Montag, 22. September 2014

Islam, Islamismus, ISIS & Regensburg

Vielen damals so Empörten dämmert jetzt, wo sie nicht mehr wegschauen können, so langsam, was ihnen 2006 zu erkennen verwehrt war, durch ihre Ahnungslosigkeit in Sachen Islam, Islamismus & Geschichte des Mittleren Orients hinter den Scheuklappen der -besonders im linken politischen Spektrum verbreiteten-Orientromantik, kombiniert mit gewissen  Lese/Verständnisdefiziten.
Sie haben Papst Benedikt XVI zu Unrecht angegriffen und verdammt, er hatte Recht, aber zugeben  können es nur wenige, weil nur wenige ihres politischen Schlages so viel Größe haben. Viele derjenigen, die ihren Irrtum erkennen können oder wollen, verlegen sich jetzt darauf, die Rede umzuinterpretieren und zu behaupten, daß es gar nicht um den Islam ging, sondern nur um religionstheoretische Überlegungen.

Im Denver Catholic Register schrieb George Weigel am 16.9.14  dazu:  klicken

                        "Regensburg vindicated"     

                       Regensburg gerechtfertigt

Als er am Abend des 12. Septembers 2006 mit seiner Frau in Krakau mit polnischen Freunden beim Essen saß, rief ihn ein aufgeregter italienischer Vaticanist an und fragte:
"what I thought of “Zees crazee speech of zee pope about zee Muslims.” 

Weigel ahnte sofort,  daß die "Herde der unabhängigen Geister" in der Weltpresse über die Regensburger Vorlesung Benedikts XVI durchdrehen würde :  Ein "Fauxpas-Knochen", an dem die Medien bis zum Ende seines Pontifikates herumkauten.

"8 Jahre später sieht die Regensburger Rede ganz anders aus.  In der Tat konnten jene, die die Rede 2006 wirklich gelesen hatten, verstehen, daß-Benedikt XVI-weit von einem Fauxpas entfernt- Fragen mit wissenschaftlicher Präzision untersuchte, deren Beantwortung den Bürgerkrieg innerhalb des Islams wesentlich beeinflussen würde. Ein Krieg dessen Ergebnis entscheiden wird, ob der Islam des 21. Jahrhunderts für seine eigenen Gläubigen und für die Welt sicher ist.

Die erste Frage betraf die Religionsfreiheit: konnten die Moslems innerhalb ihrer eigenen spirituellen und intellektuellen Quellen Argumente für religiöse Toleranz finden ( einschließlich einer Toleranz gegenüber Konvertiten zu anderen Religionen)? Diese wünschenswerte Entwicklung, die der Papst vorschlug, würde mit der Zeit (soll heißen über Jahrhunderte) in eine vollständigere Islamische Theorie über Religionsfreiheit münden können.

Die zweite Frage drehte sich um den Aufbau islamischer Gesellschaften: konnten Muslime wiederum innerhalb ihrer eigenen spirituellen und intellektuellen Quellen, islamische Argumente für die Trennung religiöser von politischer Autorität in einem gerechten Staat finden?
Diese ebenfalls wünschenswerte Entwicklung könnte Muslimische Gesellschaften in sich selbst menschlicher und für ihre Nachbarn weniger gefährlich machen, besonders wenn sie an eine sich entwickelnde Islamische religiöse Toleranz gekoppelt wäre.
Papst Benedikt fuhr damit fort, vorzuschlagen, der interreligiöse Dialog zwischen Katholiken und Muslimen möge sich auf diese beiden miteinander verbundenen Fragen konzentrieren. Die Katholische Kirche habe- wie der Papst freimütig zugab- ihre eigenen Kämpfe bei der Entwicklung von Religionsfreiheit in verfassungsgemäß regierten Staaten gehabt, in denen die Kirche eine Schlüsselrolle hinsichtlich der Zivilgesellschaft, nicht aber beim Regieren spielte. 
Aber der Katholizismus hatte es am Ende geschafft: nicht dadurch , daß er sich der sekularen politischen Philosophie unterwarf,  sondern durch das, was er von der politischen Moderne gelernt hatte: auf seine eigene Tradition zurückzugreifen und Elemente ihres Denkens über Glaube, Religion und Gesellschaft wieder zu entdecken, die über lange Zeit vergessen worden waren und die Lehre über die gerechte Gesellschaft der Zukunft zu entwickeln.



War so ein Prozess aus Wiederfinden und Entwickeln im Islam möglich? Das war die große Frage. die Benedikt XVI in der Regensburger Rede stellte. Es ist eine Tragödie historischer Dimension, daß diese Frage zuerst mißverstanden und dann vergessen wurde.
Das Resultat dieses Mißverstehens und Vergessens - und vieler anderer Mißverständnisse und Ignoranz- kann man jetzt auf gräßliche Weise im Mittleren Osten sehen: 
in der Dezimierung der antiken Christlichen Gemeinden, in den Barbareien, wie Kreuzigungen und Enthauptungen von Christen, die den scheinbar unschockierbaren Westen schockierten, in wankenden Staaten, in der zerstörten Hoffnung, der Mittlere Osten des 21. Jahrhunderts könne sich von seinen diversen kulturellen und politischen Krankheiten erholen und den Weg in eine menschlichere Zukunft finden.


Ich bin sicher, daß Benedikt XVI sich nicht über die historische Rechtfertigung seiner Regensburger Vorlesung freut. Aber seine Kritiker von 2006 könnten gern ihr Gewissen über die Schmach befragen, die sie vor 8 Jahren auf ihn häuften.
Zuzugeben, daß sie das 2006 falsch verstanden haben, wäre der erst Schritt, ihre Ignoranz bezüglich des innerislamischen Bürgerkrieges, der den Frieden im 21. Jahrhundert schwer bedroht, anzusprechen.


Das Gespräch über die Zukunft des Islam, das Benedikt XVI vorschlug, erscheint jetzt ziemlich unwahrscheinlich. Wenn es aber stattfinden soll, müssen die führenden Christen den Weg dazu bereiten, indem sie die Pathologien des Islamismus und Djihadismus klar benennen und ihre ahistorischen Entschuldigungen für den Kolonialismus des 20.Jahrhunderts (einer lahmen Kopie  des schlimmsten westlichen akademischen Gewäschs über die arabisch-islamische Welt) beenden. Und- wenn sie mit blutrünstigen Fanatikern , wie jenen die für die Herrschaft des Terrors, der seit dem Sommer Syrien und den Irak heimsucht, konfrontiert werden, öffentlich zu verstehen geben, daß es moralisch gerechtfertigt ist, bewaffnete Streitkräfte -vorsichtig und zielgerichtet-zur Verteidigung der Unschuldigen einzusetzen.
"Quelle:La NuovaBussolaQuotidiana, The Denver Catholic Register, George Weigel

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