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Dienstag, 30. Juli 2024

Was es mit der Verlegung des Primats-Sitzes in Argentinien auf sich hat... Fortsetzung...

Fortsetzung von hier und hier

Schliesslich ist da der Gedanke die Geschichte zu rekonstruieren und über  die Vergangenheit hinauszugehen. Wiedergutmachung - um die es auch in Latein-Amerika geht-ist Wiedergutmachung gegen Missbräuche der Kirche. Eine Idee von  Wiedergutmachung hat Papst Franziskus z.B. dazu mutatis mutandum dazu gebracht, die Chinesische Interpretation zu akzeptieren, dass das Evangelium durch kolonialen Druck und Einführung und Aufzwingung der Westlichen Kultur Peking und der Umgebung aufgezwungen wurde. Das ist eine Lesart, die teilweise  richtig ist, aber die guten Missionen, die anti-katholischen Verfolgungen, denen die Katholiken unterworfen wurden  und die Mühe, die Missionsstationen von jeglichem Kolonialismus zu reinigen, nicht berücksichtigt. 

So wird das Konzept der historischen Wiedergutmachung, das im Kontext Lateinamerikas geboren wurde (inspiriert zum großen Teil von der Jungfrau von Guadalupe, die für Papst Franziskus‘ religiöse Denkweise von zentraler Bedeutung und ein Schlüssel zum Verständnis seiner lateinamerikanischen Weltanschauung ist), zu einem universellen Konzept für das Leben der Kirche. Ein Konzept, das uns jedoch nicht erlaubt, die Geschichte der Kirche zu sehen, das für ideologisierte Lesarten offen ist, das Standpunkte kontrastiert, ohne uns eine einheitliche und allumfassende Sicht der Situationen zu ermöglichen.

Die Grundidee mag vernünftig sein, aber die Ideologisierung der Grundidee führt zu einer Art „woke“-Kultur innerhalb der Kirche selbst.

Papst Franziskus ist sowohl Antreiber als auch Opfer einer Debatte, die in den letzten Jahren zunehmend polarisierend wurde.

Dies zeigt auch ein kürzlich erschienener Aufsatz von Kardinal Duka, dem emeritierten Erzbischof von Prag, über die Situation der Diplomatie des Heiligen Stuhls, der dem Muster der Ostpolitik folgt, die von Johannes Paul II. abgelehnt und dann in dieser neuen diplomatischen Anstrengung wieder ins Rampenlicht gerückt wurde. Diese Lektüre, auch diese polarisierte und polarisierende, bezeugt, wie viel in der Kirche getan werden muss, nicht so sehr, um die Erinnerung zu reinigen, sondern um sie mit der Realität in Einklang zu bringen. Papst Franziskus ist das Ergebnis einer Kirche, die gelernt hat, sich selbst anzuklagen, ohne das Gute zu bekräftigen, das sie getan hat – einer Kirche, die letztlich aus historischer Sicht ein wenig masochistisch ist.

Aber das ist das Merkmal des Pontifikats, das wiederum das Merkmal der laufenden Debatte widerspiegelt. In Zukunft wird es für die Kirche notwendig sein, sich mit ihrer Geschichte zu versöhnen. Es wird nötig sein, daß der zukünftige Papst sich nicht für alle Entscheidungen entscheidet, sondern diejenigen persönlich billigt, die er aufgrund seiner persönlichen Geschichte für besonders wichtig hält. Weniger Personalismus, mehr Kirche: das ist die Herausforderung der Zukunft."

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