Dienstag, 1. November 2022

Sandro Magister: Jesuiten übernehmen das Kommando

Sandro Magister veröffentlicht bei Settimo Cielo einen Kommentar über die hohe Zahl an Jesuiten im im Team, mit dem Papst Franziskus die Kirche leitet.
Hier geht´s zum Original: klicken

 "FRANZISKUS´ KOMMANDO -TEAM DER KIRCHE: ALLES JESUITEN"

Unglaublich aber wahr. Gerade jetzt, wo sie in wenigen Jahrzehnten gut die Hälfte ihrer Kraft eingebüßt hat, ist die Gesellschaft Jesu wie nie zuvor in die Höhen des Kommandos der Katholischen Kirche gelangt. 

Franziskus Geschichte ist wohlbekannt. Er ist der erste Jesuiten-Papst der Geschichte, der obwohl er in der Gesellschaft mehr Feinde als Freunde hat und der -wann immer er als Kardinal nach Rom kam-darauf achtete, keinen Fuß in ihre General-Kurie zu setzen, 

Aber die Neuheit ist, daß diese letzte Phases des Pontifikats, durch Alterung abnehmend aber nicht an Ehrgeiz- hat Franziskus sich mit einer Angriffsmannschaft aus Veteranen ausgerüstet, die ganz ihm gehört und nur aus Jesuiten besteht. 

Der Top-Mann dieses Teams ist ohne Zweifel Kardinal Jean-Claude Hollerich, der Erzbischof von Luxemburg. Top-Mann in Jorge Bergoglios Plänen sowohl heut als auch morgen. 

Für heute ist die Aufgabe, die Franziskus ihm anvertraut hat, als General-Relator die Weltsynode zu steuern. die 2021 begann und mindestens bis 2024  dauern wird, aber nach Meinung des Papstes auch darüber hinaus, mit der Aufgabe, die Kirche neu zu gestalten unter dem Banner von nichts anderem als der einer "permanenten Synodalität."

Während es für das Morgen kein Geheimnis ist, daß Hollerich auch Franziskus Kandidat "in pectore" für seine Nachfolge ist, auf die die aktuelle Synode entscheidenden Einfluss haben wird und den zukünftigen Papst- wer immer das sein wird- verpflichten, "die Lieferung anzunehmen" und den Prozess fortzusetzen, ein bißchen so wie es Paul VI mit dem von Johannes XXIII geerbten II.Vaticanischen Konzil erging. 

Die Generalprobe für diese Weltsynode findet in Deutschland statt, die bereits andere nationale Kirche mit der unausweichlichen Litanei modischer Reformen- von verheirateten Priester zur Frauenweihe, von einer neuen sexuellen und homosexuellen Moralität zur Demokratisierung der Kirchenführung, infiziert, ohne daß Franziskus´ Widerspruch zu irgendeiner effektiven Zurückhaltung führt.


Es ist unmöglich, sich nicht daran zu erinnern, daß einige davon die Reformen eines anderen großen Jesuiten, Kardinal Carlo Maria Martini (1927-2012) waren, die er 1999 in einer erinnerungswürdigen Rede in die Agenda der zukünftigen Kirche aufgenommen hatte. Martini stand Bergoglio bekanntlich negativ gegenüber, aber die Anhänger des jetzigen Pontifikats machen sich einen Festtag daraus, ihn zum "Propheten“ der Reformen zu machen, denen Franziskus angeblich endlich den Weg ebnet und die Hollerich, wie er bereits mehrfach sagte- befürwortet. 

"L’Osservatore Romano“ hat am 24. Oktober ein umfassendes Agenda-Setting-Interview mit diesem kultivierten Jesuitenkardinal geführt, der 27 Jahre Mission in Japan hinter sich hat. Und darin äußerte er erneut die Hoffnung auf "einen Paradigmenwechsel“ in der Seelsorge und Lehre der Kirche zur Homosexualität, denn auch Homosexuelle seien „Frucht der Schöpfung“ und daher keine „faulen Äpfel“, sondern „etwas Gutes“. ” Natürlich sei für eine sakramentale Eheschließung zwischen Personen gleichen Geschlechts kein Platz, fügte der Kardinal hinzu, da der für eine Ehe charakteristische Fortpflanzungszweck fehle, "aber das bedeutet nicht, dass ihre affektive Vereinigung keinen Wert hat“.

Und dem Herausgeber des „L’Osservatore Romano“, der darauf hinwies, daß sich die belgischen Bischöfe für die Segnung homosexueller Partnerschaften ausgesprochen haben, antwortete Hollerich: „Ehrlich gesagt scheint mir die Frage nicht entscheidend zu sein. Wenn wir bei der Etymologie von „bene-dire“ [segnen, wörtlich „gut sprechen“, Tr.] bleiben, glauben Sie, daß Gott jemals zwei Personen „dire-male“ [„übel sprechen“, Tr.] könnte? Wer kümmert sich umeinander?“ 

Diese Worte Hollerichs werfen spontan die Frage auf: Aber war es nicht ein anderer hochrangiger Jesuit im Vatikan, Kardinal Luis F. Ladaria, in seiner Eigenschaft als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, der die Segnung homosexueller Vereinigungen in einem am 15. März 2021 veröffentlichten "Responsum“ verboten hat?

Und war es nicht Franziskus selbst der der Veröffentlichung dieses "Responsum" "seine Zustimmung gab" nachdem er darüber informiert wurde, wie es am Ende des Dokumentes heißt?

Einfach so. Abgesehen davon, daß der Papst am darauffolgenden Sonntag beim Angelus deutlich gemacht hat, daß er keinerlei Vorliebe für "theoretische Verurteilungen“ oder "Behauptungen der Legalität oder des klerikalen Moralismus“ habe, wo stattdessen "Gesten der Liebe“ benötigt werden. Und "maßgebende vatikanische Quellen“ hatten anonym bekannt gegeben, daß er damit nichts anderes kritisierte als das "Responsum“, das die Segnung homosexueller Verbindungen untersagte, das er mit Worten gebilligt hatte.

Kurzum, von seinem Mitbruder, dem Papst, gedemütigt, ist der glücklose Kardinal Ladaria die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Er ist der Jesuit der alten Schule, den Bergoglio auf der Bank behält, während er darauf wartet, ihn aus seinem Team in den Ruhestand zu schicken. Er fordert ihn inzwischen auf, jenen Kardinälen – und es gab einige – mit „Nein“ zu antworten, die ihn gebeten haben, Hollerich zur Respektierung der korrekten Lehre zurückzurufen.

Aber außer Hollerich gibt es zwei weitere Jesuiten, die Franziksus vor kurzem zu Kardinälen gemacht und mit wichtigen Rollen ins Team aufgenommen hat.

Der erste ist der Kanadier Michael Czerny, seit vielen Jahren eher Konkurrent als Mitarbeiter des Ghanaischen Kardinal Peter K.A: Turkson, zunächst im Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden und dann im Dikasterium für die Förderung der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung, dessen neuer Präfekt er jetzt geworden ist. Czerny war auch der Spezial-Sekretär den Amazonas. Von der Verteidigung der Natur zu den Migranten und den "Volksbewegungen" ist er der Mann, den Bergoglio in seinen bevorzugten Gebieten fördert.

Der zweite ist der Italiener Gianfranco Ghirlanda, der frühere Rektor der Päpstlichen Gregoriana-Universität und langjähriger Experte für kanonisches Recht. Zu seinen Aufgaben gehört es, die gebieterischen Aktionen, die Franziskus nach Art eines absoluten Monarchen ausführt, in juristische Bestimmungen umzusetzen. Von Ghirlanda zum Beispiel kam der oberflächliche Abschluss des langjährigen theologischen Streits zwischen Weisungsbefugnissen, die sich aus der Bischofsweihe und Jurisdiktionsbefugnissen ergeben, die von einer höheren Autorität übertragen wurden, wobei für letztere optiert wurde, um einige Laien -Männer oder Frauen - mit einfachem Mandat des Papstes an die Spitze der Vatikanischen Kurie zu platzieren. Von Ghirlanda, in seiner Rolle als juristisches "Factotum“ im Dienst von Franziskus, kam auch die Auflösung und Neugründung, die der Papst dem Malteser Orden auferlegt hat.

Aber das ist nicht alles. Auch unter den Jesuiten, die keine Kardinäle sind, sind einige in seinem Dienst, die der Papst in Schlüsselstellungen eingesetzt hat.

Zum Generalsekretariat der Bischofs-Synode gehört ein Berater, der de facto Kardinal Hollereich am nächsten steht. Das ist Fr. Giacomo Costa, der frühere Direktor des Magazins "Aggiornamenti Sociali" der Mailänder Jesuiten und Vizepräsident der Carlo Maria Martini-Stiftung.

Gar nicht zu reden, von Fr. Antonio Spadaro, dem Herausgeben von "La Civiltà Cattolica" der Franziskus seit seiner Wahl zum Papst sehr nahe steht, auch er setzt sich sehr aktiv und drängend für
die Förderung der Weltsynode zur Synodalität eingesetzt und hat vor allem – mit wichtiger Hilfe seines Vorgängers bei "La Civiltà Cattolica“ Bartolomeo Sorge (1929-2020) – die zunächst sehr mißtrauische Italienische Bischofskonferenz in das Abenteuer eingebunden. 

Und dann ist da noch das Kapitel der Vatican Finanzen, für die Franziskus den spanischen Jesuiten Juan Antonio Guerrero Alves zum Präfekten des Wirtschaftssekretariats ernannt hat, dem Amt, das den gesamten Sektor überwacht. Außerdem gibt es seit einigen Jahren neben Kardinal-Erzpriester Mauro Gambetti, dem Generalvikar des Papstes für die Vatikanstadt, auch einen Jesuiten im Petersdom. Das ist Francesco Occhetta, Generalsekretär der Stiftung "Fratelli tutti“ und bis 2020 politischer Kolumnist für "La Civiltà Cattolica“. Und auch unter den Weihbischöfen der Diözese Rom, deren Bischof der Papst ist, ist ein Jesuit: Daniele Libanori, der mit der Seelsorge für das Stadtzentrum betraut ist. Mit dem Papst ergeben die aufgeführten Namen neun. Und mit Sorge und dem "Propheten“ Martini sind es elf, natürlich ohne Kardinal Ladaria mitzuzählen. Ein solches Team, ausschließlich aus Jesuiten, hat man noch nie an der Spitze der Kirche gesehen."

Quelle: S. Magister, Settimo Cielo
 

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