Dienstag, 18. August 2015

Vor der Synode : neue Schlüssel zum Verständnis sind gefragt.


In seiner wöchentlichen Kolumne Monday in the Vatican macht sich A. Gaggliarducci Gedanken darüber, wie man Worte und Taten des amtierenden Pontifex besser und richtiger interpretieren kann.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"PAPST  FRANZISKUS : DIE NOTWENDIGKEIT NEUER INTERPRETATIONS-SCHLÜSSEL" 

"Der Lärm, den Papst Franziskus machen wollte ("hacer lio" ist einer seiner Lieblingsausdrücke) trägt Früchte. Die Debatte um die bevorstehende Synode ist in vollem Gange und sie könnte nicht anders verlaufen, als sie es tut.
Auf beiden Seiten besteht eine gewisse Angst: bei denen, die fürchten, daß die Wahrheit des Glaubens in Gefahr ist und bei denen, deren Ziele als " theologische Entwicklungen"  bezeichnet werden, aber in Wirklichkeit eine wahre Revolution der Lehre sind.
Wieder gibt es eine Konfrontation zwischen Konservativen und Progressiven- sagt man.
Wirklich aber wirft dieses Begriffspaar kein Licht auf die aktuelle Situation- und kann es auch nicht, statt dessen ruft es einen weiteren Konflikt hervor, der kaum zu einer konsens-basierten Lösung führen wird.
Dieser Interpretationsschlüssel war noch nicht einmal während der Jahre des II. Vaticanischen Konzils nützlich- also zu  der Zeit, als sich diese Dialektik entwickelte.

Eines von Benedikts XVI größten Vermächtnissen ist seine Erklärung wie das II. Vaticanum so unterschiedlich interpretiert werden konnte. Während seiner letzten - komplett aus dem Stegreif gehaltenen - Rede an den Römischen Klerus sprach er über das "reale Konzil und das Konzil der Medien"
Er unterstrich, daß innerhalb der Versammlungen des Konzils eine heitere Stimmung herrschte und daß während des Konzils das starke Verlangen bestand, einen neuen Diskurs zu entwickeln, ein Zwiegespräch mit der Welt, aber eines, das immer von der Tradition der Kirche ausging. Diese Atmosphäre wurde von den Medien vollkommen falsch wiedergegeben, die oft von neuen Öffnungen und Veränderungen sprachen, wo es keinerlei Basis dafür gab.

Das Konzil war nicht die einzige Gelegenheit, bei der die Medien den Diskurs der Kirche verzerrten. Der Gegensatz zwischen der realen Kirche und der Kirche der Medien entwickelte sich in den postkonziliären Jahren. 
Mehr als jeder andere mußte Papst Paul VI das Schiff Petri auf Kurs halten - gegen die Strömung, die ihm aus dieser Debatte zwischen Progressiven und Konservativen entgegenkam.
Weil sie in dieser Debatte feststeckte, konnte die Kirche nicht nach vorn schauen. Emblematisch dafür ist die Geschichte der Enzyklika Humanae Vitae, deren angebliche Öffnung für künstliche Empfängnisverhütung verbreitet worden war, nachdem ein Teil eines Berichtes der Berater-Kommission durchgesickert war, die der selige Paul VI eingesetzt hatte,.

Das Hindernis einer so polarisierten Debatte wurde Dank der Energie Johannes Pauls II und des theologischen Genius Kardinal Joseph Ratzingers überwunden. Johannes Paul II war ein populärer Papst, der großes pastorales Interesse zeigte, aber auch zu überraschenden Gesten fähig war, die die Aufmerksamkeit derMedien auf sich zog. Zur selben Zeit - stand der Heilige Johannes Paul II fest in der Doktrin der Kirche.
Auf der anderen Seite stand auch Joseph Ratzinger fest in der Doktrin, war aber fähig, die Zeichen der Zeit zu lesen.
Johannes Paul II und Kardinal Ratzinger - zusammen mit vielen Mitarbeitern- hatten den Gedanken gefaßt, die gesamte Saat der Kontinuität innerhalb der Doktrin der Kirche zu respektieren, auch wenn diese Saat der Kontinuität Teil eines originären Lesens der Zeichen der Zeit war .
Gleichzeitig zielte diese Operation, die Saat der Kontinuität zu respektieren, darauf ab, alle die theologischen Strömungen zu marginalisieren, die írgendeinem "originalen Lesen" entstammten. Ein Beispiel für diese Vorgehensweise war die Art, mit der das Thema Befreiungstheologie behandelt wurde. klicken

Mit 2 Instruktionen der Glaubenskongregation wurde die Befreiungstheologie zuerst von ihren Marxistischen Tendenzen gereinigt und dann mit jenen Themen und Worten ihrer Prinzipien angenommen, die dem Evangelium am nächsten standen,.

Als Benedikt XVI Papst wurde, arbeitete er weiter an diesem Projekt. Als er beim WJT 2005 in Köln zu den jungen Leuten sprach, warnte er vor einem "selbstgemachten" Glauben und forderte einen erwachsenen Glauben, um wirklich an Gott glauben zu können.
Er schlug einen Qualitätssprung für die jungen Menschen vor,- und ließ so die sterile Debatte zwischen Konservativen und Progressiven hinter sich - indem er seine Zuhörer zur Freude des Evangeliums führte.




Dieser Plan wurde während des ad-Limina-Besuches der Schweizer Bischöfe noch klarer, als er am 9. November 2006 eine Stegreif-Rede an sie richtete. Der Papst sagte: "Ich erinnere, wenn ich in der 80-er und 90-er Jahren nach Deutschland fuhr, wurde ich gebeten ein Interview zu geben, ich kannte die Fragen schon vorher. Sie betrafen die Frauenordination, die Empfängnisverhütung, Abtreibung und andere immer wiederkehrende Probleme."
"Wenn wir uns in diese Diskussion hinein ziehen lassen, wird die Kirche mit einigen Geboten oder Verboten identifiziert.Wir machen den Eindruck, Moralisten mit etwas antiquierten Ansichten zu sein und es zeigt sich nicht einmal ein kleiner Hinweis auf die Größe des Glaubens. Ich halte es deswegen für essentiell,.immer die Größe unseres Glaubens herauszustellen - eine Aufgabe von der wir uns durch solche Situationen nicht ablenken lassen dürfen."

Die selben altmodischen Themen, auf die sich Benedikt XVI 2006 bezog, sind jetzt wieder aktuell, obwohl die Linie von Papst Franziskus nicht so weit von der seines Vorgängers entfernt zu sein scheint. Die Äußerungen von Papst Franziskus zur Desäkularisierung sind wohl den Reden Benedikts XVI zu den Katholiken während seiner Deutschlandreise 2011 entnommen. Die Äußerungen von Papst Franziskus über den Ausschluß der wiederverheirateten Geschiedenen kommen direkt aus der postsynodalen Exhortation des Heiligen Johannes Pauls II "Familiaris Consortio" von 1981.

Dennoch gibt es massive Versuche, das Pontifikat von Papst Franziskus als ein progressives darzustellen, und das mit einigen Fakten zu untermauern, die zeigen sollen, daß der Papst denen, die das Etikett "Progressive" tragen, Sympathie entgegen bringt. Einige der jüngeren Beweise dafür werden in den möglichen Ernennungen zur kommenden Bischofssynode gesehen. An ihr werden mehr als 300 Bischöfe teilnehmen und ein Drittel von ihnen wird durch den Papst ausgewählt.

Obwohl die Bischofskonferenzen (mit einigen Ausnahmen. wie Deutschland) in der Mehrzahl Bischöfe ausgewählt haben, die in der Lage sind, einen Dialog zwischen der Tradition und den Zeichen der Zeit zu führen, wird gemunkelt, daß Papst Franziskus "linke" Bischöfe als Synodenteilnehmer auswählten wird.
Hier also die Gerüchte:
nicht dabei:  Kardinal R. Burke, früherer Präfekt der Apostolischen Signatur, der als Leiter eines Dikasteriums der Römischen Kirche an der Synode von 2014 teilgenommen hatte-
dabei Erzbischof:  B. Cupich von Chicagom -obwohl die amerikanischen Bischöfe ihn nur als möglichen Ersatzmann nominierten. Er unterstützt den Dialog mit der Welt, weshalb seine Antwort an den Obersten Gerichtshof der USA und dessen Zulassung gleichgeschlechtlicher Ehen so schüchtern ausfiel.
andere mögliche Nominierungen:
wieder dabei : Kardinal G. Daneels, der in seinem Heimatland Belgien die Kirche gespalten und unfähig, gegen die säkularen Strömungen zu kämpfen, zurück ließ.
Nicht dabei: Erzbischof A.-J- Leonard, der die schwere Aufgabe, die belgische Kirche wieder herzustellen, übernahm
dabei: Bischof Johan Bonny von Antwerpen, dessen Standpunkt zugunsten homosexueller Verbinungen in der Kirche wohl bekannt sind.

Fortsetzung folgt
Quelle: Monday in the Vatican, A- Gagaliarducci

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