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Freitag, 2. März 2018

Vaticanische Ostpolitik früher und jetzt

Auch wenn sich die Äußerungen von Pater Floridi, die Roberto De Mattei zitiert, auf die Ostpolitik gegenüber dem Sowjetimperium vor dessen Zusammenbruch bezieht, läßt sich das, was er über Dialog und Beschwichtigung gegenüber totalitären Kommunistischen Regimes sagt, heute 1:1 auf die die Situation in der Volksrepublik China und die Appeasementversuche des Vaticans gegenüber Peking anwenden.
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"DE MATTEI: GEGNER DER OSTPOLITIK - TEIL 2: PATER ALESSIO ULISSE (1920-1986)"

"Zu den entschiedensten Gegnern der Vaticanischen Ostpolitik gehört eine Person von bemerkenswerter und moralischer Statur, an die man sich erinnern sollte: Pater Alessio Ulisse Floridi
(1930-1986).

Schon in sehr jugendlichem Alter Mitglied der Gesellschaft Jesu geworden, studierte Pater Floridi am Päpstlichen Russischen Kolleg, wo er perfekt Russisch lernte. 1949 wurde er im Byzantinischen Ritus zum Priester geweiht.
Er hoffte, Teil des Untergrund-Apostolates in Russland zu werden, wie einige seiner Mitbrüder, aber  seine Oberen wollten ihn in der Civiltá Cattolica, der Zeitung, die Stolz und Freude der Gesellschaft war.
Pater Floridi wurde der Sowjetologe dieser Zeitung par excellence, und trug Artikel bei, die nach der Lektüre aus erster Hand von Zeitungen, Journalen und Dokumenten direkt aus der Sowjet-Union kamen. Seine an Fußnoten und persönlichen Kommentaren reichen Artikel wurden wegen ihrer Genauigkeit auch von den Kommunisten selbst gelesen- sowohl in Italien als auch im Ausland.

Die Wahl von Johannes XXIII und die Einberufung des II. Vaticanischen Konzils  waren die Wendepunkte im Leben der Autoren von Civiltá Cattolica.
Im Nachruf, der am 20. Dezember 1986  für Pater Floridi geschrieben wurde, schreibt die Jesuiten-Zeitung, daß er La Civiltá Cattolica verlassen habe, weill das Leben eines Autors zu "statisch und zu sitzend" war. In Wirklichkeit - wurde er -wie Pater Floridi mich persönlich informierte- abrupt entlassen, weil er sich nicht den Anordnungen seiner Vorgesetzten beugte.
Sie hatten ihn aufgefordert, der Maxime des Hl. Franziskus von Sales zum Kommunismus zu folgen, "ein Löffel voll Honig zieht mehr Fliegen an als ein Faß voller Esssig"
Der selbe Diskurs war auch gegenüber Pater Giovanni Caprile (1917-1993) angewendet, der andererseits-  den Vorschlag angenommen hatte und aus einem unerbittlichen Kritiker zu einem Apologeten der Freimaurerei wurde.





Pater Floridi erinnerte daran, daß der Gehorsamseid der Jesuiten nicht unkritisch ist, wie viele annehmen, sondern einfach nur verpflichtet "überrall hinzugehen, wohin Seine Heiligkeit sie unter die Gläubigen und Ungläubigen schickt" (Konstitution §7)
Und er wich nicht zurück. wenn von höherer Seite entschieden wurde , daß er soweit wie möglich von der Villa Malta, dem Hauptsitz von La Civiltá Cattolica  in Rom geschickt werden sollte.
So landete er zuerst in Brasilien unter Russischen Flüchtlingen und danach in den USA, wo er eine fruchtbringende Mission bei den Ukrainischen Katholiken des Orientalsichen Ritus leitete, ohne jemals dem neuen Trend nachzugeben.

Als ich ihn 1977 traf, war Pater Floridi beeindruckende 57 Jahre alt, mit einem schwarzen Bart, der sein offenes joviales, gutgelauntes, für authentische "Römer aus Rom" typisches Gesicht umrahmte.
1976 veröffentlichte er das Buch "Moskau und der Vatican" für La Casa Matriona, das dann in viele Sprachen übersetzt wurde und das immer noch ein Bezugs-Text von große Wert ist, für Studien der Beziehungen zwischen Vatican und Kreml ist.
Am 28. November 1977 hat er der Monatszeitschrift "Christianità" ein Interview gegeben, das ich hier zur Gänze wiedergeben werde.
Beim Wiederlesen scheint es mir, daß seine historische Analyse uns hilft, die Ostpolitik von gestern und heute in ihrer Tiefe zu verstehen. (Zum Thema Dissenz und Ostpoltitk ind Cristianità 32, 1977, Ss. 3-4)

                                                  DAS INTERVIEW

Frage: 
"Die Tendenz des Bandes, das Sie Moskau und dem Vatican gewidmet  haben, ist ungewöhnlich, Er trägt den Untertitel: Die Sowjetischen Dissidenten konfrontiert mit dem Dialog. Die Politik der Entspannung zwischen dem Hl. Stuhl und dem Kreml, bewertet von Sowjetischem Dissenz.
Was ist die Ursache für Ihr Interesse an den "Sowjetischen Dissidenten"?"

Antwort Pater Floridi:
"Das  ist ganz einfach. Ich habe die Sowjetunion und den "Sowjetischen Mensche" ununterbrochen studiert, einen Menschen, der sich nicht von uns unterscheidet trotz der "Unnatürlichkeit" des Regimes, in dem er lebt. Als Ergebnis begann ich zu realisieren, daß etwas geschah in dieser Welt, das begann, eine Reaktion auszulösen."

"Ist diese Reaktion auf eine kulturelle Elite begrenzt oder betrifft sie das Sowjetvolk? Es gibt  tatsächlich den Verdacht, daß es kein ausreichend tief verwurzelte Phänomen ist, sondern fast eine kulturelle "Mode".

"Das Phänomen ist nicht auf eine intellektuelle Elite begrenzt. Besonders der religiöse Dissenz ist unter weiten Teilen der Bevölkerung verbreitet. Ich denke z.B. an die Ukrainischen und Litauer Katholiken, die Baptisten, die Orthodoxe Untergrundkirche, die Anhäner von Father Dudko, oder sogar daran, was in Polen passiert, wo das Dissidententum unter den Arbeitern zunimmt  und sich verbreitet.
Man sollte aber sagen, daß die Realtität des Dissidententums nicht immer mit dem Bild übereinstimmt, das im Westen davon projiziert wird.  Tatsächlich ist nur eine bestimmte Form des Dissenz´ im Westen bekannt, das von intellektuellen Kanälen gefiltert wurde.
Während die Realität des religiösen Dissidententums der Leute weniger bekannt ist."

"Was ist dann also die Meinung der "Dissidenten" im Hunbick auf den Dialog zwischen Moskau und dem Vatican?"

"Extrem negativ. Die Dissidenten haben keinerlei Vertrauen in diesen Dialog, dessen  Konsequenzen sie zur Zeit erleben. Sie sollten die Nutznießer dieser Entspannungspolitik sein, aber de facto sind sie die Opfer. Laasen Sie mich hinzufügen, daß es mir unvorstellbar erscheint,daß es von katholischer Seite der Wunsch besteht, daß ein Schatten von  ...und Verdacht auf sie wirft. Ich beziehe michtauf einen Artikel eines meiner Schweitzer Mitbrüder, Father Hotz, der in La Civiltà Cattolica erschienen ist und für den er von Ihrer Zeitung schwer kritisiertr worden ist.
Mir erscheint es paradox , daß währned die Dissidenten  die Westlichen Katholiken beschucldigt, diesem Dialog zu mißtrauen , sind es genau die  Westkatholiken die zum Mißtrauen gegenüber den Dissidenten einladen."

"Welches sind die Interessen des Kremls an diesem Dialog?"

"Durch den Dialog erreicht  die Sowejtunion das Schweigen des Vaticans. Und dieses Schweigen schwächt  die innere und äußere Opposition gegen das Kommunistische Regime und trägt so zur Konsolidierung der inneren Standpunkte des Sowjetimperiums bei und begünstigen seine internationale Expansion. Es sit klar, dsß Moskau versucht, Unterstützung aus rom zu bekommen, um seine Glaubwürdigkeit auf internartionaler Ebene zu vermehren. Je mehr Entspannung erreichtwird, umso mehr steigt der Druck im Inneren."

"Was sind Ihrer Meinung nach, die Motive des Vaticans, den Dialog mit dem Kreml zu suchen?"

"Hier ist die Frage komplexer.Ich würde sagen, daß wir mindestens  zwei strategische Linien identifizieren können. Die erste liegt auf diplomatischer Ebene des Konkordats und zielt darauf ab, einen modus vivendi zwischen dem Vatican und dem Kommunistischen Staat zu erreichen, mit dem Ziel sowohl den internationalen Frieden als auch die katholischen Kirchenstrukturen auf dem Gebiet des Sowjetimperiums zu bewahren.
Der Vatican zieht es deshalb vor, die Untergrundkirche zu ignorieren, die ein heroisches Apostolat hinter dem Eisernen Vorhang ausübte, um neue Arten von offenen Beziehungen mit den Kommunistischen Autoritäten errichten. Das bedeutet z.B: daß Katholische Bischöfe das sowjetische "Placet" für ihre Nominierungen haben müssen. Diese Strategie steht unter der Leitung  von Erzbischof Casaroli und seines Sekretariates. Casaroli selbst  hat in seiner Rede "Der Hl. Stuhl und Europa". die er am 20. Januar 1972 in Mailand hielt, ein  ausreichend klares Programm gezeichnte."

"Sie haben eine zweite Politik erwähnt?"

"Ja. es st die, die ich "ökumenisch"  nenne.unter der LEitung des Sekretariates für die Einheit der Christen, der KArdinal Willebrands vorsteht. Hier sprechen wir über einen "ökumeniwschen Dialog" zwischen der Römisch-Katholischen Kirche und dem OOrthodoxen Patriarchat von Moskau.
Es war Willebrands selber, damaliger Sekretär des Sekretariates, der Dikussionen (während eines Aufenthlates in Moskau vom 27. September bis 2. Oktober 1962)  über die TEilnahme der Russischen Orthodoxie als BEobachter beim II. Vaticaischen Konzil führte."

Die russischen Repräsentanten waren in der Tat, von der Eröffnung des Konzils am 11. Oktober an die ersten in Rom anwesenden orthodoxen Beobachter. Und tatsächlich war genau zu diesemAugenblick eine Orthodoxe Delegation im Collegium Russicum anwesend- wie üblich auf einer Pilgerreise.
Ein Comuniqué von ANSA  errklärt, daß die Begegnungen im Rahmen eines periodischen Austauschs zwischen dem Hl. Stuhl und der Russisch ORthodoxen Kirche stattfanfen - zufällig gleichzeitig mit dem Besuch einer Vaticanischen Delegation beim Moskauer Patriarchat.
Das II. Vaticanische Konzil wurd so zum historischen Wendepunkt in den Beziehungen zwischen der Römischen Kirche und dem Moskauer Patriarchat, das bis dahin einen leidenschafltich antikatholischen Standpunnkt vertreten hatte."

"Was sind Ihrer Ansicht nach die Gründe für diese Kehrtwende?"

"Wir dürfen die Verbindung zwischen enger Zusammenarbeit und direkter Abhängigkeit des Moskauer Patriarchen vom Kreml nicht vergessen. Und es ist sicher, daß es seitens des Kremls ein starkes Interesse daran bestand, jedenVersuch des Konzils den KOmmjunismus offziziell zu verurteilen, zu blockieren.
Es fehlte nicht an Gelegenheiten für die russischen Gäste,klarzumachen, daß ein Schweigen zur Fage des Kommunismus eine Conditio sine qua non für ihre weitere Gegenwart in Rom war.
Die Russisch Orthodoxe Kirche lockerte ihren Vorbehalt gegenüber dem Konzil erst, nachdem klar wurde, daß das Konzil den Kommunismus niucht verdammen würde.

Was sind die Hindernisse, denen sich der Hl. Stuhl bei einem ökumenischen Dialog mit dem Moskauer Patriarchat gegenüber sieht? 

"Ein prinzipielles Hindernis wird heute durch die störende Präsenz von 6 Millionen Ukrinischer Katholiken gebildet, die fest entschlossen sind ihrer religiösen historischen und kulturellen Tradition treu zu bleiben. Der Hl. Stuhl will das Ukrainische PAtriarchat nicht anerkennen- der einige Weg dieUkrainische Katholische Kirche in der Nation und außerhlab am Leben zu erhalten- weil die Orthodoxe Kirche Moskaus die Unterdrückung der Ujrainischen Katholikenn verlangt. Der Vatican hat heute mehr Achtung für die schismatischen Metropoliten Bischof Nikodim und Bischof Pimen als für den Katholischen als für denKatholischen Patriarchen Slipyi.

Warum diese enge Verbindung zwischen dem Kreml und dem Moskauer Patriarchat? 

Das Moskauer Patriarchat hat zwei Hautfunktionen. Zuerst eine innere, eine Filter-eine Puffer-Funktion. Die besteht darin, die Gläubigen Untertanen des Kommunistischen REgimes bleiben zu lassen; die zweite, äußere, besteht darin, die Führer anderer Chrislticher Kirche davon zu überzeugen, daß der Kommunismus am Ende doch nicht so schlecht ist, wie er dargestellt wird, sondern ihm im Gegenteil für seine Bemühungen für den Weltfrieden zu würdigen.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang die von der Moskauer Orthodoxen Kirche innerhalb des Weltrates der Kirchen ausgeübte Funktion, der ich geweigert hat, die friedlichen sowjetischen Dissidenten zu unterstützen, während er es an Unterstützung für die Dissidenten -meistenteils Terroristen- in anderen westlichen Ländern nicht fehlen läßt."

"Glauben Sie nicht, daß der Kreml die Entwicklung seiner Beziehungen zum Vatican aus ähnlicher Perspektive betrachtet?"

"Sicher. In Kommunistischen Ländern, bei denen es dilpomatische Beziehungen oder ein Konkordat gibt,  geben doe regierenden Autoritätn ihre Zustimmung zu Bischofsernennungen unter der Bedingung, daß sie alle sowjteischen Gesetze anerkennen.- offensichtlich einschließlich dem Teil der di Religion betrifft. Auf diese Weise lädt die Regierung die hassenwerte Last, die ungerechten Gesetze den Kirchenautoritäten respektieren zu müssen, den Kirchenautoritäten auf.
Heute wird ein eifriger Priester, der den Katechismus lehrt, häufig von seinem Bischof bestarft, bevor das die Zivilbehörden tun."

"Wie reagieren die Gläubigen auf diese dramatische Situation?" 

"Die Gläubigen hinter dem Eisernen Vorhang sehen sich einer wahren Gewissenskrise gegenüber.Normalerweise lösen sie diese, indem sie den harten aber mutigen Weg des Widerstandes gegen die Kirchenautoritäten wählen. Das it vielleicht der intreressanteste Aspekt dieses Phänomens, daß sich der Widerstand vom zivilen Bereich auf die kirchliche Sphäre ausweitet,
Das passiert in Ungarn, in der Tschechosowakei und in Litauen. Mehr als 100 litauische Priester haben den Hl. Vater gebeten, eher ohne Bischöfe zu bleiben, als das Mandat Christi zu verrraten."

"Halten Sie auch einen modus vivendi zwischen dem Sowjet-Staat und dem Vatican unmöglich?"

"Ich fürchte, daß der Vatican etwas vergessen hat, was auch von den Dissidenten bei der Sacharow-Konferenz bestätigt wurde, daß die Sowjet-Union jede Religion zerstören will und deshalb auch den Katholizismus. Ich sehe deshalb nicht, welche Elemente es geben könnte, die Basis eines modus vivendi zwischen der Katholischen Kirche und dem atheistischen Kommunismus sein könnten."

"Was denken Sie über die These, die besagt, daß eine Verhärtung des Vaticans den internationalen Frieden gefährden könnte?" 

"Wir haben seit unserer Kindheit gelernt, was im Katechismus steht, daß Gott über alles andere gestellt werden sollte und daß es besser wäre, die Welt ging unter als eine Sünde zu begehen, eine Beleidigung Gottes. Eine nukleare Katastrophe wäre weniger schwerwiegend als eine einzige Todsünde. Dieser Glaube scheint bei den kirchlichen Autoritäten zu schrumpfen, die von der Suche nach Frieden um jeden Preis besessen sind. Die Rettung menschlichen Lebens scheint ihnen der Verletzung der Rechte Gottes vozuziehen zu sein. Das ist ein sehr schwerwiegendes Problem  und die seine Lösung liegt bei den Theologen, den Bischöfen und dem Papst. Ihnen stelle ich diese Frage.
Dieser Standpunkt, der sich die Lehre des Hl. Petrus zu eigen macht, "Wir sollen Gott mehr gehorchen als den Menschen" (AA 5,29) rechtfertigt glaube ich, den religiösen Dissenz."

Pater Alessio Ulisse Floridi starb vorzeitig am 7. November 1986 in der Klinik Regina Apostolorum in Albano, Rom, nach einer unerwarteten postoperativen Komplikation. Die Nonnen in der Klinik waren davon erbaut, wie er seine Klinik annahm. Heute rufen wir ihn als "Zeugen der Ankalge" an, gegen den Ausverkauf der Chinesischen Kirche an das Kommunistische Regime durch Papst Franziskus und Kardinal Parolin."

Quelle: rorate caeli, R. De Mattei

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