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Samstag, 16. September 2023

Fr. Murray "outet" das liberale Projekt des Berliner Erzbischofs

Fr. Gerald Murray kommentiert bei The Catholic Thing die Entscheidung des Berliner Erzbischofs Heiner Kochs, die Priester seiner Diözese zu ermächtigen, homosexuelle Paare zu segnen und "outet dabei das liberale Projekt". Hier geht´s zum Original: klicken

                  "DAS LIBERALE PROJEKT OUTEN"

Der Erzbischof von  Berlin, Heiner Koch, hat vor kurzem Priester seiner Erzdiözese dazu autorisiert, homosexuellen Paaren den zeremonialen Segen zu spenden. Seltsamerweise  hat er auch verkündet, daß er selbst einen solchen Segen nicht erteilen wird, bis er eine ausdrückliche Erlaubnis von Papst Franziskus bekommt. Er scheint zuversichtlich zu sein, daß es eines Tages eine solche Erlaubnis geben wird, dennoch ist ihm sicher bewußt, daß Papst Franziskus 2021 persönlich der Veröffentlichung eines Lehrdokumentes der Glaubenskongregation zugestimmt hat, das diese Segnungen verbietet.
Das Dokument stellt fest:

"Es ist notwendig, daß das, was gesegnet wird, objektiv und positiv richtig ist, um Gnade zu empfangen und auszudrücken, gemäß dem von Gott in die Schöpfung eingeschriebenen Plan und völlig von Christis dem Herrn offenbart worden sein... es ist nicht erlaubt, Beziehungen oder Partnerschaften-den Segen zu erteilen, auch nicht stabilen, die sexuelle Aktivitäten außerhalb der Ehe beinhalten (d.h. außerhalb der unauflöslichen Ehe eines Mannes und einer Frau - die offen für die Weitergabe des Lebens sind) wie es der Fall bei Versbindungen zwischen Personen des gleichen Geschlechts sind.... es gibt absolut keine Gründe homosexuelle Verbindungen auf irgendeine Weise für  ähnlich oder sogar entfernt  gleichwertig zu Gottes Plan für die Ehe und Familie zu betrachten. [Zitat aus Amoris Laetitia von Papst Franziskus]

Koch weiß, daß seine Praxis der Kirchenlehre glatt widerspricht und so niemals autorisiert worden ist, dennoch denkt er, daß pastorale Leitung das Recht einschließt, seine geschworene Verpflichtung, Glaubenslehre beizubehalten und dem Gesetz der Kirche zu gehorchen, zu mißachten. Stattdessen  will er, daß seine Priester die blasphemische Praxis ausüben, eine religiöse Zeremonie auszuführen, in der sie Gott bitten, seine Gnade über eine schwer sündige Vereinigung auszugießen, die für unnatürliche sexuelle Handlungen eingegangen wurde, die durch das offenbarte Wort Gottes unmißverständlich verdammt wurden. 

Wie sind wir in der Kirche an einen solchen Punt gelangt? Koch und jene, die seiner Untreue applaudieren, glauben ganz klar nicht länger an die Kirchenlehre über den richtigen Gebrauch der sexuellen Fähigkeit, sondern auch an den Anspruch der Kirche, Gottes rettende Wahrheit fehlerfrei zu lehren. Sie behaupten, dass sich die Kirche tatsächlich die ganze Zeit geirrt hat und dass 180-Grad-Änderungen in der Lehre normal und kein Grund zur Sorge seien.

Bisher hat Papst Franziskus Erzbischof Koch nicht angewiesen, den Kurs zu ändern, noch hat er trotz der sehr öffentlichen Ablehnung der katholischen Lehre durch verschiedene Kirchenmänner die inhärente Unmoral homosexueller Handlungen und die daraus resultierende Unmöglichkeit, homosexuelle Partnerschaften zu segnen, bekräftigt. Tatsächlich wurden verschiedene Kirchenmänner, die sich einer solchen Untreue schuldig gemacht haben, von Papst Franziskus in Autoritäts- und Einflusspositionen befördert.


Das Phänomen der Abweichung von der Kirchenlehre wird als liberales Katholisches Projekt genau beschrieben, im dem Sinn, den John Henry Newman in seiner Biglietto Speech von 1879 vorgeschlagen hat.

Liberalismus in der Religion ist die Lehre, daß es in der Religion keine positive Wahrheit gibt, sondern, daß ein Glaubensbekenntnis so gut ist wie das andere und daß ist die Lehre, die an jeden Tag an Substanz und Kraft gewinnt. Das geht nicht mit der Anerkennung zu vereinbaren, daß irgendeine Religion wahr ist. Das lehrt, daß alle toleriert werden müssen, weil alle Meinungssache sind. Offenbarte Religion ist keine Wahrheit sondern ein Gefühl, Geschmackssache und keine objektive Tatsache, nicht wunderbar; und es ist das Recht jedes Individuums, das zu sagen, was ihm gerade durch den Sinn geht.

Er besteht weiterhin aus dem Bemühen, den Katholizismus als dogmatisch offenbarte Religion, deren Zentrum die ewige Erlösung der Seelen ist, abzuschaffen und ihn in eine Religion menschlichen Wohlwollens, der persönlichen Erfüllung, sozialer Harmonie und materiellen Wohlbefindens zu verwandeln.

Jetzt wird die ewige Erlösung für jeden angenommen. Gott ist zu liebend und gut, um irgendwen zzur Hölle zu verurteilen. Jesus sollte nicht wörtlich genommen werden, wenn er über Seelen spricht, die für ewig bestraft werden.

Der Glaube in unveränderliche Lehren, die geglaubt werden müssen, um gerettet zu werden, ist ein Artefakt einer vergessenswerten Vergangenheit, in der die Gläubigen fälschlicherweise naiv darauf fixiert waren, daß die Lehre Christi der einzig göttlich geoffenbarte und daher normative Weg war, in Einheit mit Gott zu leben. Gott wäre niemals so exklusiv. Er ist der inklusive Gott, der jeden so liebt, wie er eben ist. Der Zweck religiöser Riten und Lehren ist, dem Menschen zu helfen, Frieden mit sich selbst und seinem Nächsten zu finden. Jede Lehre oder jedes Gesetz der Kirche schafft Barrieren und trennt die Menschen voneinander und muß abgeschafft werden.

Die gegenwärtige Krise in der Kirche ist das Ergebnis davon, daß dieses liberale Projekt die Oberhand gewinnt- Dank der Entscheidung des Papstes sie nicht als die tödliche Bedrohung zu behandeln, die sie ist. Lieber gewährt er den Protagonisten des liberalen Projektes große Freiheiten, unter den Gläubigen Zweifel und Verwirrung zu säen, während er jene verurteilt, die diesem Projekt widerstehen als "Reaktionäre", die er als Nostalgiker stigmatisiert, wenn nicht sogar als unausgeglichene "Rückwärtsgewandte", die an einer ungesunden Verbundenheit an eine Ideologie leiden.

Anwälte des liberalen Projektes können eine Kirche nicht ertragen, die sich zuerst und am meisten darum sorgt, wie wir leben sollten, um in die selige Vision Gottes im Himmel eintreten zu können und dann, wie wir die Welt zu einem besseren Ort für die geplagte Menschheit machen können. Ein auf den Himmel ausgerichtete Religion wird als Ablenkung von der wirklichen Aufgabe - wenn nicht sogar als Hindernis- betrachtet, die die Menschheit als Bruderschaft gegenseitigen Verstehen verbindet und -jüngstens- der Nachhaltigkeit.    

Die Synode zur Synodalität verspricht die lange erwartete Gelegenheit zu sein, ein für alle mal den auf die ewige Erlösung der Seelen in Christus konzentrierten Katholizismus abzuschaffen und ihn durch den neuen und verbesserten Katholizismus urteilsfreier menschlicher Koexistenz zu ersetzen, in dem das Hauptziel ist, daß sich jeder eingeschlossen, wertgeschätzt und in welcher persönlichen Wahl auch immer bestätigt fühlt, die sie im Leben treffen könnten, außer man beschließt, den auf die ewige Erlösung in Christus konzentrierten Katholizismus anzunehmen."

Quelle: Fr. J.Murray, The Catholic Thing

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