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Dienstag, 18. Oktober 2022

Sandro Magister widerlegt eine alte Legende....

Sandro Magister räumt bei Settimo Cielo mit der alten, auch vom Vatican verbreiteten- Lesart auf, daß die Friedensbotschaft des Hl. Johannes XXIII anläßlich der Kuba-Krise zu Beginn des II.Vaticanischen Konzils zum Einlenken der Sowjet-Führung und zur Wahrung des Friedens geführt habe. Hier geht´s zum Original:  klicken

"KUBA-KRISE. UND DA WAR FRIEDE, ABER NICHT DANK DER BOTSCHAFT VON PAPST JOHANNES" 

Selbst Papst Franziskus hat den 60. Jahrestag der Eröffnung des II.Vaticanischen Konzils mit der Sowjetischen Raketen-Krise in Kuba in Verbindung gebracht. "Anläßlich des Beginns des Konzils vor 60 Jahren sollten wir nicht die Gefahr eines Nuklearen Krieges vergessen, die die Welt zu selben Zeit bedrohte" sagte er beim Angelus am 9. Oktober. 

Aber zumindest hat der Papst nicht das Mantra wiederholt, daß damals verbreitet wurde, daß die friedliche Lösung der Vermittlung von Papst Johannes XXIII zu verdanken war. Ein Mantra, das von den meisten säkularen und katholischen Medien, einschließlich des Vaticans, untertützt wurde. 

Tatsächlich hatte das Konzil am 11. Okotober 1962 gerade begonnen, als 3 Tage später ein amerikanisches Spionage-Flugzeug die Installierung von Sowjetischen Raketen in Kuba, die auf die USA gerichtet waren, fotografierte. 

Es folgten einige fieberhafte Tage, in denen - in völliger Geheimhaltung- die amerikanische Regierung über die Reaktion beriet. Die Geheimhaltung war so groß, daß selbst Präsident John F. Kennedy sich mit dem sowjetischen Außenminister Andrei Gromyko traf, ohne ihn auch nur ahnen zu lassen, daß sein Gesprächspartner von der Installation der Raketen wußte. 

Derjenige, der die Welt von dieser Nachricht wissen ließ- zusammen mit der Ankündigung, daß die USA mit einer Seeblockade um Kuba und einem nuklearen Gegenschlag auf jeden Angriff reagieren werde- war am Montag den 22. Oktober Kennedy in seiner Rede an die Nation.

Tage dramatischer Spannung folgten. Und es war am Mittwoch, dem 24. Oktober, als Ppast Johannes XXIII Friedens-Appell an die amerikanischen und sowjetischen Botschafter in Italien gerichtet wurde und am folgenden Tag von der Prawda veröffentlicht wurde. 

Der Eindruck, daß die vatikanischen Autoritäten diese Botschaft sandten, kam – laut seinen Angaben – vom Amerikaner Norman Cousins, Redakteur und Herausgeber der "Saturday Review“, dem Freund eines Ordensmannes, der seinerseits dem damaligen stellvertretenden Staatssekretär des Vatikans, Angelo Dell`Aqua und dem damaligen Protokollführer Igino Cardinale sowie dem seit den 1940er Jahren mit dem US-Geheimdienst verbundenen belgischen Dominikaner Félix Morlion, Gründer der Universität „Pro Deo“ in Rom nahe stand.


Aber laut dem am besten informierten und maßgeblichsten amerikanischen Bericht über die Kuba-Krise – den fünfzig dichten Seiten, die von Kennedys Sonderassistenten für internationale Politik, Arthur M. Schlesinger Jr., in seinem 1963 erschienenen Band "A Thousand Days. John F. Kennedy im Weißen Haus“, in dem der Name Johannes XXIII. nie auftaucht – wurde für die allerersten Anzeichen für eine friedliche Lösung des sowjetischen Führers Nikita Chruschtschow keine Erwähnung der Botschaft des Papstes gefunden, sondern in der des Weißen Hauses – wörtlich – in seinem "Vorschlag eines Gipfeltreffens in seiner Antwort an Bertrand Russell“ ; in seinem "bekannten Anruf beim amerikanischen Sänger Jerome Hines am Vorabend nach (sic) einem Moskauer Konzert“; in seinem "freundlichen, wenn auch bedrohlichen Gespräch mit dem amerikanischen Geschäftsmann, William Knox von Westinghouse International“; und vor allem in den "Hinweisen an diesem Nachmittag, daß die am nächsten befindlichen sowjetischen Schiffe langsamer wurden und ihren Kurs änderten“.  

Der erste Brief, in dem Chruschtschow schrieb, er wolle den Konflikt lösen, stammt vom 26. Oktober. Ein weiterer folgte und am Sonntag, dem 28. Oktober, ein dritter, in dem er ankündigte, die Raketen aus Kuba abzuziehen. Die Welt atmete erleichtert auf.

Obwohl selbst nach russischen Berichten über die Kuba-Krise unbedeutend, hatte die Botschaft von Johannes XXIII im Vatikan jedoch eine weitreichende Wirkung.

Die durch das Promoten der gefeierten Friedensmediation erreichten Verdienste ermöglichten es dem unternehmungslustigen Cousins, einige Wochen später mit der ständigen Unterstützung (vermittelt durch Morlion) von Dell'Acqua an der Verwirklichung eines Traums mitzuwirken, der Papst Roncalli sehr am Herzen lag: der der Befreiung des Metropoliten der Ukrainisch-Griechisch-Katholischen Kirche, Joseph Slipyj, der seit 1945 in einem Geheimgefängnis der Sowjetunion festgehalten wurde. Am 13. Dezember traf Cousins mit Chruschtschow zusammen, am 19. meldete er dem Papst persönlich, daß der sowjetische Führer einverstanden sei, und am 9. Februar 1963 traf der freigelassene Slipyj in Rom ein.

Aber noch mehr Trubel - und für manche mehr Skandal- wurde durch die Audienz hervorgerufen, die Johannes XXIII am 7. März 1963 dem Herausgeber der Istwestja " Aleksei Adzhubei und seiner Frau Rada, einer Tochter Chruschtschows, gewährte.

Vatican-News ignorierte die Audienz und das Staatssekretariat widersetzte sich der Forderung des Papstes einen Bericht davon zu veröffentlichen, was Johannes XXIII schmerzlich in seinem Tagebuch bedauerte: "Ich bedauere und bemitleide jene, die sich in diesen Tagen unsäglichen Spielen hingeben"
"Ignosco et dimitto"

Aber in Washington ließ sich Kennedy von der Audienz des Papstes für Adzhubei inspirieren, um mit seinen Kollegen einen scherzhaften Toast auszubringen, der von Schlesinger in seinem Buch vollständig wiedergegeben wurde:

"Ich habe eine sehr ernste Ankündigung. Die Sowjetunion hat wieder einmal rücksichtslos eine provokative und außergewöhnliche Änderung des Status quo in einem Bereich in Angriff genommen, von dem sie genau weiß, daß er meiner Meinung nach eine besondere und historische Beziehung hat. Ich beziehe mich auf die absichtliche und plötzliche Entsendung von Herrn Adzhubei in den Vatikan. „Mir wurde gesagt, dass diese Verschwörung von einer Gruppe von Beratern Chruschtschows ausgearbeitet wurde, die alle von der Kirche exkommuniziert wurden. Es ist als „EX-COM“ bekannt. „Zuverlässige Flüchtlingsberichte haben uns auch darüber informiert, dass Hunderte von marxistischen Bibeln ausgeladen und in Höhlen im ganzen Vatikan versteckt werden. „Wir werden jetzt den Notfallplan zum Schutz der Vatikanstadt weiterverfolgen, der zuvor vom Nationalen Sicherheitsrat vorbereitet wurde. Der Plan ist als ‚VAT 69‘ bekannt.“

"Ich habe eine sehr ernste Ankündigung. Die Sowjetunion hat wieder einmal rücksichtslos eine provokative und außergewöhnliche Änderung des Status quo in einem Bereich in Angriff genommen, zu dem ich, wie sie genau weiß, eine besondere und historische Beziehung habe. Ich beziehe mich auf die absichtliche und plötzliche Entsendung von Herrn Adzhubei in den Vatikan.

"Mir wurde gesagt, daß diese Verschwörung von einer Gruppe von Beratern Chruschtschows ausgearbeitet wurde, die alle von der Kirche exkommuniziert wurden. Die ist als „EX-COM“ bekannt."

"Zuverlässige Flüchtlingsberichte haben uns auch darüber informiert, daß Hunderte marxistische Bibeln ausgeladen und in Höhlen im ganzen Vatikan versteckt werden."

"Wir werden jetzt den Notfallplan zum Schutz der Vatikanstadt weiterverfolgen, der zuvor vom Nationalen Sicherheitsrat vorbereitet wurde. Der Plan ist als ´ VAT 69‘ bekannt. 

Auf den mehr als 1000 sehr detaillierten Seiten in Schlesingers Buch über die 3 Jahre der PräsidentschaftKennedys ist die gerade zitierte Passage die einige, die sich auf den Vatican bezieht."

Quelle: S. Magister, Settimo Cielo

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