Shawn Tribe veröffentlicht im Liturgical Arts Journal einen sehr interessanten Text über die sichtbare Trennung von Altar und Allerheiligstem in der Kirche -vor und nach dem Grossen Schisma- in ihren unterschiedlichen Formen. Hier geht s zum Original: klicken
ÜBER BALUSTRADEN, VORHÄNGE UND IKONOSTASEN
Wenn man auf die historischen Kirchen im Osten und Westen schaut, kann man bei vielen von ihnen (besonders den größeren) die Trennung von Altar und Presbyterium (d.h. das Allerheiligste) vom Rest der Kirche finden. Allgemein war das ein Zeichen in Form einer Balustrade, eines Vorhangs oder (im christlichen Osten) das, was als Ikonostase bekannt wurde, die den einen Teil der Kirche vom anderen trennte. Im lateinischen Westen wurde jedoch nach dem Konzil von Trient (und als Reaktion auf protestantische Streitigkeiten im Zusammenhang mit der katholischen Theologie der Messe und der Eucharistie) ein Ansatz verfolgt, der darauf abzielte, die Sichtbarkeit des Altars und des Hl.Sakamentes zu erhöhen (um so den katholischen Glauben und die katholische Lehre darin zu stärken). Zu diesem Zeitpunkt erlebte die lateinische Kirche architektonische Entwicklungen, die sie von diesen historischen Trennwänden entfernten und einen größeren Schwerpunkt auf Offenheit und Sichtbarkeit in der liturgischen Ordnung einer Kirche legten. Bei diesen Neuordnungen wurden häufig bereits vorhandene Trennwände und Balustraden entfernt – oder zumindest reduziert –, während neue Kirchen, die seit der Gegenreformation gebaut wurden, in der Regel ganz ohne sie errichtet und stattdessen durch viel kleine und kleinere, optisch weniger auffälliges Altargeländer ersetzt wurden (was zumindest noch eine gewisse Trennung zwischen Altar, Presbyterium und Kirchenschiff aufrechterhielt)
Im christlichen Osten -seit dem großen Schisma von 1054 auf seinem eigenen Weg und ohne die Probleme mit der Protestantischen Reformation wie ihr westeuropäischer Widerpart,-dominierte der Vorhang,/ die Trennwand während dieser Zeit weiterhin und intensivierte und verfestigte sich zu der Form, die wir heute als Ikonostase kennen – die im Grunde einer Wand aus Ikonen mit Türen gleichkommt. Bei dieser besonderen Erscheinungsform sind Altar und Presbyterium kaum noch sichtbar.
Natürlich neigen viele Katholiken (und vielleicht auch Orthodoxe) aufgrund der sich verändernden Entwicklungen zwischen den einzelnen Kirchen im Osten und Westen, insbesondere seit dem Konzil von Trient, heute -dazu, diese liturgische Abschirmung als irgendwie spezifisch "östlichen chrisltichen Charakter“ zu betrachten, aber das ist zumindest historisch gesehen nicht der Fall. Es ist sicherlich so, daß diese Trennwände im Laufe der Jahrhunderte und der Entwicklung unterschiedliche Ausdrucksformen fanden, aber es muss beachtet werden, daß das Gleiche auch von den Trennwänden in der lateinischen Kirche selbst (und für die liturgischen Abtrennungen) gesagt werden kann (Die Kirchen des Mittelmeerraums unterschieden sich in ihrem Charakter und ihrer Anordnung häufig erheblich von denen des europäischen Nordens.) Tatsächlich sind diese Balustraden in den Kirchen der allerersten Jahrhunderte bezeugt. In einer Predigt von Eusebius aus dem dritten Jahrhundert beschreibt er beispielsweise das Heiligtum der zur Zeit Konstantins in Tyrus erbauten Basilika, deren Altar und Presbyterium von einer Balustrade mit ornamentalem Gitterwerk umgeben waren. Die Balustraden dieser Zeit waren wahrscheinlich hüft- oder brusthoch.
In Bezug auf ihren Ursprung spekulieren einige, daß solche Abschirmungen möglicherweise vom Tempel oder der Synagoge oder möglicherweise auch von spätantiken römischen öffentlichen Gebäuden geerbt wurden (wo es beispielsweise üblich war, solche Barrieren zu haben, die die Bevölkerung von den Magistraten trennten). Redner, der Kaiser oder andere Würdenträger). Eine Darstellung davon findet sich beispielsweise in den Reliefs des Konstantinbogens.
Im Hinblick auf die besonderen Variationen und Entwicklungen, die in liturgischen Darstellungen im lateinischen Westen gefunden werden könnten, sehen wir, wie bereits erwähnt, unterschiedliche Ansätze und Lösungen In der Region Italien sieht beispielsweise ein üblicher Ansatz eine Trennung in Form einer Balustrade oder "Cancelli“ aus Stein vor, die durch ein Gitterwerk gekennzeichnet ist (wovon sich eigentlich der Name "Cancelli“ ableitet). Diese bestanden häufig aus einer niedrigen Mauer, bei der Säulen angebracht sein konnten oder auch nicht, und einem darüber liegenden horizontalen Balken. Es wird angenommen, daß diese auch von Vorhängen begleitet waren, die den Vorhängen ähnelten, die historisch im Zusammenhang mit dem Ziborium magnum zu finden waren. Ein gutes Beispiel für diese Art von Trennwand ist noch heute in der Basilika S. Maria in Cosmedin in Rom zu sehen (ohne Vorhänge und ohne Gitterwerk):
S. Maria in Cosmedin, Rom |
San Marco, Venedig |
Zum Vergleich: Wir neigen dazu, an die östliche Ikonostase zu denken, wenn wir an die Trennwände des Ostens denken, aber auch hier handelt es sich um eine spätere Entwicklung und Weiterentwicklung. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf die Kirche Panagia Ekatontapiliani in Paros, Griechenland, richten, können wir eine frühere Form des liturgischen Vorhangs im Kontext des christlichen Ostens erkennen. Anhand dieses Beispiels können wir die Gemeinsamkeiten besser erkennen, die einst zwischen Ost und West bestanden haben (nicht nur im Hinblick auf die Trennwand, sondern auch in Bezug auf die Anordnung von Altar, Ziborium und Thron).
Wie bereits erwähnt, können wir jedoch auch in der lateinischen Kirche Weiterentwicklungen und Variationen in der Form der Trennwand finden, wie zum Beispiel, anders als bei ihrem südlichen Gegenpart- wo die Schola Cantorum mit ihren eigenen, betonten Cancelli vor die Abtrennung verschoben wurde- befindet sich diese vor dem Chor/ der Kanzel - wird der Chor jetzt in Sitzbänken positioniert, die senkrecht zum Altar stehen. Diese Trennwände wurden meistens aus Holz konstruiert, in größeren Kirchen (d.h. Klöstern und Kathedralen) auch aus Stein. Auf diesen Chorschranken befand sich oft ein Kreuz, das im Mittelalter Gegenstand großer Verehrung war, einschließlich dem ENtzünden von "Lettner-Kerzen" vor diesem Kreuz.
Was hier jedoch wahr bleibt, ist, daß diese verschiedenen liturgischen Trennwände zwar ihre eigenen besonderen Nuancen haben, aber daß sie letztendlich viel mehr verbindet als sie trennt.
Natürlich könnte man fragen, welche Funktion oder Bedeutung sie hatten. Einige schreiben diesen Schranken symbolische Assoziationen zu, wie zum Beispiel die Abgrenzung des Allerheiligsten (wie im Tempel von Jerusalem) oder vielleicht einem Einfluss der Tora-Schreine spätantiker Synagogen zu, aber viele vermuten, daß diese Art symbolischer Zuordnungen eher nachträglich gemacht wurden und nicht ihrem ursprünglichen Ausgangspunkt (was nicht heißen soll, daß solche symbolischen Bedeutungen nicht immer noch wichtig sind). Wie so oft vermuten viele, daß sie wahrscheinlich einen viel praktischeren Ursprung hatten, nämlich daß sie dem praktischen Zweck dienten, die Scharen der Gläubigen vom Klerus getrennt zu halten, damit sie die ordnungsgemäße und feierliche Durchführung des Gottesdienstes und die liturgischen Riten (so wie sie im antiken Rom ähnlich zu funktionieren schienen).nicht störten. Allerdings gibt es bereits in der Römerzeit Belege dafür, daß solche Balustraden dazu verwendet wurden, heilige Räume von weltlichen zu unterscheiden, was der Vorstellung, daß sie möglicherweise auch bewusst dazu gedacht waren, den heiligsten Raum auch innerhalb des Kirchengebäudes abzugrenzen, mehr Glaubwürdigkeit verleiht "
Quelle: S. Tribe, Litrrgical Arts Journal
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