Mittwoch, 8. August 2012

Noch ein Jahrestag: 400 Jahre Päpstliches Geheimarchiv

Vor 400 Jahren - 1612 - schuf sich der Diener Gottes, Papst Paul V, ein privates Archiv, in dem seither alle Dokumente des Hl.Stuhls gesammelt wurden und das unter dem jeden Verschwörungstheoretiker inspirierenden Namen "Geheimarchiv" weltbekannt ist.
85 km Regale mit Schriftstücken und Akten. Bis 1881 durften nur Kardinäle das Archiv betreten, seitdem steht es jedem offen, der über das Empfehlungsschreiben einer Universität oder einer Institution Historischer Forschung verfügt.
Zur Zeit beträgt die Zahl der im Archiv zugelassenen Forscher aus aller Welt mehr als 1500.
"Dan Brown war nie hier". Mit diesem einfachen Satz verweist Alfredo Tuzi, Sekretär der Päpstlichen Schule für Antike Schriften alle derartigen Behauptungen und Legenden um den amerikanischen Schriftsteller (warum nur will mir das Wort nicht in die Tastatur?) ins Reich der Märchen. "Außerdem" so fährt er fort "enthalte das Archiv sehr viel interessantere Geheimnisse, die noch ihrer Aufdeckung harren, als die in den Brownschen Phantasieromanen erfundenen."

Man betritt das Geheimarchiv durch ein einfaches Vorzimmer und gelangt dann über mehrere Treppen in den Indexsaal, Ausgangspunkt aller Studien, sind dort doch alle Dokumente in dicken Folianten aufgelistet. Manchmal, so sagt Tuzi, dauere es Wochen, die Spur eines Dokumentes zu verfolgen, bis man es finde.
Der größte Teil des Archives befindet sich auf Regalen in einem von 2 Bunkern (die sogar einem Nuclearangriff standhalten können sollen) unter dem Cortile della Pigna, dem Hof den täglich Tausende von Touristen durchqueren,um in die Vaticanischen Museen zu gelangen.

Im einzigen derzeit genutzten Archiv im Bunker kann man Aktenpakete jeder Art finden, einige noch akribisch verschlossen, die dem Anschein nach noch nie geöffnet wurden. Tuzi zögert nicht zu sagen, dass "das Archiv der Päpste das größte der Welt sei, eine unerschöpfliche Quelle für Forscher". Aber nicht alle Texte sind sind frei einsehbar.
Nach der Tradition darf nur der Papst Teile des Archivs freigeben  und nach bestimmten Vorgaben alle Akten und Korrespondenzen eines Pontifikates zur Nutzung und Erforschung öffnen.
Zur Zeit gilt das für die Pontifikate bis 1939, also einschließlich PiusXI. Derzeit werden die Dokumente aus dem Pontifikat des Dieners Gottes, Pius XII geordnet und für die Freigabe vorbereitet. Sie umfassen den Zeitraum von 1939-1958. Diese Öffnung wird von vielen Wohlgesonnenen und Nichtwohlgesonnenen gleichermaßen mit großer Spannung erwartet.
Papst Benedikt XVI muß entscheiden, ob und wann das geschieht.
Inzwischen haben sich auch schon Hunderte von Dossiers zum Pontifikat Papst Johannes Pauls II angesammelt.
Das Geheimarchiv besitzt eine eigene, interessante website. Es lohnt sich, die einmal anzuschauen.

aus dem Italienischen, Quelle: VaticanInsider, Andrés Betramo Álvarez

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