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Montag, 13. November 2023

Über die Zukunft des aktuellen Pontifikates

Andrea Gagliarducci kommentiert bei Monday at the Vatican Synodalitäts-Synoden und die Zukunft des aktuellen Problem-Pontifikates. Hier geht s zum Original: klicken

PAPST FRANZISKUS - WAS WIRD AUS SEINEM PONTIFIKAT ?

Unter den Mitgliedern der zweiten Stufe der Bischofssynode, die im kommenden Oktober stattfinden wird, sollen mehr Theologen und Kanonisten sein. Das sagte Kardinal Matteo Zuppi während eines Treffens in Bologna anlässlich des vierzigjährigen Jubiläums der Verkündung des Codex des kanonischen Rechts, und das ist eine interessante Tatsache. Nach einer Synode, die zu einem besonders kontroversen Text führte, der 1215 Mal geändert wurde, denken wir an eine Synode, bei der die Experten aufgerufen werden, den Texten Form und Substanz zu verleihen, die dann am Ende der Sitzung veröffentlicht werden.

Es gab eine Zeit in der die Nachricht, daß mehr Kirchenrechtler und Theologen dabei sein werden, mit Optimismus begrüßt worden wäre, weil das letztendlich eine gute Nachricht ist. Es ist nötig, die Entscheidungen der Kirche mit dem juristischen und theologischen Corpus zu harmonisieren, damit die Entscheidungen Sinn machen. Dennoch verursachen die selben Neuigkeiten einige Sorgen, Und mit dieser Sorge verstehen wir, wie Franziskus Pontifikat wahrgenommen wird.

In diesen zehn Jahren ist Papst Franziskus ein starker Gesetzgeber-Papst gewesen. Er hat 48 motu proprio, etliche Apostolische Briefe, verschiedene Appelle promulgiert und Gesetze abgeschafft -durch das, was er "Reform-Prozess".nennt. Zur gleichen Zeit hat Papst Franziskus -mit jedem Paradigmen-Wechsel- eine theologische oder historische Rechtfertigung gefunden, Sätze oder Entscheidungen aus vergangenen Kontexten extrapoliert, um eine Kontinuität zwischen seinen Entscheidungen und jenen, die zuvor bestanden zu demonstrieren, um zu zeigen, da seine Theologie kein Bruch mit der Vergangenheit ist.

Das geschah z.B.im Brief an die Priester der Diözese Rom vom vergangenen August, als er die Gedanken des großen französischen Theologen de Lubac, indem er einige Teile übernahm und andere nicht in Betracht zog. Aber es gibt mehr Beispiele dieser Art, wie die Vereinfachung des Themas der Verurteilung der Sklaverei durch die Kirche bis zu dieser Sorgen um die Kurienreform, die oft mit einem Witz über die Effektivität der Kurie selbst abgetan wurde.

Diese Vereinfachung findet man jetzt in den Responsa von Kardinal Victor Manuel Fernandez, Präfekt des Glaubensdikasteriums geschickt wurden. Die Idee ist, die Glaubenswahrheiten in der Sprache eines Kolloquiums wiederzugeben. Dennoch bleibt eine gewisse Mehrdeutigkeit, so sehr, da die Dubia zweimal geschickt wurden, weil die ersten Antworten als nicht zufriedenstellend angesehen wurden.

Vereinfachung antwortet auf die Notwendigkeit direkt zum Volk zu sprechen. In den 10 Jahren des Pontifikates hat Papst Franziskus die "Zwischen-Gremien" eliminiert. Es gibt nicht länger eine Elite von Mitarbeitern, Managern, Vatican-Mitarbeitern und Kardinälen, bereit dem Papst zu helfen oder in den problematischsten Situationen als Filter zu dienen.


Da ist der Papst und dann ist da das Volk. Die Kurie ist marginalisiert, wird benutzt, wenn sie bei  Treffen der Dicasterien den Gedanken von Kollegialität hervorrufen soll und sonst ihrem Schicksal überlassen. Der Papst hat Leute, denen er zuhört, auch wenn er dann direkt entscheidet.  Er wollte, daß ein Kardinals-Rat an seiner Seite die Kurienreform durchführen und ihm bei der Leitung der Kirche  helfen sollte. In diesen 10 Jahren aber hat das Leben die Vorschläge des Rates oft überholt.  

Deshalb hat Papst Franziskus die Institution Kirche dekonstruiert - dabei einige Strukturen am Leben erhalten, sie aber geschwächt. Ein Beispiel dafür ist das, was mit dem Staatssekretariat passierte, das mit den Jahren Kompetenzen und die finanzielle Autonomie verlor und sich selbst in ein "Päpstliches Sekretariat" verwandelte.

Wenn das Volk für den Papst der erste Kontaktpunkt ist, wenn es keine Elite gibt,  muss der Papst selbst alle Entscheidungen treffen. Papst Franziskus ist ein Papst, der sich im Mikromanagement wiederfindet, der immer informiert werden will, der alles wissen will. Er ist ein Papst, der es vorzieht, eher zu den Leuten auf der Straße als zu den Kardinälen zu sprechen, weil von ersteren mehr über die Situation in der Kirche erfährt und da Korrekturen machen will.

Die Frage ist aber weitergehend. Wie sollen Kardinäle  und Mitarbeiter Teil einer Regierung sein und wie sollen sie helfen, wenn sie nicht konsultiert werden. Ein Pontifikat, das die Zwischen-Gremien abschafft, zwingt den Papst zur anstrengenden, ständigen und fortgesetzten Arbeit der Differenzierung selbst bei Themen, von denen er nichts versteht, aber auch die Zukunft der Kirchen-Institutionen auf s  Spiel setzt. 

Ausserdem kann ein Papst, der die Zwischen....entfernt kaum Entscheidungen treffen,  die nicht durch persönliche Emotionen diktiert werden. Das funktioniert auf der Ebene der Regierung und auf der Ebene der Ideen. Deshalb ruft die Ankündigung, daß bei der nächsten Synode mehr Theologen und Kirchenrechtler sein werden, Sorgen bereitet. Das Problem liegt nicht so sehr im Profil der Leute, die gewählt werden, sondern daß sie nach ihrem ideologischen Zugang gewählt werden. 

Es fällt mir sofort ein, dass diejenigen ausgewählt werden, die in der Lage sein werden, die Ideen des Papstes voranzutreiben und das zu überwinden, was Kardinal Jean-Claude Hollerich, Generalsprecher der Synode, "Widerstand“ nannte.

Das Risiko, da wir uns nicht einer Debatte gegenüber sehen sondern der Suche nach einem Interpretations-Rahmenwerk wiederfinden, dass die Entscheidungen und .... des Papstes rechtfertigen. Eine erste Warnung davor kann mit der Ernennung von Victor Emanuel Fernandez zum Präfekten der Glaubenslehre und dann mit seiner Kardinalskreierung, Fernandez hat sich in den vergangen Monaten ein theologisches Rahmenwerk zu den Entscheidungen des Papstes - selbst den kontroversesten, die de facto der kulturellen Revolution grünes Licht geben, die Papst Franziskus dann mit der Reform des Päpstlichen Akademie der Theologie konkretisiert hat, die dann nichts anderes tat, als sich auf die Pastoralkonstitution Veritatis Gaudium über die päpstlichen Fakultäten zu stützen.

Der Mangel – oder die Nichtberücksichtigung – einer herrschenden Klasse führt zu Entscheidungen, die manchmal das Risiko eingehen, der langen Welle der öffentlichen Meinung zu folgen (wie es geschah, als der Papst seine Meinung über den Umgang mit der Problematik der Missbräuche in Chile änderte). Die institutionelle Organisation ist gefährdet, weil Papst Franziskus sie nicht von innen heraus reformiert, sondern nach der Methode der Kommissionen und Kommissare, die seit Beginn seines Pontifikats eingesetzt wurden.

Die nächste Bischofssynode wird somit zu einem wesentlichen Test, um zu verstehen, in welche Richtung das Pontifikat gegangen ist. Die Entscheidungen des Papstes werden viel über die Kirche aussagen, die er seinem Nachfolger hinterlassen möchte. Er wird zwei Möglichkeiten haben: die Zwischen-Gremien weiter zerstören oder alles wieder aufbauen."

Quelle: A.Gagliarducci, Monday at the Vatican

 

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