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Donnerstag, 6. Juli 2023

Jesus Christus kommt im Arbeitsdokument der kommenden Synode kaum vor

George Weigel veröffentlicht bei  firstthings einen Kommentar zum Arbeitsdokument für die kommende Synode und weist auf die starke Selbstbezogenheit auf die Kirche als Institution im IL hin. Hier geht´s zum Original: klicken

"SYNODE 2023:  UMKEHRUNG DES II. VATICANISCHEN KONZILS?" 

Die ersten Worte der Dogmatischen Konstitution des II. Vaticanischen Konzils für die Kirche - eines der beiden wichtigsten Konzilstexte- signalisiert eine entscheidende Entwicklung im Selbstverständnis der Kirche. 

Anstatt mit einer Überlegung über die Natur der Kirche mit "Die Katholische Kirche ist..." zu beginnen, beschlossen die Konzils-Väter mit einem kühnen Bekenntnis des Katholischen Glaubens zu beginnen: "Christus ist das Licht der Völker"  wonach der Eröffnungssatz der dogmatischen Konstitution, die Kirche der Erfüllung des Großen Auftrags des Hl. Matthäus (28:19-20) das Licht Christi "jedem Geschöpf" zu bringen. Mit diesem Eröffnungssatz wurde der Übergang vom institutionell fokussierten, ekklesiozentrischen Katholizismus der Gegenrevolution zu dem was Johannes Paul II die Neu-Evangelisierung genannt hätte, beschleunigt.

Als Antwort auf die Angriffe, die zuerst von den verschiedenen Protestantischen Reformationen des 16. Jahrhunderts und dann von den neuen europäischen Nationalismen, die im späten 18. und im 19. Jahrhundert erhoben wurden, fing der Katholizismus an, sich selbst in primär legalen Begriffen zu verstehen und zu beschreiben. Die Kirche war die "perfekte Gesellschaft" -  im Besitz der ganzen Autorität, sich selbst zu regieren und von ihrem göttlichen Gründer mit den dafür nötigen Mitteln ausgestattet.  Dieses Konzept der "Kirche als Bastion" gegenüber der Welt fehlte es nicht an missionarischer Energie, wie die Missionierung der Amerikas und von Teilen Afrikas und Asiens zeigen. Aber das Modell der "perfekten Gesellschaft" suggerierte, daß wir eher dem Herrn durch die Kirche - dadurch daß wir Katholiken wurden - begegnen als daß wir Christus begegnen und durch diese Begegnung in die Kirche aufgenommen werden. 

Gemeinsam mit den kreativsten Theologen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts verstanden die Väter des II.Vaticanischen Konzils, daß diese Überbetonung der Kirche als Institution in einer modernen, allen traditionellen Autoritäten gegenüber mißtrauischen Welt -für die Evangelisierung nicht effektiv war.  Indem sie also die Dogmatische Konstitution der Kirche entwickelten, folgten die Konzilsväter dem Vorgehen Papst Pius XII ( der die Kirche in primär spirituellen Ausdrücken als "Mystischen Leib Christi" beschrieb) und den Theologen, die die intellektuelle und spirituellen Reichtümer der Kirchenväter des 1. Jahrtausends wieder entdeckten und die Kirche in biblischen und christus-zentrischen  Bildern zeichneten: Die Kirche ist der "Schafstall" und ihr Volk die "Herde", die vom Guten Hirten gehütet wird; die Kirche ist das "bestellte Feld", vom Herrn gepflügt und ein göttlich gepflanzter "Weinberg", in dem Christus selbst der wahre Weinstock ist; die Kirche ist der heilige Tempel, der "Aufenthaltsort  Gottes" unter uns"; die Kirche ist die "makellose Braut" des makellosen Lammes Gottes, des gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus. 


Diese Wiederentdeckung der biblischen und patristischen Christus-zentriertheit ist einer der Gründe, aus denen die lebendigen Teile der Weltkirche heute evangelisierend fruchtbar sind: sie bieten die Freundschaft mit Jesus Christus, dem inkarnierten Sohn Gottes an. Und durch diese Begegnung wurden die Bekehrten und Getauften (oder in einigen Fällen die Getauften und später wirklich Bekehrten) eine Gemeinschaft von Missions-Jüngern.  

Die reiche biblische, christozentrische Theologie der Kirche des II.Vaticanischen Konzils ist bemerkenswert abwesend im Arbeitsdokument ( das Instrumentum Laboris, oder IL) für die Synodalitäts-Synode, die in Rom im Oktober zusammen kommt. 

Die gute Leute von Aleteia haben am IL einen Wort-Scan ausgeführt und berichten über einige sprechende Resultate.  Im IL erscheinen die Worte "Kirche" und "kirchlich" 484 mal; "Synode", "synodal" und "Synodalität" 342 mal; "Mission" und "missionarisch" werden 142 benutzt, "Prozess" wird 87 mal benutzt. 

Im Gegensatz dazu erscheint "Jesus" 14 mal und "Christus" 35 mal.

Zu Beginn seines Pontifikats warnte Papst Franziskus die Kirche vor der „Selbstreferenzialität“ – davor, immer von uns selbst zu reden –, die der Papst zu Recht als Hindernis dafür bezeichnete, Christus, das Licht der Nationen, in die Welt zu bringen. Doch der weltweite Synodalprozess seit 2021 war eine kolossale Übung der Selbstreferenzialität, wie die Wortzahl der IL der Synode 2023 (die diesen Prozess zusammenfasst) unmissverständlich deutlich macht. Das Gleiche gilt für den deutschen „Synodalen Weg“, auf dem viel Zeit, Energie und Geld aufgewendet wurde, um Aspekte des katholischen Glaubens und der katholischen Praxis zu diskutieren, die in der heutigen westlichen Kultur zugegebenermaßen eine Herausforderung darstellen, sich aber nicht ändern werden, weil sie Teil des depositum fidei sind. Welchem evangelischen Zweck wird es dienen, mehr auf die laut IL vorgeschlagenen identischen Anfechtungen auf der Synode 2023 " zu hören" ? Wie bringt irgendetwas davon das Licht Christi zu den Nationen?

Die Synodenversammlung im Oktober muss die Synode vor ihrem Arbeitsdokument retten. Dies geschah in den Jahren 2014, 2015 und 2018. Das kann und sollte in Treue zum Geist und Buchstaben des Zweiten Vatikanischen Konzils erneut geschehen."

Quelle: G. Weigel, firstthings

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