Sonntag, 14. Dezember 2025

Papst Leo XIV: Predigt zur Heiligen Jahr-Feier der Gefangenen

Vaticannews veröffentlicht den Wortlaut der Predigt, die Papst Leo heute am 3. Advents-Sonnzag bei der Hl. Messe zum Jubiläumsjahr der Strafgefangenen gehalren hat.                                                    Hier geht´s zhum Original:  klicken

"WORTLAUT DER PREDIGT PAPST LEOS XIV ZUR HEILIGJAHR-FEIER DER HÄFTLINGE " 

Liebe Brüder und Schwestern, wir feiern heute das Jubiläum der Hoffnung für alle Menschen im Strafvollzug, für die Inhaftierten und für alle, die in diesem Bereich tätig sind. Wir tun dies bewusst am dritten Adventssonntag, den die Liturgie „Gaudete!” nennt, nach den Worten, mit denen der Eröffnungsvers der heiligen Messe beginnt (vgl. Phil 4,4). Dieser Sonntag ist im liturgischen Jahr der Sonntag „der Freude”, der uns an die freudvolle Dimension der Erwartung erinnert: das Vertrauen, dass etwas Schönes, etwas Erfreuliches geschehen wird

In diesem Zusammenhang richtete Papst Franziskus am 26. Dezember letzten Jahres bei der Öffnung der Heiligen Pforte in der Kirche „Chiesa del Padre nostro” im Gefängnis von Rebibbia eine Einladung an alle: »Zwei Dinge möchte ich euch sagen«, erklärte er, »Erstens: Haltet das Tau in der Hand, mit dem Anker der Hoffnung. Zweitens: Öffnet die Türen eures Herzens weit.« Mit dem Bild eines Ankers, der über alle räumlichen und zeitlichen Begrenzungen hinweg in die Ewigkeit ausgeworfen wird (vgl. Hebr 6,17-20), forderte er uns auf, den Glauben an das Leben, das uns erwartet, wach zu halten und immer an die Möglichkeit einer besseren Zukunft zu glauben. Zugleich ermahnte er uns jedoch, in unserem Umfeld großherzig Gerechtigkeit und Nächstenliebe zu üben.



                                  Foto: Vatican Media

Gerechtigkeit und Nächstenliebe üben

Während sich das Heilige Jahr dem Ende zuneigt, müssen wir erkennen, dass trotz des Engagements vieler, auch im Bereich des Strafvollzugs, in dieser Hinsicht noch viel zu tun bleibt. Die Worte des Propheten Jesaja, die wir gehört haben – »Die vom Herrn Befreiten kehren zurück und kommen zum Zion mit Frohlocken« (Jes 35,10) – erinnern uns daran, dass Gott derjenige ist, der erlöst und befreit, und sie wirken wie eine wichtige und anspruchsvolle Aufgabe für uns alle. Sicherlich ist das Gefängnis ein schwieriges Umfeld, und selbst die besten Vorsätze können dort auf viele Hindernisse stoßen. Gerade deshalb dürfen wir jedoch nicht müde werden, uns nicht entmutigen lassen oder uns zurückziehen, sondern müssen mit Beharrlichkeit, Mut und Teamgeist weitermachen. Tatsächlich verstehen es viele noch nicht, dass man nach jedem Sturz wieder aufstehen können muss, dass kein Mensch auf das reduziert werden darf, was er getan hat, und dass die Gerechtigkeit stets ein Prozess der Wiedergutmachung und der Versöhnung ist.


Hl. Messe im Peters-Dom

 zur Heilig-Jahr-Messe der Gefangenen 

             

Nicht nur Sonntags

Auch heute setzet Fr. John Zuhlsdorf s bei OnePeterFive eine Katechese über die Sonntage im Kirchenjahr und für die Liturgie. Hier geht´s zum Original:  klicken

"IN JENER ZEIT:  DER DRITTE ADVENTSSONNTAG GAUDETE"

"Die Kirche führt uns durch den Advent mit einer zugleich ernsten und freudigen Pädagogik, deren Rhythmus sich mit dem Näherrücken der großen Geheimnisse beschleunigt. Vom ersten Adventssonntag an, an dem die Ankunft des Herrn als noch fern, aber gewiss bevorstehend verkündet wird, schreitet die Liturgie – Messe und Stundengebet – mit zunehmender Dringlichkeit voran. Der anfängliche Horizont ist eschatologisch.

Die Ankunft Christi wird zunächst nicht als zarte Weihnachtsgeschichte verkündet, sondern als das Kommen des Richters und Königs. Der zweite Sonntag verstärkt diese Erwartung. Johannes der Täufer, im Gefängnis und dem Tode nahe, schickt seine Jünger zu Jesus, um ihn nach seiner Identität zu fragen. Christi Antwort besteht nicht aus abstrakten Definitionen, sondern aus Zeichen: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf. Dies sind messianische, aber auch eschatologische Zeichen. Sie künden vom Kommen Gottes, nicht nur vom Kommen des Messias. Was jetzt in seiner Gnade geschieht, nimmt vorweg, was bei der Vollendung aller Dinge universal geschehen wird.

Am dritten Adventssonntag ändert der Gesang der Kirche seine Farbe, ohne jedoch seinen Kern zu verlieren. Im Introitus singt man „Freut euch im Herrn allezeit… Gaudete in Domino semper“, und die rosafarbenen Gewänder unterbrechen das violette. Doch diese Freude ist weder eine völlige Unterbrechung der Buße noch ein Verfall in Sentimentalität. Es ist Freude, weil „ prope est … Er ist nah“. Er ist nah in liturgischer Hinsicht, da die Geburt Christi naht. Er ist nah in chronologischer Hinsicht, da das Ende der Geschichte mit jedem Augenblick näher rückt. Er ist nah in sakramentaler, mystischer und moralischer Hinsicht. Die Kirche wendet sich in diesem Moment nicht von Johannes dem Täufer ab. Im Gegenteil, sie stellt ihn uns erneut vor Augen, nun im Johannesevangelium, wo er von Boten aus Jerusalem befragt wird: „Bist du der Christus? Bist du Elia? Bist du der Prophet?“ Johannes antwortet mit strenger Klarheit. Er ist nicht der Messias. Er ist nicht der persönlich wiedergekehrte Elia. Er ist die Stimme. „ Ego vox clamantis in deserto: Dirigite viam Domini “, unter Berufung auf Jesaja 40.

Diese Kontinuität zwischen dem Matthäusevangelium der letzten Woche und dem Johannesevangelium dieses Sonntags ist kein Zufall. Bei Matthäus bezeichnet Christus Johannes als „mehr als einen Propheten“, als den verheißenen Vorläufer, ja sogar als den kommenden Elia. Bei Johannes weist der Täufer ein wörtliches Missverständnis zurück und verortet sich genau im prophetischen Text. Er ist die Stimme, nicht das Wort. Er bereitet den Weg für einen anderen. Jesajas Weissagung umrahmt somit sowohl das erste als auch das endgültige Kommen. „Bereitet in der Wüste den Weg des Herrn, ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott.“ Täler werden erhöht. Berge werden erniedrigt. Das Krumme wird gerade. Das Unebene wird eben. Dies ist Gnade jetzt. Es wird Gericht später sein.

Samstag, 13. Dezember 2025

Christliche Kunst

 "Madonna der Rosen"  Sandro Boticelli

"Die Krippe als Zeichen, daß wir Teil eines wunderbaren Abenteuers sind"

Stefanie Stahlhofen berichtet bei vaticannews von den Worten, die Papst Leo während einer Audienz an die Darsteller der "lebendigen Krippe" gerichtet hat.  Hier geht´s zum Original:  klicken

Papst Leo XIV. hat Krippenspiele und Krippen gewürdigt: „Die Krippe, meine Lieben, ist ein wichtiges Zeichen: Sie erinnert uns daran, dass wir Teil eines wunderbaren Heilsabenteuers sind, in dem wir niemals allein sind", sagte das katholische Kirchenoberhaupt diesen Samstag (13.12.2025) bei einer Audienz für Krippendarsteller.

unter dem Titel: 

DER PAPST ZU DEN KRIPPENDARSTELLERN:  SEID TROSTBRINGER UND INSPIRATIONSQUELLE FÜR ALLE

beginnt der Bericht so - ZITAT:  

"Zahlreiche Hirten, Kinder und natürlich Maria und Josef mit dem Baby - dem Jesuskind - traf das katholische Kirchenoberhaupt im Vatikan. Rund 1000 Krippendarstellerinnen und -Darsteller aus ganz Italien waren nach Rom gekommen, um am Nachmittag rund um die Papstbasilika Santa Maria Maggiore eine lebendige Krippe zu gestalten. Papst Leo XIV. gab ihnen allen - auch mit Blick auf das aktuelle Heilige Jahr der Hoffnung  - mit, sie sollten stets: 

„Pilger der Hoffnung, Trostbringer und Inspirationsquelle für alle sein, die ihr trefft: Kleine wie Große, Familien, Jugendliche, Kinder - wer auch immer euren Weg kreuzt; wer froh ist, wer leidet, wer einsam ist, wer im Herzen Sehnsucht, zu lieben spürt und geliebt zu werden, wer, sich - auch unter Anstrengungen - weiter beständig einsetzt für den Aufbau einer besseren Welt."  (...)


                                   Foto: Vatican Media

Quelle: S. Stahlhifen, vaticannews

Fundstück

 Gudrun Trausmuth berichtet bei "Die Tagespost" darüber, wie sie die blasphemische Ausstellung "Du sollst dir ein Bild machen" im Künstlerhaus Wien erlebt hat und fügt ihrem Bericht eine Triggerwarnung hinzu. . Hier geht´s zum Original:  klicken

Unter dem Titel: 

          "BLASPHEMISCHER ANGRIFF IM ADVENT" 

beginnt der Bericht so - ZITAT: 

"Übergriffe verletzen. Dass die Betroffenen – aus vielen Gründen – oft schweigen, wissen wir. Dass Schweigen falsch sein kann, wissen wir auch. Dennoch kenne auch ich die Versuchung nur zu gut, zu resignieren und mich schweigend abzuwenden. Aber bei allem Widerwillen und Ekel, sich damit auseinanderzusetzen, sollte man zu der Ausstellung „Du sollst dir ein Bild machen“ nicht schweigen, weil Schweigen, wenn nicht als Zustimmung, so doch häufig als Indifferenz gewertet wird. Und so stelle ich als Christin fest, dass mich die derzeit im Künstlerhaus Wien zu sehenden Exponate verletzen und empören. Und ich verwahre mich gegen diese Art des Umgangs mit dem, was mir heilig ist.

Allerdings ist mein subjektives Unbehagen, sind meine „religiösen Gefühle“, die hier tangiert werden, ja gar nicht der entscheidende Punkt. Der Punkt ist vielmehr der Zugriff auf das Heilige, der hier erfolgt." (... ) 

Quelle: G. Trausmuth, Die Tagespost

Besuch in Rom

Vaticannews berichtet, daß Erzbischof Georg Gänswein gestern von Papst Leo XIV empfangen wurde. Hier geht´s zum Original:  klicken

          PAPST EMPFÄNGT ERZBISCHOF GÄNSWEIN

Der deutsche Erzbischof Georg Gänswein war an diesem Freitag beim Papst. Das teilte das vatikanische Presseamt mit. Gänswein ist päpstlicher Nuntius in den baltischen Staaten.

Es war die erste Begegnung des früheren Privatsekretärs von Benedikt XVI. (2005-13) mit Leo seit der Papstwahl vom Mai. Über den Inhalt wurde nichts mitgeteilt. Am Vorabend hatte Gänswein in Rom an einer Buchvorstellung teilgenommen. In dem Buch „Gott ist die wahre Wirklichkeit“ werden bisher unveröffentlichte Predigten von Benedikt XVI. publiziert. Die Ausgabe wurde zunächst auf Italienisch vorgestellt; auch eine deutsche Ausgabe ist in Vorbereitung.




Am selben Tag war auch der Jesuit Hans Zollner beim Papst. Zollners Institut für Anthropologie (IADC) an der Gregoriana hatte am Mittwoch gemeinsam mit der Santa Marta Group und dem Malteserorden eine Veranstaltung zum 25. Jahrestag des Palermo-Protokolls zum Kampf gegen Menschenhandel an der Universität organisiert.2


Quelle: vaticannews

Freitag, 12. Dezember 2025

Rede Papst Leos XIV an die Teilnehmer des Weihnachtskonzertes

unter der Leitung von Maestro Riccardo Muti, anläßlich der Überreichung des Ratzinger-Preises. 
Hier geht´s zum Original bei vaticannews:  klicken.                                                                              Auf dem Programm stand die im Jahr 1825 von Luigi Cherubino komponierte "Messe zur Krönung König Charles X."  von Frankreich.

AN DIE TEILNEHMER DES WEIHNACHTSKONZERTES UNTER DER LEITUNG VON MAESTRO RICCARDO MUTI, DEM HEUTE DER RATZINGER-PREIS VERLIEHEN WURDE"

Liebe Brüder und Schwestern, 

ich bin sehr dankbar für dieses Konzert anläßlich der Geburt des Herrn. Der Hl. Augustinus nennt die Musik in seinem Traktat die wissenschaft zum Guten zu verändern und verbindet sie mit der Kunst, das Herz zu Gott zu führen. Musik ist eine besondere Art, die höchste Würde des Menschen zu verstehen und ihn in seiner wahren Berufung zu bestärken. 

Ich danke den Institutionen, die diese Initiative unterstützt haben- das Dikasterium für Kultur und Bildung und die Päpstliche Stiftung Gravissimum Educationis- und allen, die ihre Realisierung auf ihre Weise ermöglicht haben.

Ich richte meinen Gruß n Maestro Riccardo Muti, dem heute als Zeichen der Würdigung für eib ganz der Musik als ...der Disziplin und der Offenbarung gewidmetes Leben der Ratzinger-Preis verliehen wird. Papst Benedikt XVI liebte es, daran zu erinnern, daß wahre Schönheit ins Herz trifft, es öffnet und weit macht" und er suchte in der Musik die Stimme Gottes im Universum. Auf diesem Weg der Suche nach der Schönheit hatten Sie, lieber Maestro, mehrmals die Gelegenheit, Kardinal Ratzinger zu treffen, angefangen bei seinen Besuchen der Konzerte in Salzburg, München und Rom. In den folgenden Jahren besuchte Papst Benedikt Ihre Auftritte in der Audienzhalle Paul VI., wo er Ihnen das Großkreuz des Ordens des Heiligen Gregor des Großen verlieh. Die Auszeichnung, die Sie heute erhalten, ist die Fortsetzung dieser Beziehung, eines Dialogs, der sich dem Geheimnis öffnet und auf das allgemeine Gut, auf die Harmonie ausgerichtet ist.

Diese ethische Verantwortung der Musik wurde von meinem verehrten Vorgänger, Papst Franziskus, treffend veranschaulicht. Er liebte die Musik und hörte ihr mit spiritueller Hingabe zu. Musik, sagte er, „verleiht denen, die sie pflegen, eine weise und gelassene Weltsicht, die Spaltungen und Gegensätze leichter überwindet, um – wie die Instrumente eines Orchesters oder die Stimmen eines Chors – in Harmonie zu sein, Dissonanzen vorzubeugen und sie zu korrigieren. Diese Dissonanzen sind auch für die Dynamik von Kompositionen nützlich, sofern sie in ein harmonisches Gesamtbild eingebunden sind.“ [1] Harmonisieren bedeutet, Gegensätze, die sonst im Konflikt stünden, zusammenzuhalten und sie zu einer höheren Einheit werden zu lassen. Auch die Stille trägt dazu bei: Sie ist nicht Abwesenheit, sondern Vorbereitung, denn in ihr formt sich die Möglichkeit des Sprechens; in der Pause offenbart sich die Wahrheit.

Maestro Muti, Ihre Art, zu Dirigieren, die Kunst des Zuhörens und die Verantwortung, spiegelt sich auch in Ihrer natürlichen Neigung zur Bildung wider. Dies zeigt sich in seiner Verbindung zu italienischen Konservatorien und der Praxis der „offenen Proben“, die er als Form des Austauschs anbietet, in der jede Geste ein Akt des Vertrauens, eine Einladung und kein Befehl ist.

Es erscheint daher besonders angemessen, den Ratzinger-Preis jemandem zu verleihen, der das bewahrt hat, was Benedikt XVI. stets als das Herzstück der Kunst betrachtete: die Fähigkeit, durch Schönheit einen Funken der Gegenwart Gottes erklingen zu lassen.

Ich danke dem Jugendorchester „Luigi Cherubini“, dessen Mitwirkung es ermöglicht hat, dem Talent und der Kreativität junger Menschen Ausdruck zu verleihen, sowie dem Chor „Guido Chigi Saracini“ des Doms von Siena.

Das heutige Konzert bietet die Gelegenheit, das Bewusstsein für Bildung zu stärken und sich  für Millionen von Jungen und Mädchen weltweit einzusetzen, die von jeglicher Form der Schulbildung ausgeschlossen sind.  Daher begrüße ich voller Hoffnung die Einrichtung des Observatoriums für Ungleichheit und universellen Zugang zu Bildung, das anlässlich des jüngsten Welthochschuljubiläums bekannt gegeben wurde. Das Dikasterium für Kultur und Bildung mobilisiert alle, denen die Bildung junger Menschen am Herzen liegt, für dieses Projekt, allen voran die Galileo-Stiftung, die ihre Unterstützung durch die Förderung dieses Abends und der Bildungsprojekte der Stiftung Gravissimum Educationis zum Ausdruck gebracht hat.

Liebe Schwestern und Brüder, im Hinblick auf das nahende Weihnachtsfest möchte ich Sie erneut einladen, im Gebet auszuharren, damit Gott uns den Frieden schenkt. Für Sie alle und für alle, die dank der Fernsehübertragung dabei sind, bitte ich von Herzen um den Segen des Herrn."

Quelle: vaticannews

Weihnachts-Konzert zu Ehren von Papst Leo XIV

 unter der Leitung von Maestro Riccardo Muti

            

Wortlaut der Predigt

 bei der Hl.Messe zu Ehren der unesere Lieben Frau von Guadalupe - veröffentlcht von vaticannews,      Hier geht´s zum Original:  klicken

"PREDIGT DER PAPSTES BEI DER DER GUADALUPE-MESSE"

Liebe Brüder und Schwestern!

In der Lesung aus dem Buch Jesus Sirach wird uns eine poetische Beschreibung der Weisheit präsentiert, ein Bild, das seine volle Identität in Christus findet, der „Weisheit Gottes” (1 Kor 1,24), der, als die Zeit erfüllt war, Fleisch geworden ist und von einer Frau geboren wurde (vgl. Gal 4,4). Die christliche Tradition hat diesen Abschnitt auch in marianischer Hinsicht gelesen, da er an die Frau denken lässt, die von Gott darauf vorbereitet wurde, Christus zu empfangen. Wer außer Maria kann denn sagen: „In mir ist alle Gnade des Weges und der Wahrheit, alle Hoffnung auf Leben und Tugend“ (Sir 24,25 NV)? Deshalb zögert die christliche Tradition nicht, sie als „Mutter der Liebe“ anzuerkennen (ebd. V. 24).

Im Evangelium hören wir, wie Maria die Dynamik lebt, die denen eigen ist, die das Wort Gottes in ihr Leben eindringen lassen und sich davon verwandeln lassen. Wie ein loderndes Feuer, das nicht zu bändigen ist, treibt uns das Wort dazu an, die Freude über das empfangene Geschenk weiterzugeben (vgl. Jer 20,9; Lk 24,32). Maria, die sich über die Verkündigung des Engels freut, versteht, dass sich die Freude Gottes in der Nächstenliebe erfüllt, und eilt daraufhin zum Haus Elisabeths.

„Diese Freude mündet in das Magnifikat, in dem Maria anerkennt, dass ihr Glück vom treuen Gott kommt, der sein Augenmerk auf sein Volk gerichtet und es gesegnet hat mit einem Erbe, das süßer ist als Honig in den Waben: der Gegenwart ihres Sohnes.“

Die Worte der Gnade sind wirklich „süßer als Honig“ (Si 24,27 NV). Ihr Gruß allein reicht aus, um das Kind im Schoß Elisabeths zum Jubeln zu bringen, und diese, erfüllt vom Heiligen Geist, fragt sich: „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ (Lk 1,43). Diese Freude mündet in das Magnifikat, in dem Maria anerkennt, dass ihr Glück vom treuen Gott kommt, der sein Augenmerk auf sein Volk gerichtet und es gesegnet hat (vgl. Ps 66,2) mit einem Erbe, das süßer ist als Honig in den Waben (vgl. Sir 24,20 NV): der Gegenwart ihres Sohnes.

Während ihres ganzen Lebens bringt Maria diese Freude dorthin, wo menschliche Freude nicht ausreicht, dorthin, wo der Wein ausgegangen ist (vgl. Joh 2,3). So ist es auch in Guadalupe. Auf dem Tepeyac weckt sie in den Bewohnern Amerikas die Freude, sich von Gott geliebt zu wissen. In den Erscheinungen von 1531 erklärt sie dem heiligen Juan Diego in seiner Muttersprache, dass sie „sehr wünscht“, dass dort ein „heiliges Häuschen“ errichtet wird, von dem aus sie Gott preisen und ihn offenbaren wird (vgl. Nican mopohua, 26-27). Inmitten von nicht enden wollenden Konflikten, Ungerechtigkeiten und Leiden, die nach Linderung suchen, verkündet Maria von Guadalupe den Kern ihrer Botschaft: „Bin ich nicht hier, ich, deine Mutter?” (ebd., 119). Es ist die Stimme, die das Versprechen der göttlichen Treue widerhallen lässt, die Präsenz, die Halt gibt, wenn das Leben unerträglich wird.

Die Mutterschaft, die sie verkündet, lässt uns erkennen, dass wir Kinder sind. Wer „Ich bin deine Mutter“ hört, erinnert sich daran, dass unter dem Kreuz auf „Hier ist deine Mutter“ die Antwort „Hier ist dein Sohn“ folgt (vgl. Joh 19,26-27). Und als Kinder werden wir uns an sie wenden und sie fragen: „Mutter, was müssen wir tun, um die Kinder zu sein, die dein Herz sich wünscht?“ Getreu ihrer Mission wird sie uns liebevoll antworten: „Was er euch sagt, das tut“ (Joh 2,5). Ja, Mutter, wir wollen deine wahren Kinder sein: Sag uns, wie wir im Glauben voranschreiten können, wenn die Kräfte schwinden und die Schatten wachsen. Lass uns verstehen, dass mit dir sogar der Winter zur Zeit der Rosen wird.

„Mutter, ich bitte dich, neige die Herzen derer, die Zwietracht säen, dem Wunsch deines Sohnes zu, dass „alle eins seien“, und stelle sie wieder her in der Liebe, die die Gemeinschaft ermöglicht, denn innerhalb der Kirche, Mutter, können deine Kinder nicht geteilt sein.“

Und als dein Kind bitte ich dich: Mutter, lehre die Völker, die deine Kinder sein wollen, die Welt nicht in unversöhnliche Lager zu spalten, nicht zuzulassen, dass Hass ihre Geschichte prägt und Lügen ihr Gedächtnis schreiben. Zeige ihnen, dass Autorität als Dienst und nicht als Herrschaft ausgeübt werden muss. Weise ihre Regierenden in ihre Pflicht, die Würde jedes Menschen in allen Phasen seines Lebens zu schützen. Mache diese Völker, deine Kinder, zu Orten, an denen sich jeder Mensch willkommen fühlen kann.

Begleite, Mutter, die Jüngsten, damit sie von Christus die Kraft erhalten, sich für das Gute zu entscheiden, und den Mut, fest im Glauben zu bleiben, auch wenn die Welt sie in eine andere Richtung drängt. Zeige ihnen, dass dein Sohn an ihrer Seite geht. Möge nichts ihr Herz bedrücken, damit sie ohne Furcht Gottes Pläne annehmen können. Halte sie fern von den Gefahren des Verbrechens, der Sucht und der Gefahr eines sinnlosen Lebens.

Suche, Mutter, diejenigen, die sich von der heiligen Kirche entfernt haben: Möge dein Blick sie dort erreichen, wo unserer nicht hinkommt, reiße die Mauern nieder, die uns trennen, und bringe sie mit der Kraft deiner Liebe nach Hause zurück. Mutter, ich bitte dich, neige die Herzen derer, die Zwietracht säen, dem Wunsch deines Sohnes zu, dass „alle eins seien“ (Joh 17,21), und stelle sie wieder her in der Liebe, die die Gemeinschaft ermöglicht, denn innerhalb der Kirche, Mutter, können deine Kinder nicht geteilt sein.

„Mögen wir in der Überzeugung leben, dass dort, wo die Frohe Botschaft ankommt, alles schön wird, alles wieder gesund wird, alles erneuert wird.“

Stärke die Familien: Mögen die Eltern deinem Beispiel folgen und ihre Kinder mit Zärtlichkeit und Entschlossenheit erziehen, damit jedes Zuhause zu einer Schule des Glaubens wird. Inspiriere, Mutter, diejenigen, die Geist und Herz formen, damit sie die Wahrheit mit der Sanftheit, Präzision und Klarheit weitergeben, die aus dem Evangelium hervorgeht. Ermutige diejenigen, die dein Sohn berufen hat, ihm näher zu folgen: Stütze den Klerus und das geweihte Leben in ihrer täglichen Treue und erneuere ihre ursprüngliche Liebe. Bewahre ihre Innerlichkeit im Gebet, beschütze sie in der Versuchung, ermutige sie in ihrer Müdigkeit und hilf den Niedergeschlagenen.

Heilige Jungfrau, mögen wir wie du das Evangelium in unserem Herzen bewahren (vgl. Lk 2,51). Hilf uns zu verstehen, dass wir, obwohl wir die Adressaten sind, nicht die Herren dieser Botschaft sind, sondern wie der heilige Juan Diego ihre einfachen Diener. Mögen wir in der Überzeugung leben, dass dort, wo die Frohe Botschaft ankommt, alles schön wird, alles wieder gesund wird, alles erneuert wird. „Die sich von dir leiten lassen, werden nicht sündigen“ (vgl. Sir 24,22 NV); steh uns bei, damit wir nicht durch unsere Sünden und unser Elend die Heiligkeit der Kirche trüben, die wie du Mutter ist.

Mutter „des wahren Gottes, durch den wir leben“, komm dem Nachfolger Petri zu Hilfe, damit er alle, die mir anvertraut wurden, auf dem einzigen Weg bestärkt, der zu der gesegneten Frucht deines Leibes führt. Erinnere diesen deinen Sohn, „dem Christus die Schlüssel des Himmelreichs zum Wohl aller anvertraut hat“, daran, dass diese Schlüssel dazu dienen, „zu binden und zu lösen und alles menschliche Elend zu erlösen“ (Johannes Paul II., Predigt in Syrakus, 6. November 1994). Und lass uns, im Vertrauen auf deinen Schutz, immer mehr vereint mit Jesus und untereinander auf die ewige Wohnstätte zugehen, die er für uns vorbereitet hat und in der du auf uns wartest. Amen."

Quelle: vaticannews

Hl.Messe im Petersdom

 zur Feier der Hl. Gottesmutter von Guadalupe

           

Papst Leo XIV antwortet auf Leserbriefe

 Das berichtet u.a. vaticannews in diesem Beitrag:  klicken

            "SIE SCHREIBEN - LEO XIV ANTWORTET"

"Auch in der neuen Ausgabe der Monatszeitschrift „Piazza San Pietro“ antwortet Leo XIV. auf einen Leserbrief. Die Kolumne hatte sein Vorgänger Franziskus begonnen, Leo setzt sie fort.

In der Antwort auf den Brief eines Psychologen aus Süditalien geht es unter anderem auf die richtige Vorbereitung auf Weihnachten. „Vermeiden wir es, uns vom Shopping betäuben zu lassen“, rät Leo XIV. wörtlich. Bei der Jagd nach Weihnachtsgeschenken gehe es nämlich nicht darum, „sich nur unseren Wünschen zu unterwerfen“. Stattdessen sollten die Geschenke ein Hinweis auf die Schönheit des Festes sein:

Der Sinn der Weihnachtsgeschenke

„Bemühen wir uns also darum, dass den Weihnachtsgeschenken ein Sinn echter Schönheit innewohnt, ein Sinn, der uns an die Bedeutung der Geburt Jesu denken lässt, auch an seine Kleinheit, seine Demut und Solidarität.“ Eigentlich könne es kein schöneres Geschenk zu diesem Fest geben, als Bedürftigen oder Einsamen an Weihnachten zu sich nach Hause einzuladen.


Das Magazin „Piazza San Pietro“ wird von der vatikanischen Dombauhütte herausgegeben. Herausgeber ist der „Sprecher“ des Petersdoms, der Franziskaner Enzo Fortunato."


Quelle: vaticannews, sk

Zur Bedeutung des Türkei-Besuchs des Papstes für die Jugend

Emiliano Eusepi hat für acistampa Serkan Sahin zur Bedeutung der Papstreise für die Jugend der Türkei interviewt. Hier geh´t s zum Oriignal: klicken

"JETZT SPRECHEN DIE JUNGEN- NACH DER TÜRKEIREISE DES PAPSTES"

Die Bilder der Reise Papst Leos XIV.  in die Türkei sind uns noch lebhaft in Erinnerung, doch was bedeutete diese Reise für junge Türken? Serkan Sahin, Organist und Student am Päpstlichen Institut für Kirchenmusik, geht dieser Frage nach.

Wir jungen Christen müssen Jesus Christus zuerst in unsere Herzen aufnehmen, der uns jeden Tag besuchen möchte. Er ist ein König, der immer anklopft, nicht nur an unsere Herzen – die der Christen –, sondern an die aller Menschen. Jesus klopft auch an die Tür der Muslime, unter anderem durch die Worte des Papstes, und wir beten, dass seine Botschaft auch Gläubige guten Willens erreicht, die die Botschaft der Einheit und Versöhnung, die er uns auf seiner Reise brachte, annehmen können. Und wir Katholiken müssen vor allem den Geist des Friedens, den der Herr uns geschenkt hat, zuerst mit unseren christlichen Brüdern und Schwestern und dann mit unseren Brüdern und Schwestern aller anderen Religionen teilen. Brücken zu bauen ist eine Herausforderung und eine Aufgabe für Katholiken und Christen in der Türkei.

Der Papst sagte auch, die wahre Stärke der Kirche liege nicht in der Zahl, sondern in der Kleinheit, die „im Licht des Lammes lebt“, und ermahnte uns, keine Angst zu haben. Was bedeutet es für Sie, einer religiösen Minderheit anzugehören?

Heute wie eh und je ruft uns die Welt auf, stark, groß und wie Wölfe zu sein. Doch der Stellvertreter Jesu Christi hat uns im Gegenteil geraten, sanftmütig, klein und wie Lämmer zu sein. Wie der heilige Johannes Paul II. sein Leben lang immer wieder betonte: Wir dürfen keine Angst haben. Ich sehe dies gewiss als Herausforderung, aber auch als Ermutigung. Das Leben ist nicht leicht für uns junge Katholiken, von denen es in der Türkei nur wenige gibt. Aber wenn wir Christus im Antlitz jedes Menschen sehen, dem wir begegnen, werden wir dann wenige sein? Wird unser Leben schwer sein?

Wie erleben Sie persönlich als Katholik in der Türkei den täglichen Aufruf zu Wachsamkeit und Heiligkeit, und wie inspiriert die christliche Geschichte Ihres Landes Ihren Glauben heute?

Wie schon meine Antwort auf die erste Frage zeigt, klopft ein König unermüdlich jeden Tag an meine Tür. Ich muss ihn nur hereinlassen. Sobald er in mein Leben tritt und mich einlädt, an seinem Reich teilzuhaben und darin zu leben, werden weder Zeit noch Raum noch weltliche Probleme zur Last, sondern alles wird zu einer Gnadengabe des Herrn, des Königs dieses Reiches, in das er uns ruft. Und die frohe Botschaft zu leben ist für jeden möglich, auch für Katholiken in der Türkei und anderswo, wo wir in der Minderheit sind. Ja, wie Sie während der Papstreise gesehen haben, ist es nicht unmöglich, die Friedensbotschaft des Evangeliums zu leben."

Quelle: E. Eusepi. acistampa

Donnerstag, 11. Dezember 2025

Papst Leo XIV ernennt ein neues ordentliches Mitglied für die Päpstliche Akademie der Sozialwissenschaften

Wie Mario Galgano berichtet für vaticannews über die Ernennung des englischen Professors Adrian Pabst zum ordentlichen Mitglied der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften durch Papst Leo.Hier geht´s zum Original: klicken

unter dem Titel: 

"PAPST BERUFT PROFESSOR PABST IN DIE PÄPSTLICHE AKADEMIE DER SOZIALWISSENSCHAFTEN"

beginnt der Bericht so - ZITAT:

"Leo XIV. hat am heutigen Donnerstag Adrian Pabst zum Ordentlichen Mitglied der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften ernannt. Der hoch angesehene Professor ist derzeit als Dozent für Politik an der University of Kent in Großbritannien tätig.

Adrian Pabst wurde am 2. November 1976 in München (Deutschland) geboren. Er verfügt über eine außergewöhnlich breite akademische Ausbildung: Pabst schloss 1998 sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Cambridge ab, gefolgt von einem Abschluss in Europastudien an der London School of Economics im Jahr 1999, in Politischem Denken an der Sciences Po Paris im Jahr 2000 sowie in Philosophie und Theologie am Institut Catholique de Paris im Jahr 2002. Seine Promotion in Politischer Philosophie und Religionsphilosophie erhielt er 2006 an der Universität Cambridge." (...)

Quelle: M. Galgano, vaticannews

100 Jahre Päpstliches Institut für Christliche Archäologie

Der Hl. Stuhl hat anläßlich des 100-jährigen Bestehens des Päpstlichen Institues für Christliche Archäologie das neue Apostolische Schreiben "Nel Centenario"zur Bedeutung der Christlichen Archäologie veröffentlicht. Hier geht´s zum Original:  klicken

"WORTLAUT DES APOSTOLISCHEN SCHREIBEN "NEL CENTENARIO" PAPST LEOS XIV ZUR CHRISTLICHEN ARCHÄOLOGIE"

ÜBER DIE BEDEUTUNG DER ARCHÄOLOGIE
ANLÄSSLICH DES HUNDERTJÄHRIGEN BESTEHENS
DES PÄPSTLICHEN INSTITUTS FÜR CHRISTLICHE ARCHÄOLOGIE 

Anlässlich des hundertsten Jahrestages der Gründung des Päpstlichen Instituts für Christliche Archäologie empfinde ich es als meine Pflicht und Freude, einige Überlegungen zu teilen, die ich für den Weg der Kirche in unserer Zeit für wichtig halte. Ich tue dies mit dankbarem Herzen, in dem Bewusstsein, dass die Erinnerung an die Ve rgangenheit, erleuchtet durch den Glauben und geläutert durch die Liebe, die Hoffnung nährt.  

Im Jahr 1925 wurde das „Heilige Jahr des Friedens” ausgerufen, das die grausamen Wunden des Ersten Weltkriegs lindern sollte; und es ist bezeichnend, dass der hundertste Jahrestag der Gründung des Instituts mit einem weiteren Heiligen Jahr zusammenfällt, das der unter zahlreichen Kriegen leidenden Menschheit auch heute Perspektiven der Hoffnung geben will.  

Unsere Zeit, die von raschen Veränderungen, humanitären Krisen und kulturellen Umbrüchen geprägt ist, erfordert neben dem Rückgriff auf altes und neues Wissen auch die Suche nach einer tiefen Weisheit, die in der Lage ist, das wirklich Wesentliche zu bewahren und an die Zukunft weiterzugeben. Unter diesem Blickwinkel möchte ich erneut betonen, wie sehr die Archäologie ein unverzichtbarer Bestandteil für das Verständnis des Christentums und folglich auch für die katechetische und theologische Bildung ist. Sie ist nicht bloß eine Fachdisziplin, die wenigen Experten vorbehalten ist, sondern ein Weg, der allen offensteht, die die konkrete Gestaltwerdung des Glaubens in der Zeit, an einzelnen Orten und in den Kulturen verstehen wollen. Für uns Christen ist die Geschichte ein entscheidendes Fundament: Wir vollziehen die Pilgerreise unseres Lebens nämlich in der ganz konkreten Geschichte, die auch der Ort ist, an dem sich das Geheimnis der Erlösung vollzieht. Jeder Christ ist gerufen, sein Leben auf die Frohe Botschaft zu gründen, die von der geschichtlichen Menschwerdung des Wortes Gottes ausgeht (vgl. Joh 1,14).  

Wie uns der geliebte Papst Franziskus in Erinnerung gerufen hat, kann niemand »wirklich wissen, wer er ist und was er morgen sein will, ohne das Band zu pflegen, das ihn mit den Generationen verbindet, die ihm vorausgegangen sind. Und das gilt nicht nur hinsichtlich der Geschichte der Einzelnen, sondern auch für die weitere Ebene der Gemeinschaft. Das Studium und die Weitergabe der Geschichte tragen nämlich dazu bei, das kollektive Bewusstsein lebendig zu erhalten. Ansonsten bleibt nur die persönliche Erinnerung an Sachverhalte, die mit dem eigenen Interesse oder den eigenen Gefühlen zu tun haben, ohne echte Verbindung zu der menschlichen und kirchlichen Gemeinschaft, in der wir leben.«[1]

Das Haus der Archäologie 

Mit dem Motu Proprio „I primitivi cemeteri” vom 11. Dezember 1925 billigte Papst Pius XI. ein anspruchsvolles und weitsichtiges Projekt: die Gründung einer Hochschuleinrichtung, also mit Promotionsrecht, die in Abstimmung mit der Kommission für Sakrale Archäologie und der Römischen Päpstlichen Akademie der Archäologie die Aufgabe haben sollte, mit einem Höchstmaß an Wissenschaftlichkeit die Denkmäler des frühen Christentums zu erforschen, um das Leben der ersten Gemeinden zu rekonstruieren und »auf diese Weise Professoren für christliche Archäologie an Universitäten und in Seminaren, Ausgrabungsleiter, Konservatoren für sakrale Denkmäler, Museen usw. auszubilden«. [2] Aus der Sicht von Pius XI. ist die Archäologie für die genaue Rekonstruktion der Geschichte unverzichtbar, die als »Licht der Wahrheit und Zeugin der Zeit, wenn sie in rechter Weise zu Rate gezogen und sorgfältig geprüft wird«, [3] den Völkern die Fruchtbarkeit der christlichen Wurzeln und die Früchte des Gemeinwohls, die daraus hervorgehen können, aufzeigt und damit auch das Werk der Evangelisierung beglaubigt.

In all diesen Jahren hat das Päpstliche Institut für Christliche Archäologie Hunderte von Archäologen für das frühe Christentum ausgebildet, die wie die Professoren selbst aus allen Teilen der Welt stammen und die nach ihrer Rückkehr in ihre Heimatländer wichtige Funktionen in der Lehre oder im Denkmalschutz übernommen haben. Es hat Forschungen in Rom und im gesamten christlichen Raum unterstützt; es hat bei der Förderung der christlichen Archäologie eine wichtige Rolle auf internationaler Ebene gespielt, sowohl durch die Organisation regelmäßiger Kongresse und zahlreiche weitere wissenschaftliche Initiativen als auch durch enge Beziehungen und einen kontinuierlichen Austausch mit Universitäten und Forschungszentren in der ganzen Welt.

Das Institut hat sich bisweilen als Förderer des Friedens und des religiösen Dialogs erwiesen, beispielsweise durch die Organisation des XIII. Internationalen Kongresses in Split während des Krieges im ehemaligen Jugoslawien oder dadurch, dass es seine Wirksamkeit durch Auslandsmissionen in politisch instabilen Ländern bestätigte. Es ist nie von den akademischen Bildungszielen abgewichen, wobei es den direkten Kontakt zu schriftlichen Quellen und Denkmälern, den sichtbaren und eindeutigen Spuren der ersten christlichen Gemeinden, in den Vordergrund gestellt hat: durch Exkursionen, insbesondere zu den Katakomben und Kirchen Roms, sowie durch die jährlichen Studienreisen in diejenigen geografischen Gegenden, in denen sich das Christentum ausgebreitet hat.