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Sonntag, 10. September 2023

Fr. Hunwicke spricht...

bei liturgicalnotes heute in einer weiteren Fortsetzung über die Mißverständnisse bei der Übersetzung der Eröffnungsrede von Papst Johannes XXIII für das II.Vaticanische Konzil.
Hier geht´s zum  Original: klicken

                               "ENTWICKLUNG" (6)

Noch einmal, dieser Satz, den Hl.Papst Johannes XXIII in seiner Eröffnungsansprache benutzte, aber das damals in der englischen Übersetzung falsch übersetzt wurde (der Fehler überlebte bis in die Abbott-Übersetzung der Konzilstexte). Diese selben Worte, die auch von Benedikt XVI in seiner sehr wichtigen Ansprache an die Römische Kurie benutzte, in der er seine Hermeneutik der Kontinuität darlegte (der englische Übersetzer machte daraus einen Fehlschlag weil er die Abbott-Übersetzung der Konzilstexte für richtig hielt). Hier ist der Satz

                                                    EODEM SENSU EADEMQUE SENTENTIA.

Er bedeutet: 

                                              MIT DEM SELBEN SINN UND DER SELBEN BEDEUTUNG  

Auf welche Weise auch immer der Glaube ausgedrückt wird, wie neu auch immer seiner  Präsentation ist; was auch immer die theologischen Feinheiten und Entwicklungen als Gaben der Jahrhunderte sein mögen....es muß immer eine Formulierung mit dem selben Sinn und der selben Meinung sein. 

Um klar zu sein, diese Worte haben irritiert...und irritiert jene, die das II. Vaticanum als grundlegenden Bruch mit der Vergangenheit sehen.  Dieser Satz macht klar, daß die Katholische Lehre unveränderlich ist- sogar auch, wenn das Verständnis der Kirche ihres Erbes immer reifer wird.. Eodem sensu eademque sententia ist ein rotes Tuch für jeden irrenden und heterodoxen Bullen. Woher kommt er? Welches lehramtliche Gewicht hat er im Lauf der Jahrhunderte gewonnen? Was bedeutet er in der gegenwärtigen Krise?

Oft wird diese elegante und lapidare Bestätigung der Kontinuität und Identität innerhalb der Katholischen Tradition dem Hl.Vincent von Lerins zugeschrieben. Weniger oft weisen Leute darauf hin, daß er ihn vom Hl. Paulus zu haben scheint. Wir sollten besser auf die Worte des Hl. Paulus und ihre Kontext schauen. Und vergessen Sie nicht, daß die Hl. Schrift Worte des Lehramtes und der Autorität im Überfluss besitzt. 

Angesichts des Gefühls der Dringlichkeit, das der Mann aus Tarsus verspürte, der gesamten oikoumene das Evangelium zu predigen, ist es kaum überraschend, daß er wiederholt Informationen bekam, daß es eine Krise in einer unvollkommen geformten Kirche gab, die er gerade erst verlassen hatte. So war es zweifellos mit einem Gefühl des deja vu als er sich hinsetzte, um einen Brief an seine Korinthischen Bekehrten zu diktieren in der Hoffnung damit den Schaden zu beheben, der ihm durch Chloes Leute berichtet worden war. Er beschwört sie - dia tou onomatos tou Kyrious hemon Iesou Christou  (beachten Sie sein ausdrückliches Bestehen auf sein Apostolisches Lehramt : durch die "Autorität im Namen des Herren") , um "sagt alle das selbe, ihr alle"; um Schismata zu vermeiden und "alle im gleichen Geist und im gleichen Urteil vereinigt [katerismenoi] zu sein.  Der heilige Vinzenz las dies in seiner lateinischen Bibel als „eodem sensu eademque sententia“; Paulus hatte „En toi autoi noi kai en tei autei gnomei“ geschrieben.

Der Hl. Paulus drängt die Korinther zu einer "synchronen" Einheit. Das ist keine vage, pluralistische Einheit, in der unterschiedliche, sogar widersprüchliche Aussagen "im Grunde“ als gleichbedeutend beurteilt werden können. Er besteht auf, auto legete pantes - lest das alle. Er fordert eine Einheit, die sich in der verbalen Identität manifestiert. Und für eine nachfolgende christliche Generation wird die diachrone Einheit – "vertikal“ entlang der Kirchengeschichte – ebenso wichtig sein wie die "horizontale“ Einheit innerhalb der universalen christlichen Gemeinschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt. Daher hat der heilige Vinzenz von Lerins den Bezug des Ausdrucks sehr treffend erweitert, so daß er die Entwicklung der christlichen Lehre von Generation zu Generation beschreibt. Aber das hört nie auf, auch seinen ursprünglichen paulinischen synchronen Bezug beizubehalten; in der Homilie 9 des Origenes (die in der Liturgia Horarum als Lesung für das Hochfest der Einweihung einer Kirche enthalten ist); und zuletzt, als Paul VI. in Humanae vitae treffend 1. Korinther 1,10 zitierte.

In seinem synchronen Sinne (alle Christen sollten jetzt dasselbe sagen) ist es ein starkes Gegenmittel gegen jeglichen Unsinn, gebildete Deutsche hätten einen differenzierteren Glauben als ungebildete und abergläubische Afrikaner. Im diachronen Sinne (alle Christen aller Zeiten sollten dasselbe sagen) hat es eine lange und wichtige dogmatische Geschichte."

Wird fortgesetzt...

Quelle: litrugicalnotes, Fr. J. Hunwicke

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