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Montag, 12. Februar 2024

Benedikt XVI - 11 Jahre später, Fortsetzung ...

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                   "BENEDIKT XVI, 11 JAHRE SPÄTER"

Und genau deshalb, weil die Kommunikation nicht umfassend war, wurde es [das Pontifikat] so betrachtet. Die Kommunikation drückte sich durch die Symbole und die Sprache ais, die Teil der Kirchengeschichte waren, mit artikulierten und genauen Reden, die Benedikt XVI wie Kathedralen baute, mit einigen öffentlichen Ansprachen und sehr wenigen Interviews und vor allem mit Büchern.  Die Bücher, die er als Theologe geschrieben hat, und wie weiterhin übersetz und die jetzt von der Ratzinger/Benedikt XVI -Stiftung als Gesamtwerk gesammelt werden,  genau um das theologische Denken  des Papa emeritus zu verbreiten. Und dann das große Werk Jesus von Nazareth, dessen Hauptzweck ist, Christus ins Zentrum zurückzubringen und zweitens aber nicht zuletzt, der historischen Wahrheit der Evangelien historische Wahrheit zu verliehen. Weil die Geschichte Jesu voller Symbole ist aber keine symbolische Geschichte ist. Sie ist Fleisch und Blut, sie ist eine Geschichte von Liebe und Freundschaft, von einem Gott, der in einer bestimmten historischen Periode Mensch wird und Dinge tut. Und was für Dinge! 

Nach Jahren postkonziliärer Diskussionen, war es schwer, sich dem Denken eines Theologen, der immer dem mainstream widerstanden hatte, mit erkenntnistheoretischer Demut zu nähern. So wurde die ganze Anti-Benedikt XVI-Propaganda geboren. Natürlich wurde sie  durch Fehler, die Naivität einiger Mitarbeiter (auf bestimmte Umstände begrenzte Naivität, keine allgemeine) begünstigt..In Wirklichkeit entstand diese Anti-Benedikt-XVI Kommunikation vor allem aus dem Unvermögen, zu verstehen  über die Kategorien  hinauszuschauen, das Denken  des  Papstes in all seiner Komplexität und gleichzeitig Einfachheit zu verstehen. 

Benedikt XVI hat gezeigt, daß das Christentum Kultur braucht. Genau wie im Mittelalter populäre Initiativen zum Bau großer Kathedralen führten und zur Erklärung des Evangeliums in der Ikonographie der bunten Glasfenster und Kunst, werden heute die neuen Kathedralen  in einer säkularisierten Welt präzise durch die Kultur definiert - durch die Notwendigkeit der Form und Konformität. Keiner konnte das besser erzählen, erklären und um eine Wiedergeburt bitten als Benedikt XVI.

Es war eine komplexe, aufregende, schwierige Herausforderung, die Benedikt XVI seinem Nachfolger hinterließ. Aber sein Rücktritt schuf den Effekt von Platos Höhlenmythos. Jene, die im Dunkeln lebten, in einer Welt der Schatten, werden -wenn es ihnen gelingt, sich zu befreien und das Licht zu finden, von ihm geblendet und nicht in der Lage sein, die Realität zu sehen, sondern vorziehen in die  höhle zurückzukehren. 



Aus diesem Grund stellt der Rücktritt von Benedikt XVI. einen Wendepunkt für die Kommunikation des Vatikans dar. Der katholische Kommunikator steht an einem Scheideweg: Er kann sich entscheiden, einen neuen Weg einzuschlagen, den des vertieften Studiums, des Studiums der Sprachen, der Geschichte, und das Risiko eingehen, kurzfristig nicht verstanden zu werden; Oder wir können den Mainstream-Ansatz verfolgen, der eine Kirche will, die weniger religiös, weltoffener, in ihrer Offenheit verzerrt und teilweise der Kraft des Evangeliums Christi beraubt ist. Man kann sich entscheiden, die Schönheit der Kirche in ihrer Geschichte zu erkennen oder versuchen, Dinge zu ändern, die nicht geändert werden sollten, nur um sich an die sogenannte Moderne anzupassen. Wir können die Knoten der Moderne lösen, wie Kardinal Frings es forderte, oder wir können in ihnen stecken bleiben.

 

Und genau zwischen diesen beiden Polen spielte sich die katholische Kommunikation ab. Allerdings spiegelte sie darin die Debatte innerhalb der katholischen Kirche selbst wider. Denn nach Benedikt XVI wurde viel von einem "neuen Narrativ“ für die Kirche gesprochen, und dann wurde beschlossen, den Weg zu gehen, ohne Unterschied für alle und für alles da zu sein, und zwar zu versuchen, die Aufmerksamkeit derer zu gewinnen, die weit weg sind. Das Ergebnis wird wahrscheinlich darin bestehen, sich vom Zentrum des Glaubens wegzubewegen und sich denen zu nähern, die weit entfernt sind, und nicht den ersehnten Wunsch hegen, daß diejenigen, die weit entfernt sind, sich nähern.

 

Heute sind die Kirche und die Kommunikation auf der Suche nach einem dauerhaften Schwerpunkt, und in der Zwischenzeit hat der Rücktritt von Benedikt XVI. eine neue Welt der Kommunikatoren geschaffen, die fast dazu berufen ist, mit der Vergangenheit zu brechen, um sich der großartigen und fortschrittlichen Bestimmung zu stellen, der es in manchen Fällen an Planung zu mangeln scheint. Man kann sich dafür entscheiden, Vatikan-Journalismus zu betreiben, indem man das Geschehen verfolgt und die "Schwerpunkte“ der Aufmerksamkeit auf das ausrichtet, was mit einem neuen Apparat wichtig wird. Man kann sich aber auch für den Journalismus entscheiden und nach einem Zentrum, einer Vision, nach etwas suchen, das zum Verständnis der Kirche beitragen kann und daher Gefahr läuft, unpopulär zu werden.

Benedikt XVI. hat mit seinem Rücktritt nichts anderes getan, als diese Spannung offenzulegen. Das geschah zu einer Zeit, in der sich auch der Journalismus veränderte, in der das Web mehr Stärke gewann als die Printmedien und neue Medien aufkamen und in der als Reaktion darauf ein zunehmender Trend zu hoher Spezialisierung oder einem ausgeprägten Identitätsbewusstsein zu verzeichnen war.

 

Benedikt XVI. hat eine Kirche hinterlassen, die ihr "Höhlensyndrom“ überwinden muss, um sich selbst wiederzuentdecken, und vielleicht muss sie auch ein "Stockholm-Syndrom“ gegenüber einer öffentlichen Meinung überwinden, die in Wirklichkeit als alles andere als eine öffentliche Meinung ist.

Vor allem hat Benedikt XVI gezeigt, daß der vatikanische Journalismus noch einen langen Weg vor sich hat. Denn während seines gesamten Pontifikats wurde Benedikt nicht verstanden. Und dieser Mangel an Verstehen stellte vielleicht die schwerste Sünde des vatikanischen Journalismus dar, der nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in die vierte Generation ging.

Ja, Benedikt XVI hat eine Revolution begonnen. Aber es ist nicht die Revolution, an die jeder denkt. Und diese Revolution wird ihre Wirkung nicht verlieren, wenn man den Gedanken daran auslöscht oder vernachlässigt. Wirklich."

Quelle: A. Gagliarducci, korazym.org

 

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