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Donnerstag, 14. März 2024

Das Kardinals-Kollegium und das kommende Konklave

A.Gagliarducci analysiert und kommentiert bei CNA Gerüchte und Ausblicke auf das kommende Konklave. Hier geht´s zum Original: klicken

"ANALYSE: DAS KARDINALS-KOLLEGIUM, DAS SICH STÄNDIG ÄNDERT"

"Der jüngste Wechsel im Kardinalskollegium fand am 24. Februar statt, als Kardinal José Luis Lacunza Maestrojuán 80 Jahre alt wurde und damit aus den Reihen der Kardinalwähler entfernt wurde. Wenige Wochen zuvor, am 12. Februar, wurde Kardinal Pedro Ricardo Barreto Jimeno ebenfalls 80 Jahre alt und ist daher nicht mehr wahlberechtigt in einem Konklave.

Zur Zeit sind 129 Kardinäle in einem Konklave wahlberechtigt, neun mehr als das Maximum von 129, wie von Paul.VI festgelegt und von allen seinen Nachfolgern bestätigt.

Während der 11 Jahre seines Pontifikates hat Papst Franziskus 9 Konsistorien einberufen, um neue Kardinäle zu kreieren. Dabei kreierte er 142 Kardinäle ,darunter 113 Wähler und 29 Nichtwähler aus 70 Nationen. Von diesen Nationen hatten 22 noch nie einen Kardinal.

Dieses Aktivitätslevel steht im Gegensatz zum Hl. Johannes Paul II, der in einem 27 Jahre währenden Pontifikat 9 Konsistorien einberief, und Papst Benedikt XVI, der in 8 Jahren 5 einberief. Nichtsdestoweniger gehört der Rote-Hüte-Rekord Johannes Paul II, der während seines Pontifikates 231 neue Kardinäle kreierte.

Würde heute ein Konklave beginnen, nähmen 94 von Papst Franziskus,27von Benedikt XVI und 8 von Johannes Paul II kreierte Kardinalwähler teil. Um den Papst zu wählen, würde ein Block von 86 Stimmen benötigt (2/3 der Versammlung) und die von Papst Franziskus kreierten Kardinäle sind mehr als 2/3.

Wie das Kardinals-Kollegium am Ende von 2024 aussehen wird

Ende des Jahres 2024 werden jedoch 10 weitere Kardinäle ihr Wahlrecht im Konklave verlieren. Deshalb würde die Zahl der Kardinalwähler unter die Zahl von 120 zurückkehren, wenn Papst Franziskus nicht ein neues Konsistorium einberuft.

Zu den 10 Kardinälen, die in den nächsten paar Monaten 80 werden, gehört Kardinal Luis Francisco Ladaria Ferrer, der emeritierte Präfekt der Glaubenskongregation, der als einflußreich angesehen wird, aber schon seit langem das öffentlich Amt verlassen wollte und den Papst gebeten hatte, von der Teilnahme an der Synodalitäts-Synode befreit zu werden, Kardinal Marc Ouellet, Emeritus des Bischofs-Dicasteriums wird ebenfalls 80.


Für die anderen vier Kardinäle, die in den nächsten 10 Monaten 80 werden, muß der Papst einen Nachfolger für ihre Rolle finden, weil sie noch im aktiven Dienst sind, Das sind der Erzbischof von Boston und Prösident der Päpstlichen Kommission für den Schutz Minderjähriger, Kardinal Sean Patrick O´Malley (29. Juni); der Groß-Pönitentiar der Apostolischen Pönitentiarie, Kardinal Mauro Piacenza (15. September) ; der Erzbischof von Caracas, Venezuela, Kardinal Baltazar Enrique Porras Cardozo (10. Oktober) und der Erzbischof von Bombay, Indien, Kardinal Oswald Gracias (24. Dezember)..

O´Malley und Gracias sind auch Mitglieder des Rates des Kardinäle, der vom Papst für die Reform und Leitung der Römischen Kurie eingerichtet wurde,

Kardinal Louis-Marie Ling Mangkhanekhoun, Apostolischer Vikar von Vientisne, Laos, wird 2024 ebenso 80 werden wie Kardinal Polycarp Pengo, Erzbischof em. von Bordeaux, Frankreich; und Kardinal John Nijue, Erzbischof em von Nairobi, Kenia.

Im Licht des oben gesagten, wird Ende 2024 die Zahl der von Papst Franziskus kreierten Kardinal-Wähler 91 betragen, während die von den früheren Päpsten ernannten drastisch reduziert sein werden. De facto werden zu der Zeit bei einem künftigen Konklave nur noch 22 von Benedikt XVI, und 6 von Johannes Paul II kreierte Kardinäle übrig sein.

Ein Franziskus-artiges Konklave?

Diese Zahlen deuten darauf hin, daß sich die Wahl eines Nachfolgers von Papst Franziskus sehr schnell an einem päpstlichen Profil orientieren könnte, das dem von Papst Franziskus ähnelt. In Wirklichkeit könnte das Ergebnis des Konklaves jedoch ganz anders ausfallen.

In den meisten Fällen haben die Päpste Konsistorien einberufen, um die Kardinäle zu wichtigen Fragen für das Leben der Kirche zu befragen und zu konsultieren.

Während seines Pontifikats hat Papst Franziskus jedoch nur dreimal ein Konsistorium einberufen, um aktuelle Themen zu besprechen. Dies geschah erstmals im Jahr 2014, als ein weiteres Konsistorium das Konsistorium bei der Ernennung neuer Kardinäle zur Erörterung von Familienfragen mit einem Bericht von Kardinal Walter Kasper begleitete.

Im Jahr 2015 wurde die Reform der Kurie mit verschiedenen Berichten diskutiert und im Jahr 2022 forderte der Papst die Kardinäle auf, die von ihm gerade mit der Apostolischen Konstitution Praedicate Evangelium eingeführte Reform der Kurie zu bedenken.

Die Diskussions-Struktur des letzten Konsistoriums unterschied sich auch vom üblichen Muster. Die Kardinäle waren in kleinen Sprachgruppen versammelt; nicht alle konnten vor der Versammlung sprechen und mehrere hinterließen geschriebene Dokumente darüber, was ihre Rede gewesen wäre, ohne sie den anderen Mitgliedern des Kardinalskollegiums präsentieren zu können. Während sie als Bemühen präsentiert wurde, die Diskussionen effizienter zu gestalten, nahm diese Struktur ihnen traditionell wichtige Augenblicke von Interaktion und gegenseitigem Verstehen

Das sind nicht nur kleine Details. Die Diskussionen, die während der Konsistorien stattfinden, ermöglichen den Kardinälen sich gegenseitig kennen zu lernen und die beteiligten Persönlichkeiten sich selbst genauer zu definieren.

Z.B. entwickelte sich die Kandidatur zum Papstamt von Kardinal Karol Wojtyla aus einigen dieser Diskussionen- zusammen mit der Tatsache, daß Paul VI ihn dazu berufen hatte, 1976 bei den spirituellen Fasten-Exerzitien zu predigen. Obwohl Wojtyla eine autoritative und wohlbekannte Persönlichkeit war, wäre es nicht leicht gewesen, die Unterstützung seiner Mit-Kardinäle zu erlangen, wenn er nicht die Gelegenheit gehabt hätte, sich selbst bei diesen Gelegenheiten bekannt zu machen.

Das nächste Konklave wird daher mit einem gewissen Nachteil beginnen, weil die Kardinäle sich auch nicht kennen werden. Dies könnte einerseits ein Segen für die Bildung von Interessengruppen sein, die das Konklave in die eine oder andere Richtung lenken könnten. Andererseits wird es aber wahrscheinlich auch dazu führen, daß das Ergebnis unvorhersehbarer wird. Obwohl Papst Franziskus mehr als zwei Drittel der Kardinalwähler geschaffen hat, ist es daher keineswegs sicher, daß der Papst, der in einem künftigen Konklave gewählt wird, das gleiche Profil wie Papst Franziskus haben wird.

Steht eine Reform der Konklave-Regeln bevor?

Nach derzeitigem Stand wird die Apostolische Konstitution Universi Dominici Gregis, die 1996 von Johannes Paul II. verkündet wurde, das Konklave regeln. Diese Verfassung sah unter anderem vor, dass ab dem 34. Wahlgang (oder ab dem 35., wenn die Abstimmung ebenfalls am Eröffnungstag des Konklaves stattfand) eine absolute Mehrheit für die Wahl eines Papstes ausreicht.

Diese Bestimmung wurde 2007 von Benedikt XVI. mit dem Motu proprio De Aliquibus Mutationibus in Normis de Electione Romani Pontificis geändert. Die neue Regelung sieht vor, daß es beim 34. oder 35. Wahlgang im Falle eines "Deadlocks“ zu einer Stichwahl zwischen den beiden Kardinälen mit den meisten Stimmen kommt, die jedoch nicht an der Abstimmung teilnehmen können. Allerdings findet die Wahl nur dann statt, wenn einer der beiden wie in allen anderen Wahlgängen erwartet zwei Drittel der Stimmen erhält.

Diese Regeln zielen darauf ab, einen breiten Konsens über den gewählten Papst zu erreichen, der somit auf die Unterstützung des gesamten Kardinalskollegiums zählen kann.

Seit einiger Zeit ist von einem Projekt von Papst Franziskus die Rede, die Regeln des Konklaves zu reformieren. Zu den Reformen, die im Gespräch sein könnten, gehören die Herabsetzung des Quorums für die Wahl des Papstes ab dem 15. Wahlgang; der Ausschluss von Kardinälen über 80 Jahren aus den Generalkongregationen, d. h. den Treffen vor dem Konklave, an denen sowohl stimmberechtigte als auch nicht stimmberechtigte Kardinäle teilnehmen; und eine Neustrukturierung der Generalkongregationen selbst nach dem Vorbild des letzten Konsistoriums, also mit der Einteilung der Kardinäle in Arbeitsgruppen und einem Moderator anvertraute Berichte.

Es wurde jedoch keine Studie zur Änderung der Regeln des Konklaves offiziell angekündigt. Kardinal Gianfranco Ghirlanda, der sich in den letzten Jahren zum päpstlichen Kirchenrechtsanwalt entwickelt hat, soll einige Reformentwürfe vorgeschlagen haben, doch auch dafür gibt es keine Bestätigung.

Es bleibt deshlab abzuwarten, ob diese Gerüchte über eine Reform der Konklave-Regeln das Resultat ehrlicher Diskussionen sind oder nur Agitation und Spekulation angesichts der wohlbekannten Unvorhersehbarkeit von Papst Franziskus,"

Quelle: A. Gagliarducci, CNA

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