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Dienstag, 11. Juli 2023

Das kommende Konsistorium bleibt Thema

Auch der Vaticanist A. Gagliarducci ist mit dem Thema "Konsistorium & die Ernennungen" noch nicht fertig und kommentiert heute bei Monday at the Vatican (obwohl heute schon Tuesday ist) speziell die angekündigten Bischofsernennungen. 
Hier geht´s zum Original:  klicken

"PAPST FRANZISKUS UND DAS (FEHLENDE) VERTRAUEN IN SEINE REVOLUTION" 

Mit einer Wahl, die die natürliche Folge der Ernennung von Erzbischof Victor Manuel Fernández zum Präfekten des Glaubensdicasteriums ist, hat Papst Franziskus Msgr. Michele di Tolve, Weihbischof von Rom, dazu bestimmt, das Römische Semiarium Major zu leiten und vor allem, die Ausbildung der Priester. Eine Aufgabe, sagt Papst Franziskus, die gemeinsam mit Bischof Baldassarre Reina, Vizeregent der Diözese Rom, ausgeübt werden muß, aber gleichzeitig bzgl. ihrer kritischsten Themen direkt dem Papst berichtet werden muß. 

Die Ernennung von Msgr. Di Tolve und das Ausmaß seiner neuen Befugnisse kamen am 5. Juli. Als am vergangenen 26. Mai die Bekanntgabe erfolgte, daß Di Tolve Weihbischof von Rom werden würde, war ihm keine Aufgabe zugeteilt worden. Jetzt hat er eine außerordentliche Aufgabe, weil es um die Ausbildung der Priester geht. 

In diesem Sinn steht die Ernennung in perfekter Kontinuität mit der von Erzbischof Fernandez für die Glaubenslehre. Der Papst hat Fernández mit dem Ziel ernannt- wie in einem Brief erklärt, den er zusammen mit der Ernennung dem Erzbischof erklärte- seine Idee einer Theologie weiter zu entwickeln, die sich im konstanten Dialog entwickelt, und die selten (wenn überhaupt) zur Verurteilung doktrinaler Irrtümer führt. Jetzt wählt er einen Priester, der aus Mailand gekommen ist, um die Ausbildung der Priester in seiner Diözese zu definieren und zeigt damit de facto den Weg an, der befolgt werden soll und den andere befolgen sollen. Kurz gesagt, nachdem er sich mit der Entwicklung der Lehre befaßt hat,  kümmert sich der Papst jetzt mit der Ausbildung der Priester und definiert schließlich, was schon seit einiger Zeit ein Paradigmenwechsel sein sollte.

Die Ernennung Di Tolves hinterläßt jedoch andere Gründe besonderer Wichtigkeit zum Nachdenken. Es ist eine typische Papst-Franziskus-Ernennung, weil es eine Persönlichkeit betrifft, die Papst wertschätzt und deren pastorales Engagement er anerkennt. Papst Franziskus ist Di Tolve begegnet, weil ein Cousin über ihn berichtete. Er hat bei den jungen Leuten Aufsehen erregt, Der Papst wollte sie treffen. Und im vergangenen März fand in der Paul VI -Halle ein Treffen zwischen dem Papst und den Gemeindemitgliedern von Rho statt, das im Hintergrund zur Bischofsernennung führte. 

Di Tolve war bereits zwischen 2010 und 2014  Rektor des Seminars in Mailand gewesen und hatte später eine andere Position eingenommen. Aber das war nur ein "plus" für Papst Franziskus, der wahrscheinlich nicht einmal nach den Gründen gefragt hat, warum Di Tolve auf einen anderen Posten ernannt wurde.

Der zweite Grund , warum das eine typische Papst-Franziskus-Ernennung ist, ist, daß der Papstihnzm Bischof ernannte. Wann immer der Papst einen "General auf dem Feld" will, oder jemanden, der ihm direkt berichtet, ernennt er ihn zum Bischof. Das ist sowohl aus finanziellen als auch rechtlichen Gründen erfolgt.  Der Episkopat scheint seine Stellung zu stärken, fast ein Treueband zum Papst und verliert so- de facto-viel von seinem sakramentalen Wert. Es ist aber interessant, diesen Schritt zur Kenntnis zu nehmen, weil Papst Franziskus derjenige ist, der Autorität an die kanonische Mission bindet, die der Papst sich selbst durch die Kurienreform zuerkannt hat.  Deshalb muß man einerseits nicht Bischof sein, um Autorität zu haben; andererseits ist es unzweifelhaft nötig. Bischof zu sein,  wenn man eine Aufgabe hat, über die direkt dem Papst berichtet werden muß. 


Das ist ein Zeichen, daß der Papst bischöfliche Kollegialität kennt und praktiziert. Nur tut er das niht immer und überall.

Der dritte Grund, aus dem die Ernennung Di Tolves für Papst Franziskus typisch ist, ist daß Di Tolve von außerhalb kommt. Er wird am 2. September im Mailänder Dom zum Bischof geweiht und unmittelbar darauf nach Rom gehen, sich zur Verfügung stellen und arbeiten. Mit der Ernennung Di Tolves und Badassarre Reinas als stellvertretende Manager  füllt Papst Franziskus die Kurie des Römischen Vikariates mit Priestern auf, die weder aus der Hauptstadt kommen, noch sie kennen. Für den Papst ist das wahrscheinlich ein Weg, die Hierarchien aufzubrechen,  - überraschend und durch das Einbringen neuer Menschen um eine Situation zu überwinden, die zersetzend wurde.  Oder- einfach-  es ist der Weg, einen "Zaun" um Kardinal Angelo de Donatis, den aktuellen Vikar des Papstes, zu errichten, den die Reform des Vikariates zum bloßen Weihbischof gemacht hat. De Donatis wiederum hat eine herzliche Beziehung zum Hl. Vater - trotz einiger Reibungen zwischen ihnen während Covid. Tatsache bleibt, daß der Papst, wenn er Erneuerung wünscht, sie von außerhalb holt, asu anderen Gegenden als den üblichen. 

Der vierte Grund für Di Tolves Nominierung ist typisch für Papst Franziskus betrifft eine Notiz in der letzten Zeile des Dekrets, die betont, daß Di Torre aus komplexeren Gründen, ihm direkt berichten werden muß. Allgemein gesagt, will der Papst bei allem das letzte Wort haben und sich um die Frage der Ausbildung selbst kümmern will. 

Schließlich ist die Ernennung auf einer Linie mit denen von Papst Franziskus, weil es der erste Bischof-Rektor des Seminars der Diözese Rom sein wird, der nicht als Intellektueller anerkannt oder wegen  größerer Veröffentlichungen anerkannt ist und das ist es was der Papst will: Hirten, damit die Ausbildung ganz pastoral und missionarisch ist. 

Mit dieser  Ernennung vervollständigt Papst Franziskus das Bild der Reform des Vikariates von Rom, aber vor allem, fügt sie ein weiteres Stück dessen hinzu. wie er das Team haben will, wenn er gegangen ist. Sie ist also ein weiterer Schritt um sein Erbe zu sichern. 

Wir sehen uns allerdings einem unsicheren Erbe gegenüber. Papst Franziskus bindet alles an seine Person; er will, daß ihm alles berichtet wird; er will, daß seine Rolle als Papst voll anerkannt wird und niemand kann etwas anderes machen, Indem er das tut, zeigt er, daß er nicht eine wahre Umkehr der Herzen erreicht hat, sondern sein Vision auferlegen will, nachdem er sie in den vergangenen Jahren nicht voranbringen konnte. Die allgemeine Entschuldigung ist, daß es Widerstand gegen sein Pontifikat gibt. Der Punkt ist, daß kein Pontifikat aus dem Nichts kommt und daß jeder Papst, um ganz anerkannt zu werden, sich für seine Änderungen rechtfertigen muß. 

Es genügt nicht, das Image der Kirche zu revolutionieren. Es genügt nicht, ihre Strukturen zu ändern. Es genügt nicht, zu versuchen, die Ketten der Korruption - wirkliche oder angenommene- zu zerbrechen. Am Ende ist es wichtig, die Kirche als Institution auf eine tiefe Weise zu  verstehen und zu lieben, die es uns ermöglicht heiter in die Zukunft zu blicken. Indem er sein Erbe sichert, zeigt Papst Franziskus endgültig, daß er kein Vertrauen in seine Revolution und ihre Auswirkungen hat. Er weiß, daß er nicht alle Herzen erobert hat. Dieses Pontifikat war durch die Anwesenheit von Revolutionswächtern charakterisiert, fähig jeden kritischen Standpunkt als "anti-päpstlich" zu brandmarken, sogar wenn dieser Standpunkt relativ gemäßigt war und eher Fragen aufwarf als die Autorität des Papstes zu bestreiten. 

Wir erwarten jetzt ein neues Konsistorium am Ende des Jahres, und wissen schon daß Papst Franziskus es gänzlich nach seinen Kriterien planen wird, wie es bisher der Fall war. Vorhergehende Päpste- die in der Lage waren, persönlich zu entscheiden- haben immer an eine Kirche gedacht, bei der viele Kräfte im Gleichgewicht waren. Die Kardinäle Danneels, Martini und Kasper waren in der Tat keine Kardinäle auf der Linie von Papst Johannes Paul II. Dennoch wählte Johannes Paul II sie und macht sie zu Kardinälen, weil er wußte, daß sie eventuell für bestimmte Situationen brauchen würde. Er wollte eine Kirche, in der alle Positionen repräsentiert werden konnten und in der es ein Gleichgewicht der Ideen gab. Zuletzt war der Papst für die Synthese und die Garantie der Einheit der Kirche verantwortlich.

Papst Franziskus argumentiert anders. Das Papsttum ist missionarisch; es muß an der Peripherie bleiben und eher auf Beziehungen als auf der Garantie der Einheit basieren. Und deshalb  braucht er, um die Kohärenz zu wahren, Bischöfe und Kardinäle, die auf seiner Linie sind. Um ein dennoch ein Gleichgewicht zu haben, hat er einen synodalen Prozess kreiert, um eine Diskussion  zuzulassen, die jedem erlaubt, sich zugehörig zu fühlen. 

Das ist eine andere Revolution, die das Gleichgewicht zwischen unterschiedlichen Positionen sucht. Dennoch scheint es auf die Legitimierung der Rolle des Papstes abzuzielen, der am Ende dazu tendiert, alles zu zentralisieren. Die Frage, die bleibt ist: wie lange wird das alles dauern?"

Quelle: A. Gagliarducci, Monday at the Vatican 

 

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