Mittwoch, 27. April 2022

"Eine Kirche, die sich ständig auf sich selbst konzentriert, kann den Auftrag ihres Gründers nicht erfüllen"

Msgr. Hans Feichtinger, Pastor zweier Gemeinden in Ottawa, hat bei FirstThings einen kritischen Kommentar zur bevorstehenden Synode der Synodalität veröffentlicht. 
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"ENTMUTIGENDE ZEICHEN FÜR DIE SYNODE ZUR SYNODALITÄT"

Langsam aber sicher beginnt die "Synode der Synodalität". Seit Oktober 2021 findet ein vorbereitender Prozess von "Zuhören und Dialog" in Gemeinden und Diözesen in der Katholischen Welt statt; im nächsten Stadium der Synode werden die Berichte über diesen Vorbereitungsprozess bei nationalen Treffen zusammengefaßt, Diesen folgen kontinentale synodale Begegnungen. Die Synode gipfelt dann in einer Vollversammlung der delegierten Bischöfe im Oktober 2023. Dieses Römische Projekt ist sicher vielversprechender als der deutsche "Synodale Weg". Dennoch beginnen sogar Kardinäle und andere, die dem Papst nahestehen, zu realisieren, daß vielen in der Kirche - Laien wie Klerikern- ein wahrer synodaler Enthusiasmus fehlt, 

Die Synode der Synodalität soll eine globale Übung des "Zuhörens" und "Zusammengehens" sein, Aber manche scheinen von dieser Synode mehr zu erwarten, als sie vernünftigerweise erreichen kann. Ernsthafte Theologen haben seit dem II, Vaticanischen Konzil darauf hingewiesen, daß eine Kirche, die sich ständig auf sich selbst konzentriert, nicht behaupten kann, dem Auftrag ihres Gründers zu folgen. Traurigerweise  läuft die Synode der Synodalität Gefahr, ein Projekt fruchtloser Nabelschau zu werden. Eine Reform wird es nur geben, wenn die Kirche sich daran erinnert, daß sie nur Christi wegen existiert und "um zu evangelisieren", wie Paul,VI sagte. 

Damit diese Synode funktioniert und Früchte trägt, müssen zunächst Bischöfe und Priester engagiert sein. Bisher sehe ich wenig Enthusiasmus, trotz massiver vaticanischer Werbung. Bischöfe, Priester und Katholiken allgemein wollen miteinander und mit dem Papst "zusammen gehen", aber diese Synode hat nicht viele Herzen oder Köpfe entflammt. Das beruht auf mehreren Faktoren. 


Erstens: der Enthusiasmus für die Synode wird durch die Botschaften des Vatikans behindert. Ein Faktor für das mangelnde synodale Engagement des Klerus ist die häufige Züchtigung des "Klerikalismus“ durch den Vatikan. Dieser Klerikalismus existiert vielleicht gar nicht; Ich bin nicht davon überzeugt, daß das größte Problem der Kirche heute der oft behauptete Antagonismus zwischen Laien und Geistlichen ist. Vielmehr ist sowohl für den Klerus als auch für die Laien die mangelnde Beachtung des Wortes Gottes das größere Problem. Denken Sie nur daran, daß der Heilige Stuhl oft nicht klar macht, was das Wort „Evangelisierung“ eigentlich bedeutet. Einige neuere vatikanische Dokumente sind doktrinär undurchsichtig und theologisch schwach, darunter Texte, die von der Bischofssynode veröffentlicht wurden. Vage Hinweise auf das Zweite Vatikanische Konzil sind reichlich vorhanden und können ziemlich irreführend sein.

Zweitens wurde das Vertrauen in die Synode zur Synodalität durch die jüngsten Äußerungen von Kardinal Jean-Claude Hollerich, S.J., Erzbischof von Luxemburg, Generalrelator der Synode, beschädigt. Als er den Synodalen Weg in Deutschland kommentierte, forderte er eine "grundlegende Überarbeitung“ der kirchlichen Lehre zu homosexuellen Handlungen. Wenn jemand in einer Schlüsselposition auf der Synode solche Kommentare abgibt, diskreditiert das den aktuellen Prozess des Zuhörens. Der Kommentar des Erzbischofs zeigt, wie sehr der deutsche Prozess bereits das römische Projekt gefährdet.

Schließlich bleibt jedes Reden über Synodalität, Dezentralisierung und Einheit wenig überzeugend, wenn der Vatikan weiterhin von oben nach unten zentralisierte Macht ausübt – zum Beispiel, wenn es darum geht, den tridentinischen Ritus zu regeln. Die jüngsten vatikanischen Dokumente zur Eindämmung der traditionellen lateinischen Messe sind nicht im Geiste der Synodalität verfasst. Aus praktischer Sicht ist das in einer Welt, in der viele Katholiken zwischen der ordentlichen und der außerordentlicher Form oder zwischen römischen und orientalischen Riten hin und her wechseln, keine dringende Frage.  Die Dokumente bieten eine Nicht-Lösung für ein Nicht-Problem. Auf theologischer Ebene ist es aus mehreren Gründen beunruhigend, wenn der Heilige Stuhl die Liturgie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil zum "einzigartigen Ausdruck der lex orandi des römischen Ritus“ erklärt, wie er es in Traditionis Custodes tut. Erstens müssen liturgische Texte und Rituale als Ausdruck heiliger Tradition mit großem Respekt behandelt werden, auch wenn sie heute nur noch selten verwendet werden. Zweitens war die Reform der liturgischen Riten und Texte in den 1960er Jahren ein massiver Eingriff, der von Theologen geleitet und von der höchsten Autorität der Kirche verkündet wurde. Aber dieser Eingriff bedeutet nicht, daß frühere Formen der römischen Liturgie keine theologische oder lehrmäßige Relevanz mehr hätten. Wie Benedikt XVI. schrieb: "Was frühere Generationen für heilig hielten, bleibt auch für uns heilig und groß, und es kann nicht plötzlich ganz verboten oder gar als schädlich angesehen werden.“

Darüber hinaus stellt die Erklärung von Papst Franziskus, daß der derzeitige Status der Liturgie "unumkehrbar“ sei, die liturgische Reform nach dem Zweiten Vatikanum in Frage. Denn wenn dies der Fall ist, wie konnte das Werk der Liturgiereform jemals legitim sein? Die Reformen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil brachten historische und theologische Kritik an älteren Ritualen mit sich – infolgedessen kann die reformierte Liturgie einer ähnlichen Überprüfung nicht entzogen werden und bleibt einer Entwicklung in Richtungen ausgesetzt, die uns derzeit unbekannt sind. Niemand sollte sich anmaßen, im Voraus zu wissen, wohin Gott seine Kirche in der Zukunft führen möchte.

Zu diesem Zeitpunkt habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, daß die Synode zur Synodalität etwas Gutes bewirken könnte. Aber wenn sie sich nicht wirklich für das Wort Gottes öffnet, wird sie entweder implodieren, ähnlich wie der Synodale Weg in Deutschland implodiert, oder mit einem Winseln enden. Ja, die Synode muss offen sein für die "Zeichen der Zeit“, aber offener für das "Licht des Evangeliums“. Ohne dieses Licht können wir weder die Zeichen der Zeit erkennen noch wissen wir, was wir mit ihnen anfangen sollen. Wir müssen offen sein für harte Botschaften, von denen wir einige jahrzehntelang ignoriert haben. Und wir dürfen keine unangemessenen Erwartungen mehr an das Lehramt stellen: Konzile und das Papsttum sind nicht dazu bestimmt (d. h. von Christus eingesetzt), Paradigmenwechsel zu organisieren. Vielmehr wurden sie dazu bestimmt, die ersten "Hörer“ und "Täter des Wortes“ zu sein, denn alles andere ist Täuschung (Jakobus 1:22). Nur ein demütiger Ansatz, der viel Raum für das Wirken des Heiligen Geistes lässt, wird echte Erneuerung und Reform bringen. Wie der Heilige Augustinus schrieb: "Wo Nächstenliebe ist, ist Frieden, und wo Demut ist, ist Nächstenliebe.“

Quelle: Msgr. H.Feichtinger, FirstThings

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