Samstag, 28. April 2018

Roberto de Mattei : aus der Kirchengeschichte

Roberto de Mattei vergleicht in La Nuova Bussola Quotiana die heutige Krisensituation der Kirche mit der Arianischen Krise, die er ausführlich beschreibt, und ihren Folgen im 4. Jahrhundert und stellt Parallelen fest.
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"DE MATTEI: DER RELIGIONSKRIEG DES 4. JAHRHUNDERTS UND DER RELIGIONSKRIEG UNSERER ZEIT"

"Die Kirche geht in der Geschichte immer siegreich voran- gemäß der wunderbaren Pläne Gottes. Die ersten drei Jahrhunderte erreichten ihren Höhepunkt unter Kaiser Diokletian (284-305). Alles schien verloren. Entmutigung war für viele Christen eine Versuchung und unter ihnen waren welche, die den Glauben verloren. Aber die, die standhielten, hatten die große Freude- nicht viele Jahre danach- das Kreuz Christi auf den Bannern Konstantins bei der Schlacht von Saxa Rubra (312) wehen zu sehen. 
Dieser Sieg änderte den Lauf der Geschichte.
Das Edikt von Mailand-Nicodemia von 313 garantierte den Christen Freiheit und widerrief Neros Senatsbeschluss, der das Christentum zu einem "illegalen Aberglauben" erklärt hatte. 
Die öffentliche Christianisierung der Gesellschaft begann in einem Klima von Begeisterung und Inbrunst.

325 schien das Konzil von Nicäa die Wiedergeburt der Kirche zu bedeuten, mit der Verdammung des Arius, der die Göttlichkeit des Wortes leugnete.
In Nicäa wurde -Dank der entscheidenden Rolle des Diakons Athanasius (295-373) -anschließend Bischof von Alexandria- die Doktrin der "Konsubstantialität" der Natur der Drei Personen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit definiert.

In den folgenden Jahren begann eine "dritte Partei" zwischen dem orthodoxen Standpunkt und den Arianischen Häretikern ihren Weg: die "Semi-Arianer" - die sich dann ihrerseits in verschiedene Strömungen aufspaltete, die eine gewisse Analogie zwischen dem Vater und dem Sohn anerkannten, aber leugneten, daß er "gezeugt, nicht geschaffen, wesensgleich mit dem Vater" gewesen war, wie es das Nicäanische Glaubensbekenntnis bezeugt. Sie ersetzen das Wort omousios, das "wesensgleich" bedeutet durch den Begriff "omoiusios", was "von ähnlicher Art" bedeutet.




Die Häretiker, die Arianer und Halbarianer, hatten verstanden, daß ihr Erfolg von zwei Faktoren abhängen würde: der erste war, innerhalb der Kirche zu bleiben; der zweite, die Unterstützung der politischen Mächte zu erlangen, also Konstantins und danach seiner Nachfolger. Und tatsächlich kam es so: zu einer bis dahin präzedenzlose Krise innerhalb der Kirche die mehr als 60 Jahre andauerte.

Keiner hat sie besser beschrieben als Kardinal Newman in seinem Buch "Die Arianer des 4. Jahrhunderts" (1833), in dem er alle doktrinalen Nuancen der Frage sammelte.
EIn italienischer Gelehrter, Professor Claudio Pierantoni, hat vor kurzem eine erhellende Parallele zwischen der Arianischen Kontroverse und der gegenwärtigen Debatte über die Apostolische Exhortation "Amoris Laetitia" gezogen.

Jedoch bereits 1973 hatte Msgr. Rudolf Graber (1903-1992), Bischof von Regensburg, als er am 1600-jährigen Jahrestag seines Todes an den Hl.Athanasius erinnerte, die Krise des 4. Jahrhunderts mit der, die dem II.Vaticanischen Konzil folgte verglichen ("Athanasius und die Kirche unserer Zeit: zu seinem 1600. Todestag", Kral 1973).

Athanasius wurde sogar von seinen Mitbrüdern wegen seiner Treue zur Orthodoxie hart verfolgt und wurde zwischen 336 und 366 fünfmal gezwungen, die Stadt, in der er Bischof war, zu verlassen und viele Jahre im Exil und im unermüdlichen Kampf zur Verteidigung des Glaubens zu verbringen.
Zwei Bischofskonferenzen, in Caesarea und Tyra (334-335) verurteilten ihn wegen Rebellion und Fanatismus. 
Danach 341 -während Athanasisu von einem Konzil von 50 Bischöfen in Rom für unschuldig befunden wurde, bestätigte das Konzil von Antiochia, an dem mehr als 90 Bischöfe teilnahmen, die Acta der Synoden von Caesarea und Tyra und setzte einen Arianer als Bischof an die Stelle von Athanasius.

Das folgende Konzil von Serdica, 343, endete mit einer Spaltung: die Westlichen Väter erklärten die Absetzung Athanasius´ für illegal und bestätigten das Konzil von Nicäa, die aus dem Osten verurteilten Athanasius nicht nur, sondern auch Papst Julius I (der später kanonisiert wurde), der ihn unterstützt hatte. 
Das Konzil von Sirmium 351, suchte nach einem Mittelweg zwischen der Katholischen Orthodoxie und dem Arianismus.
Beim Konzil von Arles, 353, unterzeichnete der Legat, der Liberius- Nachfolger des Hl. Julius I als Papst, vertrat, ein erneutes Verdammungsurteil gegen Athanasius.

Die Bischöfe wurden gezwungen, zwischen der Verdammung des Athanasius und dem Exil zu  wählen. Der Hl. Paulinus, Bischof von Trier, war in dieser Schlacht fast als Einziger für das Nicäanische Credo und wurde nach Phrygien ins Exil geschickt, wo er an den Folgen der Mißhandlungen durch die Arianer starb. 
Zwei Jahre später -beim Konzil von Mailand 355, unterschrieben mehr als dreihundert Bischöfe des Westens die Verurteilung von Athanasius und eines anderen orthodoxen Vaters, des. Hl. Hilarius von Poitiers, der wegen seiner unerschütterlichen Treue zur Orthodoxie nach Phrygien verbannt wurde.

357 unterschrieb Papst Liberius -überwältigt von den Leiden des Exils und auf das Drängen seiner Freunde, aber auch angetrieben von "Friedensliebe", die Semi-Arianische Formel von Sirmium und zerbrach die Kommunion mit dem Hl. Athanasius, indem er ihn -wegen seines Gebrauchs des Begriffs "konsubstantial" als von der römischen Kirche getrennt erklärte, wie in vier Briefen bezeugt wird, die uns vom Hl. Hilarius übermittelt wurden (Manlio Simonetti, "Die arianische Krise des 4. Jahrhunderts, Institutum Patristicum Augustinianum, Roma 1975, pp. 235-236).

Während des Pontifkats eben dieses Liberius haben bei den Konzilen von Rimini (359) und Seleucia (359) -die ein Großes Konzil bildeten, die Vertreter des Westens und Ostens den Begriff "konsubstantial" von Nicäa aufgegeben und einen gleichberechtigten Mittelweg zwischen Arianern und dem Hl.Athanasius beschritten.
Es schien, als habe eine wuchernde Häresie die Kirche erobert.

Die Konzile von Seleucia und Rimini werden heute von der Kirche nicht zu den acht ökumenischen Konzilen des Altertums gezählt: dort waren -nichtsdestoweniger- 560 Bischöfe anwesend, fast die Gesamtheit der Väter der Christenheit, sie wurden von den Zeitgenossen als "ökumenisch" bezeichnet. 
Es war der Hl. Hieronymus, der den Satz prägte "die ganze Welt klagte und wachte auf um sich erstaunt arianisch zu finden"  (Dialogus adversus Luciferianos, n. 19, in PL, 23, col. 171). 

Was als wichtig unterstrichen werden muß, ist daß weder um einen auf einige Theologen begrenzten doktrinalen Streit ging, noch um einen Zusammenstoß von Bischöfen, bei dem der Papst als Schiedrichter fungieren mußte.
Es war ein Religionskrieg, an dem alle Christen beteiligt waren, vom Papst abwärts bis zum letzten Gläubigen. 
Niemand verbarrikadierte sich in einem spirituellen Bunker, niemand schaute aus dem Fenster als stummer Zuschauer des Dramas. Alle waren in den Gräben, und kämpften auf beiden Seiten der Front.

Damals war es nicht leicht zu verstehen, ob der eigene Bischof orthodox war oder nicht, aber der sensus fidei war der Kompass, an dem man sich orientierte. 
Kardinal Walter Brandmüller hat -als er am 7. April in Rom sprach- daran erinnert, "wie der "sensus fid3i" als eine Art spirituelles Immunsystem funktioniert, durch das, die Gläubigen instinktiv jeden Irrtum erkennen oder zurückweisen. Auf diesem sensus fidei ruht dann- abgesehen vom Göttlichen Versprechen- die passive Unfehlbarkeit der Kirche oder die Gewißheit, daß die Kirche in ihrer Gesamtheit niemals auf eine Häresie eingehen wird."

Der Hl. Hilarius schreibt, daß während der Arianischen Krise die Ohren der Gläubigen, die die zweideutigen Behauptungen der semi-arianischen Theologen im orthodoxen Sinn interpretierten, heiliger waren als die Herzen der Priester. Die Christen, die 300 Jahre lang den Kaisern widerstanden hatten, widerstanden jetzt ihren Priestern, in manchen Fällen sogar dem Papst, schuldig-wenn nicht der offenen Häresie- um das wenigste zu sagen- der Nachlässigkeit.

Msgr. Graber bezieht sich auf die Worte von Joseph Görres (1776-1848) in seinem 1838 während der Zeit der Haft des Erzbischofs von Köln geschriebenen Buch "Athanasius", das auch heute noch von außerordentlicher Richtigkeit ist: 
"Die Erde bebt unter unseren Füßen. Wir können mit Sicherheit vorhersagen, daß die Kirche aus einer solchen Zerstörung unbeschädigt hervorgehen wird, aber niemand kann sagen oder vermuten, wer und was überleben wird. Wir möchten- indem wir unsere Hände erheben. empfehlen, das Böse durch das Zeigen seiner Zeichen zu hindern. 
Selbst Maultiere, die die falschen Propheten tragen, sträuben sich, scheuen und schleudern mit menschlicher Stimme die Ungerechtigkeit derer, die sie schlagen, zurück, jener, die das von Gott gezogene Schwert nicht sehen, das ihnen den Weg verperrt (Numeri XXII, 22-35). Müht euch also solange es noch Tag ist, weil das nachts niemand kann. Es nützt nichts, zu warten: warten hat nichts anderes bewirkt, als die Dinge zu verschlimmern."

Es gibt Zeiten, in denen ein Katholik verpflichtet ist, zwischen Feigheit und Heldentum, zwischen Apostasie und  Heiligkeit zu wählen. Das ist es, was im 4. Jahrhundert passierte und es ist das, was auch heute passiert."

Quelle: Rorate Caeli, R. de Mattei

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