Montag, 25. Oktober 2021

Die vaticanische Gesundheitspolitik und die Finanzen...

In seiner heutige Kolumne in Monday in the Vatican setzt sich A. Gagliarducci kritisch mit den Plänen von Papst Franziskus für die Katholischen Krankenhäuser und ihre Finanzierung auseinander
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"PAPST FRANZISKUS, DAS DILEMMA DER KATHOLISCHEN GESUNDHEITSPOLITIK"

Papst Franziskus´ Beschluss, eine Stiftung für Katholische Krankenhäuser  im Vatican einzurichten, ist wenig diskutiert worden. Dennoch ist es eine wichtige Entscheidung, die verschiedene Konsequenzen haben kann.

Eine der ersten Konsequenzen war die Entscheidung des Hl. Stuhls, den Verkauf des Fatebenefratelli-Krankenhauses in Rom zu verhindern. Das Krankenhaus,  Flaggschiff des katholischen Gesundheitswesens in Rom, hatte seit Jahren schwere wirtschaftliche Probleme.  Wie es bereits anderen römischen Krankenhäusern passiert war, schien sein Schicksal schon besiegelt zu sein. Der Verkauf an die San Donato-Gruppe war beschlossen und San Donato hatte sogar ein Abkommen unterzeichnet, das dem Krankenhaus erlaubte, einige Schulden zu tilgen und andere zu verringern, 

Papst Franziskus jedoch machte schon beim Angelus vom 11. Juli  von einem Fenster der Gemelli-Klinik aus bekannt, daß Katholische Gesundheitseinrichtungen nicht zum Verkauf stehen sollten oder nach Profit streben sollten. Der Kommunikations-Manager des Hl. Stuhls bezieht sich auf diesen Angelus. Der Hl. Stuhl dankte der Donato-Gruppe dafür, dem Krankenhaus geholfen zu haben, gab aber bekannt, daß der Hl. Stuhl von jetzt an selbst dafür sorgen werde.

Daß der Papst seine Aufmerksamkeit den katholischen Finanzen widmete, war andererseits offensichtlich. 2015 hat Papst Franziskus- von einigen Skandalen erschüttert- eine Kommission gegründet. die überwachen sollte, wie und ob die im Besitz der Kongregationen befindlichen Krankenhäuser den Werten ihrer Gründer treu blieben. 

2017, als das Dermopathic Institute der unbefleckten Empfängnis vor dem Bankrott stand, bat der Papst den Päpstlichen Fond das Krankenhaus zu retten und vertraute es dann einer direkt an den Hl. Stuhl gebundenen Stiftung, der Monti-Foundation an.

Auf alle Fälle hat Papst Franziskus persönlich- mit seinem ganzen institutionellen Gewicht- interveniert. Die Katholische-Gesundheits-Stiftung ist keine Ausnahme. Das zeigt tatsächlich den institutionellen Willen, auf diesem Weg weiterzugehen. 


Diese Stiftung untersteht der Präsidentschaft und dem Sekretär des gegnwärtigen Präsidenten und der Nr. Zwei der APSA, Bischof Nunzio Galantino und Fabio Gasperini. Außerdem dem Manager Maximino Caballero Ledo, Sekretär im Wirtschaftssekretariat. 

Die Zusammensetzung der Stiftung zeigt auch die Bedeutung der von Papst Franziskus gewollten Reform der Vatican-Wirtschaft: die APSA wird mehr und mehr zur Zentralbank und zu einer souveränen Stiftung (die jetzt auch die Fonds verwaltet, die früher dem Staatssekretariat gehörten), das Wirtschaftssekretariat ist das Kontrollorgan für alle finanziellen Transaktionen des Hl. Stuhls.

Das alles scheint nicht von einer erleuchteten Investitionspolitik begleitet zu werden. Im Gegenteil, die verschiedenen Finanzmanagements haben im Verlauf der Jahre eher mehr als weniger große Verluste gemacht- beginnend mit denen des IOR, der sogenannten "Vatican-Bank". Es genügt, daran zu erinnern, daß das IOR 2012 im Besitz von 86,6 Mio € war, der im Verlauf der Jahre auf 17,8 Mio € abfiel, um erst im letzten Jahr wieder zuzulegen. Das ist insgesamt ein Verlust von mindestens 70 Mio € in sieben Jahren, was für eine kleines Finanz-Institut viel ist. 

Die Frage ist deshalb die: wenn die Vatican-Finanzlage nicht länger erlaubt,  zu inverstieren, wo findet der Hl. Stuhl dann das Geld, das nötig ist, um die Strukturen zu unterhalten und sie nicht zu verkaufen? 

Einfach durch Spenden? Während die Ankündigung im Fatebenefratelli vorbereitet wurde, zirkulierten Gerüchte, daß Del Vecchio, ein italienischer Unternehmer und Besitzer der Luxottica-Brillen-Firma  plane, dem Hl. Stuhl mit einer 150Mio €-Spende aus seiner Stiftung zu helfen. Das würde der Krankenhausverwaltung sehr helfen, aber es führt auch zu dem uralten Problem,. in wieweit dem Spendern ermöglicht wird, bei der Krankenhausverwaltung mitzureden.

Papst Franziskus´ Idee ist es, die Identität des Krankenhauses zu bewahrem, aber auf diese Weise  hängt alles von finanziellen Aspekten ab. Das ist sehr wichtig, weil die Strukturen ohne Geld nicht aufrecht erhalten werden können. Das wirkliche Problem aber ist, fähige Organisationen zu haben, die wissen, wie man seine katholische Indetität bewahrt. 

Das Eintreten großzügiger Spender ist dafür keine Garantie. Kann es nicht sein. In Belgien war die Kongregation der Brüder der Barmherzigkeit gesetzlich verpflichtet, das Management ihrer Krankenhäuser einer Organisation anzuvertrauen, deren Führungsriege nicht aus Brüdern der Barmherzigkeit bestand. Deshalb fanden sie sich in der Situation wieder, daß in einer Gruppe von Krankenhäusern sogar Euthanasie praktiziert wurde, wenn auch "nur" unter bestimmten Voraussetzungen. 

Die Situation mit Spendern ist eine andere.-Katholische Krankenhäuser haben in den verscheidenen Gastländern eine unterschiedliche Organisation. Es ist auch wahr, daß Spender manchmal Krankenhäusern Richtlinien vorgeben wollen. 

Angesichts der Notwendigkeit, konkrete Situationen zu lösen, stehen wir vor der nicht allzu fernen Möglichkeit, diese neue Organisation zu bürokratisieren, ohne ihr einen theologisch-sozialen Rahmen zu geben, der notwendig ist, um festzulegen, wohin wir gehen.

In dieser neuen Periode der vatikanischen Stiftungen (Papst Franziskus wird für Fratelli Tutti eine weitere einweihen) ist es auch notwendig, die praktischen Risiken eines manchmal zu pragmatischen Ansatzes zu verstehen. Das wird das Thema der nächsten Jahre sein."
Quelle: A. Gagliarducci, Monday in the Vatican 

  


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