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Mittwoch, 26. September 2018

Magister läßt einen Fachmann das vaticanische Abkommen mit China beurteilen

Sandro Magister gibt bei Settimo Cielo dem Direktor von "Asia News" Bernardo Cervellera Gelegenheit, als Kenner der Situation der Chinesischen Kirche das gerade unterzeichnete Abkommen zwischen dem Hl. Stuhl und dem Vatican unterzeichnet wurde.
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"IM ABKOMMEN MIT CHINA GIBT ES "EINEN HAUCH POSITIVES". KOMMENTAR EINE EXPERTEN"

"Der Kommentar, den wir zur Gänze wiedergeben, erschien am 24. September bei "Asia News", der online-Agentur des Päpstlichen Instituts für Auswärtige Missionen, die von Fr. Bernardo Cervellera , einem Spezialisten für Nachrichten aus China geleitet wird, das in vier Sprachen -einschließlich Chinesisch- angeboten wird.

Es ist die bisher kompetenteste und ausgewogenste Wertung über das Abkommen, das zwischen dem Hl. Stuhl und der Chinesischen Regierung am 22. September unterzeichnet wurde. Ein Abkommen, das am gleichen Tag offiziell bekannt gegeben wurde- ohne seinen Inhalt zu veröffentlichen.

"Unterwerfung. Das Phantom-Abkommen zwischen dem Hl. Stuhl und China."

Der Direktor von "Asia News "

"Das China-Vatican-Abkommen: einige positive Schritte, aber ohne die Märtyrer zu vergessen"
von Bernardo Cervellera

"Zwei Tage nach dem, was viele ein "historisches Abkommen" zwischen China und dem Hl. Stuhl zur Ernennung der Bischöfe nennen, gehen die Versuche, sein Ziel zu verstehen und zu bewerten, weiter. Die nüchterne Ankündigung des Vaticanischen Presseamtes- während alle Journalisten anderswo beschäftigt waren- mit der Reise von Papst Franziskus nach Litauen- wurde mit einer  Mischung aus Optimismus und dunklem Pessimismus begrüßt.

Bei den Optimisten kursierte das Adjektiv "historisch", die vergessen, daß das Abkommen als "provisorisch" bezeichnet wird, "periodischen Bewertungen" unterworfen ist  und daß der Direktor des vaticanischen Presseamtes vom "Anfang eines Prozesses" gesprochen hat, nicht von seinem "Ende".

Für die Pessimisten ist es der "Anfang" eines totalen Ausverkaufs der Chinesischen Kirche an den Staat, der- wie es schon der Fall ist- tun wird, was er will, das heißt, sie in ein Partei-Instrument umzuwandeln. Sie weisen auch auf das stille Leiden hin, das die offiziellen Katholischen Würdenträger und die Inoffziellen seit 70 Jahren ertragen müssen.

Wir haben schon bei vielen vorhergehenden Gelegenheiten darauf hingewiesen, daß wir von "Asia News" bei diesem fragilen und provisorischen Abkommen weder Optimisten noch Pessismisten sind.

Der Papst und die Bischofsernennungen

Das Abkommen enthält eine Neuheit, die wir nicht kennen, weil der Text nicht veröffentlicht wurde und wohl auch nicht werden wird,- auf irgendeine Weise wird der Hl. Stuhl bei der Ernennung von Bischöfen beteiligt sein. Das bedeutet- zumindest auf dem Papier- das Ende der "unabhängigen" Kirche, in diesen Jahren oft verkündet und die Anerkennung, daß der Bund mit dem Papst auch für die chinesischen Bischöfe nötig ist, um ihr Amt auszuüben. Gemäß der Vereinbarung wird es nicht mehr möglich sein, einen Bischof ohne päpstliches Mandat zu ernennen und zu weihen, sogar wenn die Regierung oder die patriotische Vereinigung oder das Konzil der Bischöfe  ihre Kandidaten vorschlagen. Das ist der optimistische Teil. 

Aber es gibt auch eine pessismistische Seite: was passiert, wenn der Kandidat, den China vorschlägt, vom Papst abgelehnt wird? Bis jetzt war die Rede von einem vorübergehenden Veto-Recht  des Pontifex. Der Papst wäre in der Lage, innerhalb von 3 Monaten seine Gründe anzugeben, aber wenn die Regierung von der päpstlichen Motivation nicht überzeugt ist, würde China mit der Ernennung und Weihe des gewählten Kandidaten fortfahren. Weil wir den Text des Abkommens nicht haben, wissen wir nicht, ob diese Klausel beibehalten wurde, ob der Pontifex tatsächlich das letzte Wort bei der Ernennung und der Weihe hat, oder ob seine Autorität nur formal anerkannt wird.

Einer meiner Freunde, Kanoniker, ist "sicher" daß der Papst die permanente Macht über das letzte Wort zu den Kandidaten haben wird "weil die Kirche nicht anders handeln kann". Auf jeden Fall ist das einer der Punkte, der- in Abwesenheit des Textes des Abkommens- die wir in den kommenden Monaten verifizieren müssen- mit den möglichen Ernennungen und Weihen, die seit Jahren aufgeschoben worden sind. 




Die Aufhebung der Exkommunikationen

Ein anderes positives Element ist die Aufhebung der Exkommunikation von sieben Bischöfen, die zwischen 2000 und 2012 ohne päpstliches Mandat geweiht worden waren. Das ist eine positive Tatsache weil das zumindest im Prinzip den Chinesischen Katholiken zu einer größeren Einheit verhelfen wird. 
Diese exkommunizierten Bischöfe wurden von der Patriotischen Vereinigung dazu benutzt, um die Kirche zu spalten, indem sie durch die Polizei gezwungen wurden Zeremonien und Bischofsweihen vorzustehen. Es muß auch gesagt werden, daß viele von ihnen, einen Weg der Buße zurückgelegt haben und seit Jahren um die Versöhnung mit Rom bitten. Die Aufhebung der Exkommunikation ist nicht Teil des "Pakets" des Abkommens- aber es ist eine interne Geste innerhalb der Kirche-obwohl-  vielleicht in dem etwas naiven Versuch, eine politische Strategie anzuwenden- die Ankündigung der Versöhnung am selben Tag kam wie die Nachricht über das Abkommen.

Aber unter den chinensischen Gläubigen- Teil dieses "heiligen gläubigen Gottesvolkes" dem zuzuhören, uns der Papst aufruft- herrscht Dsillusionierung und  Trauer, weil man weiß, daß einige dieser "versöhnten" Bischöfe Geliebte und Kinder haben und "Kollaborateure" sind. Viele andere fragen sich, ob die versöhnten Bischöfe öffentlich die Menschen um Verzeihung bitten werden, die sie mit ihren "unabhängigen" Aktionen skandalisiert haben. In der Tat hat Kardinal Pietro Parolin in seinem Kommentar zum Abkommen konkrete Aktionen gefordert, die helfen, die Mißverständnisse der Vergangenheit zu überwinden, auch in der jüngsten Vergangenhei."

Ein "pastorales" und "nicht-politisches" Abkommen

Ein weiteres positives Element ist sein "pastoraler" und "nicht-politische" Charakter. Und tatsächlich wurde das Abkommen unterzeichnet, ohne daß China den Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Taiwan als Vorbedingung gestelllt hat. Jahrzehntelang und sogar in den letzten Jahren des Dialogs in der Zeit von Papst Franziskus, war der chinesische Refrain, daß wenn der Vatican die Beziehungen zu Peking verbessern wollte, er zuerst die Beziehungen zu Taiwan aufgeben müsse und sich nicht in innere Angelegenheiten Chinas einmischen dürfe. Mit dem "pastoralen" Abkommen sind diese beiden Bedingungen vom Tisch: der Vatican ist an den Bischofsernennungen beteiligt und es gibt keinen Bruch mit Taiwan, mit viel Anerkennung vom Außenminister der Insel und ihrem Botschafter beim Hl. Stuhl.

Die unangesprochene Verfolgung

Aber da ist ein weiteres Element, das überwältigend negativ ist- weder in den Nachrichten über das Abkommen noch in den Erklärungen dazu gibt es die geringste Erwähnung der Verfolgung, die Katholiken und alle Christen jetzt erdulden müssen.

Wie unsere Nachrichten-Agentur oft bei kürzlichen Gelegenheiten bezeugt hat, sind im Namen der "Chinesisierung" Kreuze verbrannt und zerstört, Kirchen demoliert, Gläubige verhaftet und junge Leute unter 18 Jahren von Gottesdienst und religiöser Erziehung in China ausgeschlossen worden..

Außerdem sind Bischöfe und Priester in Polizeigewahrsam verschwunden, Bischöfe sind unter Hausarrest, inoffizielle Bischöfe werden als Kriminelle betrachtet; Überprüfgungen aller Art des Gemeindelebens. Zu all dem kommt die Verfolgung, der andere religiöser Gemeinschaften unterworfen sind (Buddhisten, Taoisten, Muslime...) die die negative Ansicht zeigen, die China von Religion hat und seinen Plan, sie anzupassen und zu zerstören.

Das läßt das provisorische Abkommen wie das seltsame Resultat aussehen, ein kleines unerwartetes und vorübergehendes- ohne Zukunft- weil es einen Schatten des Verdachts auf den Verhandler, mit dem der Hl. Stuhl zu dialogisieren beschlossen hat. Kommentare aus China drücken Befriedigung mit dem Abkommen aus, aber auch Trauer, weil die Chinesen ihren politischen Autortitäten nicht trauen.

In dieser Hinsicht sagte Franziskus vor Monaten, daß "Dialog ein Risiko ist, aber ich ziehe ein ungewisses Risiko der Niederlage, nicht zu sprechen, vor ". Es ist deshalb besser einen Dialog mit einem unzuverlässigen Verhandlungspartner zu beginnen, als zu schweigen. Von diesem Gesichtspunkt aus, ist das Abkommen- selbst ein temporäres- sicher eine neue Seite.

Die Litauischen und Chinesischen Märtyrer
Das Schweigen zur Verfolgung bleibt. In all diesen Jahren hat der Hl. Stuhl über die Verfolgungen geschwiegen: das Töten von Priestern, die zerstörten Kirchen, die verhafteten Bischöfe,
...Das hat bei vielen den Eindruck hinterlassen, daß der Dialog eher "politisch" als "pastoral" war. Erst gestern  hat Papst Franziskus in Vilnius an die Opfer der Nazi- und kommunistischen Genozide erinnert und zum Herrn gebetet, daß "wir nicht für den Schrei derer taub werden, die heute ihre Stimme zum Himmel erheben." Und das ist genau das, worum die Chinesischen Katholiken bitten.

Ich habe mich gefragt, warum der Hl. Stuhl das Abkommen genau in dem Augenblick bekannt geben wollte, als Papst Franziskus in Vilnius an das große Zeugnis des Litauischen Katholiken während des Kommunismus´, ihren Widerstand und den Glauben unter der Folter, erinnerte, daran daß sie die Saat für eine freiere und offenere Gesellschaft waren. Sogar als die Katholiken die Vaticanische Ostpolitik disktutierten und zwischen Verurteilung und Widerstand gespalten waren. Wenn man das Abkommen als nur schlecht betrachtet, dann könnte die Erinnerung an die Litauischen Märtyrer zu einer Interpretation von den "beiden Gewichten und dem zweierlei Maß" führen, die die Diplomatie oft anwendet und das Feiern der Märtyrer in Vilnius wäre eine Verhöhnung des Leidens der Chinesischen Christen.

Aber wenn wir im Abkommen- wenn auch provisorisch- einen Schimmer Positives sehen können, dann sind die Litauischen Feiern ein Zeichen der Hoffnung: der Kommunismus "das Delirium des Allmacht derer, die behaupten alles zu kontrollieren" hat nicht gesiegt. Und das läßt uns auch für China hoffen."

Quelle: Settimo Cielo, S. Magister, Asia News, Bernardo Cervellera

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