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Freitag, 24. März 2023

Fr. Hunwicke spricht...

bei liturgicalnotes heute über starke Frauen im Glauben und in Hymnen der Kirche...
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                                                        "STARKE FRAUEN"

Jetzt kommen diese lieblichen Hymnen der Passionszeit, die in der Liturgia Horarum für diese kommende Woche zugelassen sind, obwohl sie die Passionszeit offiziell abgeschafft hat. 

Nicht jeder Kleriker liebt es, eine mächtige und gut-vernetzte Mutter Oberin in seinem Bereich zu haben, besonders wenn sie dazu neigt, nach der Messe den Tag rein zufällig zu erwähnen: "Übrigens Pater, mein Freund der Kaiser von Konstantinopel schickt mir eine schöne große Reliquie des Wahren Kreuzes, Wollen Sie kommen? Könnten Sie für diese Gelegenheit ein oder zwei neue Hymnen zustande bringen? Aber ich scherze:  Venantius Fortunatus, der Bischof von Poitiers, der 609 starb. war zweifellos ebenso von der Aussicht begeistert auf eine so glanzvolle Reliquie war, wie die Hochwürdige und Königliche Lady, Äbtissin Radegunde selbst war.

Singe meiner Zunge den glorreichen Kampf, singe das Ende der Schlacht,
jetzt über dem Kreuz, der Trophäe, erklang der laute Trimph;
erzähle, wie Christus, der Erlöser der Welt, als Opfer den Sieg davontrug.

Welch ein wundervoller Ausdruck der Freude bei dem Gedanken an die Kreuzigung Jesu. Einige Leute pflegten zu sagen, daß nur die Orthodoxen die Wahrnehmung des Hl. Johannes wirklich verstehen, daß der Tod Jesu am Kreuz der große triumphale Augenblick seines Ruhms (doxa) ist. Aber diese Hymne (Pange lingua) und ihr Zwilling (Vexilla regis) , die von einem so westlichen Christen kommen, wie Venantius, beweisen, welch ein Unsinn  das ist. 

Triumphierend - ja- aber vor diesem Wort benutzt Venantius ein anderes: ein griechisches Wort- tropaion. Das bezieht sich auf das, was man nach dem Sieg in einer ruhmreichen Schlacht tat: zuerst fand man einen Baum; dann schnitt man seine Zweige ab; und man bekleidete ihn mit einer Rüstung, die man seinem geschlagenen Feind abgenommen hatte. Schlau von Venantius, das Kreuz  als Siegesbaum zu sehen und sauber zu denken, daß die teuflischen Mächte in der Niederlage entblößt werden. Als nächstes haben wir das lateinische Wort Triumph, das sich auf die ausgelassene Prozession nach Rom hinein nach einem Sieg bezieht: der Triumphator, sein Gesicht rot angemalt, so daß er wie Jupiter aussah, in seinem Streitwagen fahrend, während seine Legionen ihm folgten und sangen. An den Wagenrädern marschierten die Anführer des besiegten Feindes; in einem dunklen kleinen Keller auf dem Kapitolinischen Hügel standen sie vor einem entscheidenden Ende (Sie werden sich erinnern, daß Cleopatra sich nicht darauf freute, ihren letzten öffentlichen Auftritt so zu erleben). Und was die Soldaten sangen, war das triumphierende Lied haben sollten : io triumphe io triumphe. Venantius schlägt klar vor, daß wir Christen unsere eigenen Triumph-Lieder haben: immolatus vicerit; Das geopferte Opfer hat den Tag gewonnen. Ein Widerspruch in sich: Opfer endeten meist eher tot als ruhmreich. Oder man könnte es ein Paradoxon nennen; G. K. Chesterton hat zu Recht festgestellt, dass es nicht einfach ist, ein Christ zu sein, wenn man das Paradoxon nicht ertragen kann.

Das Metrum dieser Hymne verlangt nach einem Kommentar: ein trochäischer Tetrameter- katalektisch (viermal tumtytumty mit abgeschnittener Endsilbe). Interessant ist hier, daß dieses Metrum von Schriftstellern wie Menander in der Athener neue Komödie für Szenen verwendet wurde, die fast Slapstick sind – Aristoteles nannte es kordakikoteron oder "zu einer lebhaften Vulgarität neigend“*. Caesars Soldaten sangen in diesem Metrum ihre rituellen Flüche gegen ihn (um das Risiko zu vermeiden, daß die Götter Anstoß daran nahmen, während er im Triumph ritt). Ich frage mich, ob Venantius es wegen der fröhlichen Ausgelassenheit der Prozession gewählt hat, die den spektakulären Neuzugang der Äbtissin Radegunde in Poitiers begleitete. Römische Triumphzüge waren stürmisch bis zur Unordnung, die Soldaten hatten wahrscheinlich bereits reichlich Gebrauch von ihren Prämien gemacht. Ich behaupte nicht, dass Pange lingua geschrieben wurde, um eine betrunkene Orgie zu begleiten, aber ich wette, die Prozession, bei der es uraufgeführt wurde, nicht ganz die Art von steifem und stattlichem Ereignis hatte, die anglikanische religiöse Prozessionen im Freien normalerweise haben.

Das kann auch für einige dieser ersten Fronleichnamsprozessionen in Avignon gelten, nachdem einer meines Lieblingspäpste, Johannes XXII, ein Fest einrichtete und so der großen Hymne Gehör verschaffte, in der der Hl. Thomas von Aquin sich die ersten drei Worte des Venantius und sein Metrum geliehen hatte.

(Und ich frage mich, ob Prudentius ein bißchen getanzt hat, als er das Corde natus - auch in diesem Metrum- komponierte)

Sandbach hat 1973 gewschrieben, daß "solche Passagen in diesem Metrum sich von den begleitenden Jamben unterscheiden, aner nicht immer auf die gleiche Weise". In seiner 2013- Ausgabe von Samia schrieb Sommerstein "trochäische Tetrameter wurden ganz eindeutig sowohl für possenhafte Szenen (wie den letzten Teil des vorliegenden Aktes [Samia IV]) - als auch für Passagen von ungewöhnlicher Feierlichkeit (wie die Rede von Demeas in [Samia] 694-712 oder die von Knemon in Dyskolos 708-47) als geeignet erachtet. "

Quelle: liturgicalnots, Fr. J. Hunwicke

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