In seiner heutigen Kolumne in Monday at the Vatican kommentiert A. Gagliarducci die Verlegung des Primat- Sitzes von Argentinien von Buenos Aires nach Santiago del Estero und die Hintergründe für diese Entscheidung. Hier geht s zum Original: klicken
"PAPST FRANZISKUS UND DIE IDEE DER WIEDERGUTMACHUNG"
Papst Franziskus Entscheidung den Primats-Sitz Argentiniens sollte als rein örtlich angesehen werden. Tatsächlich repräsentieren die Entscheidung und die Gründe für diese Entscheidung auf gewisse Weise den ganzen modus operandi von Papst Franziskus. In der Entscheidung den Primats-Sitz Argentiniens von Buenos Aires nach Santiago del Estero zu verlegen, sind einige der grundlegenden Charakterzüge des Pontifikates von Papst Franziskus: der Wille, Dinge zu verändern, das Festhalten an einer bestimmten, selbstgesteuerten Narrativs, die (Neu-)Lesung der Geschichte nach bestimmten Kriterien und – vor allem – die Idee von Wiedergutmachung oder Abhilfe.
Und das letzte ist-vielleicht- das Hauptcharakteristikum von Papst Franziskus als Regierendem.
Franziskus hat das Papstamt, das die wählenden Kardinäle ihm anvertraut hat, dazu benutzt, um das zu reparieren, was wirklich falsch war. Z.B.hat Franziskus bei jedem Konsistorium "heilende Kardinäle" kreiert, um wahrgenommene Fehler der Vergangenheit wieder gutzumachen und anzuzeigen, auf welcher Seite Franziskus bei früheren Kontroversen stand.
Seit Beginn dieses Pontifikates hat Papst Franziskus betont, dass man das Zentrum am besten von der Peripherie zu sehen ist.. Er hat den römischen Mangel beklagt. sich auf den Standpunkt anderer Leute einzulassen- den Standpunkt, den er vertrat als er noch nicht Papst war.
Franziskus hat einige Themen wie das der Barmherzigkeit auf seine Weise aufgegriffen.Er hat darüber gesprochen, wie seine Vorliebe über Gottes Sanftmut zu sprechen, nicht allzu gut aufgenommen wurde als er anfing darüber zu sprechen, aber jetzt, wo er Papst ist- kann er es tun.
Er mag Volksfrömmigkeit und schenkte Volksbewegungen zu Beginn
seines Pontifikats viel Aufmerksamkeit (die dann, um die Wahrheit zu sagen, im Laufe der Zeit verschwanden). Generell erleben wir die Rückkehr vieler Themen, die irgendwie veraltet waren, wobei sein Kampf gegen Traditionalisten vielleicht das größte ist.
Was hat die Verlegung eines Primats-Sitzes mit all dem zu tun?
Um das zu beantworten, brauchen wir ein bisschen Geschichte.
In Argentinien war die Primats-Erzdiözeseseit 1936 in Buenos Aires, wenn auch nur, weil das der erste Erzbischöfliche Sitz auf Argentinischem Gebiet war.
Es gibt eine andere, ältere Diözese, die Erzdiözese von Cordoba und es ist kein Zufall, das der alte Erzbischof Kardinal Raul Francisco Primatesta wiederholt darum gebeten hat, den Primat-Sitz nach Cordoba zu verlegen.
Die Jesuiten jedoch, haben Papst Franziskus am Ende seiner Zeit als Provinzial auch nach Cordoba -praktisch in seiner eigenen Gesellschaft- ins Exil geschickt. .Angesichts der Bedeutung, die Cordoba für den Papst hat, war es schwer für ihn, diese Bitte zu akzeptieren.
Stattdessen akzeptierte er die Idee einer historischen Wiedergutmachung. Ursprünglich hiess die Diözese Cordoba del Tucuman. In einem gemeinsamen Statement der Erzdiöze von Buenos Aires und der neu errichteten Diözese von Santiago del Estero wird betont, dass die Entscheidung als ein besonderer Augenblick im Leben der Diözesen betrachtet werden sollte, d.h. daß es sich um eine wichtige Wiedergutmachung der Kirchengeschichte handelt.
Die beiden Diözesen betonen, daß die alte, vom Hl. Pius V 1570 gegründete Diözese von Tucuman einen Sitz in der alten Stadt hatte, die jetzt Santiago del Estero ist, während Cordoba, La Rioja, Catamarca, Tucuman, Santiago del Estero,Salta, Juhuy, Tarija und Nueva Oran von Anfang an zur Diözese von Rucuman gehörten, während die Kathedrale die Kirche der Hl. Petrus und Paulus auf dem Gebiet desaktuellen Sitzes von Santiago del Estero ist.
Der Bischofssitz der Stadt Cordoba wurde 1699 gegründet, während die Diözese von Santiago del Estero 1907 geschaffen wurde. Es wurde beschlossen, daß die Diözese von Santiago del Estero der Primat-Sitz war. Allerdings existierte sie zum Zeitpunkt der Geschehnisse noch nicht, und obwohl die Kathedrale nur auf dem Territorium lag – heute aber nicht mehr vorhanden ist – war sie die älteste Diözese. Nicht einmal Córdoba wird berücksichtigt, und die Sitze der Diözesen werden oft geändert, ohne das Territorium zu ändern.
Der letzte Teil der Erklärung lädt uns auch dazu ein, "das nationale Territorium in einem erneuerten föderalen Zweck umfassend zu betrachten“.
Was besagt diese Erklärung? Erstens akzeptiert Papst Franziskus eine zumindest partielle Lesart der Geschichte. Der Primats-Sitz ist immer der älteste Bischofsstuhl, aber im Allgemeinen wird ein neuer Sitz nicht geschaffen, um einen neuen Primat Sitz zu schaffen. Papst Franziskus gibt zu, die Geschichte neu zu lesen; er definiert sie als Reparatur, aber dabei riskiert er, sich einer ideologischen Lesart der Geschichte zu beugen, die weit von der Realität der Tatsachen entfernt und daher nicht sehr konkret ist.
Dann gibt es den Verweis auf den "föderalen“ – d. h. dezentralisierenden – Zweck, der im Pontifikat von Anfang an zumindest in Worten vorhanden war. Der synodale Vorstoß sowie die Idee, die Pressemitteilungen der lokalen Bischofskonferenzen in päpstlichen Dokumenten zu verwenden, haben von Anfang an den Eindruck erweckt, eine Föderation von Bischofskonferenzen anstreben zu wollen, von denen jede in bestimmten Fragen teilweise unabhängig ist und ihre Daseinsberechtigung hat. Dies würde es den Randgebieten ermöglichen, wieder Protagonisten zu sein, und würde die Tatsache wiedergutmachen, dass Rom nicht auf ihre Schreie gehört oder ihre Situation verstanden hat.
Die Idee einer Föderation – eher soziopolitisch als religiös – widerspricht jedoch der Idee einer vom Papst garantierten Einheit der Kirche.
Bischofskonferenzen sind schließlich Verwaltungsorgane. Unter anderem zeigt der Papst, dass er Autonomie gewähren möchte, aber nur die Autonomie, die er für angemessen hält. So wurde beispielsweise die Deutsche Bischofskonferenz auf ihrem Synodenweg vom Papst blockiert, der warnte, der laufende Prozess könne ein Zeichen der Spaltung der Kirche sein. Das ist alles richtig, aber wie lässt sich der Vorstoß in Richtung einer Föderation rechtfertigen?" (...)
Fortsetzung folgt....
Quelle: A. Gagliarducci, Monday at the Vatican
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