Montag, 30. Oktober 2017

Über die Kurienreform

Andrea Gagliarducci kommentiert bei Monday in the Vatican die Personalpolitik des amtierenden Pontifex. Hier geht´s zum Original:  klicken

            "PAPST FRANZISKUS: ÜBERGANGSZEIT"
Eine Privataudienz, die kürzlich Msgr. Guido Marini gewährt wurde, seit 2007 Päpstlicher Zeremoniar, könnte den Augenblick des Übergangs im Pontifikat von Papst Franziskus darstellen  könnte.
Während dieses Jahres endete die Fünfjahresfrist nach den letzten Ernennungen von Papst Benedikt XVI. Auch sind viele Schlüsselämter in Vaticanischen Dikasterien vakant. Die nächsten Ernennungen durch Papst Franziskus werden also zeigen, wie er plant, seine Kurie und seine Regierung zu gestalten.

Bis jetzt galt das Prinzip der "Reform im Gehen". Das ist das Prinzip einer Reform, die ohne Veränderung oder Ersetzen der alten Dokumente durchgeführt wird, die Ämter und Funktionen geregelt haben, sondern bei der einfach die älteren Ämter durch neue ersetzet werden.

Mit Worten der Kurienreform: die alte Apostolische Konstitution "Pastor Bonus" gilt noch, obwohl dauernd gerüchteweise über den Entwurf einer neuen Konstitution zirkuliert. Soweit es um die Zusammensetzung der Kurie selbst geht, hat Papst Franziskus kein richtiges Belohnungs-system errichtet.
Über wenige hochrangige Ernennungen hinaus- wie die von Kardinal Beniamino Stella zum Präfekten der Kleruskongregation- hat der Papst die Kurie so gelassen, wie sie vor ihm war.

Selbst Kardinal Pietro Parolin wurde erst nach einigen Monaten des Pontifikates zum Staatssekretär ernannt, sogar obwohl Parolins Vorgänger Kardinal Tarcisio Bertone das Pensionsalter überschritten hatte.

Aus diversen Gründen haben sich viele Dinge dec ursptünglichen Reformplans geändert. Der Plan einer Regierung die aus vier verschiedenen Sekretariaten besteht, von denen die ersten beiden Sektionen des Staatssekretariates gebildet werden sollten- wurde verlassen, während zur selben Zeit das Staatssekretariat mehr ins Zentrum rückte.
So ist es beispielsweise das Staatssekretariat, das bestätigte, daß "Pastor Bonus" noch solange in Kraft ist. bis eine neue Apostolische Konstitution promulgiert wird. Einige der Schlüsselentscheidungen dieses Pontifikates kamen übrigens aus dem Staatssekretariat und diese Entscheidungen könnten auch den Versuch einer Reform darstellen oder den Versuch, die Reform durch Papst Franziskus zu verbessern.





Der Modus operandi des Staatssekretariates unterstrichen durch seine Zentralität macht Kardinal Parolin einen der wahrscheinlichsten Kandidaten für das nächste Pontifikat, weil  am Ende bereits  Gerüchte über ein bevorstehendes Konklave im Umlauf sind.

Jedoch ist das jetzt ein Augenblick des Übergangs und Papst Franziskus ist aufgerufen, seinen Plänen Form zu geben.

Auch das Staatssekretariat erlebt einige Veränderungen-weil dort einige Ämter vakant bleiben.
Der Papst unternimmt eine ungewöhnliche Umbesetzungen in den Nuntiaturen. Zu den neuen Nuntien gehören Erzbischof Savio Hon, der bis jetzt die Nummer 2 in der Kongrgation für doe Evamgelisierung der Völker war. Hon wurde als Nuntius nach Griechenland geschickt, was zu einer de-facto-Enthauptung des chinesischen Teams bei Propaganda Fide führte.

Ebenso gibt es das Gerücht, daß drei Mitarbeiter des Staatssekretariates zu Nuntien ernannt werden sollen: Msgr. José Bettencourt, der Protokollchef des Vaticans, Msgr. Antoine Cammilleri, Vize-Außenminister des Vaticans und Msgr. Christophe de Kassis, aus den Rängen der Delegation des Hl. Stuhls bei den Vereinten Nationen.

Außerdem ist auch der Posten des Leiters des Amtes für multilaterale Themen vakant. Msgr. Osvaldo Neves de Almeida ist nach Jahren seines ehrenvollen Dienstes in den Ruhestand getreten und nach Brasiline zurück gegangen. Er wurde am 19. Oktober zum Konsultor der zweiten Sektion  des Staatssekretariates ernannt. Der nächste multilaterale Guru soll einem Schlüsselposten in der Vatican-Diplomatie neuen Schwung geben.
Nicht zufällig wurde das von Erzbischof Silvano M.Tomasi, der 13 Jahre lang Ständiger Beobachter des Hl.Stuhls bei den UN in Genf war, geschriebene Buch "Der Vatican in der Familie der Nationen"von Kardinal Pietro Parolin vorgestellt.

Wenn die Gerüchte korrekt sind- und es ist  auch wahr, daß Gerüchte oft auch Testballons sind- bedeutet dass, daß die Reihen des Staatssekretsariates aufgefüllt werden. Es gibt auch die Möglichkeit, daß das Sekretariat- wenn es als den anderen vom Papst etablierten Sekretariate gleichrangig angesehen wird- eine noch zentralere Rolle spielen wird, auch wenn dadurch die Kompetenz anderer Ämter der Römischen Kurie beschnitten wird.

In dieser Richtung muß auch noch das Schicksal der Präfektur des Päpstlichen Haushaltes geklärt werden. Nach der Reformierung durch das Apostolische Schreiben "Pontificalis Domus" von Papst Paul VI spielt die Präfektur des Päpstlichen Hauses eine zentrale Rolle dabei, eine Art Gleichgewicht im Vatican aufrecht zu halten: sie managt den Palast des Papstes und gibt dem Vatican-Staat Würde und Institutionalität.

Obwohl es eine Menge Druck gibt, den Päpstlichen Haushalt zu reformieren,  verlieren die Befürworter der Reform häufig die Wichtigkeit dieser Struktur für den Vatican-Staat und allgemeiner das historische und institutionelle Gewicht, die sie hat, aus den Augen verlieren.

E gibt viele Anhaltspunkte, die auf einen Versuch eines möglichen Übergangs hinweisen. Wenn am Ende ein neuer Päpstlicher Zereminiar ernannt wird, wird das ein weiterer Schritt in diesem Übergang sein, während es in aller Welt noch viele Bischöfe in Schlüsselpositionen gibt, die ersezt werden müssen, weil sie das Pensionsalter überschritten haben. Diese Ernennungen werden auch viel über die Vision aussagen, die Franziskus von der Kirche hat.

Inzwischen wird der Ton in den Diskussionen um die Kurie noch rauher und das wegen eines internen Kampfes. Anzeichen für diesen Kampf kann man in der harten Antwort sehen, die Papst Franziskus dem Präfekten der Liturgiekongregation Kardinal Robert Sarah geschickt hat.
Die Kongregation hatte einen Kommentar zum Motu Proprio "Magnum Principium" verfaßt, in dem der Papst den Überprüfungsprozess für Übersetzungen liturgischer Texte reformiert hat.

Dieses  Motu Proprio war vom Sekretär der selben Kongregation, Erzbischof Arthur Roche, gesschrieben worden, der auch die Kommision, die sowohl das Motu Proprio als auch den Text entwarf, der den Text begleitete. Kardinal Sarah bekam vom Papst einen Brief mit harten Worten, der über das Bulletin des Pressebüros des Hl. Stuhls veröffentlicht wurde. In diesem Brief hat der Papst die Gründe für das Motu Proprio klargestellt und den Kardinal aufgefordert, selber den Brief an die websites weiterzuleiten, die seinen "commentaire" veröffentlicht hatten.

Das ließ daran denken, daß auch Kardinal Sarah ersetzt werden könnte. auch wenn sein Mandat ersr in zwei Jahren endet. Erzbischof Roche könnte als Ersatz für Kardinal Sarah bereit stehen- auf die gleiche Weise wie Erzbischof Luis Ladaria vor kurzem den Platz Kardinal Müllers als Präfekt der Glaubenskongregation eingenommen hat. Am Ende ist Papst Franziskus nicht an einer Revolution interessiert. Er wartet darauf, daß jede Amtszeit jedes Mitarbeiters ausäuft und ersetzt ihn dann.

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci

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