Montag, 31. August 2015

Die theologische Familie, das verborgene Vermächtnis Benedikts XVI.

A. Gagliarducci schreibt in Monday in the Vatican über das verborgene Vermächtnis Benedikts XVI
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                 "BENEDIKT XVI DAS VERBORGENE VERMÄCHTNIS"

"Eine theologische Familie" so beschreibt Pater Stephan Horn, Salvatorianer, den Ratzinger-Schülerkreis.
Pater Horn arbeitete von 1971 bis 1977 in Regensburg als akademischer Assistent bei Joseph Ratzinger und ist heute der Sekretär der  Ratzinger-Schülerkreises.
In einem Interview mit ACI Stampa und der CNA  letzte Woche erklärte er, daß Benedikt XVI wollte, daß die Gruppe eine "theologische Familie" sein solle.

Die Terminologie ist präzise, wie bei allen Theologen die bei Benedikt XVI studiert haben. Der Begriff Familie ist der Interpretationsschlüssel für das Verständnis des Pontifikates aber auch entscheidend im Hnblick auf die kommende Synode.
Die Diskussion bei der Synode hat sich- bis jetzt- meistens auf die Pastoral für Paare fokussiert, die in Schweirigkeiten sind, wie Geschiedene und zivil Wiederverheiratete, auf Ehe-Vorbereitungskurse, Empfängnisverhütung. und gleichgeschlechtliche Paare.
Aber wie die Familie die lebende Urzelle der Gesellschaft werden kann, ist keines der Top-Themen auf der Agenda oder scheint es jedenfalls nicht zu sein,

Hier ist dann Benedikts Antwort auf das, was so einfach ist- aber so schwer zu erreichen.
Als seine früheren Studenten Ratzinger, als er zum Erzbischof von München und Freising bestellt wurde, darum bat, sich einmal im Jahr zu treffen, akzeptierte er.
Aber er wollte, daß diese Treffen nicht einfach nur das Treffen der früheren Studenten mit ihrem Professor sein sollten, nicht nur ein Symposium.
Die Studenten sollten einander verstehen, einer mit dem anderen diskutieren, sich guter Beziehungen zueinander erfreuen,
Die Diskussionen sollten frank und frei sein, lebhaft, ohne Angst. Keine Diplomatie zwischen Freunden.
Aber die Mitglieder der Gruppe wurden mit dem Ziel beauftragt, Freunde zu werden. Mehr als das, sie sollten eine theologische Familie repräsentieren, eine Familie die füreinander sorgte.




Deshalb telefonieren die Schülerkreismitglieder miteinander, wann immer ihre Verpflichtungen es zulassen,
Einige sind Missionare, einige sogar Bischöfe und einer leitet seit neuestem ein wichtiges Verlagshaus usw.
Alle gemeinsam haben einen Standpunkt, der aus Prof. Ratzingers Vorlesungen stammt,
Und obwohl jeder diese Ideen auf eigene Weise weiter entwickelte, sind sie  immer in der Lage, ihre Interessen in Beziehung zu setzen und sich zu einigen,.

Benedikt XVI wollte seinen Begriff von Familie auf die Kirche verwenden und er hat wahrscheinlich nicht verstanden, warum Mitglieder dieser Kirche das nicht verstanden haben.
Dieses Nichtverstehen mag man in dem (bitteren) Brief erkennen, den er nach den Polemiken, die der Entscheidung, die Exkommunizierung der 4 Lefêbvre Bischöfe aufzuheben, folgten, schrieb:
"Wenn Ihr einander beißt und verschlingt, seid vorsichtig, oder ihr werdet euch gegenseitig zerstören" sagte er,  indem der den Heiligen  Paulus (Gal)  zitierte,
Alle Bemühungen seines Pontifikates sind ein Teil diese Suche nach Einheit innerhalb der Kirche, mit dem Ziel, eine wirklich Familie zu bilden, Kollegialität.

Als der Skandal der durchgesickerten vertraulichen Dokumente - später Vatileaks genannt,  losbrach, erklärte Kardinal T. Bertone, Staatssekretär, aber vor allem Benedikt XVI loyal Ergebener (daher auch die ständigen Angriffe auf ihn), bei einem der periodischen Treffen der Leiter der Vaticanischen Dikasterien die Methode, die sie in der Glaubenskongregation anwendeten, um Dokumente zu entwerfen.
Die Methode basierte auf totaler Kollegialität und Transparenz,  aber die anderen Dikasterien folgten ihr im Vatican nicht, wo Dokumente "durchsickerten" und benutzt wurden, um bestimmte Individuen "zu beißen und zu verschlingen."

Als der Mißbrauchskandal durch Kleriker in der Irischen Kirche ausbrach, bediente sich Benedikt XVI der selben Methode: er hielt zwei Treffen mit den Irischen Bischöfen ab und schickte einen <pastoralen Brief an die irischen Katholiken, der Licht auf die Verantwortung der Kirche warf.
Aber er bat die Irischen Bischöfe, zusammen zu arbeiten und den Weg aus der Krise selbst zu finden.

Mehr als das, als Benedikt XVI zum Papst gewählt wurde, beschloss er, die Köpfe der Dikasterien der Kurie nicht auszutauschen, sondern Schritt für Schritt seine eigene Kurie zu formen. Das wahre Ziel dabei war, das alte und das neue Establishment zu vereinen, weil das gemeinsame Ziel das Wohl der Kirche war.

Einigkeit kann man am Ende als das Leitmotiv des Benedikt-Pontifikates ansehen.
Der mit den Traditionalisten Lefêbvres begonnene Dialog repräsentierte den Versuch, diesen Teil der Kirche, die innerlich verletzt war, zu reintegrieren.
Die Schaffung eines Anglikaner-Ordinariates zeigte den Wunsch, in einen noch intensiveren Dialog mit den englischen Protestanten einzutreten. Seine Reden an die protestantische Welt - insbesondere die während seiner Reise nach Deutschland 2011- sollten erklären, daß der Glaube kein politisches Thema ist ( viele erwarteten damals als "ökumenisches Geschenk" den Widerruf der Exkommunikation Luthers) sondern vor allem der Versuch, einen gemeinsamen Weg zu Gott zu finden.

Benedikts Methode war Kommunion, das Endziel die Schaffung einer Familie. Innerhalb einer Familie gibt es Differenzen. Aber diese Differenzen werden durch die gegenseitige Liebe zwischen ihren Mitgliedern, die Liebe zu ihren Eltern und besonders zu unserem Vater im Himmel beigelegt.

Dieses Ziel ist im Ratzinger-Schülerkreis erreicht worden, in dem Bwnedikts Worten und Beispiel ganz gefolgt wird. Der Ratzinger-Schülerkreis ist nicht nur eine theologische Familie, In ihm werden Gedanken entwickelt und nach außen weiter gegeben - und so eine Kette gebildet, die auch die neue Generation einschließt.

Das ist der Grund daß 2008 ein "Neuer Schülerkreis" gegründet wurde, des sich aus jungen Leuten zusammensetzt, aus Studenten Joseph Ratzingers theologischer Werke. Diese jungen Studenten können sich der Freundschaft und "Väterlichkeit" des alten Schülerkreises erfreuen.
Die jungen Leute veranstalten Symposien, die für das Publikum zugänglich sind, und sie begründen alles, was sie tun damit, daß Theologie und Barmherzigkeit vetwas Veschiedenes sind:  der eine hilft dem anderen, den Herausforderungen der Welt zu begegnen.
Paradoxerweise ist diese Sichtweise der auf Kommunion basierenden Familie eine mit Blick auf die Synode am wenigsten diskutierten. Dennoch dreht sich die Synode um die Familie und soll den modernen
Herausforderungen der Familie begegnen.
Darüber, wie man eine Familie bildet, wird nie diskutiert.

Der von der Synode gewählte Zugang scheint ausschließlich normativer Art zu sein, zentriert auf pragmatische Probleme der wiederverheirateten Geschiedenen und auf die pastorale Versorgung homosexueller Paare.

Bei Symposien und Meetings fordern Experten dazu auf, nicht mehr nur einen legalistischen Zugang zu diesem Thema zu wählen. Papst Franziskus selbst hat in seiner Eröffnungsrede bei der 2014.-Synode davor gewarnt, nur die Kasuistik zu sehen.

Aber die Diskussion in den Medien dreht sich nur um praktische Themen, Ausgangspunkt ist immer ein soziologischer. Hier gibt es keine einfache Dialektik zwischen Progressiven und Konservativen, Die Medien sprechen fast nur über die Notwendigkeit, den Glauben an die aktuelle Lage der Katholiken anzupasssen.
Das ist aber eine rein intellektuelle Diskussion, von der die Diskussionen bei der Synode ausgehen sollen.
Die Erfahrung des Ratzinger-Schülerkreises zeigt, daß die Familie wirklich intellektuelle Diskussionen generiert und nicht das Gegenteil.
Benedikt XVI dachte am Ende immer, daß die Theologie nicht der einzige Weg zum Glauben ist, Pater Horn erklärte, daß Ratzinger die Theologie der Heiligen vor die Theologie der Theologen stellt, das heißt das Beispiel vor das Wort."

Papst Franziskus scheint diesem Weg zu folgen. Viele der sozialen Themen, die der Papst anspricht, waren bereits Teile Sozial-Lehre Benedikts XVI.
Die Forderung von Papst Fraziskus nach einer Desäkularisierung ist die selbe, die Benedikt während seiner 
Deutschlandreise 2011 vorbrachte,

Und Benedikt XVI suchte immer nach neuen Wegen über Gott zu sprechen, wie es auch Papst Franziskus tut. Jedoch scheint die Papst-Franziskus-Kirche von keinen Gebrauch von der Kommunion als Intrument zu machen und verfehlt so die Schaffung einer Familie. 

Es wird viel über "mächtige Lobbies" nachgedacht und sogar "magische Zirkel" um Papst Franziskus geredet. Es scheint evident, daß hinter Papst Franziskus eine Agenda am Werk ist, wie sein Biograph Austen Iverreigh suggerierte, als er über das "Team Bergoglio", das seine Wahl betrieben hatte, schrieb.

Es wird allgemein gehofft, daß Papst Franziskus mit der Korruption im Vatican aufräumt, als der einzige Mann an den Schalthebeln. Zur gleichen Zeit wird gehofft daß er allein eine Revolution der Doktrin zuwege bringt, zumindest bei Aspekten der Disziplin, wie dem Zugang zur sakramentalen Kommunion.

Das ist keine kollegiale Methode, sondern das Gegenteil. Anstatt eine einzige, einige Familie zu schaffen, generiert sie viele Familien,, von denen jede ihren eigenen Gesichtspunkt hat, den sie nicht zugunsten des Gemeinwohls aufgeben wird.

Wenn Papst Franziskus das Modell der Kirche, das er angeblich im Sinn hat, erreichen will, sollte er vielleicht auf die theologische Familie zurückgreifen, das Modell, das Benedikt XVI de facto mit dem Schülerkreis entwickelte.
Dieser Begriff is was wahre verborgene Erbe des papa emeritus."
Quelle: Monday in the Vatican, A.Gagliarducci


2 Kommentare:

  1. Es gibt hier einen kleinen Irrtum: Nach eigener Auskunft war P. Horn von 1972 bis 1977 einer der beiden Assistenten des damaligen Prof. Ratzinger (der andere war Siegfried Wiedenhofer). Danach war er selber Professor, zunächst in Passau, dann in Augsburg.

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    1. ja das ist mir beim Übersetzen auch aufgefallen, das ist ein Fehler von A. Gagliarducci, Danke für den Hinweis!

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