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Montag, 12. Februar 2024

A. Gagliarducci: kleine Korrekturen an Papst Franziskus´ Erinnerungen.

In seiner heutigen Kolumne für Monday at the Vatican befaßt sich A. Gagliarducci mit Blick auf den 11. Jahrestag des Amtsrücktritts von Papst Benedikt XVI mit den Erinnerungen an den Papa emeritus, die Papst Franziskus in seinem Buch "El sucesor..." erzählt. 
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"PAPST FRANZISKUS UND DIE GRÜNDE BENEDIKTS XVI"

In einem weiteren Versuch des Herausgebers hatte Papst Franziskus eine Unterhaltung mit dem Korrespondenten von ABC Javier Martinez Brocal -um seine Erinnerungen an  Benedikt XVI mitzuteilen.  Das Buch heißt El Sucesor. Mi recuerdos con Benedicto XVI,  und die Ankündigung seiner Veröffentlichung kam wenige Tage  vor dem 11. Februar, an dem Benedikt XVI die Welt nut der Ankündigung seines Rücktritts vom Petrinischen Amt schockierte.

Einige Ausschnitte sind als Teaser veröffentlicht worden. "Benedikt und ich hatten eine enge Beziehung " sagt Franziskus in einem davon. "Ich wollte, daß das bekannt wird" sagt Franziskus "und ich will, daß das ohne Mittelsmann bekannt wird, Er war ein Mann, der wagte, zurückzutreten und von diesem Moment an, die Kirche und seinen Nachfolger begleitete.."

Und wieder - sagte Papst Franziskus, "Manchmal habe ich ein Thema angesprochen, manchmal tat es Benedikt. "Ich bin über dieses Problem beunruhigt" hätte einer zum anderen gesagt."Wir haben über alles sehr frei gesprochen. Wenn ich ihm über eine Schwierigkeit berichtete, antwortete er:"Gut, dieses oder jenes andere Element sollte auch bedacht werden."  Er hat immer seine Perspektive erweitert, Er würde meine Perspektive erweitern, um mir zu helfen, eine gute Entscheidung zu treffen."  Er hat nie gesagt "ich stimme nicht zu". Ich erinnere, daß er sagte..."Das ist gut. Aber wir sollten dieses andere Element bedenken..." Er hat die Perspektive erweitert; er hat sie immer erweitert." 

Diese Worte sind Zeugnis für die Größe Benedikts XVI, sicher fähig seinen Blick zu erweitern. Und es sind auch Worte, die die Beziehung zwischen Papst Franziskus und Benedikt XVI übertrieben darzustellen scheinen.  Weil im Geist der Demut und des Gehorsams, den Benedikt XVI immer respektiert hat, scheint es für den Papa emeritus immer schwierig gewesen zu sein scheint,  Probleme mit dem amtierenden Papst anzusprechen. Er    antwortete auf  Anfragen (das Buch von Erzbischof  Gänswein, Sekretär Benedikts XVI, veröffentlicht einen Brief mit Kommentaren zum ersten Interview, das Papst Franziskus Civiltá Cattolica gewährte) aber er nicht darum gebeten Er wählte den Weg der Mediation, dem er ohne die Absicht sich einzumischen, folgte.


Wenn Benedikt XVI sprach (das passierte nur selten in der Öffentlichkeit) oder Texte veröffentlichte, hat er seinen Nachfolger immer sofort informiert, weil er nie wollte, daß seine Worte mißverstanden oder als im Konflikt mit denen von Papst Franziskus angesehen wurden.

Ea ist nett, zu sehen, daß der Papst dem Papa emeritus Tribut zollt, wie er es immer während seines Pontifikates getan und ihn immer zu allen Ereignissen eingeladen hat, wie Konsistorien und Kanonisierungen  und hat ihn bei jedem Konsistorium mit den neuen Kardinälen besucht, als die körperlichen Kräfte Benedikts XVI zu schwinden begannen... 

Gleichzeitig aber können wir nicht vergessen, wie das Begräbnis Benedikts  XVI zelebriert wurde: der Körper wurde frühmorgens -in der Dunkelheit- auf einem Pick-up-truck zum Petersdom gebracht; die Ankunft des Körper im Hof der Kirche während des Rosenkranzes; die Predigt des Papstes, fast ohne Erwähnung des Papa Emeritus; Franziskus ging nicht einmal zum Grab in den Vaticanischen Grotten zu den abschließenden Begräbnis-Riten; die diplomatischen Delegationen, die durch die Bitten in große Schwierigkeiten gebracht wurden, einschließlich der, in informeller Kleidung zu erscheinen. 

Benedikt XVI  wurde nicht wie ein emeritierter Papst behandelt, oder auch nur wie ein besonderes Mitglied des inneren Kreises des amtierenden Papstes, der hauptsächlich aus Kardinälen besteht. Er wurde wie eine einzigartige aber normale Persönlichkeit  behandelt, 

 Elf Jahre nach seinem Rücktritt, ein  Jahr nach seinem Tod, ist die Erinnerung an Benedikt XVI noch lebendig. Und es gibt viel von Benedikt XVI in jeder Aktion der Kirche, sogar bei denen die am weitesten von seiner Persönlichkeit entfernt sind, genau weil Benedikt XVI wußte, wie man den Horizont erweitert, um den Horizont über die Themengrenzen hinaus zu erweitern. 

Benedikt XVI war ein Mann der in tiefer Liebe zu Gott war und ein Papst, der wollte, daß die Kirche von Christus aus erneuert werden sollte. Wir diskutierten oft die 5. Lateinamerikanische Bischofskonferenz von Aperecida von 2007, bei der Kardinal Bergoglio Generalrelator war. Das Thema ist "Jünger und Missionare Jesu Christi. Damit unser Volk zum Leben zurückfindet". Benedikt XVI wollte, daß der Satz wie folgt umformuliert wurde: "Damit unser Volk in Ihm Leben finden kann."

Die Zentralität Christi wurde durch das Kruzifix symbolisiert, das in die Mitte des Altars gesetz wurde, als Bezugspunkt für alle Gläubigen und den Priester,der Ihn zelebrierte. 

Benedikt XVI kommunizierte durch seine Bücher. Es ist kein Zufall, daß sein letztes wichtiges theologisches Werk die Jesus von Nazareth-Trilogie war. Alles kommt von da. Es beginnt von da. Und es endet da, in Seiner  gesegneten Ewigkeit. 

Die Zentralität Chrisi hat allem anderen Körper und Leben gegeben, was bei Benedikt XVI immens war. Deshalb strahlte er weiterhin ein außerordentliches Charisma aus, sogar nach seinem Rücktritt, obwohl Benedikt XVI nie Führungsrollen angestrebt hat. 

Es war unausweichlich, daß die Gegenwart Benedikts XVI im Gebiet Petri  Papst Franziskus leiden ließ.  Mit seinem interviewbuch aber, daß trotz einiger Übertreibungen, die eher das Ziel haben ein neues Narrativ zu weben als die Wahrheit zu erzählen, muß Papst Franziskus die außerordentliche Fähigkeit des Papa emeritus anerkennen, seinen Blick zu weiten.

Benedikt XVI hatte die TLM freigegeben, was am Ende möglich machte,  die Lefebvrianer und hyper-konservativen Schismatiker und Para-Schismatiker zu bitten, eine doktrinale Präambel, die das II.Vaticanische Konzil anerkennt, zu unterzeichnen.  Hatte er Recht, das zu tun? Ja, weil dagegen mit dem harten Standpunkt von Papst Franziskus gegen die traditionelle Welt, verschiedene Entscheidungen mehr Teilung und weniger Einheit kreierten. 

Benedikt XVI. hat zu Recht die Einheit angestrebt, denn nur so konnte eine Polarisierung vermieden werden. Papst Franziskus verfolgt eine Richtung, die jeden dazu zwingt, Stellung zu beziehen. Benedikt XVI. hatte Recht, sich auf Christus zu konzentrieren, denn Christus ist genau das, was heute in vielen Debatten fehlt, von der Segnung irregulärer Paare bis zur synodalen Reform der Kirche.

Papst Franziskus erkennt die Gründe Benedikts XVI. an und macht sich diese zu eigen. Er erlaubt jedem, seine Seite der Geschichte erzählen zu lassen. Es sollte jedoch daran erinnert werden, daß Papst Franziskus nicht Benedikt XVI ist und dass der Respekt vor einem Vorgänger nicht bedeutet, dass er ein gutes Pontifikat haben wird. Vor allem der Papst ist heute zunehmend allein.

Benedikt XVI. war zu seinen Lebzeiten eine echte Stütze. Auch im Tod wird er immer noch geliebt. Papst Franziskus kann nicht umhin, den außergewöhnlichen Glauben seines Vorgängers anzuerkennen.

Doch was bedeutet diese Anerkennung? Warum geschieht sie so spät, ein Jahr nach dem Tod von Benedikt XVI.? Ist es Teil der Medienoffensive von Papst Franziskus, sein Image neu zu definieren, oder ist es ein Zeichen der Wertschätzung?

Das sind brennende Fragen, so wie die lebendige und gegenwärtige Erinnerung an Benedikt XVI. brennt. Auch elf Jahre nach seinem Verzicht ist die Erinnerung an diesen Tag noch lebendig. Benedikt XVI war schließlich ein freier Papst. Es gab keine Erpressung gegen ihn. Es war nicht möglich.

Aus diesem Grund ist die Vorstellung, daß Benedikt XVI. die Dinge bemerkt hat, beunruhigend. Wie beunruhigend ist die Vorstellung eines Papst Franziskus, der bereit ist, zuzuhören. Papst Franziskus hat die Erzählung seines eigenen Pontifikats aufgebaut und gefördert – völlig legitim –, das ein Erneuerungsprojekt für die Kirche und die Linie der Barmherzigkeit beinhaltet, die auch für Benedikt XVI. von wesentlicher Bedeutung war. Elf Jahre später können wir jedoch erkennen, daß es sich bei Franziskus nicht um ein Pontifikat der Kontinuität handelt.

Wir können auch sehen, daß Benedikt XVI. trotz der Schwierigkeiten in vielen Dingen Recht hatte. Und eines Tages wird die Geschichte ihm gerecht werden."

Quelle: A. Gagliarducci, Monday-at-the-Vatican

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