Freitag, 15. März 2024

Die Autobiographie des Papstes: nicht viel Neues...keine "Knalleffekte - eher ein déja vu.

 Nico Spuntoni kommentiert bei La Nuova Bussola Quotidiana  das, was vor der Veröffentlichung  der Autobiographie von Papst Franziskus schon bekannt geworden ist und stellt fest, daß der antizipierte "Knalleffekt"  sich als déja vu entpuppt. Hier geht´s zum Original:   klicken

"LEBEN" - DIE UNVERÖFFENTLICHTE AUTOBIOGRAHPIE VON PAPST FRANZISKUS"

Der "Knalleffekt" stellte sich als déja vu heraus- nach den Anekdoten zu urteilen, die bei CorSera vorausgenommen und bereits in zahlreichen Interviews erzählt wurden. Paradoxerweise betrifft die einzige Neuigkeit die Beziehung zu Ratzinger, und demontiert die Erzählung vom "weisen Großvater" Es war von einer wohlbekannten website als das "Buch, das wie eine Bombe einschlägt" angekündigt worden, aber nach den Ausschnitten zu urteilen, die von Aldo Cazzullo in CorSera, veröffentlicht wurde, ist sehr wenig Explosives in der Autobiographie "Leben-meine Geschichte in der Geschichte", die am 19.März veröffentlicht werden wird. Wir werden den gesamten Inhalt kennen lernen, aber von den gefilterten Abschnitten, die in einer Vorschau gestern bekannt wurden, um die Öffentlichkeit dazu zu bringen, in die Buchhandlungen zu laufen, ist nur sehr wenig bisher unveröffentlicht. Es handelt sich eher um Kieselsteine, die Bergoglio schon mehrmals aus seinen strikt schwarzen Schuhen entfernt hat.
 
Der Pontifex spricht oft über sich selbst, aber diesmal- weil es sich um eine Autobiographie handelt--mit mehr Berechtigung. So wie die Geschichte seiner Leidenschaft als Seminarist für ein Mädchen, das er bei der Hochzeit seines Onkels kennengelernt hatte (die er bereits Rabbi Abraham Skorka im Buch "Sobre el cielo y la tierra" von 2010 erzählte), die kleine Folie zur Jungfrau vom Karmel, nach der er-seit der Nacht des 15. Juli 1990 -kein Fernsehen mehr geschaut hat (bereits einem Interview mit La Voz del Pueblo von 2015 anvertraut), das Lob der kommunistischen Lehrerin Esther Ballestrino (schon im Buchinterview von Sergio Rubin und Francesca Ambrogetti El Jesuita, im Jahr 2010 veröffentlicht), der harsche Vorwurf gegen die Kirchner- Regierung, die versucht habe, ihm "die Schlinge um den Hals zu legen“ (schon den ungarischen Jesuiten beim letzten apostolischen Besuch in Budapest erzählt), die Hintergründe zum Konklave vor elf Jahren, mit der Bestätigung der Richtigkeit der in seiner Jugend operierten Lunge (bereits in einem kürzlichen Interview mit Vida Nueva und davor von einigen Kardinälen und Biographen, die "Freunde“ sind, berichtet), Zurückweisung der Rücktrittshypothese und die Ankündigung, den Titel eines Bischofs emeritus von Rom im Falle eines Rücktritts zu bevorzugen (bereits 2022 gegenüber Televisa Univision verkündet).



Selbst wenn wir zu weniger persönlichen Themen wechseln, ist die leicht zweideutige Verteidigung von Fiducia Supplicans, wenn er argumentiert, daß "die Lehre der Kirche nicht in Frage gestellt wird“, längst kein Novum mehr, ebenso wenig wie die mit großem Tamtam angekündigte Freigabe von Lebenspartnerschaften in einem aus einem Interview herausgeschnittenen Clip und endet bei einem Dokumentarfilm von  Evgeny Afineevsky aus dem Jahr 2020.

Paradoxerweise verdient in den gestern von Cazzullo veröffentlichten Vorausschauen nur die Bemerkung zur Beziehung zu Benedikt XVI Beachtung. Tatsächlich widerlegen die Worte von Franziskus ein für alle Mal die Erzählung vom glücklichen Zusammenleben mit dem "weisen Großvater“, eine Formulierung, die Ratzinger mit seiner bayerischen Ironie zurückgewiesen und betont hatte, daß sein Nachfolger tatsächlich nur neun Jahre jünger war als er.
Der argentinische Papst schreibt: "Ich war traurig darüber, wie seine Rolle als emeritierter Papst im Laufe der Jahre von skrupellosen Menschen für ideologische und politische Zwecke missbraucht wurde, die, nachdem sie seinen Rücktritt nicht akzeptiert hatten, an ihren eigenen Vorteil dachten, um einen eigenen Garten zu pflegen und dabei die dramatische Möglichkeit eines Bruchs innerhalb der Kirche zu unterschätzten.“
In elf Jahren hat Franziskus gezeigt, daß er keine Hemmungen hatte, bei der Umsetzung seiner Regierungsagenda aufs Gaspedal zu treten und kurzerhand Maßnahmen einzuleiten, die seinem über 90-jährigen Vorgänger "das Herz gebrochen“ haben. Mit einer gewissen Tapferkeit sagte der Papst aber auch, daß er keine Angst vor einem Schisma habe.

In seiner Autobiographie aber beschwört er zum ersten mal das Drama herauf, das eine Spaltung in der Kirche verursachen könnte, obwohl er den einzigen Grund dafür in der Haltung derer identifiziert, die Benedikt XVI ausgebeutet haben.
In einer anderen Passage der Vorschau entlarvt Franziskus endgültig den Mythos der absoluten Harmonie zwischen ihm und dem ehemaligen Papst während der Jahre im Kloster Mater Ecclesiae und erzählt: "Wir haben gemeinsam beschlossen, daß es für ihn besser wäre, nicht im Verborgenen zu leben, wie er ursprünglich gedacht hatte, sondern Leute zu sehen und am Leben der Kirche teilzunehmen…“ Leider hat das wenig genützt, denn an Kontroversen hat es in zehn Jahren nicht gemangelt, und es hat uns beiden wehgetan.“ Wie Erzbischof Georg Gänswein bereits verriet und Peter Seewald bestätigte, stimmt es also nicht, daß die Beziehung zwischen Ratzinger und seinem Nachfolger nur aus Rosen und Blumen bestand. Angesichts des Bekenntnisses von Bergoglio wird es auch für die "letzten Japaner" der Kontinuität immer schwieriger, diese These weiterhin zu vertreten und ernst genommen zu werden."

Quelle:N.Spuntoni, LNBQ

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