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Samstag, 25. März 2023

Vermächtnis eines sterbenden Priesters

Rorate Caeli veröffentlicht das spirituelle Testament von Pater Cyril Gordien, eines französischen Gemeindepriesters, der während sich während der Corona-Pandemie  den restriktiven Maßnahmen sowohl der Behörden als auch der Kirchenhierarchie widersetzte und seine Kirche geöffnet ließ, allein seinen liturgischen Dienst verrichtete, wofür er dann von seinem Diözesanbischof entlassen wurde. 
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"PATER CYRIL GORDIEN: "DAS SCHLIMMSTE IST, DURCH DIE HÄNDE DER KIRCHE ZU LEIDEN

Anläßlich der sehr bewegenden Beerdigung von Pater Cyril Gordien, einem Priester der Diözese von Paris, in der Kirche von Saint-Piere-de Montrouge, die am 20. März bis an die Grenze  gefüllt war, fanden alle Anwesenden, Gläubige (1700), Priester (150), Bischöfe (Ulrich, Aupetit, Rougé, Marssetm Verny) an ihrem Platz ein 36-Seiten starkes Pamphlet: Abbé Cyril Gordien "Mein spirituelles Testament: Ein Priester im Herzen des Leidens". Wir veröffentlichen hier Ausschnitte. (Dank an Paix Liturgique). 

Es gibt keinen Zweifel, daß Pater Gordien diese Seiten am Ende der Krankheit, die zu seinem Tod führte, mit der Absicht verfaßt hat, daß sie verteilt werden sollte, wie der Ton eines öffentlichen Zeugnisses zeigt. Es ist auch klar, daß die Organisatoren  der Zeremonie den Letzten Willen ihres Freundes erfüllen wollten, eine Art spirituellen und kirchlichen Schock durch die Veröffentlichung und Verteilung dieses Testaments zu provozieren. Es ist -nicht nur- aber besonders, der Schrei eines Priesters, der durch die Hände von Kirchenmännern gelitten hat. 

Pater Gordien wurde 1974 geboren und starb am 14. März 2023, bevor er seinen 49. Geburtstag erreichte, an einer katastrophalen Krebserkrankung, die im März 2022 ein Jahr zuvor diagnostiziert worden war.

Aus einer sehr katholischen Familie im Südwesten stammend, war er 2005 Priester in der Diözese Paris geworden und hatte in verschiedenen Ämtern gedient,-einschließlich als Hochschul-Kaplan (erst jüngst in Notre dame de France) als National-Kaplan für die Pfadfinder in Europa, verantwortlich für die Berufungen in der Diözese und schließlich als Pastor der Saint Dominique Gemeinde seit September 2019. 

Er trug die Soutane, wie eine gewisse Anzahl "junger“ Priester in der Diözese Paris und anderen Diözesen, und war bekannt für seine geistliche und sehr orthodoxe Predigt, und als Organisator der Ewigen Anbetung in seiner Pfarrei, Anhänger einer ehrfürchtigen Liturgie. Er feierte frei ad orientem in einer Kapelle seiner Kirche (woran die Zeichnung auf dem Umschlag des Beiheftes der Totenmesse erinnert), und mehr noch, weil er sich seit Traditionis Custodes darauf vorbereitete, mittwochs in Saint Dominique  eine traditionelle Messe für Jugendliche einzuführen  [Pater Gordien feierte regelmäßig die TLM und liebte sie sehr -Rorate]. Wie viele gleichgesinnte Priester in der Pariser Diözese auch profitierte er von der guten geistlichen Betreuung des Opus Dei, das Exerzitien und priesterliche Sitzungen für sie organisierte (außerdem war er Mitglied der Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz, die auf diese Weise äußerlich mit dem Opus Dei verbunden sind).

Sehr aufmerksam für priesterliche und religiöse Berufungen, war er von 2019 bis 2022 Diözesanbeauftragter für Berufungen, als er während der Vakanz des Pariser Sitzes nach dem Rücktritt von Bischof Aupetit über Nacht von Weihbischof Marset aus dem Amt entlassen wurde, mit Zustimmung des Administrators Bischof Pontier, ein sehr brutaler Schock für ihn - einen Monat vor der Diagnose seiner Krebserkankung. Es ist wahr, daß die priesterlichen Berufungen, die er dem Pariser Seminar brachte- das - wie in den meisten Diözesen- in einem Zustand signifikanter Abnahme war, sehr konservativer Natur waren, was den Diözesan-Autoritäten nicht gefiel, aber das trifft auf alle Fälle heute für die große Mehrheit der Berufungen zu, die in die Seminare Frankreichs kommen. 

Während der Covid-Krise hielt er sehr mutig seine Kirche offen und stellte sicher, daß er immer zugängliche Messen zelebrierte, was ihm einige Rückschläge mit der Hierarchie einbrachte- unter dem Vorwand, daß er sie sanitären Vorsichtsmaßnahmen nicht respektierte. Und man kann heute - zu seinem posthumen Ruhm- sagen, daß er sogar während der Periode, als sie skandalöserweise vom republikanischen Staat und der Katholischen Hierarchie verboten wurden, Hochzeiten zelebrierte. 

Fr. Cyril Gordien wurde so zu einer Symbolfigur für den "neuen Priester". Die große Menge, die an seinem -so klassischen wie möglich- Begräbnis teilnahmen, mit einem Kyrie ais der Requiem Messe und dem Römioschen Kanon, aber unglücklicherweise in Form einer Riesen-Feier fast aller anwesenden Priester- zeigt wie sehr Priester dieses Typs auf die Sensibilität antworten, die unter Katholiken dominant werden, die immer noch eine sichtbarere Militanz praktizieren, verbunden mit einer Familien-Moral. Verteidigern des Lebens, Anhängern eines doktrinal gesunden Predigens. 

Der bewegende Text, den er schrieb, ist der eines heiligen Priesters, der seinen priesterlichen Pflichten sehr verbunden war. Seine Bezugnahmen sind die eines Priesters seiner Sensibilität, Johannes Paul II und Benedikt XVI. Über Franziskus wird jedoch kein Wort gesagt, Er war ein  Anhänger von José Maria Escriva und dem Pfarrer von Ars und geprägt durch das Tagebuch eine Landpriesters von Bernanos, wie wir aus einem diskreten Zitat erfahren: "Dafür was ich leide, bete ich nicht genug" schreibt er mit Bezug auf den Curé de Torcy, der zum Curé von Ambricourt im Tagebuch sagt: "Du hast nicht genug gebetet, Für das, was du betest, leidest du zu viel, das denke ich

      MEIN SPIRITUELLES TESTAMENT- EIN PRIESTER IM HERZEN DES LEIDENS

 

Fr. Cyril Gordien

 

Spirituelle Reise   

Ich möchte mit diesen wenigen Zeilen einer Meditation mit einem großen Dank an unseren Herrn beginnen. Ja, ich danke meinem Gott für den Glauben, den ich als Kind empfangen habe, einen soliden und reinen Glauben, einen Glauben, der nie versagte- trotz der vielen Belastungen des Lebens, einen Glauben, den meine lieben Eltern mir in Treue und wahrer Liebe für die Kirche weitergaben. Ich danke dem Herrn für die eng verbundene Familie, in die ich geboren wurde und für all die Liebe, die meine Eltern und Brüder an mich verschwendeten. Ich hatte eine sehr glückliche Kindheit, gekennzeichnet durch das Beispiel, dasmein Vater mir gab, ein Beispiel der Selbsthingabe in seinem Beruf als Chirurg und der Treue in der religiösen Praxis. [...]


Ich danke dem Herrn, mich zum Priestertum berufen zu haben, mich, seinen unwürdigen Diener. Als ich diesen Ruf in der Tiefe meines Herzens fühlte, hat mich das mit unaussprechlicher Freude erfüllt und gleichzeitig mit einer Angst voller Respekt für den Herrn: mit mir, der ich mich so unwürdig fühle und unfähig, ein solches Amt anzunehmen und eine so große Mission? Mein Weg zum Priestertum im Seminar war sowohl freudig als auch schmerzlich. Freudig, wegen all der Gnade, die ich emnpfing, die mich immer in meiner Berufung bestärkt hat und wegen allem, was ich durch die Ausbildung empfing; schmerzlich auch, wegen der Prüfungen und Leiden, die aus der Kirche kommen. 


Ich habe diese Überzeugungen, die mich belebten, nie verraten, trotz der unvermeidlichen Verfolgungen. Ich habe immer widerstanden, gekämpft und gerungen, wenn ich fühlte, daß Lügen, Mittelmäßigkeit oder Perversität am Werk waren. Dafür bin ich geschlagen und bedrängt worden, aber ich bedaure mit Überzeugung diese Kämpfe nicht. Das Härteste ist durch die Hand der Kirche zu leiden. [...]

Nach zwei Jahren wurde ich in die Kapelle Unserer Lieben Frau des Gesegneten Sakraments in der Rue Cortambert berufen. Mein Apostolat war ganz den jungen Leuten gewidmet, sei es in den Hochschulen, in denen ich Kaplan war mit allen vorgegebenen Aktivitäten. Das waren glückliche Augenblicke voller Freude mitten unter allen diesen jungen Leuten, die nach einem wahren und anspruchsvollen Wort dürsteten. Unglücklicherweise habe ich nicht immer die erwartete Unterstützung der örtlichen Führung (Schwestern-Gemeinschaft, Pastoral-Rat...) bekommen und mußte eine ständige Blockade liturgischer und pastoraler Initiativen ertragen. So viele Schlachten, die geschlagen werden mußten!

Im September 2013 wurde ich für eine Nachbargemeinde , Unsere Liebe Frau der Himmelfahrt, ernannt, Damals, im April 2014 passierte die Gerson-Affäre, auf die ich nicht im Detail eingehen werde. Ich möchte einfach nur sagen, daß diese Affäre ohne Vorgabe von Eltern und Lehrern, die den relgiösen Impuls des Establishments nicht ertragen konnte. In diesem Kampf wurden wir weder von der Diözesan- Verwaltung unterstützt, die die Krise noch befeuerten,  noch von der Diözese. Ich bin nie konsultiert worden, um meine Meinung zu sagen oder wie ich die Sache von innen wahrgenommen habe. Es war eine anstrengende Krise, aber wir haben sie durch unsere Einigkeit und unsere Überzeugungen überwunden. Wieder sah ich, daß unsere Führer sich nicht um die Priester kümmerten.

Die sechs  Jahre, die ich in Himmelfahrt verbrachte, waren Jahre großen Glücks: ich war zutiefst glücklich in der Mission bei den jungen Leuten und wir waren uns mit den Priestern sehr einig, in einer freudigen und brüderlichen Atmosphäre. Es waren Jahre der Gnade. Ich danke insbesondere Fr. de Menthière, der für mich das Modell eines Gemeindepriesters und ein Freund war. Ich möchte hier sagen, wie wichtig priesterliche Freundschaft im Leben eines Priesters ist. Ich habe sehr gute Freunde seit den Seminarzeiten, die Priester sind, und wir treffen uns regelmäßig. Die Priesterliche Gesellschaft des Hl. Kreuzes, der ich angehöre, sichert mir auch die Unterstützung und Freundschaft vieler Priester zu.

Dann wurde ich im September 2019 zum Gemeindepriester von St. Dominique im XIV. Arrondissement berufen, das ich gut kannte, weil ich dort drei Jahre lang mit meinem Großvater an der Porte d´Orléans gelebt habe. Die erste Gemeinde als Priester: man liebt  seine Gemeinde, man bestaunt sie, man gibt sich ihr. Vielleicht habe ich die nötigen Veränderungen zu schnell unternommen, besonders die liturgischen, ohne mir genug Zeit genommen zu haben, sie zu erklären.

Dann kam die Corona-Krise. Im März 2020 -knapp sechs Monate nach meiner Ankunft- war das Leben paralysiert. Ich fand mich ganz allein im Presbyterium und in der Kirche, jeder hatte sich woanders hin begeben. Für mich ist offensichtlich: ich kann die Messe nicht allein feiern, mich einschließen, um mich selbst zu schützen...ich bin nicht für selbst Priester und enthalte den Gläubigen die Sakramente vor.  Ich beschloss, die Kirche den ganzen Tag über offen zu lassen und die Messe in der Kirche zu zelebrieren, zuvor das Gesegnete Sakrament auszusetzen, und mich für Beichten bereit zu halten. Ich habe das niemandem erzählt, aber die Gläubigen kamen von allein. Ich nehme diese Entscheidung voll und ganz auf mich und bedaure sie in keiner Weise. Einige Leute, die im Land in die Ferien fuhren, haben mir das aus der Ferne vorgeworfen. Andere - nach ihrer Rückkehr aus dem lock-down- haben mich stark angegriffen. Es ist leicht zu kritisieren, wenn man mehrere Wochen außerhalb von Paris in der Sonne verbracht hat. 

Diese Krise offenbart das Drama unsere Zeit: wir wollen unsere Körper schützen und unser Leben retten, sogar wenn das am Ende auf Kosten persönlicher Beziehungen und der Liebe geht. Wir wollen unsere Körper auf Kosten unserer Seelen retten. Was ist der Wert einer Gesellschaft, die der Gesundheit absolute Priorität beimißt, die Menschen in entsetzlicher Einsamkeit sterben läßt, sie der Gegenwart ihrer Liebsten beraubt? Was ist der Wert einer solchen Gesellschaft, die es unternimmt, die Verehrung Gottes zu verbieten?  [...]

Fortsetzung folgt...

Quelle: Rorate Caeli, Pater C. Gordien
 

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