Das fragt sich A. Gagliarducci in "Monday in the Vatican"
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"BISCHOFSSYNODE: WELCHEN STANDPUNKT WIRD DER PAPST EINNEHMEN?
"Die Ehe-Lehre steht nicht auf dem Spiel, wohl aber die Familie, als unersetzliche Ressource jeder menschlichen Gesellschaft . "
Das erklärte Pater Giampaolo Salvini, der ehemalige Direktor von La Civiltà Cattolica, in einem Artikel, in dem er das Arbeitsdokument ("Instrumentum laboris") der kommenden Synode zusammenfaßte. Der Artikel in der aktuellen Ausgabe des von Jesuiten geführtes Magazin, dessen Entwürfe vor ihrer Veröffentlichung vom Staatssekretariat überprüft werden, ist der letzte in einer Reihe von drei Beiträgen zum Thema.
Unter den 3 Artikeln wurde Fr. Salvinis Text nicht viel Aufmerksamkeit zuteil, obwohl er wohl derjenige ist, der dem Denken von Papst Franziskus am nächsten steht
La Civiltà Cattolica watet somit wieder in die Diskussion über die Synode hinein. Der Chefredakteur der Zeitschrift ist Msgr. Antonio Spadaro, der Franziskus sehr nahe steht und vom Papst als einer derjenigen betrachtet wird, die sein Denken am besten interpretieren können.
Es wird oft behauptet, dass er Beamter des Kommunikationssekretariat des Vatikans und schließlich Direktor des Presseamt des Heiligen Stuhls werden könnte, die wahrscheinlich umstrukturiert werden.
In der Zwischenzeit arbeitet P. Spadaro unermüdlich.
Während der letzten Synode, hat er zu einigen der wichtigsten Texte beigetragen. Er war Mitglied der Kommission, die gegründet wurde, um das Schlussdokument der Synode zu erstellen, aber es wird auch gemunkelt, dass er einige Änderungen sowohl am umstrittenen Zwischenbericht - Relatio ad interim-(der Papst wollte sie persönlich zusammen mit einigen seiner engsten Mitarbeiter bearbeiten, bevor Kardinal Petr Erdö sie präsentierte) als auch am Abschlussbericht der Synode vornahm.
Das ist der Grund, warum man die redaktionelle Auswahl von La Civiltà Cattolica aufmerksam betrachten sollte.
Franziskus' Gedanken kann man vielleicht bald auf kleinem Raum zusammengefaßt im Magazin lesen sein, weil der Papst Jesuit ist und weil er der Art, wie Fr. Spadaro seine Botschaft weiter berbreitet, vertraut.. Es ist bemerkenswert, dass drei Artikel in der aktuellen Ausgabe dem Hauptthema Synode gewidmet sind, so als ob die Notwendigkeit bestehe, sie erneut zu diskutieren und einige frühere Positionen auszubalancieren.
Von den drei Artikeln erhielt das Interview, das der emeritierte Theologe des Päpstlichen Hauses, Kardinal Georges Cottier, Fr.Antonio Spadaro gewährte, die meiste Aufmerksamkeit.
Der Ton der Diskussion wird aber auch in den beiden anderen Artikeln festgelegt.
Der eine- vom Jesuiten Mario Imperatori verfaßt-, handelt von "Heirat und Glaube heute: eine Wiederentdeckung des Primates Gottes."
Der zweite, mit dem Titel "Auf dem Weg zur Synode: das Arbeitsdokument" ist Pater Salvinis Analyse des Instrumentum Laboris.
Letztere ist ein guter Ausgangspunkt. Pater Salvini präsentierte eine Zusammenfassung des Instrumentum Laboris, geht darüber hinaus und enthält einige interessante Punkte.
Pater Salvini meint, daß das Arbeitsdokument in einigen Fällen die Punkte wiedergibt, zu denen es bei den Synodenvätern allgemeine Zustimmung gab und schlägt vor, dass diese Punkte unverändert übernommen werden sollten.
Es stünden jedoch "viele andere Themen auf dem Spiel, für die keine Lösung gezeigt wird."
Dazu gehört z.B. die Kohabitation von Männern und Frauen, die- obwohl sie es könnten- nicht heiraten wollen,sich aber auch nicht von der Kirche trennen wollen.
Pater Salvini räumt ein, daß die Probleme, mit denen die Familien konfrontiert sind, zwar in der Arbeitsunterlage vorhanden sind, wenn auch "nicht alle von ihnen gleichermaßen entwickelt."
Er erklärt, daß das Dokument "nicht eine theologisch-pastorale Abhandlung ist, sondern eine Aufzählung von Anregungen, Hinweisen, Anreizen voller Ängste, aber auch voller Hoffnung.
"Am Ende steht die Lehre von der Ehe nicht auf dem Spiel, wohl aber die Familie, als unersetzliche Quelle jeder menschlichen Gesellschaft. "
Fr. Salvini merkt dann an, daß das Dokument einige Lücken ausweist. Zum Beispiel -so unterstreicht er, daß die Familie "scheinbar größtenteils aus der Perspektive von Erwachsenen und Eltern aus gesehen wird, und kaum aus dem Blickwinkel der Kinder, obwohl das Dokument viel über Kinder spricht und aussagt, daß sie vor Spannungen in der Familie und vor einer modernen Mentalität geschützt, erzogen werden müssen."
Fr. Salvini fügte hinzu, dass "es immer Erwachsene sind, die angesprochen werden, nicht Kinder, außer um sie daran zu erinnern, daß sie sich im Alter um ihre Eltern kümmern müssen. Aber dies sollte man zu erwachsenen Kindern von älteren Eltern, nicht zu Teenagern sagen. "
Der Jesuitenpater notiert auch, daß es "nur eine kurze Erwähnung sowohl des "stacheligen" Problems der Empfängnisverhütung gibt, als auch der Frage nach der Anwesenheit der Frauen in der Kirche, einschließlich ihrer wirtschaftlichen Emanzipation und ihrer Teilnahme an der Ausbildung von Priestern etwa, der das Arbeitsdokument nur ein paar Zeilen widmet "
Auf welche Weise ist die Frage der Barmherzigkeit Teil in dieses Bildes?
Fr. Salvini zeigt, daß das Dokument "einige problematische Aspekte des modernen Lebens nicht dämonisiert noch gewaltsam vor ihnen warnt, aber sie hervorhebt. Es will sie vor allem evangelisieren.
"So sollte die Familie sich unterstützt und ermutigt fühlen und nicht mit ihren Grenzen und ihrer Untreue konfrontiert werden." Dieser Punkt illustriert den ständigen Ruf nach Gnade im Dokument.
Auf diese Weise bringt Fr. Salvini die Diskussion wieder ins Gleichgewicht, die zuvor durch eine Polarisierung zwischen Barmherzigkeit und Lehre wirr geworden war-als ob es um eine Wahl zwischen dem einen oder dem anderen gehe.
Diese Polarisierung wurde durch das Interview mit Kardinal Cottier beendet.
Daß "La Civiltà Cattolica" Kardinal Cottier wählte, ist kein Zufall. Er war der Theologe des Päpstlichen Hauses und stand Joseph Ratzinger nahe, als er in der Internationalen Theologischen Kommission arbeitete.
Im Gespräch mit ihm zeigt sich eine Kontinuität mit dem früheren Lehramt. Daß das Interview starken Rückhalt hatte, wird durch die Tatsache belegt, daß die Vatican-Medien es hervorgehoben behandelten.
In dem Interview rief Kardinal Cottier das vorherige Lehramt in Erinnerung und wies darauf hin., daß es Johannes Paul II war, der den Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit einführte. Am Ende kam Cottier auf seine Vorstellungen von "Dives in Misericordia" zurück, die Enzyklika über die Gnade des später heilig gesprochenen Papstes.
Cottier betonte: "Die Gnade ist Doktrin. Sie ist das Herz der christlichen Lehre."
"Nur ein engstirniger Mensch kann den Legalismus verteidigen und Barmherzigkeit und Lehre als zwei verschiedene Dinge sehen."
Er fügte hinzu, dass die Kirche "heute versteht, daß niemand, was auch immer seine Situation ist, allein gelassen werden sollte. Wir müssen die Menschen führen, die Gerechten und die Sünder. "
Der Kardinal bekräftigte: "Ich bin überzeugt, dass es heute, in einer bestimmten Art und Weise, die Pflicht der göttlichen Dinge ist, die menschlichen zu schützen und ihnen Leben zu geben. Anstatt sich hinter Befestigungswerken zurückzuziehen, sollten Christen sich grundlegend in die Welt einmischen und dabei auf die Kraft Gottes, das heißt, die Kraft der Liebe und Wahrheit zählen. Die Göttlichen Belange werden die menschlichen retten. Die menschliche Werkzeuge zur Verteidigung der Zivilisation werden angesichts der Schwere der Krise der Kultur immer ungeeigneter werden."
Was die bevorstehende Synode zur Familie betrifft, so hofft der Kardinal auf eine neue pastorale Tätigkeit, die "dem Ernst der Krise begegnet", weil die "gängige Praxis unzureichend geworden ist."
Der Kardinal reflektiert dann auch über die verwundeten Familien, "die wiederverheirateten Geschiedenen " und die Kinder "als Opfer der Scheidung ihrer Eltern." Vom pastoralen Standpunkt aus, sagt Kardinal Cottier, " muß die existentielle Koordinierung des geistigen Leben der Menschen respektiert werden. Im Rigorismus liegt eine Brutalität, die im Gegensatz zur Sanftheit steht, mit der Gott jeden Menschen führt." Cottier bot auch konkrete Beispiele für verschiedene Typen wiederverheirateter geschiedener Katholiken, und betonte, daß eine Verallgemeinern ihrer verschiedenen Umstände nicht die verschiedenen Situationen, in denen sie sich befinden, wiedergibt und lud die Hirten dazu ein, jeden Fall einzeln betrachten.
Am Ende wird keine Veränderung der Lehre in Betracht gezogen. Der Schwerpunkt auf der Barmherzigkeit führt nicht dazu. daß die Karten, die auf dem Tisch liegen, neu gemischt werden - wie eben die La Civiltà Cattolica Überschrift schon suggeriert. Er zeigt einfach die Aufmerksamkeit für die Seelsorge an, die die Kirche bereits in die Tat umsetzt.
Die gleiche Agenda kann man in Pater Imperatoris Artikel finden. Er beschreibt die Ehe als "ein problematisches Sakrament an der Grenze", dessen pastorale Praxis "im Wesentlichen durch das Konzil von Trient festgelegt ist."
Laut Imperatori, bedeutet dieses tridentinischen Rahmenwerk, dass " Natur und Gnade zu oft als entgegengesetzte oder parallele Ebenen angesehen würden und die Erlösung als Erhebung der Natur auf eine übernatürliche, der die Natur letztendlich fremd war."
Imperatori hebt auch das Problem der kanonischen Debatte über die Ehe zugunsten der Pastoral hervor, die -wie er glaubt- den Focus auf die Freiheit der Eheleute, die Ehe zu schließen, gelegt hat, ein Focus, der zu oft die theologische Dimension des Sakraments überging.
Imperatori schläg vor, die Lehre nicht zugunsten der Pastoral abzuwerten. Er schlägt stattdessen ein umfassenderes Verständnis vor, das auf Gottes Zentralität basiert. Er nennt diesen Ansatz eine "Re-Harmonisierung der Pastoral und der Doktrin", und er warnt vor einem zu rigorosen Ansatz, der das Risiko einer "Säkularisierung der christlichen Ehe" eingeht.
Imperatori schreibt auch über die postmoderne Entdeckung des "Eros", von der er sagt: "die Wiederentdeckung der Gefühle und die Bedeutung der Beziehungen muss bewertet werden", sagt aber zur gleichen Zeit auch "die kontraktualistische, libertäre und emotionale Vision des ehelichen Bundes muß zurückgewiesen werden, weil sie bekannten Phänomen der fließenden Liebe Leben gibt. "
Imperatoris Ziel ist, am Ende nicht die Beziehungen zu Gott aus den Augen zu verlieren, weil pastorale Herausforderungen die Weitergabe des Glaubens repräsentieren. Einer seiner Vorschläge betrifft die Ehe-Vorbereitungskurse, die "überdacht werden " und vom Standpunkt der Evangelisierung in die Praxis umgesetzt werden müssen, als "einfacher Weg zur Einsicht, den die christliche Gemeinschaft denen anbieten kann, die bereits begonnen haben, als Paar zusammen zu leben, sodaß dieser Prozess der Einsicht der Zeit entspricht, die sie für ihre Reifung und die willentliche Zustimmung brauchen."
Die Absichten und Gedanken von Papst Franziskus sind wahrscheinlich auch in diesen drei Artikeln gut wiedergegeben. Wir dürfen uns nicht in der Vorstellung einer nur auf Barmherzigkeit basierenden Seelsorge verfangen, wie Franziskus ganz klar sagt, wenn er über die Familie spricht.
Der Papst hat oft hat die Gender-Ideologie als "ideologische Kolonialisierung" angegriffen und die natürliche Ehe verteidigt.
Da sind aber diejenigen, die hinter Franziskus ' Rücken eine Agenda mit dem Label "Barmherzigkeit" betreiben.
Aber wenn alles für diese Agenda auf den Kopf gestellt wird, besteht die Gefahr, daß die Wahrheit aus den Augen verloren und alles relativiert wird. Viele Synodenväter sahen diese Gefahr bereits während der Synoden-Debatte 2014 kommen und baten um einen strengeren theologischen Ansatz.
Wo wird der Papst am Ende stehen? Wird er in der Lage sein wahre Barmherzigkeit und Doktrin auszubalancieren oder wird er in die Agenda "Barmherzigkeit" hinein gezerrt werden?
Quelle:Monday in the Vatican, A. Gagliarducci
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