Freitag, 7. April 2023

Die Riten des Letzten Abendmahles Jesu aus der jüdischen Tradition verstehen

Tommaso Snadroglio erklärt bei La Nuova Bussola Quotidiana die Riten des Letzten Abendmahles, als das Seder-Mahl, das Jesus mit seinen Jüngern feiert. 
Hier geht´s zum Original:  klicken

"DAS LETZTE ABENDMAHL, EIN GEHEIMNIS; DAS DEN MENSCHEN VON HEUTE ZU ENTHÜLLEN GILT."

Um das Letzte Abendmahl zu verstehen, muss der heutige Mensch in die Rolle eines Juden des ersten Jahrhunderts schlüpfen. Il Timone bringt Brant Pitres außergewöhnliche Reise zu den jüdischen Wurzeln der Coena Domini nach Italien, die, beginnend mit dem himmlischen Mahl des Moses auf dem Sinai bis zum letzten Kelch, den Jesus am Kreuz getrunken hat, erklärt, warum der Christ kein Kannibale ist, sondern einen auferstandenen Leib ißt.

Was geschah wirklich beim Letzten Abendmahl? Warum gebrauchte Jesus Brot und Wein? Und wie können wir an die Realpräsenz Jesu in der Eucharistie glauben, ohne uns von dem von Heiden oft benutzten Zweifel des Kannibalismus berühren zu lassen? Die Suche nach den Wurzeln des Glaubens, ausgehend vom zentralen Ereignis des Leidens und der Auferstehung Christi, ist ein Unterfangen, der für uns, die Menschen von heute, eine große Anstrengung erfordert, aber notwendig ist.

In gewisser Weise war es für die ersten Christen, die aus dem Judentum kamen, leichter, die Vielfalt der Riten und Gesten zu verstehen, die Jesus im Abendmahlssaal bis zur Kreuzigung vollzog, wo er aussprach: "Alles ist vollbracht", weil alles auf die Erfahrung des jüdischen Glaubens zurückzuführen war, der durch die Schriften des Alten Testaments und die jüdische Tradition als kulturelles und kultisches Substrat diente.

Mit diesen Prämissen beginnt Brant Pitres außergewöhnliche Reise in den Mysterien des letzten Abendmahls (HIER zu bestellen), die dank der Übersetzung (herausgegeben von Roberto Manfredini), die die Monatszeitschrift Il Timone veröffentlicht und dem italienischen Publikum in einem Buch zur Verfügung gestellt hat, das in einem Atemzug gelesen werden kann und das auch die weniger erfahrenen Gläubigen nähren kann. in diesen Tagen des Triduums, die heute mit der Missa in Coena Domini beginnen.


Die Reise von Pitre, Professor für Heilige Schrift Am Notre Dame Seminary in New Orleans ist nicht nur eine meisterhafte exegetische Operation, sondern auch eine persönliche Entdeckungsreise, die als dialektische Herausforderung für den Baptistenpastor begann, an den er sich gewandt hatte, um die Erlaubnis zu erhalten, seine Verlobte Elisabeth zu heiraten. Er war Katholik und kämpfte mit dem Pfarrer, der ihn mit den klassischen protestantischen Argumenten provozierte, um die reale Gegenwart Jesu in der Hostie zu leugnen und Katholiken – wie schon die alten Griechen – des Kannibalismus zu bezichtigen. Nach einer schlaflosen Nacht beginnt Pitre seinen Abstieg in die Heilige Schrift, um als ein Mann hervorzutreten, der sich endlich der außergewöhnlichen Wahrhaftigkeit all dessen bewusst wird, was die Evangelien über das Letzte Abendmahl berichten. 

Das Buch, das mit Einfachheit geschrieben ist, nimmt den Leser mit auf eine wunderbare Reise auf der Suche nach all jenen Gründungselementen des Letzten Abendmahls und der Passion, die jeder Jude in seine Kultur zurückbringen könnte, um mit entwaffnender Einfachheit zu akzeptieren, daß "jeder, der mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, das ewige Leben hat und ich ihn auferwecken werde am letzten Tag ». Worte, die die Apostel selbst als »hart« bezeichnet hatten und die erst am Ende dieses Weges, der in der ersten eucharistischen Liturgie der Geschichte in Emmaus gipfelt, vollständig verstanden werden.

Pitre untersucht daher die jüdische Geschichte, indem er mit dem aus dem levitischen Verbot, Blut zu trinken, beginnt, das die Worte Jesu im Abendmahlssaal nur scheinbar verdunkelt. Die "Technik", die angewandt wird, besteht darin, sich zu bemühen, die Dinge nicht durch unseren eigenen Linsen zu sehen, sondern durch die eines alten Juden, dessen Glaube, einzigartig im Panorama der Zeit, sie glauben lassen konnte, daß das Brot und der Wein der Eucharistie wirklich der Leib und das Blut Jesu Christi waren und nicht ein Symbol oder eine Bezugnahme.

Alles beginnt mit der Unterzeichnung des alten Bundes zwischen den zwölf Stämmen Israels und Gottes auf dem Sinai. Dort beginnt eine neue Beziehung zwischen Gott und dem Volk, das aus dem Land Ägypten herausgeholt wurde, damit es es anbeten konnte, wie Er es verlangte. Dort wird der Bund mit dem Ritual des auf dem Altar vergossenen Blutes besiegelt, und dort nimmt Mose mit den Ältesten am himmlischen Festmahl teil, eine Vorwegnahme des zukünftigen christlichen Abendmahls. "Eines der Dinge, die Familien tun, ist zusammen zu essen", sagt Pitre. So war es auch für Gott mit seinem Volk. Menschen, denen dann das Brot der Gegenwart gegeben wurde, das die jüdische Tradition als "das Antlitz Gottes" an einem vom Übrigen getrennten Ort, der Stiftshütte, aufbewahrte. Und dort wird das Volk Gottes immer mit Manna gespeist, dem geheimnisvollen Brot des Himmels, das seit 40 Jahren täglich zur Verfügung steht.

Aus dieser Erfahrung heraus kodifizierten die Israeliten das Passah-Ritual, das in den Tagen Jesu galt, nach einem präzisen liturgischen Schema, das aus 5 grundlegenden Schritten bestand: ein Lamm wählen, es opfern, sein Blut versprengen, sein Fleisch essen und das Passahfest als ewiges Gedächtnis des Exodus feiern.

Ein Opfer und zugleich eine Mahlzeit, die kein Jude jemals ignorieren konnte.

Indem Jesus sich als das neue Manna präsentiert, auf das er sich in dem einzigen Gebet, das er uns gelehrt hat, dem Vaterunser, bezogen hat, vollendet er so das Werk des neuen Paschafestes. Wenn wir die Worte von Lukas und Matthäus in der wörtlichen Übersetzung analysieren, verstehen wir, daß "unser tägliches Brot" nichts anderes ist als "das übernatürliche Brot", für das die lateinische Vulgata des heiligen Hieronymus von supersubstanzialem Panem sprach. So sollte der griechische Neologismus (der nur ab dem Abschnitt aus dem Evangelium zu finden ist) epìousia übersetzt werden, verstanden als das, was "über dem Sein" steht. Dies ist das neue Manna vom Himmel, an das die Juden des ersten Jahrhunderts sofort glaubten.

Damit blieb jedoch das einzige Dilemma zu lösen: Wie kann man Christen nicht beschuldigen, im Wesentlichen Kannibalen zu sein? Hier erinnert Pitre daran, daß erst in Emmaus alles verstanden wurde: Der Leib, den Jesus anbietet, ist ein auferstandener Leib, der nicht mehr an Raum und Zeit gebunden ist. Das Essen des Leibes Christi ist also eng mit der leiblichen Auferstehung der Gläubigen am Jüngsten Tag verbunden. Dasselbe gilt für das Blut, dessen Verbot, es zu trinken, auch zur Zeit Jesu bestehen blieb, weil es nach jüdischer Kultur der Sitz des Lebens war, das aber in der Perspektive nach der Kreuzigung seine ganze Bedeutung der Auferstehung annimmt.

Und genau während der Kreuzigung endet das Letzte Abendmahl. Pitre merkt an, aber dies ist nur seine suggestive Studien-Hypothese, daß von den vier Gläsern Wein, die durch das jüdische Ritual zur Feier des Passahfestes zur Verfügung gestellt wurden, nur drei im Abendmahlssaal getrunken wurden. Das letzte, das vierte, wurde von Jesus am Kreuz getrunken, als er mit den Worten »Mich dürstet« den mit Essig getränkten Schwamm empfing und damit die vorherige Prophezeiung erfüllte: »Von diesem Augenblick an werde ich nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken, bis das Reich Gottes kommt«. Eine entscheidende Geste, an deren Ende er verkündete, daß »alles vollendet ist«, die so das Letzte Abendmahl abschließt und nach der Auferstehung die Menschheit für die Verheißung öffnet, ihn »immer, bis zum Ende der Welt« bei uns zu haben."

Quelle: T. Scandroglio, LNBQ 

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