OnePeterFive veröffentlicht, bevor das diesjährige Sommer-Symposium des Forum Romanum zum Thema "Christentum und Heidentum, Altes und Neues" beginnt, noch einmal den Einführungsvortrag von John C. Rao des vorigen Jahres.
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"APOKALYPSE NOW? 29. SOMMER SYMPOSIUM DES RÖMISCHEN FORUMS
EINFÜHRUNG
Wegen der Tatsache, daß es bei der Geschichte nicht um theoretisches Wissen geht, sondern darum welchen Gebrauch die Menschen aus diesem Wissen in Zeit und Raum machen, das spielt ein entscheidende Rolle zwischen den Humanistischen Disziplinen. Wenn ich ein spezielles historisches Thema angehe, finde ich immer, daß die Arbeit meiner humanistischen Kollegen aus der literarischen Welt als Führer sehr hilfreich sind. Und wenn ich in irgendein Thema welcher Art auch immer eintauche, die das zweitausendjährige Drama der Wahrheit , die die Kirchengeschichte ist, kann ich nur an einer der Novellen Honoré de Balzacs aus seinem Zyklus "Die menschliche Komödie" denken und diesen Titel ein bißchen verändern, um meine Leser auf die Berg-und-Talfahrt vorzubereiten, auf die ich sie unvermeidlich mitnehme: "Das Elend und der Glanz des Katholischen Lebens".
Warum Elend? Weil man sich wirklich schrecklichen Unglücken gegenüber sieht, wenn man die Geschichte erzählt, was Katholiken während der langen Kirchengeschichte ertragen und erleben mußten; schwere Sorgen und schreckliche Rückschläge, die aus dem Nichts auftauchten. Glücklicherweise führte die Entdeckung ihrer Herkunft und der Umgang mit ihnen auch zum totalen Gegenteil ihrer Leidensgeschichte: dem zentralen Glanz unseres Glaubens und seiner korrigierenden und transformierenden Vision des Schicksals sowohl des Menschen als auch der Natur. Und das hilft uns, die Tatsache zu begreifen, dass viele der Miseren, die wir überwinden müssen, dem tiefen Hass unserer Gegner für diese Vision und dieses Schicksal und ihrer Entschlossenheit, ihren Triumph zu verhindern, geschuldet sind.
Die Fortsetzung unserer Achterbahnfahrt zeigt dann leider auch, daß wir, zumindest dem Namen nach – und manchmal sogar voll engagierte – Katholiken selbst oft dazu beigetragen haben, diese Pracht zu verdunkeln oder zu verfälschen. Unsere Geschichte zeigt, daß wir häufig der seltsam verführerischen antikatholischen Botschaft über das angebliche Elend erlegen sind, das durch das Leben und die Entwicklung des Glaubens verursacht wurde. Dies gilt insbesondere dann, wenn das wirkliche Elend einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort, das fälschlicherweise, aber energisch den tatsächlichen Wahrheiten und Auswirkungen der fraglichen Pracht zugeschrieben wird, so überwältigend erscheint, daß es viele Gläubige davon überzeugen kann, daß die Apokalypse mit Sicherheit nahe bevorstehen muss.
Ein solides katholisches Gleichgewicht aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die Augen offen zu halten, um die Zeichen der Zeit für das Geschehen eines Ereignisses zu erkennen, das natürlich eines Tages tatsächlich eintreten wird, ist eine Frage von ernsthafter Bedeutung in unserer eigenen unglücklichen Zeit und an unserem unglücklichen Ort. Abgesehen von internen katholischen Indizien der Apokalypse, was sollen wir über die anderen denken, über säkulare Leiden, die gerade die Welt überwältigen, und die Art und Weise, wie die immer dominanteren intellektuellen, politischen und sozialen Kräfte, die für unser irdisches Leben verantwortlich sind, die Erlösung von diesen Leiden irgendwie als einen Angriff auf unseren übernatürlichen Glauben sehen, der all seine historischen natürlichen Verbündeten erfordert. Ein Angriff, begleitet von der Forderung nach bedingungslosem Festhalten an ihrem eigenen umfassenden Satz falscher Dogmen? Was sollen wir davon halten, daß im Zentrum dieser nicht verhandelbaren dogmatischen Richtlinien der Befehl steht, den gesamten Globus zu vereinen, um eine "gute“ neue Ordnung der Dinge aufzubauen, die sich von der angeblich "schlechten“ des christlichen Gottes und von unseren großen Lehrern kraft der natürlichen menschlichen Vernunft verstanden, unterscheidet, die mit der übernatürlichen Offenbarung in Einklang steht?
Ich zweifle nicht daran, daß wir denken müssen, daß wir hier mit etwas von völlig diabolischem Charakter konfrontiert sind. Iago in Shakespeares Othello gibt uns einen weiteren guten literarischen Hinweis, um was es sich bei "diabolisch sein" handelt. Er tut das, indem er erklärt: "Ich bin nicht, was ich bin", d.h. daß er in Wirklichkeit das Gegenteil von dem ist, zu was er sich selbst macht- um seine tragischen und traurigen Opfer zu täuschen. er ist das Gegenteil des wahren Gottes, der der "ich bin,der ich bin" ist, der Gott der "ist".
Zumindest ist er in seinem Geständnis über seinen wahren Geist ehrlich.
Womit wir mit der täuschenden, teuflisch verwirrenden Lüge des Pseudo-Glaubens konfrontiert sind, der unsere Zugehörigkeit fordert, ist ein Betrug, der unter einer öffentlichen Botschaft des Engagements versteckt ist, die Menschheit in "eine Zukunft zu führen, die heller ist als jede Vergangenheit“; ein Jahrtausend säkularer korrigierender und transformativer Wunder; eine Farce des Ruhmes, den ihm der katholische Glaube bietet.
Diese Botschaft hat sich durch ihre eindringliche Wiederholung wieder einmal als sehr verführerisch erwiesen. Während sie in ihrem hoffnungslosen Krieg gegen Gott und Gottes Schöpfung zum Scheitern verurteilt ist, richtet sie verheerenden Schaden bei Gesellschaften und Einzelpersonen auf der ganzen Welt an, während sie seinen kranken Pfad weiter entlang eilt. Leider hat diese zeitgenössische teuflische Kraft, wie ihre apokalyptischen Vorfahren, auch wieder viele Katholiken verführt – von denen in den erhabensten Positionen bis zu den einfachsten Gläubigen. Sie hat sie überzeugt, die Schätze, die sie durch Glauben und Vernunft empfangen haben – ihre Lehren und die Institutionen, die sie in die Praxis umsetzen – ihren Feinden zu übergeben, so wie es die Ägypter den Juden beim Exodus taten, aber diesmal, um eher einer schlechten Sache als einer guten zu dienen. Kurz gesagt, was apokalyptische Szenarien angeht, hat diese hier viel von dem Geschmack, "das Echte“ zu sein.
Wir hier beim neunundzwanzigsten Sommersymposium des Forum Romanum in Gardone Riviera im Jahr 2022 befinden uns auf einem einzigartigen, aber letztendlich vollständig katholischen "Rückzug" besonderer Art: einem, der intellektuellen, brüderlichen und spirituellen Charakter hat; einer, der elf Tage lang bewusst alle Werkzeuge der Natur und des Übernatürlichen anruft, um seine Aufgabe zu erfüllen. Wir haben für uns selbst eine pilgernde "Zeit außerhalb der Zeit“ und "Ort am falschen Ort“ herausgearbeitet, um uns darauf vorzubereiten, mit unserem normalen Leben in unserer „wirklichen“ Zeit und an unserem "wirklichen“ Platz voranzukommen.
Um zu einer literarischen Analogie zurückzukehren, wir sind wie die Figuren in Boccaccios Decameron, vorübergehend im Exil aus einem von der Pest heimgesuchten Florenz, wobei in unserem Fall jeder unserer Redner seine Geschichte über die Natur der von Krankheiten heimgesuchten Welt und Pseudo-Glauben erzählt - der unser aller Leben plagt. Die Fragen, die wir mit diesen persönlichen Überlegungen zu unserer unruhigen Zeit und unserem unruhigen Ort zu beantworten versuchen, wurden oben klar angedeutet: Ist diese antichristliche und antimenschliche Katastrophe nur vorübergehend, oder ist sie "die Realität“? Sehen wir uns nur eine weitere tragische Episode des Dramas der Wahrheit mit dem Titel "The Human Condition“ an; oder produziert dieser Great Reset tatsächlich "Apocalypse Now“? Sehen wir Anzeichen dafür, daß sich die Katholiken der teuflischen Versuchung ergeben, unserem Glauben und seinen natürlichen Verbündeten die Schuld an all dem Übel um uns herum zu geben, wie auch immer der Charakter unserer gegenwärtigen Situation sich herausstellen mag? Zusammenfassend noch einmal, was genau sollen wir über die Schrecken der heutigen Welt denken, und was sollen wir dann dagegen tun?
Meine Rolle in diesem Dekameron ist es, diese Fragen in den größtmöglichen kirchengeschichtlichen Kontext zu stellen."
Fortsetzung folgt...
Quelle: J.C, Rao, OnePeterFive
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