Samstag, 13. Dezember 2014

Franziskus-Effekt, wie ihn Pietro De Marco sieht


"DER FRANZISKUS EFFEKT:  "DEMOKRATISCHE  TYRANNEI" GEGEN ANDERSDENKENDE"
"Ich habe den Text erhalten"-schreibt Sandro Magister -"und veröffentliche ihn. Der Autor ist emeritierter Professor für Religionssoziologie an der Universität Florenz und der Theologischen Fakultät von Zentral-Italien."   Hier geht´s zum Original:    klicken

                 "Das Klima des Pontifikates ist eine neue Lust am Knüppel."

von Pietro De Marco

"Sie haben mir diesen Fall vor kurzem erzählt, der für das Klima, das zur Zeit in der Katholischen Kirche herrscht, bezeichnend ist: ein historischer Verein in Florenz- hat vor einigen Monaten-Mitglieder rausgeworfen, weil sie Papst Bergoglio kritisert hatten.
Wie es aussieht, sind die Beweise dafür aus den sozialen Netzwerken durchgesickert, wo sie ihren Dissenz offen ausgesprochen und herausgeschrien hatten. Ein Rauswurf ohne Prozess, ohne Erwiderungsmöglichkeit, der auf Artikeln der Vereinsstatuten basierte, zu denen die Beschuldigten keinen Zugang hatten.

Auch aus anderen Gebieten der Toskana kommen Zeichen der Bereitschaft, Sanktionen gegen das Festhalten an der Tradition zu verhängen. Aktionen, die in der Vergangenheit niemals gegen Ideen und Verhaltensweisen verhängt wurden, die sich wirklich gegen die Institution richteten, wenn nicht sogar umstürzlerisch gegen Ritus und Dogma. Wer in der Kirche gelebt hat, erinnert sich an die verdeckte- über Jahrzehnte dauernde -Feindseligkeit gegenüber der Person von Papa Wojtyla oder Papst Ratzinger, an die Toleranz der katholischen Autoritäten (wenn es sich um Bischöfe oder Führer laikaler Vereinigungen handelte) dafür, die sich formal Rom angeglichen hatten.
Einzigartig ist, daß so eine -damals unbewaffnete-Angleichung, sich heute in einer "dolchbewehrten" Verteidigung des regierenden Papstes manifestiert, nur um orthodoxe Umfelder und Persönlichkeiten zu strafen. Diese schwerwiegenden Fälle -nicht weniger auch die kleinen -werden von Papst Franziskus legitimiert

Natürlich wird-wie bei jeder Unterdrückung, die respektiert wird, keiner "ausgestoßen". Diejenigen, sagt man, haben sich schon selbst entfernt, es ist unwichtig ( wenn nicht erschwerend) daß sie in ihrer Polemik gegen die flüssige Religiosität, die Predigten, Praxis und die katholische Ethik durchdringt, opponieren,


Analog dazu, daß man im Öffentlichen Leben mit dem Epitheton "Verfassungsfeind" diffamiert wird- ist es in der Kirche Brauch geworden, die tödliche Formel "Feinde des Konzils" oder "Franziskus gegenüber feindselig" zu benutzen.
Es genügt das noch ganz blutige Modell der Kommissionierung der FFI zu betrachten, bei dem das Kirchenrecht auf unrichterliche Weise von Kommissaren, die auf Kritik mit einschüchternder Sprache reagieren wie bei den Schauprozessen früherer Zeiten, als Knüppel benutzt wurde.

Diese schwerwiegenden Fälle ebenso wie die kleinen Säuberungen, die ich erwähnte, werden durch die Worte und Taten von Papst Franziskus legitimiert. Es ist das bekannte Phänomen, daß Worte eines Oberhauptes mißbraucht werden, um Rache üben zu können.
Aber- man versteht- es geht auch um den Willen, einem Papst und seiner Entourage zu gefallen, was schon einen fruchtbaren Boden für diese- so bisher noch nicht gekannte- papstfreundliche Front bildet.

Mit Ende des Pontifikates von Benedikt XVI schienen Laien und Klerus in der Konfrontation mit dieser postkatholischen, christlichen Ausschussware, keine Antikörper mehr zu haben ( wenn sie voher auch schon nur wenige besaßen), die aus Reue und Gewisenssbissen, Selbstkritik der katholischen Vergangemheit "im Licht des Evangeliums" und der Umarmung jeder Art Agenda der Medien bestehen,
Die katholische Kultur endete als Succubus eines modernen antiklerikalen Syndroms, von den Kreuzzügen über die Inquisition, zur Pädpophilie- ausgelöst auch von einer Phalanx von Bestsellern und kostenträchtigen cinematographischen Fälschungen. Mehr noch: durch die "katholischen Kritiker" paßte die so beschmutzte Kirche zur Autorität der "Kirche des Nein", von der man sich befreien mußte. Und der regierende Pontifex bringt dieser Selbstverletzung nicht die nötige Aufmerksamkeit entgegen.


So hat es mich nicht überrascht, um bei der Kirche und in der Toskana zu bleiben, daß Klerus, Religiöse und Laien vor kurzem einem- mit öffentlichen Mitteln finanzierten Film ("Il Seminarista" von G.Cecconi) applaudierten, in dem der punktuell katholische Regisseur das Leben in den Seminaren in den 50-er Jahren wiedergibt, und darin eine Polemik und so falsche Albernheiten gegen die katholische Erziehung in der Großen Kirche Pius´ XII zusammen montiert, daß er die Katholiken mit ein bißchen Standfestigkeit und gesundem Menschenverstand dazu hätte bringen müssen, aufzustehen und zu reagieren.

Das "Who am I to judge?" hat also Folgen, es hilft immer, wenn es um die Vergangenheit der Kirche geht.
Für den Rest befreit es vom speziellen katholischen Zeugnis. Eine Befreiung, die ohne von Rom gebremst zu werden, auch den Moderaten aufgezwungen wird, die gedrängt werden "ja" zu sagen-widerwillig- zu Verhaltensweisen, Ideen, Gesetzen, die als "endlich menschlich" präsentiert werden und sich dem Chor der öffentlichen Beschwörungen des Ritus gegen Armut, Krieg& Mafia anzuschließen, die weder den Bürger noch das katholische Medium etwas kosten, am allerwenigsten Nachdenken.

So vergessen sie, daß nur der Nihilismus immer ein gutmütiges "humanes" Gesicht zeigt, der nicht richtet, das öffentliche Glücklichsein fördert, wie der Antichrist eines berühmten russischen Autors- und viele katholische Laien wie Klerus versäumen es, an ihren entscheidenden Beitrag zum Westen und der christlichen Welt zu erinnern. der sein Fundament ist. Dabei geht es um Seele und Körper, Leben und Tod, um Zeugung oder die zu erzeugende Identität.

Keine katholische Stimme mit Amts-Autorität erhebt sich noch gegen die unfundierten ( sowohl philosophisch wie wissenschaftlich) und neurotischen Manipulationen zur Einebnung des Unterschiedes zwischen männlich und weiblich, die sich einer diffusen Kultur aufdrängt, und in Parlament und Schule wirkt.
Durch das Gemisch aus Angst und Angezogensein vom Papst, das Klerus und Laien betäubt, muss die Müdigkeit der Katholischen Vernunft, das auf kleinste Maßstäber reduzierte Gewissen die Abhängigkeit von der öffentlichen altruistischen Ethik unter Papst Bergoglio nicht mehr verleugnet werden.

Mehr noch- geradezu mimetisch von der öffentlichen Meinung abhängig, die vorgibt für Werte zu arbeiten und sich durch einen durch die selben Meinungsmacher vermittelten Papst legitimiert glaubt, verwandeln sich einige Laien und Kleriker (nach einer Konstante der politischen Soziologie) in demokratische Tyrannen gegenüber "Dissidenten".

Nichts Neues, wird man sagen. Aber in der Vergangenheit wurden die Sanktionen durch den Schutz der Unverletzlichkeit des Glaubens und der Institution motiviert. Heute dagegen wird dieser Knüppel von einer säkularen Fälschung des Christentums als "Liebe" und "Barmherzigkeit" gegen Verantwortung und Gerechtigkeit, für "Leben" gegen Vernunft, als "Natur" und Glück" gegen Sünde und Erlösung, als "Konzil" gegen christliche Tradition eingesetzt, Das ist der Horizont zu vieler Predigten, in denen man -wenn auch verwässert und aus der Zeit gefallen-das Schlimmste aus der postkonziliaren Zeit wieder zu hören glaubt.
Vom Großinquisitor zum Antichristen also?
Nein, weder der eine noch der andere sind adäquate Bilder der Realität der Kirche, Aber es bleibt gut, darüber nachzudenken."
Pietro De Marco

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