Sie haben Papst Benedikt XVI zu Unrecht angegriffen und verdammt, er hatte Recht, aber zugeben können es nur wenige, weil nur wenige ihres politischen Schlages so viel Größe haben. Viele derjenigen, die ihren Irrtum erkennen können oder wollen, verlegen sich jetzt darauf, die Rede umzuinterpretieren und zu behaupten, daß es gar nicht um den Islam ging, sondern nur um religionstheoretische Überlegungen.
Im Denver Catholic Register schrieb George Weigel am 16.9.14 dazu: klicken
"Regensburg vindicated"
Regensburg gerechtfertigt
Als er am
Abend des 12. Septembers 2006 mit seiner Frau in Krakau mit polnischen Freunden
beim Essen saß, rief ihn ein aufgeregter italienischer Vaticanist an und
fragte:
"what
I thought of “Zees crazee speech of zee pope about zee Muslims.”
Weigel ahnte sofort, daß die "Herde der unabhängigen
Geister" in der Weltpresse über die Regensburger Vorlesung Benedikts XVI
durchdrehen würde : Ein "Fauxpas-Knochen", an dem die Medien
bis zum Ende seines Pontifikates herumkauten.
"8 Jahre später sieht die Regensburger Rede ganz anders aus. In der
Tat konnten jene, die die Rede 2006 wirklich gelesen hatten, verstehen,
daß-Benedikt XVI-weit von einem Fauxpas entfernt- Fragen mit wissenschaftlicher
Präzision untersuchte, deren Beantwortung den Bürgerkrieg innerhalb des Islams
wesentlich beeinflussen würde. Ein Krieg dessen Ergebnis entscheiden wird, ob
der Islam des 21. Jahrhunderts für seine eigenen Gläubigen und für die Welt
sicher ist.
Die erste Frage betraf die Religionsfreiheit: konnten die Moslems
innerhalb ihrer eigenen spirituellen und intellektuellen Quellen Argumente für
religiöse Toleranz finden ( einschließlich einer Toleranz gegenüber Konvertiten
zu anderen Religionen)? Diese wünschenswerte Entwicklung, die der Papst
vorschlug, würde mit der Zeit (soll heißen über Jahrhunderte) in eine
vollständigere Islamische Theorie über Religionsfreiheit münden können.
Die zweite Frage drehte sich um den Aufbau islamischer Gesellschaften:
konnten Muslime wiederum innerhalb ihrer eigenen spirituellen und
intellektuellen Quellen, islamische Argumente für die Trennung religiöser von
politischer Autorität in einem gerechten Staat finden?
Diese ebenfalls wünschenswerte Entwicklung könnte Muslimische
Gesellschaften in sich selbst menschlicher und für ihre Nachbarn weniger
gefährlich machen, besonders wenn sie an eine sich entwickelnde Islamische
religiöse Toleranz gekoppelt wäre.
Papst Benedikt fuhr damit fort, vorzuschlagen, der interreligiöse Dialog
zwischen Katholiken und Muslimen möge sich auf diese beiden miteinander
verbundenen Fragen konzentrieren. Die Katholische Kirche habe- wie der Papst
freimütig zugab- ihre eigenen Kämpfe bei der Entwicklung von Religionsfreiheit
in verfassungsgemäß regierten Staaten gehabt, in denen die Kirche eine
Schlüsselrolle hinsichtlich der Zivilgesellschaft, nicht aber beim Regieren
spielte.
Aber der Katholizismus hatte es am Ende geschafft: nicht dadurch , daß er
sich der sekularen politischen Philosophie unterwarf, sondern durch das,
was er von der politischen Moderne gelernt hatte: auf seine eigene Tradition
zurückzugreifen und Elemente ihres Denkens über Glaube, Religion und
Gesellschaft wieder zu entdecken, die über lange Zeit vergessen worden waren
und die Lehre über die gerechte Gesellschaft der Zukunft zu entwickeln.
War so ein Prozess aus Wiederfinden und Entwickeln im Islam möglich? Das
war die große Frage. die Benedikt XVI in der Regensburger Rede stellte. Es ist
eine Tragödie historischer Dimension, daß diese Frage zuerst mißverstanden und
dann vergessen wurde.
Das Resultat dieses Mißverstehens und Vergessens - und vieler anderer
Mißverständnisse und Ignoranz- kann man jetzt auf gräßliche Weise im Mittleren
Osten sehen:
in der Dezimierung der antiken Christlichen Gemeinden, in den Barbareien,
wie Kreuzigungen und Enthauptungen von Christen, die den scheinbar
unschockierbaren Westen schockierten, in wankenden Staaten, in der zerstörten
Hoffnung, der Mittlere Osten des 21. Jahrhunderts könne sich von seinen
diversen kulturellen und politischen Krankheiten erholen und den Weg in eine
menschlichere Zukunft finden.
Ich bin sicher, daß Benedikt XVI sich nicht über die historische
Rechtfertigung seiner Regensburger Vorlesung freut. Aber seine Kritiker von
2006 könnten gern ihr Gewissen über die Schmach befragen, die sie vor 8 Jahren
auf ihn häuften.
Zuzugeben, daß sie das 2006 falsch verstanden haben, wäre der erst
Schritt, ihre Ignoranz bezüglich des innerislamischen Bürgerkrieges, der den
Frieden im 21. Jahrhundert schwer bedroht, anzusprechen.
Das Gespräch über die Zukunft des Islam, das Benedikt XVI vorschlug,
erscheint jetzt ziemlich unwahrscheinlich. Wenn es aber stattfinden soll,
müssen die führenden Christen den Weg dazu bereiten, indem sie die Pathologien
des Islamismus und Djihadismus klar benennen und ihre ahistorischen Entschuldigungen
für den Kolonialismus des 20.Jahrhunderts (einer lahmen Kopie des
schlimmsten westlichen akademischen Gewäschs über die arabisch-islamische Welt)
beenden. Und- wenn sie mit blutrünstigen Fanatikern , wie jenen die für
die Herrschaft des Terrors, der seit dem Sommer Syrien und den Irak heimsucht,
konfrontiert werden, öffentlich zu verstehen geben, daß es moralisch
gerechtfertigt ist, bewaffnete Streitkräfte -vorsichtig und zielgerichtet-zur
Verteidigung der Unschuldigen einzusetzen.
"Quelle:La NuovaBussolaQuotidiana, The Denver Catholic Register, George Weigel
"Quelle:La NuovaBussolaQuotidiana, The Denver Catholic Register, George Weigel
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