Peter J. Leithart vergleicht in einem Beitrag für firstthings den Apostel Paulus und sein Schicksal mit dem des griechischen Philosophen Sokrates. Hier geht ´s zum Original: klicken
"PAULUS, DER CHRISTLICHE SOKRATES"
Paulus´ Verteidigungsrede vor dem Gericht des Areopags (Apg 17) wird als Meisterwerk der Kontextualisierung angesehen. Paulus passt seine Botschaft an sein Publikum aus griechischer Philosophen an, übernimmt ein metaphysisches Idiom und zitiert "einen eurer Dichter". Die Rede Paulus´ scheint den unterschiedlichen Schattierungen und Aromen des christlichen Hellenismus das apostolische Imprimatur zu verleihen.
Aber diese Interpretation passt nicht leicht in den Kontext. Allein in Athen, wandert Paulus durch die Stadt, bewundert nicht ihre intellektuellen Errungenschaften, ihre Architektur oder Kunst, sondern wird zunehmend wütender über ihre üppige Idolatrie. Er steigt nicht in einer beschwichtigenden Verfassung zum Areopag hinauf; er ist mehr von einem ikonoklastischen Geist eines Joshua oder Josias ergriffen als von der milden, zusammenführenden Haltung eines Christlichen Platonikers. Wie Joshua Jipp herausgestellt hat, bezieht sich seine Rede wiederholt auf satirischen Polemiken Jesajas.
Gott, sagt er, kann nicht auf von Menschenhand gebaute Tempel eingegrenzt werden, noch wird er von Abbildungen aus Gold, Silber oder Stein gut wiedergegeben. Einige griechische Denker behaupteten das selbe, nahmen jedoch weiterhin an der Stadtreligion teil und handelten sich so den Vorwurf der Heuchelei ein. Paulus drängt die Athener dazu, das Nichts, das sie anbeteten, aufzugeben.
Paulus ist von den Anspruchsvollen Athens nicht eingeschüchtert. So fremdartig er sich für Athener Ohren Anhört, ist er bereit, seine Didache ihrer Überprüfung zu unterwerfen. Das Evangelium kann sich mehr als nur behaupten. Epikuräer und Stoiker nennen ihn einen Schwätzer, aber Paulus sagt ihnen, dass ihre Anbetung "ignorant" ist (agnoountes), weil sie einen "unbekannten" Gott (agnosto theo) anbeten. Obwohl die Philosophen sich versammeln, um Paulus Lehre zu prüfen, "wirft er die Tische um". Am Ende seiner Rede, warnt er sic vor dem kommenden Gericht, das Gott bestätigt hat, indem er den Richter von den Toten auferweckte. Sicher antizipiert Paulus die Schelte, die folgt, aber er plustert seine Botschaft nicht mit gefälligeren hellenistischen Phrasen auf.
Lukas Bericht über diese Episode fügt jedoch eine provozierende Lage Meta-Hellenismus hinzu. die Paulus Athen-Moment mit der Karriere und dem Prozess des Sokrates verbindet. Wie der Philosoph verbringt Paulus seine Tage in Athen in einer dialektischen Diskussion in der Synagoge und der Agora. Wie Sokrates wird er beschuldigt eine fremde neue Lehre einzuführen und die Athener zu ermutigen neue Götter zu verehren.
Der Klassizist und Bibel-Gelehrte Loveday Alexander hat argumentiert, das die gesamte Biographie von Lukas, dem Apostel, der die zweite Hälfte der Apostelgeschichte einnimmt, einem Vorbild des Sokrates entspricht. Sokrates beginnt seine philosophische Herausforderung nachdem er ein rätselhaftes Orakel in Delphi erhalten hat; und wie Paulus seine Befrager erinnert, wurde auch er göttlich beauftragt, durch das Licht und die Stimme. denen er auf dem Weg nach Damaskus begegnete. Sokrates wird immer von seinem daimon geleitet, wie Paulus während seiner missionarischen Reisen durch den Geist Jesu gefordert geleitet und manchmal blockiert. Schon in Platos Apologie, beschriebt Sokrates seine "Herkules" Arbeiten und zur Zeit des Paulus, haben Schriftsteller wie Seneca der Legende weitere Beschwerden - Armut, Schiffbruch, Schlachten-hinzugefügt. Einige davon sind mit die eigenen Prüfungen des Paulus, die in seiner apostolischen Apologie im zweiten Brief an die Korinther aufgelistet sind.
Der Apostel und der Philosoph sind sich in ihren jeweiligen Prozessen am ähnlichsten. Mehrere griechische Berichte über Sokrates spielen in einem athenischen Gefängnis, und im ersten Jahrhundert war er, wie Diogenes Laertius es ausdrückt, vielleicht am besten bekannt als "der erste Philosoph, der zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde“. Die Hälfte von Lukas‘ Bericht über Paulus besteht aus einer Reihe von Prozessszenen, in denen Paulus auf dem Weg zu einer letzten Anhörung vor Cäsar vor jüdischen Behörden, römischen Statthaltern und Herodes Agrippa erscheint. Unterwegs verwendet Lukas das Wort Apologia sieben Mal. Sowohl Sokrates als auch Paulus werden der Gottlosigkeit beschuldigt, Paulus von den Juden und Sokrates von den Griechen, und beide beteuern ihre Unschuld.
Der Apostel und der Philosoph sind sich in ihren jeweiligen Prozessen am ähnlichsten. Mehrere griechische Berichte über Sokrates spielen in einem athenischen Gefängnis, und im ersten Jahrhundert war er, wie Diogenes Laertius es ausdrückt, vielleicht am besten bekannt als „der erste Philosoph, der zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde“. Die Hälfte von Lukas‘ Bericht über Paulus besteht aus einer Reihe von Prozessszenen, in denen Paulus auf dem Weg zu einer letzten Anhörung vor Cäsar vor jüdischen Autoritäten, römischen Statthaltern und Herodes Agrippa erscheint. Unterwegs verwendet Lukas das Wort Apologia sieben Mal. Sowohl Sokrates als auch Paulus werden der Gottlosigkeit beschuldigt, Paulus von den Juden und Sokrates von den Griechen, und beide bestehen auf ihrer Unschuld.
Lukas wiederholt verbal sowohl Platon als auch Xenophon. Während eines seiner Prozesse behauptet Paulus, er "trainiere“ (asko), um ein tadelloses Gewissen zu erlangen, und verwendet dabei einen Begriff, den Xenophon in seinem Bericht über Sokrates‘ Prozess wiederholt verwendet. Gegen Ende von Platons Apologie sagt Sokrates seinen Freunden, sie sollten auf ihn "warten“ (paraminate), da nichts ihr Gespräch "behindert“ (klouei). Lukas beendet die Apostelgeschichte damit, dass Paulus in römischer Gefangenschaft verbleibt (enemeinen), aber die Freiheit hat, Christus "ungehindert“ (akolutos) zu predigen.
Lukas‘ sokratische Bezugnahmen sind zu zahlreich und gezielt, um zufällig zu sein, insbesondere wenn wir seine schlauen Anspielungen auf Euripides‘ Bakchen in seinem Bericht über den Aufstand in Philippi, seine wiederkehrenden Anspielungen auf homerische und vergilische Epen und seine offensichtlichen Bezüge auf griechisch-römische Götter und mythische Figuren (Zeus, Hermes, Ares, Artemis, Castor, Pollux) berücksichtigen.
Die Apostelgeschichte bietet nicht die Synthese, die als christlicher Hellenismus bekannt ist, sondern eher etwas wie eine typologische Lesart griechischer Mythen, Geschichte und Philosophie. Als Botschafter für Christus, der das Gesetz und die Propheten erfüllt, verbindet und übertrifft Lukas‘ Paulus jüdische und hellenische Wege im neuen Weg Jesu. Paulus kommt als größerer Sokrates nach Athen, der Unwissenheit vertreibt und ihre gepriesenen Intellektuellen dazu aufruft, die höhere Weisheit zu lieben, die allen alles gibt."
Quelle. P.J.Leithart, firstthings
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