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Donnerstag, 9. November 2017

Fr. Hunwicke spricht....

bei liturgicalnotes über Veränderungen in der Liturgie - jetzt und früher - und wie man sie beurteilen kann. Hier geht´s zum Original: klicken

"WIE KÖNNEN SIE ERKENNEN, OB EINE LITURGISCHE VERÄNDERUNG ORGANISCH IST? " 

"Vor einigen Jahren - während ich die Bibliothek des verstorbenen und gelehrten und sehr betrauerten Fr. Michael Melrose, Nachfolger Martyris als Vikar von S. Giles, durchsah, fand ich beim Lesen einen ungewöhnlichen kleinen Band (gut, davon gab es viele, was für eine Bibliothek!) ; sehr schmal, 1912 veröffentlicht, gab es den Psalter, wie er vom Hl. Pius X neu geordnet worden war, wieder.
Mit anderen Worten, als der Hl. Pius seine revolutionären Veränderungen in der Anordnung der Psalmen machte, mußte man kein neues Brevier kaufen; man kaufte den schmalen Band und benutzte ihn in Verbindung mit dem alten Brevier.

Aber man mußte solche Vorkehrungen treffen, um die Psalmen in der neuen Anordnung sprechen zu können. Das Divine Dekretum aflatum macht klar, daß wenn man nach einem gewissen Stichtag bei der neuen Ordnung der Dinge versagte, man nicht seine Pflicht, das Göttliche Amt zu sprechen, erfüllte. Heftig!!

Hierin unterscheidet es sich erheblich vom Dekret Divinam Psalmodiam von Urban VIII (1631). Urbans Dekret ist voller feuriger Drohungen gegen jeden, der nach dem Dekret noch unveränderte Texte druckte, aber er erlaubte, daß bereits gedruckte Bücher an die Buchhändler gingen.... und daß Bücher in den Buchläden verkauft wurden...und daß Bücher, die in Gebrauch waren, weiter benutzt wurden. Mit anderen Worten, Urban war damit zufrieden, sich auf einen schrittweisen Prozess zu verlassen, in dem die Bücher alterten und ersetzt wurden.

So etwas wie diese menschliche Zugehensweise nach gesundem Menschenverstand kann auch 1902 in der Ausgabe des Ambrosianischen Missales gefunden werden, das in jenem Jahr von Andrew Kardinal Ferrari promulgiert wurde. Er verlangte, daß seine Neuausgabe "in virtute sanctae obedientia" benutzt werde, aber mit dieser Ausnahme-Klausel: "Concedimus tamen, aequis de causis, ut donec a Nobis aliter disponatur, vetera approbata exemplaria adhuc adhiberi possiini; ita tamen ut nullum eorum  ex quocunque titutlo abhinc acquiratur ad Sacram Liturgiam peragandem". 
Mit anderen Worten, wenn man eine vorherige Edition in seiner Sakristei hatte, durfte man es weiter benutzen, aber man durfte keine weitere Kopie der alten Ausgabe erwerben.

Meiner Ansicht nach ist es eine grobe aber gute und gesunde  Regel um zu ergründen, ob eine "Reform" organisch ist oder nicht [siehe Sacrosanctum Concilium Vatican II] die Überlegung : macht es nach einem bestimmten Datum alle heute existierenden liturgischen Bücher obsolet oder nicht? 
Wenn Leute den Prozess der Implementierung seiner neuen Bücher unter dem Seligen Paul VI verteidigen, indem sie an Veränderungen erinnern, die es früher gegeben hatte, realisieren sie-wie ich denke- nicht die Tiefe und Geschwindigkeit des Paulinischen  Bruchs im Vergleich zur Diskontinuität vor den 1950-er Jahren.
Das selbe gilt natürlich auch für die Brandrodungsmethode, die Pius XII und sein Helfershelfer Bugnini an den antiken Römischen Riten der Hl. Woche anwandten.



Keiner hat das Recht, darüber anderer Meinung zu sein als ich, wenn er nicht zuerst das Missale des Hl. Pius V mit der ersten gedruckten, 1 Jahrhundert älteren Ausgabe des Missale Romanum verglichen hat, und zweitens das Missale des Seligen Pauls VI mit dem von seinem Vorgänger weniger als 10 Jahre vorher promulgierten.

Und es gibt keinen Weg, daß die Drucker einen schmalen Band zusammengestellt hätten, mit dessen Hilfe man ein altes Missale hätte nutzen können, um nach dem Novus Ordo zu zelebrieren. Dazu sind die Veränderungen viel zu massiv. 

Und dennoch - obwohl das Dekret Laudis Canticum des Seligen Pauls VI ausdrücklich das bisher gebräuchliche Brevier verdrängte, stellte sein Dekret Missale Romanum nicht fest, daß die Alte Messe illegal werden würde, sobald die Neue in Gebrauch kam. War das ein Versäumnis? Haben die verfassenden Kanoniker gedacht, daß es zu offensichtlich war, um es sagen zu müssen? Ich vermute, daß etwas Derartiges die Antwort sein könnte.

Meine Theorie ist, daß dieser seltsame kleine Lapsus der Grund dafür war, daß eine Kommission von Kirchenrechts-Kardinälen durch Mehrheitsvotum entschied, daß das Alte Missale nicht widerrufen wurde - ein Urteil, das am Ende im Motu Proprio "Summorum Pontificum" veröffentlicht und bestätigt wurde.

Quelle: liturgicalnotes, Fr. J. Hunwicke

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