Montag, 20. Juni 2016

Wann vermehrt er die Fische?

Rino Cammilleri stellt bei LaNuovaBussolaQuotidiana angesichts der narzisstischen Selbstdarstellungsaktion Christos auf dem Wasser des Iseo-Sees seine Überlegungen zu möglichen weiteren Projekten an.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"Christo wandelt auf dem See - wann wird er die Fische vermehren?"
Bei einem solchen Namen fragt man sich, wieso er nicht früher daran gedacht hat. Es ist Sophie Neveu, der Heldin des Da-Vinci-Codes, nie in den Sinn gekommen, um zu verifizieren, daß sie die letzte Nachfahrin der Heirat zwischen Jesus und Magdalena ist, im Finale des Romans auf dem Wasser  zu wandeln. Vorsichtigerweise hat sie nur einen Fuß auf´s Wasser gesetzt und ihn sofort zurückgezogen, als sie sah, daß er unterging.

Der alte Christo Vladimiow Yavachew, Bulgare, hat als Künstlernamen seinen Taufnamen gewählt, was ihm Ehre macht.
Wer weiß warum, der Name Jesu wird in der spanischsprechenden Welt seit jeher gegeben, Jesus. Und der Christi in der slawischen und griechischen Welt, während die Italiener und Franzosen sich aus Respekt enthalten.
Der Installationskünstler Christo sagen wir, hat für dieses eine Mal nicht eines der üblichen Monumente eingepackt, seltsam anzusehen und vielleicht zum fotografieren, aber im Grunde unnütz: Was soll man mit den Foto des in Planen eingewickelten Bundestags machen, wenn man das selbe Foto in einer Zeitschrift  finden kann?
Dagegen ist die Idee eines Spazierganges auf dem Iseo-See zu guter Letzt nützlich, weil die Ausflügler hier spazierengehen und die Ufer des Sees sehen können, ohne ein Schiff besteigen zu müssen. Der Touristenzulauf ist in der Tat gigantisch, so daß Trenord seinen Fahrplan verstärken mußte.

Gut, es kann auch eine Idee für andere italienische Seen sein.
Hier wäre also endlich ein "Kunstwerk", das auch für die Normalbürger verwendbar ist, denen die metaphysische Bedeutung der Performance nichts bedeutet, und denen die Disney-sche Attraktion genügt. Tatsächlich gibt es Vergnügungsparks.die noch fantastischere Massenerfahrungen anbieten, aber aus irgendeinem Grund, verbindet die niemand mit Kunst.
Bah, Geheimnisse unserer Zeit. Die "Schwimmenden Piers" (Titel der Christo-Installation) wird 2 Wochen bleiben und verschwindet dann, wer da war, war da und wer nicht, nicht.
Warum es nicht für immer dort lassen? Im Grunde ist es eine sichere finanzielle Anlage. Nein: der Besitz ist der Feind der Freiheit", sagte Christo, der für immer Künstler ist. Tatsächlich sieht es so aus, als ob er die Sache woanders in der Welt wiederholen wird.

Und dann sagen wir, ein Laufsteg ist ein Laufsteg.
Aber unserer bescheidenen Meinung nach, ist dieses Risiko bereits durch die Erfahrung exorziert worden, die Ministerin Boschi gemacht hat, die zur Einweihung gekommen ist und mit Pfiffen und Himbeeren empfangen wurde.
Und das nicht nur, weil sie eineinhalb Stunden zu  spät kam. Beachten Sie aber das Elend unseres Hauses. Wer dort auf der Brücke Christos war, sagt, sie sei es wert.
Nun, wir werden sehen.
Man kann mit Hunden und Kindern kommen, mit Rollstühlen für behinderte und Rucksäcken zur Stärkung. Nur fragen wir uns, kann man auch eine Angelrute mitbringen?
Bah, wir hoffen, daß Christo im Evangelium auch eine andere Idee für das Volk findet, z.B. allen Gekommenen, gratis zu essen zu geben.
Es gäbe auch noch andere Ideen, aber - und um die Wahrheit zu sagen - wir fürchten. daß die außerhalb seiner Reichweite liegen.

Quelle: La Nuova Bussola Quotidiana, Rino Cammilleri




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