In seiner
wöchentlichen Kolumne Monday in the Vatican macht sich A.
Gaggliarducci Gedanken darüber, wie man Worte und Taten des amtierenden
Pontifex besser und richtiger interpretieren kann.
"PAPST FRANZISKUS : DIE NOTWENDIGKEIT NEUER INTERPRETATIONS-SCHLÜSSEL"
"Der Lärm,
den Papst Franziskus machen wollte ("hacer lio" ist einer seiner
Lieblingsausdrücke) trägt Früchte. Die Debatte um die bevorstehende Synode ist
in vollem Gange und sie könnte nicht anders verlaufen, als sie es tut.
Auf beiden Seiten
besteht eine gewisse Angst: bei denen, die fürchten, daß die Wahrheit des
Glaubens in Gefahr ist und bei denen, deren Ziele als " theologische
Entwicklungen" bezeichnet werden, aber in Wirklichkeit eine wahre
Revolution der Lehre sind.
Wieder gibt es
eine Konfrontation zwischen Konservativen und Progressiven- sagt man.
Wirklich aber
wirft dieses Begriffspaar kein Licht auf die aktuelle Situation- und kann es
auch nicht, statt dessen ruft es einen weiteren Konflikt hervor, der kaum zu
einer konsens-basierten Lösung führen wird.
Dieser
Interpretationsschlüssel war noch nicht einmal während der Jahre des II.
Vaticanischen Konzils nützlich- also zu der Zeit, als sich diese
Dialektik entwickelte.
Eines von
Benedikts XVI größten Vermächtnissen ist seine Erklärung wie das II. Vaticanum so
unterschiedlich interpretiert werden konnte. Während seiner letzten - komplett
aus dem Stegreif gehaltenen - Rede an den Römischen Klerus sprach er über das
"reale Konzil und das Konzil der Medien"
Er unterstrich,
daß innerhalb der Versammlungen des Konzils eine heitere Stimmung herrschte und
daß während des Konzils das starke Verlangen bestand, einen neuen Diskurs zu
entwickeln, ein Zwiegespräch mit der Welt, aber eines, das immer von der
Tradition der Kirche ausging. Diese Atmosphäre wurde von den Medien vollkommen
falsch wiedergegeben, die oft von neuen Öffnungen und Veränderungen sprachen,
wo es keinerlei Basis dafür gab.
Das Konzil war
nicht die einzige Gelegenheit, bei der die Medien den Diskurs der Kirche
verzerrten. Der Gegensatz zwischen der realen Kirche und der Kirche der Medien
entwickelte sich in den postkonziliären Jahren.
Mehr als jeder andere mußte Papst Paul VI das Schiff Petri auf Kurs halten - gegen die Strömung, die ihm aus dieser Debatte zwischen Progressiven und Konservativen entgegenkam.
Mehr als jeder andere mußte Papst Paul VI das Schiff Petri auf Kurs halten - gegen die Strömung, die ihm aus dieser Debatte zwischen Progressiven und Konservativen entgegenkam.
Weil sie in
dieser Debatte feststeckte, konnte die Kirche nicht nach vorn schauen.
Emblematisch dafür ist die Geschichte der Enzyklika Humanae Vitae, deren
angebliche Öffnung für künstliche Empfängnisverhütung verbreitet worden war,
nachdem ein Teil eines Berichtes der Berater-Kommission durchgesickert war, die
der selige Paul VI eingesetzt hatte,.
Das Hindernis einer so polarisierten Debatte wurde Dank der Energie Johannes Pauls II und des
theologischen Genius Kardinal Joseph Ratzingers überwunden. Johannes Paul II
war ein populärer Papst, der großes pastorales Interesse zeigte, aber auch zu
überraschenden Gesten fähig war, die die Aufmerksamkeit derMedien auf sich
zog. Zur selben Zeit - stand der Heilige Johannes Paul II fest in der Doktrin
der Kirche.
Auf der anderen
Seite stand auch Joseph Ratzinger fest in der Doktrin, war aber fähig, die
Zeichen der Zeit zu lesen.
Johannes Paul II
und Kardinal Ratzinger - zusammen mit vielen Mitarbeitern- hatten den Gedanken
gefaßt, die gesamte Saat der Kontinuität innerhalb der Doktrin der Kirche zu
respektieren, auch wenn diese Saat der Kontinuität
Teil eines originären Lesens der Zeichen der Zeit war .
Gleichzeitig zielte diese Operation, die Saat der Kontinuität zu respektieren, darauf ab,
alle die theologischen Strömungen zu marginalisieren, die írgendeinem
"originalen Lesen" entstammten. Ein Beispiel für diese Vorgehensweise
war die Art, mit der das Thema Befreiungstheologie behandelt wurde. klicken
Mit 2
Instruktionen der Glaubenskongregation wurde die Befreiungstheologie zuerst von
ihren Marxistischen Tendenzen gereinigt und dann mit
jenen Themen und Worten ihrer Prinzipien angenommen, die dem Evangelium am
nächsten standen,.
Als Benedikt XVI
Papst wurde, arbeitete er weiter an diesem Projekt. Als er beim WJT 2005 in
Köln zu den jungen Leuten sprach, warnte er vor einem
"selbstgemachten" Glauben und forderte einen erwachsenen Glauben, um
wirklich an Gott glauben zu können.
Er schlug einen
Qualitätssprung für die jungen Menschen vor,- und ließ so die sterile Debatte
zwischen Konservativen und Progressiven hinter sich - indem er seine Zuhörer
zur Freude des Evangeliums führte.
Dieser Plan wurde
während des ad-Limina-Besuches der Schweizer Bischöfe noch klarer, als er am 9.
November 2006 eine Stegreif-Rede an sie richtete. Der Papst sagte: "Ich
erinnere, wenn ich in der 80-er und 90-er Jahren nach Deutschland fuhr, wurde
ich gebeten ein Interview zu geben, ich kannte die Fragen schon vorher. Sie
betrafen die Frauenordination, die Empfängnisverhütung, Abtreibung und andere
immer wiederkehrende Probleme."
"Wenn wir
uns in diese Diskussion hinein ziehen lassen, wird die Kirche mit einigen
Geboten oder Verboten identifiziert.Wir machen den Eindruck, Moralisten mit
etwas antiquierten Ansichten zu sein und es zeigt sich nicht einmal ein kleiner
Hinweis auf die Größe des Glaubens. Ich halte es deswegen für essentiell,.immer
die Größe unseres Glaubens herauszustellen - eine Aufgabe von der wir uns durch
solche Situationen nicht ablenken lassen dürfen."
Dennoch gibt es
massive Versuche, das Pontifikat von Papst Franziskus als ein progressives
darzustellen, und das mit einigen Fakten zu untermauern, die zeigen sollen, daß
der Papst denen, die das Etikett "Progressive" tragen, Sympathie
entgegen bringt. Einige der jüngeren Beweise dafür werden in den möglichen
Ernennungen zur kommenden Bischofssynode gesehen. An ihr werden mehr als 300
Bischöfe teilnehmen und ein Drittel von ihnen wird durch den Papst ausgewählt.
Obwohl die
Bischofskonferenzen (mit einigen Ausnahmen. wie Deutschland) in der Mehrzahl
Bischöfe ausgewählt haben, die in der Lage sind, einen Dialog zwischen der
Tradition und den Zeichen der Zeit zu führen, wird gemunkelt, daß Papst
Franziskus "linke" Bischöfe als Synodenteilnehmer auswählten wird.
Hier also die
Gerüchte:
nicht dabei: Kardinal R. Burke, früherer
Präfekt der Apostolischen Signatur, der als Leiter eines Dikasteriums der
Römischen Kirche an der Synode von 2014 teilgenommen hatte-
dabei
Erzbischof: B. Cupich von
Chicagom -obwohl die amerikanischen Bischöfe ihn nur als möglichen Ersatzmann
nominierten. Er unterstützt den Dialog mit der Welt, weshalb seine Antwort an
den Obersten Gerichtshof der USA und dessen Zulassung gleichgeschlechtlicher
Ehen so schüchtern ausfiel.
andere
mögliche Nominierungen:
wieder dabei : Kardinal G. Daneels, der in seinem
Heimatland Belgien die Kirche gespalten und unfähig, gegen die säkularen
Strömungen zu kämpfen, zurück ließ.
Nicht dabei:
Erzbischof A.-J- Leonard,
der die schwere Aufgabe, die belgische Kirche wieder herzustellen, übernahm
dabei: Bischof Johan Bonny von Antwerpen,
dessen Standpunkt zugunsten homosexueller Verbinungen in der Kirche wohl
bekannt sind.
Fortsetzung folgt
Quelle: Monday in the Vatican, A- Gagaliarducci
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