Freitag, 29. Dezember 2023

Zum Treffen von Papst Franziskus mit Kardinal Burke

 Franca Giansoldati berichtet für den Messagero. Hier geht ´s  zum Original: klicken

"PAPST FRANZISKUS VON ANGESICHT ZU ANGESICHT MIT KARDINAL BURKE: DIE ERKLÄRUNGEN NACHDEM ER IHM GEHALT UND WOHNUNG IM VATICAN ENTZOGEN HAT" 

Im Fokus die theologischen Brüche des Pontifikate

"Es war der erste Termin, der auf der Tagesordnung stand. Der Tag von Papst Bergoglio begann mit einem komplexen und ziemlich offenen Gespräch mit dem, den er als seinen Gegner in der Kurie betrachtet, dem konservativen Kardinal Raymond Leo Burke, einem renommierten Kanonisten, dem ehemaligen Vorsitzenden des Obersten Gerichtshofs der Apostolischen Signatur und ehemaligen "Kaplan" des Malteserordens. Burke hat dem Pontifikat in den letzten Jahren das Leben schwer gemacht und nie die Tatsache verheimlicht, daß bestimmte theologische Entscheidungen seiner Meinung nach im Widerspruch zu Tradition und Lehre standen. Schon bei den beiden Familiensynoden und dem Schreiben Amoris laetitia, dem Dokument, mit dem den Weg zur Kommunion für die Getrennten und Wiederverheirateten eröffnet wurde, hatte er ernsthafte Zweifel geäußert und Franziskus aufgefordert, Rechenschaft über die Folgen zu übernehmen, die dies mit sich bringen würde. In jüngster Zeit hat er auf andere Probleme mit der Segnung homosexueller Paare hingewiesen, die in einer Bestimmung des Dikasteriums für den Glauben enthalten sind, die alle früheren Bestimmungen aufhebt, die alle Formen der Segnung homosexueller Beziehungen verboten. 
Auch aus diesem Grund hat Franziskus ihn immer zu den rigoristischen Kardinälen gezählt, die eher dazu neigen, Normen, Kodizes und Traditionen zu verteidigen, als den Bedürfnissen der Gläubigen gerecht zu werden und den pastoralen Anforderungen einer sich wandelnden Welt zu entsprechen. Tatsache ist, daß sich allmählich eine Kluft zwischen dem Papst und dem amerikanischen Kardinal gebildet hat, der der Tea Party und dem republikanischen Stab, der mit der Pro-Life-Welt verbunden ist, sehr nahe steht. Burke, der nach der Anhörung von Il Messaggero telefonisch erreicht wurde, beschränkte sich auf die Wiederholung von: "Ich möchte das nicht kommentieren. Ich wünsche allen alles Gute."

Der jüngste Akt in dieser komplexen Beziehung geht auf den letzten Monat zurück, als  Papst 
Franziskus während eines interdikasteriellen Treffens den zuständigen Dikasterienleitern die 
Anweisung gab, administrativ vorzugehen und sowohl Burkes Wohnung als auch den "Piatto 
Cardinalizio" zu entziehen. Einige Kardinäle wiesen den Papst in den folgenden Tagen darauf 
hin, daß es sich um eine zu strenge Maßnahme handelte und daß Burke in einem Klima der 
Synodalität nichts anderes getan hatte, als legitime abweichende Meinungen zum Ausdruck zu
bringen. Es gab keine Verbrechen oder Vergehen, derer der amerikanische Kardinal angeklagt 
werden konnte, die diese Strafe rechtfertigen würden. Darüber hinaus wurde der Papst in der
Kurie darauf hingewiesen, daß die Folgen auch für den Peterspfennig schwerwiegend sein 
könnten, weil die Kollekte in den Vereinigten Staaten zu einem großen Teil gerade von der 
Großzügigkeit konservativer Wohltäter abhängt, die Burke nahestehen. 
Kurz gesagt, ein Chaos.


Im Dezember erfuhr Kardinal Burke, daß der sogenannte "Kardinals-Teller, das Vorrecht der 
Kardinäle der Kurie, seinem Girokonto nicht mehr gutgeschrieben wurde, dessen Betrag ein-
schließlich der zusätzlichen Leistungen rund 5.000 Euro beträgt. Auf die gleiche Weise muss 
der Kardinal auch die riesige Wohnung in der Via Rusticucci verlassen, die nur einen Steinwurf 
von den Kolonnaden des Petersdoms entfernt jst, in einem historischen Gebäude des Vatikans 
mit Blick auf die Via della Conciliazione, das auch von anderen Kardinälen bewohnt wird.

Papst Franziskus, so die Bösen, betrachte Burke als Feind und wollte ihn folglich sanktionie-
ren, indem er ihm seine Wohnung und sein Gehalt im Vatikan wegnahm. Der amerikanische
Kardinal, der sehr reich ist, bräuchte laut Kurien-Tam Tam kein Geld des Vatikans. Von einigen
historischen Freunden des Kardinals erfahren wir jedoch, daß Burkes Finanzen nicht so groß-
artig wären, so daß er jetzt nach einem Haus sucht, aber in einer Gegend, die nicht zu teuer
ist und sicherlich seinen Möglichkeiten entspricht. Er wird wahrscheinlich
von wohlhabenden Unterstützern unterstützt werden. Vielleicht.

Der Stein des Anstoßes, der den Papst aus der Fassung gebracht hätte, scheint ein kürz-
lich gehaltener Vortrag von Burke gewesen zu sein, in dem er, die theologischen
Tränen des Pontifikats vollständig illustrierend, zu dem Schluss gekommen ist, daß es
notwendig sei, lange und intensiv für den Papst zu beten, weil es scheint, daß Christus
seine Kirche nur belaste. Und dann war da noch das Dokument (das Burke zu-
sammen mit vier Kardinälen unterzeichnet hatte), um den Ansatz der einberufenen
Synode in Frage zu stellen, die einberufen worden war, um in Zukunft die Möglich-
keit zu haben, theologische Öffnungen für Themen zu untersuchen, die als Tabu gelten,
wie das weibliche Diakonat, die Frage der Homosexualität, das Thema des Lebens. Die
theologischen Fragen, die Burke in diesem Dokument aufwarf (die aber von einem
großen Teil des Kardinalskollegiums geteilt werden), waren sehr einfach:"Heiliger Vater,
ist es möglich, daß ein Hirte unter bestimmten Umständen Verbindungen zwischen homo-
sexuellen Personen segnen kann, was impliziert, daß homosexuelles Verhalten als sol-
ches nicht im Widerspruch zu Gottes Gesetz und dem Weg der Person zu Gott steht?"
Und weiter: "Könnte die Kirche in Zukunft die Befugnis haben, Frauen die Priester-
weihe zu erteilen und damit dem zu widersprechen, daß dieses Sakramentes ausschließ-
lich getauften Männern vorbehalten ist, ein Vorbehalt, der zum eigentlichen Wesen
des Weihesakraments gehört, das die Kirche nicht ändern kann?" Tatsächlich wird
der Riss innerhalb der Kirche immer tiefer, und sicherlich wird der "Fenstersturz" von
Kardinal Burke nicht dazu beitragen, die Gemüter zu beruhigen."

Quelle: F.Giansoldati, Il Messagero

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