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Montag, 1. April 2024

Ostern, das Paschalamm ist geopfert. Gedanken zur Lesung

Fr. J. Zuhlsdorf  kommentiert und interpretiert bei OnePeterFive die diesjährigen Oster-Lesungen.  Hier geht s zum Original:  klicken

"OSTERSONNTAG - CHRISTUS UNSER PASCHA-LAMM IST GEOPFERT"

In den vorigen Beiträgen dieser Kolumne haben wir uns mit der Epistellesung für den Ostersonntag befasst. Aufgrund der gegenwärtigen Entwicklungen in der modernen Kirche bedarf es jedoch einer Überprüfung und Erweiterung.

Wie immer brauchen wir die Kontexte. Ich denke gerne an das Gerät, das bei Augenuntersuchungen verwendet wird, mit verschiedenen Linsen, die von Einstellung zu Einstellung geklickt werden, bis alles klar wird. Ein erster Kontext besteht darin, daß wir endlich die Bußzeit der Fastenzeit überstanden haben, durch die dunklen Wasser zum Ufer, das Ostern ist. Die Art und Weise, wie die heilige Liturgie, insbesondere der Vetus Ordo, aller Elemente beraubt wurde, bis die Kirche völlig leise, still und dunkel war, wie Christus in seinem Grab, leitet uns in unserem eigenen Streben nach spiritueller Auferstehung und Vollkommenheit.

Als nächstes haben wir den Kontext der römischen Stationskirchen, St. Maria Maggiore. Der Vigil-Ritus fand in Sn Giovanni in Laterano statt. Jetzt, am Morgen der Auferstehung, gehen wir – zumindest in unseren Herzen und Vorstellungen – zur ersten und vielleicht größten Kirche der Christenheit, die der Mutter Gottes geweiht ist. Es passt, daß wir am Ostermorgen zu St. Maria Maggiore kommen. Es gibt eine starke Überlieferung, daß der auferstandene Christus als erstes seiner Mutter erschien. Wenn Maria bei der Verkündigung, als das Wort Fleisch wurde, und am Fuße des Kreuzes, wo unsere Erlösung vollzogen wurde, ihre perfekte Rolle gespielt hat, dann ist es angemessen, daß sie eine intime Rolle bei der Auferstehung, der endgültigen Niederlage der Sünd, des Todes, spielt. Wie der heilige Vinzenz Ferrer betont, erfüllte Christus, indem er zuerst seine Mutter besuchte, auch das Gebot, seine Mutter zu ehren. Auch andere Heilige haben diesen ersten Besuch postuliert, und es ist vernünftig anzunehmen, daß es so der Fall war, obwohl es in der Heiligen Schrift keine Bestätigung dafür gibt. Wie Duns Scotus es ausdrücken würde, indem er die Unbefleckte Empfängnis und die bestimmte Rolle Mariens im Hinblick auf die Heilsmission Christi in den Vordergrund stellt: Potuit, decuit, ergo fecit. Was für ein Trost wäre es für Maria gewesen, die den gequälten Körper ihres Sohnes am Kreuz sah, wenn er auferstanden und glorreich zu ihr gekommen wäre.


Der nächste zu berücksichtigende Kontext ist die Platzierung der Epistelperikope aus der Heiligen Schrift für die liturgische Lektüre. Wir befinden uns im ersten Brief des Paulus an die Korinther. Korinth war ein stark heidnischer Ort und die Christen dort waren versucht, zurückzufallen und in heidnische Denk- und Verhaltensweisen abzudriften. Zunächst korrigiert Paulus die Glaubenslehre. Als nächstes befasst er sich mit ihren Moralvorstellungen. An dieser Stelle, 1 Kor 5, scheint Paulus nicht nur besorgt, sondern auch wütend zu sein. Frohe Ostern!

In 1 Kor 5 geht Paulus auf einen schrecklichen Skandal unter den korinthischen Christen ein und sagt, der sei allgemein bekannt (hólos akouétai). Jemand hat Inzest mit der Frau seines Vaters begangen, und weil die Gemeinschaft nichts dagegen unternommen hat, haben sie den "aufgeblasen“ (pephusioménoi), in einem Bild von Sauerteigbrot. Er fordert sie auf, diesen Mann aus ihrer Gemeinschaft auszuschließen: "Ihr sollt diesen Mann Satan zur Vernichtung des Fleisches übergeben, damit sein Geist am Tag des Herrn Jesus gerettet werde.“ Tatsächlich ist dies das Motiv für alle Tadel der Kirche, insbesondere für die Exkommunikation. Sie sind heilende Medizin und sollen Reue und Versöhnung bringen.

In diesem Kontext finden wir unsere Osterlesung!

" Brüder: Säubert den alten Sauerteig, damit ihr ein neuer Teig seid, denn ihr seid wirklich ungesäuert. Denn Christus, unser Osterlamm, wurde geopfert. Lasst uns also das Fest feiern, nicht mit dem alten Sauerteig, dem Sauerteig der Bosheit und des Bösen, sondern mit dem ungesäuerten Brot der Aufrichtigkeit und Wahrheit. (1 Kor 5:7-8 )

Sehen wir uns mehr von dieser Passage aus 1 Kor 5 an. Wir müssen einen größeren Kontext haben, um die Implikationen dieser Lesung zu verstehen und nicht nur an der Oberfläche zu bleiben: "Das Osterlamm wird erwähnt … Ostern, richtig? Nutzen wir dies als Lesung! Ostern, oder?“ Diejenigen, die die Messetexte zusammengestellt haben, waren anspruchsvoller. Hier ist 1 Kor 5: 1-13. Aber die Messlesung ist Vers. 7-8… das ist es.

Es wird tatsächlich berichtet, daß es unter euch Unmoral gibt, und zwar von einer Art, die nicht einmal unter Heiden zu finden ist; denn ein Mann wohnt bei der Frau seines Vaters. Und ihr seid arrogant! Solltet ihr nicht lieber trauern? Der, der dies getan hat, soll aus eurer Mitte entfernt werden.

- Denn obwohl ich körperlich abwesend bin, bin ich im Geiste bei euch, und als ob ich anwesend wäre, habe ich im Namen des Herrn Jesus bereits das Urteil über den Mann gesprochen, der so etwas getan hat. Wenn ihr versammelt seid und mein Geist mit der Kraft unseres Herrn Jesus gegenwärtig ist, sollt ihr diesen Mann Satan zur Vernichtung des Fleisches übergeben, damit sein Geist am Tag des Herrn. Jesus gerettet werde.

Eure Prahlerei ist nicht gut. Wisst ihr nicht, daß nur wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? 7 [LESUNG!] Entfernt den alten Sauerteig, damit ihr ein neuer Teig sein könnt, denn ihr seid wirklich ungesäuert. Denn Christus, unser Osterlamm, wurde geopfert. Lasst uns also das Fest feiern, nicht mit dem alten Sauerteig, dem Sauerteig der Bosheit und des Bösen, sondern mit dem ungesäuerten Brot der Aufrichtigkeit und Wahrheit. [Ende der LESUNG]

- Ich habe euch in meinem Brief geschrieben, daß ihr euch nicht mit unmoralischen Menschen abfinden sollt. Damit sind nicht die Unmoralischen dieser Welt oder die Habgierigen und Räuber oder Götzendiener gemeint, denn dann müsstet ihr die Welt verlassen. Vielmehr habe ich euch geschrieben, daß ihr mit niemandem Umgang haben sollt, der den Namen eines Bruders trägt, wenn er sich der Unmoral oder Habgier schuldig macht oder ein Götzendiener, Schmäher, Trunkenbold oder Räuber ist, Mit einem solchen sollt ihr nicht einmal essen. Denn was habe ich mit der Beurteilung von Außenstehenden zu tun? Sind es nicht diejenigen innerhalb der Kirche, über die wir richten sollen? Gott richtet die draußen. "Vertreibt den Bösen aus eurer Mitte.“

Schnell ist ein Mann aus der christlichen Gemeinschaft mit der Frau seines Vaters zusammengekommen Niemand hat etwas gegen seine Präsenz in der Gemeinschaft unternommen. Er nimmt eindeutig an ihren Aktivitäten und der Eucharistie teil. Paulus weist sie an, als Gemeinschaft mit Autorität – und zwar mit der Autorität Christi durch Paulus, der ihr besonderer Aufseher ist – den Mann aus der Gemeinschaft auszuschließen, damit er Buße tut, sich korrigiert und gerettet zur Versammlung zurückkehrt.

Das alles ergibt sich aus der Tatsache, daß Christus, das Osterlamm, für uns geopfert wurde. Im Lateinischen heißt es: "Pascha nostrum … unser Pascha“. Auf Griechisch lesen wir: „καὶ γὰρ τὸ πάσχα ἡμῶν ὑπὲρ ἡμῶν ἐτύθη Χριστός – für Christus wurde unser Osterlamm für uns geopfert“. Dieses ὑπὲρ ἡμῶν („hyper humon… für uns“) gab es nicht nur einmal in der Geschichte. Es ist gegenwärtig.. Christus war das Lamm, das für unsere Sünden geschlachtet wurde. Er ist immer noch das Lamm für unsere Sünden. Aus diesem Grund sagt Paulus: "Reinige [ekkathárate – Aorist-Imperativ: „Du wirst reinigen!“] den alten Sauerteig, damit du ein neuer Teig sein kannst, weil du wirklich ungesäuert bist.“ Sei ohne Sünde. Befreie dich von dem, was sündhaft ist, auch von Menschen, bis sie wieder aufgenommen werden können.

Nachdem Israel, das auserwählte Volk, sein Paschah gefeiert hatte, feierten sie ein einwöchiges Fest der ungesäuerten Brote (Exodus 12:15-17). Sie sollten jeglichen physischen Sauerteig, alle Hefe, aus ihren Häusern entfernen. Dabei ging es nicht nur um physischen Sauerteig. Dabei ging es um innere persönliche Sünden und auch um manifeste öffentliche Sünden in der Gemeinschaft. Sauerteig ist hier Sünde und schlechte Lehre (vgl. Gal 5,9). So wie das Pessachfest die Juden dazu drängte, die Sünde zu beseitigen. Christus, unser Pessach-Lamm, ermutigt uns, die Sünde zu beseitigen (sei es einzeln oder als Gruppe).

Was den Sauerteig ersetzen muss, ist "Aufrichtigkeit und Wahrheit“ (V. 7). In Gal 5,22-23 werden die Früchte des Heiligen Geistes angegeben. Deshalb ersetzen gute Beispiele schlechte Beispiele. Tugenden vertreiben Laster und führen zu weiteren Tugenden.

Auch an diesem Ostersonntag wird uns eine ernste geistliche Botschaft übermittelt, die für die Gesundheit unserer Seelen und der gesamten Kirchengemeinschaft lebenswichtig ist. Wenn wir bestimmte Sünden tolerieren – in diesem Fall klare sexuelle Unmoral –, scheinen wir sie zu dulden und sogar zu segnen. Das darf nicht sein. Es steht in direktem Widerspruch zu den Lehren des Paulus an die Korinther. Es ist das, was uns die Kirche jahrhundertelang als Lesung verwendet hat, wohlwissend, was passieren würde, wenn wir alle einfach den Mund halten würden.

Die Auswirkungen hiervon sind vielfältig. Erstens gibt es Sünden, die so schlimm sind, daß sie es verdienen, aus der Gemeinschaft vertrieben zu werden, bis die Verhaltensweisen oder Ideen korrigiert sind. Dies ist eine Exkommunikation, die den Empfang der Sakramente, insbesondere der Eucharistie, als stechenden Anreiz zur Veränderung verbietet. Exkommunikation ist immer medizinisch. Es dient dem Wohl des Einzelnen und schützt die Gemeinschaft vor Schaden. Das ist kein Vorschlag. Das ist kein Widerspruch zu "Richte nicht, damit du nicht gerichtet wirst“ bei Matthäus. Paulus fordert ausdrücklich ein Urteil seitens der Gemeinschaft, über die er immer noch die Gerichtsbarkeit durch die Autorität Christi beansprucht.

Der letzte Abschnitt über die Gemeinschaft ist für unsere Lektüre wichtig. Paulus verwendet das Bild von Sauerteig, Hefe, im Brot. Sauerteig ist ein Symbol der Sünde. Sauerteig dringt in den Teig ein und beginnt ihn aufzublähen. Durch skandalöses Verhalten, das zunächst toleriert und dann nachgeahmt wird, gelangt Sünde in die Gemeinschaft. In Vers 1 sagt Paulus, daß über die skandalöse Verwicklung berichtet wird. Das spricht sich herum. In einem Kontext, der immer noch stark heidnisch war, hätte die Duldung solch skandalösen Verhaltens verheerende Folgen für die Integrität der Ortskirchen und der Glaubenslehre haben können.

Einfach nur etwas Sauerteig in den Teig geben und schon geht der Teig auf. Nur eine kleine Öffnung zur Sünde reicht aus, um eine Gemeinschaft zu ruinieren.

Frohe Ostern!

Im Ernst, das ist eine passende Lektüre für den Ostersonntag. Es ist so passend, daß Vers 7 mehrmals während dieser Messe und dann täglich in der Osterzeit erscheint. "Pascha nostrum immolátus est Christus"… Christus, unser Paschalamm, wurde geopfert“ steht natürlich im Brief und auch im Gradual, und implizit in der Sequenz weist "Victimae Paschali“ für „Opfer“ auf Opfer hin. Auch das Ostervorwort, das jeden Tag gelesen wird, enthält diesen Satz."

Quelle: Fr, J. Zuhlsdorf, OnePeterFive

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