardinal Woelki in Auftrag gab und der im März 2021 veröffentlicht wurde, spricht ihn von jedem Vorwurf des Fehlverhaltens frei, führte aber dazu, einige Diözan-Mitarbeiter zu entlassen und veranlaßte den Erzbischof von Hamburg Stefan Heße dazu, seinen Rücktritt anzubieten- wegen Aktionen, die er durchgeführt hatte, als er in Köln diente.

Früher in diesem Jahr, schloß der Vatican auch aus, daß Kardinal Woelki das kanonische Recht gebrochen habe, als der Verträge abschloss, die mit diesen Berichten über klerikalen Mißbrauch verbunden waren. 

Im März dieses Jahres bot Kardinal Woelki -anders als Bischof Bode- dem Papst seinen Rücktritt an, nachdem er sich einem Sturm der Kritik gegenüber sah, obwohl er weniger schuldig war als der Präsident und Vizepräsident der DBK, als darum ging individuelle Mißbrauchsfälle zu handeln.,Dem folgte eine fünf-monatige Zwangspause, die im September 2021 begann, nachdem die vaticanische Untersuchung befand, daß er größere Fehler bei der endgültigen Aufarbeitung des Mibrauchs in der Diözese gemacht habe. Der Papst weigerte sich, den Rücktritt anzunehmen. 

Andauernde Kritik

Doch die Kritik an Kardinal Woelki und der Druck auf ihn, zurückzutreten halten an. Noch in der vergangenen Woche forderte Kardinal Reinhard Marx – der selbst mit schwerwiegenderen Vorwürfen des Missbrauchs konfrontiert war und dem Papst auch seinen Rücktritt anbot, der später abgelehnt wurde – mehr Transparenz, damit die Ergebnisse der vatikanischen Ermittlungen die gegen Kardinal Woelki vorliegen, vollständig bekannt gemacht werden können (Ergebnisse apostolischer Visitationen werden selten, wenn überhaupt, offengelegt).
Kardinal Marx sagte, es sei "suboptimal“, das Schicksal eines Erzbischofs Rom zu überlassen und die Ortskirche außen vor zu lassen. "Hierfür braucht es klar geregelte Abläufe. Die haben wir nicht“, sagte er."

Quelle: E. Pentin, NCR

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