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Donnerstag, 28. Dezember 2023

Über das Charisma der päpstlichen Unfehlbarkeit

Dr. John Joy  setzt sich im Hinblick auf das aktuelle Lehramt bei  OnePeterFive mit 
dem Unfehlbarkeits-Dogma und seiner Anwendbarkeit auseinander.
Hier geht s zum Original:  klicken

"GIBT ES EIN UNFEHLBAR SICHERES CHARISMA ?

Wie wir wissen, sind die Päpste unter bestimmten Bedingungen unfehlbar.
Laut dem II. Vaticanischen Konzil ist der Römische Pontifex unfehlbar, wenn
er "als oberster Hirte und Lehrer aller Gläubigen, der seine  Brüder im Glauben
bestärkt, durch bestimmte Handlungen eine Lehre oder Glaubens- oder Moral-
Doktrin. Aber welcher Teil der päpstlichen Lehre fällt nicht unter diese Bedin-
gungen? Mit anderen Worten, was ist mit der nicht-autoritären Lehre des
authentischen päpstlichen Lehramtes? 

Ich habe an anderer Stelle argumentiert, daß eine solche Lehre nicht unfehl-
bar ist und also gelegentlich Irrtümer in Dingen des Glaubens und der Moral 
beinhalten kann. Aber was würde das bedeuten? Manche Theologen haben
die These vorgebracht, daß der Heilige Geist -auch wenn er nicht definitive 
(oder auch nur authentische) päpstliche Lehre vor allen Arten von Irrtümern 
beschützt ( die dann nicht unfehlbar wahr wären), er ihn doch daran, hindert,
irgendetwas zu tun, das zu akzeptieren für die Seelen schädlich wäre (daher
wäre das unfehlbar sicher). Mit anderen Worten - der Papst kann gemäß der 
"unfehlbar sicheren" These in seinem nicht-unfehlbaren Lehramt einige Irrtümer
lehren, aber keine gefährlichen.

Was würde durch diese Sichtweise ausgeschlossen? Sicher wären Häresien in 
Fragen der Lehre ausserhalb der Unfehlbarkeitslehre außer Frage. Dann wäre
kein Papst je in der Lage eine Häresie zu lehren, die gefährlichste Form des 
Irrtums.  Anhänger dieser Sichtweise könnten zugeben, daß ein Papst persön-
lich an eine Ketzerei  glauben kann, oder sie als privater Theologe sogar lehren
kann, aber sie würden notwendigerweise verneinen, da er in seinem
authentischen Lehramt je eine Häresie lehren könnte. 

Was sonst? Jede Lehre, die einer vorbestehenden unfehlbar gelehrten Katho-
lischen Doktrin widerspricht, wäre ebenso ausgeschlossen, weil es für einen
Katholiken nie sicher sein könne, eine Doktrin zu leugnen, die er zuvor akzep-
tieren musste. 


Was kann zugunsten dieses Gesichtspunktes gesagt
werden?

Erstens sollten wir zugeben, daß die unfehlbare Sicherheitsthese als Argument
der Angemessenheit zunächst Anklang findet und plausibel ist.
Es würde den Katholiken sicherlich das Leben erleichtern, wenn wir einfach alles akzeptieren könnten, was jeder Papst lehrt, ohne Angst vor gefährlichen Fehlern haben zu müssen. Und wenn der Papst der Fels des Glaubens und das Zentrum der Ein- heit der Kirche sein soll, warum sollte Gott ihn dann nicht mehr ins ^^einer Lehre vor noch mehr Irrtümern bewahren? Wäre es nicht besser, wenn die Päpste ^mehr unfehlbar wären als weniger?
Wenn wir jedoch in den Dokumenten des Lehramtes nach Belegen für diese These
suchen, finden wir nicht viel.
Allerdings sprach Papst Johannes Paul II. von einem Charisma der göttlichen Hilfe, das sich über die unfehlbare Lehre des Papstes hinaus auf sein gesamtes Lehramt erstreckt. In einer Generalaudienz am 24. März 1993 sagte er: "Neben dieser Unfehlbarkeit der Ex-cathedra-Definitionen gibt es das Charisma des Beistands des Heiligen Geistes, der Petrus und seinen Nach- folgern versprochen wurde, damit sie in Fragen des Glaubens und der Moral keinen Fehler machen.“ Das wirft vielmehr ein großes Licht auf das christliche Volk. Dieses Charisma ist nicht auf Ausnahmefälle beschränkt, sondern umfasst in unterschiedlichem Maße die gesamte Ausübung des Lehramtes. Allerdings macht Johannes Paul II. in derselben Generalaudienz auch deutlich, daß er dieses Charisma nicht als eine Art Unfehlbarkeit verstehen will, denn er sagt ausdrücklich, daß der Papst „nur dann unfehlbar ist, wenn er ex cathedra spricht“ Wenn der Unterschied zwischen definitiver und nicht-definitiver päpst- licher Lehre lediglich in einer Unterscheidung zwischen Arten der Unfehlbarkeit bestünde (d. h. "unfehlbar wahr“ vs. "unfehlbar sicher“), wäre es seltsam, wenn Lehren vermeintlich unfehlbar sicher“ wären ohne jede Einschränkung einfach als "nicht unfehlbar“ beschrieben werden. Doch so beschrieb es Papst Johannes Paul II. in einer Ansprache an die Bischöfe der Vereinigten Staaten: "Die unfehlbaren Aus- drucksformen des authentischen Lehramtes der Kirche sollten mit religiöser Un- terwerfung des Geistes und Willens angenommen werden.“ Auch in den offiziellen Notizen der Theologischen Kommission des Zweiten Vatikanischen Konzils wird der Begriff "nicht unfehlbar“ ohne Einschränkung verwendet, um diese Art von Lehre zu beschreiben. Die Instruktion der Kongregation für die Glaubenslehre Donum Veritatis ist ein weiterer lehramtlicher Text, der von einem "göttlichen Beistand“ spricht, der "lehramtliche Entscheidungen in Fragen der Disziplin“ leiten soll, auch wenn sie nicht durch das Charisma der Unfehlbarkeit garantiert sind " Ein solcher Text ist jedoch alles andere als schlüssig, weil er leicht als Behauptung einer besonderen Gnade verstanden werden kann, die die Kirche eher vor häufigen Fehlern bei der Ausübung des authentischen Lehramts als vor gefährlichen Fehlern schützt. Wie Donum Veritatis selbst weiter sagt: "Es widerspräche der Wahrheit, wenn man ausgehend von einigen Einzelfällen zu dem Schluss käme, daß das Lehramt der Kirche sich in seinen klugen Urteilen ständig irren kann oder daß< es sich nicht der Göttlichkeit Unterstützung bei der ganzheitlichen Ausübung seiner Mission erfreut.“ Schließlich gibt es Unterstützung für die unfehlbare Sicherheitsthese in der theo- logischen Tradition, die auf so bedeutende Theologen wie Johann Franzelin und Louis Billot im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zurückgeht. Obwohl sie gute Scholastiker waren, würden sie sicherlich darauf bestehen, daß die Argumente für und gegen die These anhand ihrer eigenen Verdienste bewertet werden und nicht unter Berufung auf ihre Autorität als Theologen.
Widersprüche gegen die Idee der "unfehlbaren Sicherheit" Was finden wir heraus, wenn wir die Argumente untersuchen Es gibt eine Anzahl von ernsthaften EInwänden gegen diese These, die ich über- zeugend finde (oder sogar schlüssig). Erstens postuliert die These zwangsläufig eine Unterscheidung zwischen Fehlern, deren Annahme gefährlich ist, und Fehlern, deren Annahme sicher ist. Aber wie kann man in Fragen des Glaubens und der Moral überhaupt Fehler begehen? Daß einige Fehler gefährlicher sind als andere, lässt sich leicht zu- geben, aber daß einige Fehler sicher sind? Das ist schwer zu akzeptieren. Vermutlich liegt der Grund dafür, dass sich Päpste und Konzilien in vergan- genen Jahrhunderten die Mühe gemacht haben, Vorschläge, die nicht ketzerisch waren, sondern lediglich "für fromme Ohren beleidigend“, "bösartig klingend“, "geheimnisvoll“ usw. waren, feierlich zu verurteilen, darin, daß sie glaubte, daß selbst solche geringfügigen Abweichungen von der korrekten Lehre eine Gefahr für die Gläubigen darstellten. Zweitens ist es überhaupt nicht einfach, die Idee der unfehlbaren Sicherheit mit dem historischen Fall von Papst Honorius (reg. 625–638) in Einklang zu bringen, der von einer ganzen Reihe ökumenischer Konzilien (Konstantinopel III., Nicäa II. Konstantinopel IV.), dessen Taten, einschließlich der Verurteilung von Honorius als Ketzer, von späteren Päpsten bestätigt und ratifiziert wurden. Dies stellt ein echtes Dilemma oder sogar ein Trilemma für die unfehlbare Sicherheits- these dar." Fortsetzung folgt... Quelle: Dr. J.Joy. LNBQ

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