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Freitag, 11. Juni 2021

Antonio Socci zur Kontroverse um das Petrus-Grab

Marco Tosatti stellt bei Stilum Curiae den Lesern die von Antonio Socci veröffentlichte Antwort der Wissenschaftler auf die Kritik der Archäologen an ihrer Schlußfolgerung zur Lokalisation des Petrus-Grabes zur Verfügung. (Wir haben berichtet- klicken
Hier geht´s zum Original:  klicken

ANTONIO SOCCI: DER "THRILLER" UM DAS  GRAB DES HL. PETRUS IN ROM"

Liebe Freunde und Feinde von Stilum Curiae ein leidenschaftlich an diesem Thema interessierter, amerikanischer Freund unseres blogs hat uns die Übersetzung des von Antonio Socci im Libero veröffentlichten Artikels geschickt. Gute Lektüre.

§§§

Antonio Socci:

Der “Thriller” vom Grab des Hl. Petrus in Rom 

       Drei Wissenschaftler antworten auf die Zurückweisung ihrer Hypothese durch den Vatican              

Kirchenmänner sagen- in Erinnerung an einen Witz von Pius XI- daß der Vatican üblicherweise nur die Dinge leugnet, die wirklich wahr sind. Und so sollten die drei Wissenschaftler, die im Wissenschaftsmagazin "Heritage" einen Artikel über die mögliche Identifizierung des Begräbnisplatzes des Hl. Petrus (siehe mein früherer Artikel im.Libero) veröffentlicht hatten, ganz zufrieden sein, weil der Vatican (inoffiziell) in einem von Professor Vincenzo Fiochhi Nicolai  vom Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie bei Vatican News veröffentlichten Interview ihrem Artikel widersprochen hat. 

Wir haben deshalb Liberato De Caro, Fernando La Greca und Emilio Matricciani gebeten, auf Nicolais Widerlegung zu antworten. 

Fiocchhi Nicolai kritisiert als erstes alle historischen Neuheiten Ihrer Studie, die am interessantesten zu sein scheinen. 

"Die grundlegende These unserer Arbeit basiert auf der geometrischen Analyse der architektonischen Besonderheiten des Mausoleums- und Basilikakomplexes im Friedhofsbereich der Katakomben der Heiligen Marcellinus und Petrus. Die anderen in unserer Arbeit aufgezeigten Elemente – von Professor Fiocchi Nicolai Eckpfeiler [capisaldi] genannt – sind in Wirklichkeit nur unterstützende Elemente unserer wichtigsten Entdeckung: der architektonischen und planimetrischen Anomalie. Es stimmt, wir sind keine Archäologen; Wir sind jedoch Forscher, die sich der Methoden der wissenschaftlichen Untersuchung bewusst sind, einschließlich der multidisziplinären Untersuchung wie dieser. Geometrie und Mathematik können und sollten in der Forschung in allen wissenschaftlichen Disziplinen, einschließlich der Archäologie, angewendet werden. Die Tangenten an den äußeren und inneren Kreisen des Mausoleums und der Basilika schneiden sich in der Nische Nr. 58, wo sich das Fresko des Apostels Petrus befindet. Die Nischenfläche beträgt ca. 10 qm. Die Fläche des gesamten Friedhofs beträgt etwa 3 Hektar (7,5 Acres oder 30.000 Quadratmeter)" 


Ist das eine signifikante Tatsache? 

"Die Wahrscheinlichkeit, daß sich die Tangenten gerade in der einzigen Nische der Katakomben schneiden, die dem Apostel Petrus geweihten ist, ergibt sich aus dem Größenverhältnis der beiden Bereiche, also etwa 0,03 %. Dies ist eine so geringe Wahrscheinlichkeit, daß jeder ernsthafte Forscher den Fall ausschließen würde. Die ungeklärte statistische Anomalie ist nicht das Vorhandensein einer dem Apostel Petrus gewidmeten Nische, sondern die Tatsache, daß sich die Tangenten aus den Kreisen des Mausoleums und der Basilika genau in dieser Nische schneiden."

Ihre Interpretation des Begriffs "in catacumbas" wird bestritten, um zu leugnen, daß er sich auf Torpiguattara bezieht.

"Die sterblichen Überreste des Hl. Petrus hätten während der Zeit der Verfolgung mehr als einmal bewegt worden sein können, aus Angst vor Schändung. Man kann nicht ausschließen, daß sie vorübergehend in den Katakomben beim dritten Meilenstein der Via Appia [San Sebastiano] aufbewahrt wurden und erst später auf dem Friedhofsareal [bei der Via Labicana]. Wenn der Ausdruck "ad catacumbas" des Despositio Martyrum mit dem Friedhof von San Sebastiano an der Via Appia assoziiert werden kann, kann nicht ausgeschlossen werden, daß er auch mit einem anderen Friedhofsareal -wie "ad duas lauros"- in Verbindung gebracht wird"

Geben Sie der Hypothese über den genauen Ort der Bestattung nicht zu viel Bedeutung zu Lasten der historischen Neuheiten, die Sie gefunden haben?

"Unsere mathematische und geometrische Analyse führt zur Identifizierung eines sehr kleinen, noch nicht vollständig erforschten Gebietes, das sich wahrscheinlich auf der untersten Ebene der Katakomben befindet. Wenn es sich tatsächlich um ein noch nicht erforschtes Gebiet handelt, kann a priori nicht ausgeschlossen werden, daß es nicht auf das Ende des 3. oder Anfang des 4. Jahrhunderts zu datieren ist. Es ist nicht möglich, ein Ausgrabunsgebiet zu datieren, bevor es ausgegraben wurde, und wie wir bereits bemerkt haben, könnten die Überreste des Heiligen Petrus jederzeit versteckt gewesen sein. Wir haben eine Arbeitstheorie, die auf den Beweisstücken und vor allem auf der geometrischen Analyse der architektonischen Besonderheiten des Mausoleums- und Basilikakomplexes basiert. Ein angemessener wissenschaftlicher Ansatz würde eine experimentelle Überprüfung unserer Arbeitstheorie erfordern, d.h. eine Ausgrabung, um unsere Vorschläge entweder zu bestätigen oder zu widerlegen."

Umstritten ist auch Ihre Entdeckung, wonach – wegen der Verwendung des Titels „Beatus“ – die Katakomben "ad duas lauros“ in der Antike dem Heiligen Petrus [dem Apostel] geweiht waren.

"Es stimmt sicherlich, daß der Begriff Beatus allgemein für alle Heiligen verwendet wird. Aber unsere Behauptung ist– zitieren wir sie hier wörtlich: "Beachten wir, daß im gesamten Liber Pontificalis der Ausdruck ‚Beato Petro‘ nur verwendet wird, um den Apostel Petrus, den ersten Papst, zu bezeichnen“. Das würde als unbedeutende Information erscheinen. Aber im Liber Pontificalis (S. 65 von Mommsen, T. Gestorum Pontificum Romanorum, Libri Pontificalis, Pars Prior; Berolini-Apud Weidmannos: Berlin, Deutschland, 1898; Band 1), wenn es erklärt, wem die Basilika, die auf dem Friedhofsareal gebaut wurde, "ad duos lauros" geweiht ist, werden zwei verschiedene Versionen in zwei verschiedenen Spalten gezeigt,"

  • Basilicam beatis martyribus Marcellino presbítero et Petro exorcistae – eine klare Bezugnahme
  • auf die Märtyrer der Diokletian-Periode  (frühes 4. Jahrhundert)
  • Basilicam via Lavicana inter duos lauros beato Petro et Marcellino martyribus – S. 65 bei  Mommsen, T. Gestorum Pontificum Romanorum, Libri Pontificalis, Pars Prior; Berolini-Apud Weidmannos: Berlin, Deutschland, 1898; Band 1)
Aber Papst Damasus hat sogar ein Gedicht zum Lob der beiden Märtyrer der 4. Jahrhunderts [Marcellinus und Petrus..] geschrieben...

"Uns interessiert nicht so sehr, was Damasus über die Märtyrer des 4. Jahrhunderts sagt, sondern eher, was Damasus über die Apostel Petrus und Paulus in einem berühmte Epigramm sagt, das sich auf ihr Begräbnis in catacumbas bezieht.. Die Verehrung von Petrus und Paulus ging in der Via Appia weiter, aber die Leichen waren nicht länger dort. Und man versteht, daß der vorsichtige Papst Damasus nicht offen über das Grab des Apostels Petrus sprechen konnte, weil die Feinde der Kirche immer noch zahlreich waren. Außer diesen Gefahren gab es auch die Ansprüche von Kaiser Theodosius, der um die Leichen gebeten zu haben scheint, um sie nach Konstantinopel, dem "neuen Rom", zu bringen, während Damasus Petrus und Paulus als Bürger Roms beanspruchte. Diese Zeugnisse unterstützen die Hypothese der wiederholten Verlegung der Reliquien an verschiedene und versteckte Orte."

Fiocchi Nicolai stellt fest: "Was die Inschrift angeht, kann sie als Epitaph für jemanden betrachtet werden, der nach dem Apostel benannt wurde (der Beiname Petros war sehr weit verbreitet), jemand, der zufällig am Tag des Festes der Heiligen Petrus und Paulus (29. Juni) starb." 

"Das sind Arbeitshypothesen, die wir in unserer Studie erwähnt haben. Sie basieren auf einer Reihe kurioser Zufälle: Ein gewisser Mann namens Petrus, der genau am 29. Juni starb und dem die Anrede Dominus verliehen wurde, hatte zufällig einen zu seinen  Ehren gravierten Grabstein, der genau in dem Teil der Katakombe gefunden wurde, in dem sich die Nische Nummer 58 befindet, derjenigen mit dem Fresko, das dem Apostel Petrus gewidmet ist, auf einem Friedhof von 3 Hektar … das scheint wirklich so zu sein, als würde man auf Glas klettern. Die von uns vorgeschlagene Alternativhypothese besagt, daß dies genau ein Grabstein ist, der an die  Beisetzung des Apostels Petrus erinnert, wie das Bild der bisher diskutierten Daten zu zeigen scheint."

Sie greifen Sie auch an, weil Sie geschrieben haben, daß die gegenwärtige Peters-Basilika nicht die Konstantinische ist...

"Die zeitgenössische Geschichtsschreibung - siehe den Essay von Alessandro Barbero, der in unserem Artikel zitiert wird, ist geneigt, zu bedenken, den Bau des Petersdoms nicht Konstantin zuzuschreiben, sondern eher einem seiner Söhne. Er wurde wahrscheinlich auf dem Vaticanischen Hügel gebaut, weil der als der Ort des Martyriums des Apostels Petrus betrachtet wurde...Wenn Konstantin selber die Basilika gebaut hätte, warum sprechen dann Eusebius und andere christliche Historiker des 4. Jahrhunderts nicht darüber, sogar wenn sie an die Bauten erinnern, die er in Konstantinopel errichtete? Würden sie das Wichtigste, was er gebaut hat, vergessen haben?"
Antonio Socci
 
Quelle: M.Tosatti, Stilum Curiae, A. Socci

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