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"WAS DEMUT FÜR DIE ANGESTELLTEN DES PAPSTES BEDEUTET"
"Vor kurzem konnte ich die päpstlichen Gärten in Castel Gandolfo besuchen und das war eine bemerkenswerte Erfahrung. Sie war zu wunderbar für meine armen Beschreibungsfähigkeiten.
Alles, an dem wir vorbeikamen war päpstliches Eigentum. Päpstliche Olivenhaine, päpstliche Gewächshäuser, päpstliche Zypressen; die antiken Überreste des Kaiserlichen Sommerpalastes; und ja die päpstlichen Hühner und Kühe!
Und - ich scherze nicht- es gab sogar einen Päpstlichen Autozug -ich meine einen kleinen weißen Zug aus offenen Wagen, die von einem Fahrzeug gezogen werden, das die Form einer kleinen Lokomotive hat, mit einem Dampfschornstein und allem.
Und -Eifersucht aller Eifersüchte- da gibt es eine kleine Klosterschule mitten in den Gärten für die Kinder der Stadt.
Warum Franziskus hier nie Zeit verbringt, entzieht sich mir. Vielleicht erinnert es ihn zu sehr an viele der Latifundien in Argentinien. Ich würde nie wieder weggehen.
Wo wir von Franziskus sprechen, ein hiesiger Priester sagte mir, daß der Hl. Vater ein paarmal zu Besuch gekommen ist, aber er hat nie die Nacht hier verbracht oder die Angestellten begrüßt, er kam nur, um die hiesigen Jesuiten zu konsultieren.
Das ist ziemlich schlechtes Benehmen, würde ich denken. Es genügt nur ein bißchen Großmut, um mir vorzustellen, was ein päpstlicher Besuch für die Angestellten dort bedeuten würde. Sie halten den Platz das ganze Jahr über in unberührter Bereitschaft, die eifrig auf die Ankunft des Papstes warten, wie es die Väter ihrer Väter stolz über Generationen getan haben und Seine Heiligkeit geruht nicht, für einen Abend anzuhalten! Ich denke, er hat ein Bild aufrecht zu halten, aber ist das nicht ein bißchen snobistisch?
Die armen Leute mußten die Gärten und den Palast für Touristen öffnen, nur damit sie am Ort etwas zu tun haben und um die verlorenen Einnahmen zu ersetzen.
Der Pater erwähnte auch, daß ihm die Stadtbewohner ein bißchen leid tun, weil der päpstliche Hof den Sommer nicht länger im Palast verbringt. Die örtliche Wirtschaft hat einen harten Schlag erlitten. Üblicherweise wird der gesamte Vatican von Juni bis Oktober vom Palast aus geleitet und die Restaurants machen gute Geschäfte durch den Besuch des päpstlichen Stabes. Nicht mehr.
"Ich denke, daß der päpstliche Gärtner in einer sehr beneidenswerten Position ist."
"Das stimmt. Es ist ein Erb-Amt. Wie viele dieser Jobs, die seit Generationen in der selben Familie sind."
Diese Erklärungen fügten eine weitere Schicht hinzu: das erbarmungslose Erzwingen der Barmherzigkeit unter Franziskus´ Pontifikat hat in Rom mehr konkrete Auswirkungen auf die, die dem Papst treu dienen. Sie zwingt Scharen talentierter Leute aus ihren Jobs. Von den großen Künstlern, die die päpstlichen Paramente webten und die Papstmessen schrieben, zu den bescheidenen Dorffamilien,die seit Generationen seinen Garten pflegen, gibt es einen großen Kader von Menschen, die ihr Leben im edlen Dienst an der Kirche geben.
In Rom zu leben, läßt einen erkennen, wie wahr das ist. Päpstliche Wachen, päpstliche Straßenkehrer, Chorsänger, Bauarbeiter usw. usw. umgeben den Pontifex in einem großen Rahmen tugendhafter Ergebenheit. Man sieht den Stolz in ihren Augen. Sie sind sich bescheiden bewußt, daß ihre tägliche Arbeit dazu beiträgt, die Nachfolger Petri zu lobpreisen und nicht nur den passenden liturgischen Glanz sondern auch seine Grundsicherheit und seinen Lebensunterhalt zu ermöglichen.
Was sollen diese Leute tun, wenn Franziskus sich weigert- aus Demut wird gesagt- ihren Dienst anzunehmen? Ich denke, wohl das selbe, was die wirklichen Künstler taten, als der Episkopat ihren Dienst für liturgische Kunst nicht mehr benötigte und statt dessen nach "Selbstgestricktem" zu fragen begann.
Wir verstehen oft diese Seite der Dinge nicht. Wenn Franziskus (oder irgendein Bischof) sich weigert in die traditionellen Formen des Papsttums einzutreten ist es mehr als das dubiöse Angebot einer teuren Suite in der Madison Avenue oder eine große Firmen-Abfindung zurückzuweisen; es bedeutet, Hunderte guter Leute und wahrer Künstler aus der Arbeit zu entfernen, oder was schlimmer ist, aus einer jahrhundertealten Tradition hingebungsvollen Dienstes.
Sollte nicht jemand aus einem Entwicklungsland wissen, daß es eine grundlegende soziale Etikette für die Reichen ist, so viele Arme wie möglich einzustellen? Vielleicht ist das etwas, was ein bourgeoiser Geist nie verstehen kann- der Stolz, den Menschen beim Dienst (oder nur die Nähe) in einem noblen Haus empfinden können.
Aber das traurige Schicksal von Castel Gandolfos Händlern und Dienstleuten ist typisch für die Erfahrung der gläubigen Katholiken überall.
Der selbe päpstliche Stolz ist am Werk, wenn er nicht geruht, durch die etablierten Kanäle des kanonischen Rechts und der kurialen Prozeduren zu handeln, sondern auf seinem tapferen neuen Weg alleine fortfährt: er stellt der ganzen Organisation und ihrer angesammelten Weisheit (was immer ihre Fehler sein mögen) ein Mißtrauensvotum aus.
Oder wenn er die traditionelle Frömmigkeit und Kleidung lächerlich macht oder den eigenen Gebetsdienst der Kirche. Er sagt den Katholiken: "Nein Danke, Gehen Sie weiter. Hier wird keine Hilfe gebraucht:"
Das ist nicht, wie der reiche Gutsbesitzer im Evangelium Arbeiter einstellt, der auch die zuletzt -sogar am Nachmittag - Gekommenen noch voll bezahlt.
Aber ist Franziskus´ Pontifikat nicht ein gesunder Schritt zurück von der barocken Pracht, die die wahre pastorale Rolle des Fischers verdunkelte? Vielleicht.
Eine andere Erfahrung jedoch, die ich einige Tage später machte, änderte meine Einstellung.
Ich besuchte die Pontifikal-Vesper in St. Paul vor den Mauern und es war ein riesiges Ereignis.
Ich habe schon vorher an Pontifikal-Liturgien im Alten Ritus teilgenommen, deshalb erwartete ich nicht, beeindruckt zu werden. Aber die Wirkung war wirklich ehrfurchtgebietend und die antike Aesthetik der Basilika erschien mir absolut sinnvoll. Jeder, der weit hinten steht, kann nur die Figuren des Papstes und seiner Entourage- um die riesige Apsis aufgereiht- sehen, nur die Gestalten, nicht die Gesichter.
Aber wenn er nur zum großen Bogen emporschaut, sieht er Christus feierlich von seinen Aposteln umgeben - direkt über dem Klerus. Die Wirkung ist unbeschreiblich eindrucksvoll: die Individuen und ihre Persönlichkeiten verschwinden und plötzlich sieht man sich einem gewaltigen Bild des Kosmos in wunderbarer Symmetrie gegenüber: Christus und seine Apostel dort, der Papst und sein Klerus hier auf der Erde, wir die Menschen vor seinem Angesicht versammelt.
Der Altar steht in der Mitte all dessen.
Man füge sich in die feierliche Majestät des antiphonalen Amtes (so wie es jetzt ist) in friedlichem Wechsel-Gesang zwischen Schola und der großen Gemeinde ein und sie empfangen das überwältigendste Gefühl von Frieden, Ordnung, Proportion,Schutz, Einheit, das Sie sich vorstellen können.
Ich vergaß sogar für einen Augenblick, wer die päpstliche Stola und Mitra trug. Es hätte jeder sein können. Er sah ein bißchen aus wie eine Statue von Innonzenz III, die ich früher gesehen hatte.
Aber hier war er nur der Repräsentant des Hohen Priesters des Universums und wir, das Volk, waren ihm anvertraut. Wegen der unglaublichen Macht der Kirche und ihrer Liturgie: die -ganz gleich welchen Charakter der Pontifex an ihrer Spitze hat- mit ihrer Liturgie und überwältigenden Macht die Herde zusammenhalten und immer noch gültig die Gegenwart des Königreichs durch die Wolken menschlicher Eitelkeit verkünden kann.
Was für einen demütigen Dienst der Papst erbrachte.! Sich selbst völlig auslöschend, um mit den Symbolen der Mutter Kirche gegürtet zu werden.
Wir demokratischen Leute sind diese Art des Dienstes nicht gewohnt. Wir ziehen die lächelnden Gesichter vor, das direkte Engagement, die Belohnung, die aus dem persönlichen Kontakt entsteht.
Diese sind absolut unverzichtbare Akte der Nächstenliebe. Wenn sie in Nachahmung Christi getan werden, sollten wir sehen, daß ihre spirituelle Großartigkeit ein wahres Geschenk ist.
Aber die Hierarchie und besonders das Papsttum haben zusätzlich zu dieser Rolle eine liturgische und eine symbolische, die vielleicht wichtiger sind als das Amt des demütigen Dienens.
Indem sie ihre persönlichen Züge, Eigenheiten und Pläne in den Hintergrund der ererbten symbolischen Formen, der von Gott eingesetzten Hierarchie zurückstellen, ermöglichen sie, selbst zu großartigen Instrumenten der Gnade und sichtbaren Zeichen der Gegenwart des Königreiches Gottes auf Erden zu werden.
Wir sollten beten, daß Gott uns heilige und demütige Päpste gibt und uns endlich von allen Ansprüchen päpstlichen Absolutismus befreit. Aber wir müssen auch um Päpste bitten, die willens sind, in ihre liturgische Rolle einzutreten und so Quellen des Trostes und Katholischer Einheit unerzählbarer Macht werden."
Quelle: A. Rievallensis, Onepeterfive
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