Dienstag, 18. August 2015

Vor der Synode- Neue Schlüssel zum Verständnis sind gefragt, II


Fortsetzung:

Andererseits zeigen diese Analysen und Interpretationen der Fakten, wie falsch die Debatte um Konservative und Progressive ist.
Diese Begriffe bilden die Realität nicht ab.
Als Beipiel für ihren Mangel an Genauigkeit kann - einmal mehr - Benedikt XVI gelten. Er wird als Konservativer betrachtet, aber war er nicht der erste moderne Papst, der auf das Petrinische Amt verzichtete und so die schockierendste Entscheidung eines Papstes in den letzen 4 Jahrhunderten traf?

Der Begriff "konservativ " oder "Traditionalist" wird immer in negativem Sinn gebraucht - und unterstellt so, daß die, die das depositum fidei bewahren wollen, nicht auf der Höhe der Zeit sind.
Aber anstatt noch länger über die progressive Seite zu reden, wird statt dessen der Ausdruck "der Idee einer nötigen Entwicklung der Doktrin" benutzt.
Auch wenn dieser Ausdruck schwächer ist, ist er in der Lage zu suggerieren, daß diese Seite fähiger ist, in der moderenen Zeit zu leben als die andere -und nicht "out of date" ist.

Deutsche Bischöfe sind sehr darauf bedacht "up-to-date" zu sein.  Nach der Schatten-Synode vom 25. Mai in der Gregoriana (in Wirklichkeit wurde sie in einem international genutzten Nebengebäude der Universität abgehalten) wird dieses Setting auch für ein anderes Treffen beibehalten- das sich mit HS-Paaren, wiederverheirateten Geschiedenen, und gemischtkonfessionellen Paaren befassen soll.
Das Ziel ist, zu zeigen, wie Familien heute wirklich sind. Am Ende wollen die Organisatoren zeigen, daß das die Realität der Familien heute ist, die bei der Synode berücksichtigt werden solte, vorbei an allen Ideen des Evangeliums.

"Treue Stimmen - kritische Herzen: Ehe und Familie in der Kirche und der Gesellschaft" ist das Thema eines Symposiums, das vom 10.-12. September in Rom veranstaltet wird, klicken
Die Agenda wird ähnlich sein wie bei der Schattensynode - basierend auf der "bestehenden Realität, die die Lehre nicht ignorieren kann."
Es ist deshalb der soziologische und pragmatische Angang, der auf der einen Seite eine Langzeit-Vision zur Seite schiebt und hauptsächlich darauf abzielt, die konkreten und unmittelbaren Nöte der Gläubigen zu verstehen.
Vielleicht kann man die, die diese Herangehensweise wählen, als Pragmatiker bezeichnen - während jene, die dafür kämpfen, die Ideale des Evangeliums zu bewahren, Idealisten genannt werden könnten,.
Diese beiden Kategorien - genügen aber auch nicht, um die auf dem Spiel stehende Kontroverse zulänglich zu beschreiben.

Wer sind heute die Konservativen?
Es sind die, die die versuchen, die Zeichen der Zeit zu lesen aber im Licht des Evangeliums und der Tradition. Sie lehnen den pastoralen Zugang nicht per se ab, aber sie akzeptieren ihn nicht auf Kosten der Katholischen Lehre. Ihr Ziel ist die Entwicklung einer Doktrin ohne Brüche zum Evangelium und der Tradition und ohne Verwirrung der Gläubigen. Diese Entwicklung muß deshalb auf der fundamentalen Wahrheit basieren - wie sie Jahrhunderte lang anerkannt wurde - trotz so mancher theologischer Debatte.
Sie können also besser die, die der Tradition und dem Evangelium folgen-"Nachfolger" ( die der Lehre folgen) genannt werden.


Wer sind heute die Progressiven?
Es sind die, die wollen daß die Kirche sich der Gesellschaft anpaßt, fähig die Herausforderungen der Welt zu erkennen und adäquat auf sie zu reagieren. Sie haben eine pragmatisch-soziologische Herangehensweise.
So pragmatisch, daß sie jede Geste, jede Entscheidung des Papstes zu ihren Gunsten ausbeuten.
So pragmatisch, daß sie die Medien benutzen, um die öffentliche Meinung auf ihre Seite zu bringen, Ein gutes Wort, um sie zu benennen, ist "Anpasser"  Sie wollen die Lehre an die Realität anpassen, und es interessiert sie nicht, ob die Pastoral mit der aktuellen Lehre zusammenpaßt oder nicht, obwohl die Richtlinien für die kommende Bischofssynode diese Übereinstimmung für nötig erklärt.

Am Ende geht es um Nach-folger und Anpasser- nicht um Progressive und Konservative.
Der Unterschied ist wesentlich nuancierter und muß erst noch als in diesem Pontifikat wirksam verstanden werden.
Das Pontifikat von Papst Franziskus ist eines, das in seiner pastoralen Herangehensweise pragmatisch und in seiner theologischen weniger gut versiert ist. Dennoch riskiert dieses Pontifikat nicht, die Revolution auszulösen, die die Anpasser wollen, weil sie hoffen, daß die Kirche sich mit der Welt in Einklang befindet, auch wenn sie das dadurch erreichen kann, die säkulare Terminologie anzunehmen,.

Es gibt viel Bewegung  auf der Seite der Anpasser. Soviel Bewegung, daß in Rom Schattensynoden abgehalten werden und für Deutschland ähnliche Veranstaltungen hinter verschlossenn Türen geplant sind, deren Ergebnisse nicht veröffentlicht werden sollen.
Das geplante Treffen  im September wurde  am 18. Juni in München mit dem neuen Berliner Bischof Heiner Koch vorbereitet. Bei der Schattensynode im Mai wurde ebenfalls ein Treffen in Deutschland vorbereitet.

Zeremonienmeister dieser Treffen ist Pater Hans Langendörfer, SJ, der der DBK als Generaksekreätr dient.
Man sagt, er stehe der Gruppe "Wir sind Kirche" sehr nahe, die lange und hart für eine neue Öffnung der Kirche zur Gesellschaft kämpfte und die Frauenordination fordert.
Sie wollen, daß die Kirche demokratisch wird- mit mehr Teilnahme der gläubigen Laien
Die Anpasser sind so aufgeregt, daß sie aus den Breiefkästen der Synodenväter das Buch "In der Wahrheit Christi bleiben" entfernten, das Texte von 5 Kardinälen über Ehe-Theme enthielt- als Antwort auf Kardinal Kaspers Rede beim Außerordentlichen Konsitorium im Februar 2014.
Die Entfernung dieser Bücher war ein Weg,  eine Stimme in der Debatte zum Schweigen zu bringen.

Mehr noch- die Anpasser sind so agitiert, daß sie das neue Buch, von dem sie hörten, daß es ebenfalls Texte von Kardinälen enthält und im kommenden Monat veröffentlicht wird- bereits als Zurückweisung der Kasper-These etikettieren- obwohl Kardinal Kasper nicht im Focus dieses Buches steht.,
Im Gegenteil- das Buch stellt auf positive Weise pastorale Vorschläge, die mit der Lehre der Kirche hamonieren vor. Der Herausgeber des Buches ist ein deutscher Professor, und nicht der von "In der Wahrheit Christi bleiben".

Dieses Buch ist die Antwort der Nach-folger an die Anpasser. Letztendlich schreiben die, daß es einen pastoralen Weg nach vorn gibt, der erforscht werden  kann und nicht voraussetzt, daß der Glaube an die Realität angepaßt wird, und nicht erfordert,  das Ziel aufzugeben, die Gesellschaft nach der katholischen Lehre vom Gemeinwohl zu gestalten.

Dieses Pontifikat setzt auf eine Debatte zwischen Nach-folgern und Anpassern.
Die Dialektik zwischen diesen beiden Gruppen reicht in jedes Feld der Theologie und des Kirchenlebens hinein.
Z.B das Feld der Kurienreform, die Nach-folger bilden den sogenannten "versteckten Vatican" während die Anpasser auf eine nur funktionale Reform hinarbeiten, die tatsächlich eine weltliche Reform ist.
Wir können dieses Pontifikat nicht ohne die Linse dieser Dialektik verstehen, die die Entwicklung des Kontrastes zwischen Folgern und Anpassern darstellt.

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci

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