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Montag, 4. März 2024

Demos II, das kommende Konklave und der nächste Papst. Warum dieses Dokument geschrieben werden mußte.

In seiner heutigen Kolumne in Monday at the Vatican befaßt sich A. Gagliarducci mal wieder mit dem kommenden Konklave und dem Nachfolger von Papst Franziskus. 
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   "PAPST FRANZISKUS UND DER KOMMENDE PAPST"

Das  vielleicht  größte Problem des Profils des nächsten Papstes, das Demos II vorschlägt, ist daß es Zeil einer körperlosen Welt zu sein scheint. Gerade so wie Papst Franziskus in seinen Entscheidungen schwer fassbar ist, wird Demos weniger konkret wird, wenn er- und die Diskussion, die er steuert- konkret werden sollte.

Der anonyme Kardinal,  der sich selbst Demos II nennt, hat Angst davor in die Öffentlichkeit zu treten, obwohl -oder vielleicht weil- er Meinungen ausdrückt, die viele im Heiligen Kollegium teilen. Das sagt uns vielleicht viel  über die Zeit aus- aber es läßt eine Frage offen: wer ist Demos II? 

Also gut, ein von Demos unterzeichnetes Dokument zirkulierte 2022 unter den Kardinälen, das die kritischen Themen des aktuellen Pontifikates beleuchtete- in dem Bemühen, den Kardinälen eine Diskussionsbasis zu geben. Es stellte sich heraus, daß Demos kein anderer war, als Kardinal Pell-wie Sandro Magister später -nach dem plötzlichen Tod des Kardinals enthüllte. 

Am 29. Februar veröffentlichte La Nuova Bussola Quotidiana ein neues Dokument- geschrieben von einem Kardinal, der sich selbst Demos II nennt, in dem gesagt wird, was viele in und außerhalb des Hl. Kollegiums ausdrücken, in der Notwendigkeit die  heutige Realität abzubilden, um zu verstehen wie die Zukunft des Pontifikates sein wird. Wenn man das so akzeptiert, ist Demos II ein Kardinal,der seinen Finger am Puls des Kollegiums hat.

Was sagt Demos II? 

Demos II ist ein kurzes Dokument, das auch fordert, die Glaubenswahrheiten und die Doktrin zu bestätigen, die mit schädlichen Vorstellungen von Mitgefühl verfälscht wurden, um eine Hermeneutik der Kontinuität wiederherzustellen und bei Entscheidungen echte Kollegialität anzuwenden. 

Demos II beklagt, daß der Papst Gesetze oft per motu proprio erlassen hat und daß die Kardinäle selten in der Lage waren, Themen allgemeiner Art zu diskutieren. Das Ergebnis ist, daß ein zukünftiges Konklave beginnen wird, ohne daß die Kardinäle wissen, wer neben ihnen sitzt, mit allen Schwierigkeiten, die die Wahl eines neuen Pontifex in diesem Fall mit sich bringt. 


Das sind alles breit diskutierte Themen, in schwarz und weiß niedergelegt und in einer autoritativen, doktrinalen, untadeliger Form zeigen, daß das allgemeine Themen sind.

Der Grund warum Dokumente wie Demos I und Demos II überhaupt erscheinen, ist leicht zu verstehen. Die Kardinäle sind gebrannt durch Erfahrung von Papst Franziskus, gewählt in einer Not, auf einer Woge von Emotionen- durch einen präzedenzlosen Rücktritt und Mediendruck, mit dem Wunsch, das Narrativ der Kirche zu fördern.  Die Wahl von Papst Franziskus war geeignet, der Kirche eine Atempause zu verschaffen und ihr zu ermöglichen, in der öffentlichen Meinung etwas an Boden zu gewinnen.

Die Kardinäle wollten jemanden, der strukturelle, aber keine revolutionären Reformen umsetzen würde; einen Kandidaten, der zunächst einmal die Regierung und das Image der Kirche wieder auf den richtigen Weg bringt.

Allerdings hat Franziskus sein Reformmandat ganz persönlich interpretiert, gerade so wie seine bisherige Regierung persönlich gewesen war. Er brachte seinen Geist und seine Ideen mit, setzte sie aber mit Gewalt durch und griff oft persönlich in Angelegenheiten ein, in die er nicht hätte eingreifen dürfen (wie bei der Reform des Malteserordens). Franziskus schuf einen klaren Bruch zwischen der ehemaligen Kirche und der späteren Kirche. Franziskus spaltete, sorgte für Diskussionen und äußerte sich in jener autoritären Art, von der Demos II. spricht.

Daher sind diese Dokumente eine notwendige erste Information, eine Art Orientierung für die Debatte, die in den Generalversammlungen oder in den Treffen vor dem Konklave stattfinden wird. Warum werden diese Dokumente benötigt?

Erstens befürchten diejenigen, die sie schreiben, daß die Diskussionen manipuliert werden. Papst Franziskus erwies sich fast sofort als starker Kandidat, der auch aufgrund seiner Persönlichkeit und seiner geografischen Herkunft die Kardinäle Nordamerikas anzog. Nicht alle nordamerikanischen Kardinäle mochten ihn, aber viele mochten ihn. Nach elf Jahren Pontifikat ist der Wunsch offensichtlich, die Geschichte – oder den Fehler, wie manche es nennen – nicht zu wiederholen.

Es gibt die Befürchtung, daß Papst Franziskus die Regeln des Konklaves ändern wird, vor allem, daß er die Diskussionsregeln in der Generalkongregation ändern wird, indem er die Kardinäle ausschließt, die nicht im Konklave abstimmen können, und vielleicht die Kardinäle dazu auffordert sich in Gruppen unter der Leitung eines Moderators zu treffen.

Dieses Dokument dient dazu, jede mögliche Orientierung des Konklaves durch die "Hüter der Revolution“ von Papst Franziskus zu überwinden.

Schließlich gibt es Enttäuschung, und es ist eine Enttäuschung, die vor allem in der angelsächsischen Welt auftritt. Demos war Kardinal Pell, und Demos II. (was nicht überraschend ist, da sein Name in Kontinuität mit dem vorherigen Dokument steht) scheint aus derselben angelsächsischen Umgebung zu stammen."

Diese Mentalität durchdringt den Text; es geht sogar so weit, eine neue Organisation und echte Transparenz für die Finanzen zu fordern; Es fordert ein Papsttum, das weniger in internationale Reisen verwickelt ist und sich mehr dafür einsetzt, die Regierung und die Finanzen der Kirche in Ordnung zu bringen. Das Dokument betont, daß die Kirche weder eine Demokratie noch eine Autokratie sei; Sie kann nicht mit soziologischen, sondern muß mit göttlichen Kriterien gelesen werden.

Dennoch scheint sich das Dokument auf Angelegenheiten für Spezialisten zu konzentrieren. Zwar wäre das Konklave etwas für Spezialisten; Daher sollte es für diejenigen, die es lesen, kein unangemessener Text sein. Doch beim Scrollen durch den Text scheint etwas zu fehlen.

An diesem Punkt erkennen wir, daß der Zufälligkeit der Regierung von Franziskus eine andere Zufälligkeit gegenübersteht. Demos II bietet stichhaltige und vielleicht auch scheinbar konkrete Beispiele und konkrete Entscheidungen an: Klarheit in der Lehre, um nur eines zu nennen.

Dennoch scheint das Profil von Demos II von der Realität losgelöst zu sein.

Demos II fordert den Papst beispielsweise auf, weniger zu reisen oder wieder von der Hermeneutik der Kontinuität und der Theologie des Leibes auszugehen. Von einem bestimmten Standpunkt aus ist es leicht, solche Vorschläge zu unterstützen.

Dann fragt man sich jedoch, ob ein mittlerweile globales und globalisiertes Pontifikat ohne Reisen zur Leitung der Kirche auskommen kann? Ob sich diese stets kontrollierte Regierung der Kirche nicht von der von Franziskus unterscheidet?

Auch wenn es nicht einschränkend ist, über die Theologie des Leibes zu sprechen – und es stimmt, daß wir auch über die Gnade sprechen, über Jesus Christus als einzigen Weg zur Erlösung, über die Lehre als Hilfe für die Gläubigen – liegt das Problem nun doch in der Verkündigung .

Die eigentliche Frage ist, ob ein solcher Text nicht defätistisch ist und ob anstelle einer harten, fachlichen, detaillierten und kasuistischen Analyse nicht ein Text besser gewesen wäre, der positiv auf die Zukunft, den Wiederaufbau und die Möglichkeit der Kirche blickte Nicht um die bestehenden Probleme zu leugnen, sondern um sie zu überwinden, darüber hinauszuschauen und mit dem Wiederaufbau zu beginnen

Wenn in dem Text von der Neuorganisation der Kirche die Rede ist, verwendet er dieselbe Terminologie wie Papst Franziskus, dieselbe soziologische Terminologie, wage ich zu behaupten, nur aus der entgegengesetzten Perspektive. Es sind zwei Welten, die sich nicht begegnen, und doch sind sie zwei Welten, die in der Kirche präsent und lebendig sind, und beide müssen auf irgendeine Weise in Einklang gebracht werden.

Wer sollte also der nächste Papst sein?

Ein Mann des Glaubens, ohne den geringsten Zweifel. Ein Mann, der an Jesus Christus und seine rettende Gegenwart glaubt. Möge er die Verkündigung des Evangeliums an die erste Stelle setzen. Möge er jemand sein, der die Vergangenheit nicht als etwas betrachtet, das man einfach im Namen einer neuen Welt wegwirft, sondern der es versteht, das Beste aus allen Erfahrungen der Kirche zu machen.

Selbst die Kardinäle, die im Konklave zusammenkommen, werden wahrscheinlich eher auf positive als auf negative Ankündigungen achten. Sie werden versuchen, zu addieren statt zu subtrahieren. Vielleicht werden sie sich zuerst an jemanden wenden, der das Charisma an den Tag legt, um jede praktische Schimpftirade mit einer guten Portion Glauben und Gewissen zu überwinden.

Letztlich hat Demos II nur hervorgehoben, was viele aufmerksame Beobachter des Pontifikats schon seit einiger Zeit hervorgehoben haben. Gleichzeitig sollte das Dokument jedoch keinen allzu großen Einfluss auf das nächste Konklave haben.

Das nächste Treffen, wann immer es stattfinden wird, wird wahrscheinlich ein Konklave voller Überraschungen sein.

Quelle: A. Gagliarducci, Monday at the Vatican 

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