Sonntag, 4. Februar 2018

Professor Seifert-Interview zum Ausgang seiner Auseinandersetzung mit der Diözese Granada wegen Al, Fortsetzung

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MH: "Was denken Sie, ist die mögliche Wirkung der Entscheidung zu Ihrer eigenen ungerechten Entlassung auf andere orthodoxe Gelehrte in der Katholischen Kirche im Hinblick auf eine wobl-begründete und gläubige Kritik an päpstlichen Dokumenten?"

JS:
"Ich hoffe sehr, daß meine ungerechte Entlassung und die friedliche Lösung des Konfliktes mit Erzbischof Don Javier Martinez (der mich bis zu meinen Artikeln zu Amoris Laetitia immer wie einen Freund behandelt hat, den ich für viele seiner Aktionen bewundere und dem ich große Dankbarkeit schulde) andere Philosophen und Theologen ermutigen wird, nach dem Urteil ihres Gewissens, die Wahrheit auszudrücken, auch wenn es eine Kritik an päpstlichen Dokumenten bedeutet.
Ich hoffe auch, daß mein "Fall" viele andere von der falschen Papolatrie befreit, als ob es einem Katholiken niemals erlaubt sei, etwas zu kritisieren, was ein Papst sagt. Ich denke, daß eine solche Haltung, vielleicht gefördert durch die großen und heiligen Päpste, die wir in den letzten 150 Jahren hatten, überhaupt nicht katholisch ist, wie die wunderbaren Beispiele des Hl. Athansius, der Hl. Catarina von Siena und anderer zeigen.
Schließlich hoffe ich, daß andere durch den glücklichen Ausgang meiner juristischen Klage von der Art Angst befreit werden, die jetzt im Vatican und anderswo in der Kirche herrscht, wie Kardinal Müller eindrucksvoll in einem Interview erklärt hat.
Weil eine solche Angst- besonders wenn sie uns bei unserer Verteidigung der Wahrheit lähmt, eines wahren Katholiken unwürdig ist, der bereit ein sollte, sein Leben für die Verteidigung der Wahrheit zu geben und fügt der Kirche und ihrer Glaubwürdigkeit großen Schaden zu."

MH: " Welches sind- kurz gesagt- die grundlegenden Prinzipien für einen katholischen Akademiker bei der kritischen Untersuchung von Kirchendokumenten, z.B. der postsynodalen Exhortation Amoris Laetitia?"

JS:
"Professor Pierantoni, viele andere wie Professor Spaemann, Doktoren der Kirche und auch ich selbst, haben diese Prinzipien in verschiedenen Artikeln  ( hier beziehe ich mich auf  zwei Artikel und ein Interview von Kirchenhistorikern und auf ein Interview mit Bischof Athanasius Schneider):

  o De Mattei: Erste Überlegungen zu einem katastrophalen Dokument– Amoris  Laetitia

  o Josef Seifert, Reine Logik,Und der Beginn der offiziellen Verfolgung von Rechtgläubigkeit in der       Kirche.

  o  Katholischer Gelehrter: Die offizielle Verfolgung der Orthodoxie innerhalb Kirche hat                       begonnen. 




Ein Papst ist vor Irrtümern und Häresien nur dann absolut geschützt, wenn der Dogmen proklamiert und "ex cathedra" spricht. Deshalb widerspricht es auch in keiner Weise dem Katholischen Glauben an die Unfehlbarkeit des Papstes, wenn ein wahrer Papst (oder ein falscher Papst, von denen die Kirche einige hatte) Irrtümer begeht- wie Papst Liberius, dem der Hl.Athanasius widerstand, oder wenn ein Papst sogar als Häeretiker verdammt wird, wie Papst Honorius I oder aus der Liste der Päpste gestrichen wird, wie Johannes XXIII (nicht der Hl. Papst des 20. Jahrhunderts sondern der frühere, der von einem Konzil aufgefordert wurde, zurückzutreten und auch wirklich während des Konzils von Konstanz 1414- 1418 zurücktrat.)
Das zeigt, daß ein Papst absolut nicht generell von Irrtümern ausgenommen ist und deshalb jeder Katholik frei und sogar verpflichtet ist, respektvoll aber mutig auch päpstliche Äußerungen im Licht der Göttlichen Offenbarung und der immerwährenden Lehre der Kirche zu prüfen. Sobald auch eine Äußerung des offensichtlich "ordentlichen Lehramtes" der Kirche, dem depositum fidei und der immerwährenden Lehre der Kirche widerspricht, muß sie zurückgewiesen werden."

MH: Die Päpstliche Akademie für das Leben hat auf ihrer webseite gerade einen Artikel veröffentlicht, in dem von einem "schwachen Punkt in der traditionellen Doktrin der Moraltheologie von der "in sich bösen Handlung" im Licht von Amoris Laetitia" gesprochen wird. Würden Sie diese Argumentationslinie kommentieren -auch und besonders im Licht Ihrer eigenen Sorgen über die mögliche Unterminierung der absoluten Werte der Moral, wie es in Amoris Laetitia geschieht?"

JS:
"Erstens:  Gerhard Höver hat diesen Artikel ursprünglich in Deutsch veröffentlicht. Er hat vor kurzem einen Artikel über die Menschenwürde und den ärztlich-assistierten Selbstmord veröffentlicht, in dem er exzellente Gründe gegen jeden Kompromiss durch Gesetze präsentiert, die in manchen Fällen den ärztlich assistierten Selbstmord zulassen. Deshalb ist der letzte Satz des Abstrakts seines Artikels und seine Behauptung in diesem Artikel, daß die Lehre, daß es in sich böse Handlungen gibt "zu eng ist" überraschend, weil Höver in dem anderen Artikel festzustellen scheint,.daß jeder direkte Angriff auf menschliches Leben in sich schlecht ist. 
Professor Gerhard Höver ist emeritierter Professor der Universität Bonn. 
Aus der Art wie er Franz Böckles Fundamentalmoral zitiert, entnehme ich, daß er ein Schüler Böckles war, der ebenfalls Professor für Moraltheologie an der Bonner Universität war und ein glühender Feind von Humanae Vitae und der Lehre, daß es in sich böse Handlungen gibt.
Höver hat gemeinsam mit Böckle mehrere Bücher veröffentlicht : "Ja zum Menschen: Bausteine einer Konkreten Morale(München: Kösel, 1993) und Franz BöckleGerhard HöverLudger Honnefelder, Der Streit um das Gewissen,  (München: Kösel, 1995). 

Die Lehren der Lawine von Katholischen Moraltheologen, die wie Böckle "Humanae Vitae" widersprachen und eine proportionalistische Ethik  einführten, die nicht nur das in sich moralisch Falsche von Empfängnisverhütung leugnete, sondern jede in sich böse Handlung, sind kraftvoll und ich würde sagen glorreich in "Veritatis Splendor" zurückgewiesen und verurteilt worden.

Zweitens: weil PAV am Ende von Hövers Artikel ein caveat einfügt: "Der Artikel, den wir veröffentlichen, gibt nicht notwendigerweise die Meinungen der Päpstlichen Akademue für das Leben wieder..." können wir diesen Artikel nicht direkt dem PAV zuordnen. während ich sicherlich nicht der Veröffentlichung eines solchen Artikels auf unserer website unserer neuen Johannes Paul II-Akademie  für menschliches Leben und die Familie zustimmen würde, weil das nur entweder Zustimmung (trotz des caveat) andeuten oder den Leser verwirren würde.

Drittens: würde ich sagen, daß dieser Artikel meiner Meinung nach einen extrem unlogischen und verrückten Schluss zieht aus einer etwas obskuren Erklärung für die Differenz der Wahrnehmung der Zeit bei Bonaventura und Aristoteles und der Versicherung, daß die "Zeit größer ist als der Raum". 
Diese Behauptung hat sicher einen guten Grund, wenn wir anerkennen, daß der Raum nur das Medium ist, in dem die physikalische Realität verortet ist und sich bewegt, während die Zeit auch rein spirituelle Geschöpfe wie Engel umfaßt, die einen Anfang in der Zeit haben (nur Gott ist ohne Anfang) und sich in der Zeit ändern können (Ezechiel 28, 11 ff. berichtet, daß Satan im Paradies ein schöner und edler Engel war und erst später- verführt durch seinen Stolz-. fiel.) und deren höhere Form von Zeitlichkeit vom Hl. Bonaventura und anderen Philosophen Äonen genannt wurde.

Nachdem wir diese Unterscheidung gemacht haben und die mittelalterliche Wahrnehmung eines Äons sich auf gewisse Weise von der Zeit als  physikalischer Bewegung unterscheidet, aber die Zeit noch einschließt, und nachdem er der höheren Größe der Zeit über den Raum zugestimmt hat, springt Höver in einem kurzen Satz zu einer moral-theologischen Schlußfolgerung gegen die Existenz einer in sich bösen Handlung, die nichts aber auch gar nichts mir dem Hl. Bonaventura und Ratzingers Überlegungen zur Zeit zu tun hat. In seinem Abstrakt versichert der Autor: 

"Das ausgeweitete Konzept der Zeit, die im wahrsten Sinne des Wortes theologisch ist, zeigt uns auch einen schwachen Punkt in der traditionellen moraltheologischen Doktrin der "in sich bösen Handlung" , die ihren Hintergrund in Aristoteles´  Konzept von der Be wegung hat und so auf einem eingeschränkten Konzept von Zeit basiert. 
Demgemäß erfordert das Prinzip, daß die "Zeit größer ist als der Raum" sowohl eine Korrektur als auch eine konstruktive Entwicklung,"

In seinem längeren Artikel erklärt er, daß Papst Franziskus in "Amoris Laetitia" auch die Lehre des ordentlichen Lehramtes von Papst Johannes Paul II -feierlich in Veritatis Splendor erklärt- als zu eng ablehnt, indem er sagt:

"Der Papst warnt direkt:" Wenn man denkt, daß alles schwarz und weiß ist, verschließt man den Weg der Gnade und des Wachsens und den Pfad, der zur Heiligung entmutigt, die Gott die Ehre gibt" (AL 305)
Das macht klar, daß das Prinzip, daß "Zeit größer ist als Raum" eine moralisch -theologische Bedeutung annimmt, die sich auf die Ebene der Normstrukturen bezieht und die vorherige Lehre über das "in sich Böse" berührt. Nicht ohne Grund haben einige weitere Klarstellungen zu diesem Punkt verlangt.

Die Lehre bei Thomas und der Thomismus über "in sich böse Taten"enthält das Axiom "bonum ex causa integra, malum ex quocumque defectu", was heißt "Das Gute existiert nur wenn alle Faktoren die ethische Qualität einer Aktion eine integrale Einheit bilden; wenn auch nur ein Element fehlerhaft ist, ist die Konsequenz Schlechtigkeit und in diesem Sinne auch "Irregularität". 
Wenn man näher auf den Aristotelischen Hintergrund schaut, sieht man, daß das Theorem auf dem Gegensatz zwischen Form und dem Fehlen (privatio = Abwesenheit) beruht- als Modell für die Erklärung von Wechselbewegungen im Raum an. 
Nach Bonaventuras Konzept von Zeit aber bedeutet das, daß das Theorem auf einer coarctata temporis acceptio fußt und das bedeutet, daß die Definition dessen, was ein "in sich Böses" ist, auch betroffen ist.
Es scheint. daß theologische Gründe Papst Franziskus dazu veranlaßt haben, diese Begrenzung zu akzeptieren.

In dieser Hinsicht unterstützt Höver in einer obskuren deutschen Sprache und mit völlig beziehungsloser Metaphysik der Zeit Pater Chiodis "Interpretation von Humanae Vitae im Licht von Amoris Laetitia " die in direktem Widerspruch zu Humanae Vitae und Veritatis Splendor steht. Chiodi vermutet, daß Empfängnisverhütung nicht nur NICHT immer verboten ist, wie "Humanae Vitae" lehrt, sondern sogar obligatorisch sein kann
Gegen diese Behauptungen lese man die neu entdeckte und veröffentlichte Refe von Papst Johannes Paul II. Siehe auch meine Kritik an Chiodi.

Während Pater Chiodi vorgibt, daß seine Interpretation von AL ein "neues moral-theologisches Paradigma" sei, werde ich in einem neuen Buch, das dieses Jahr erscheint, zeigen, daß dieses neue angeblich moralische Paradigma in Wirklichkeit eine alte moraltheologische Häresie ist, die sehr ausdrücklich und klar durch den Hl. Johannes Paul II verdammt wurde und deshalb auch von Papst Franziskus wieder verdammt werden muß, wenn es eine Einheit der Kirchenlehre gibt."

MH:"Sie sind der Präsident der neu gegründeten Johannes Paul II-Akademie für menschliches Leben und Familie (JAHLF). Könnten Sie unseren Lesern das Ziel dieser neuen Akademie erklären?
Was denken Sie, ist die Rolle und die Wichtigkeit von JAHLF in einer Zeit, in der wir Vaticanische Institutionen  wie die PAV haben, die Artikel veröffentlichen, die Zweifel am essentiellen Konzept der Morallehre - so wie z.B. "in-sich-schlechte-Handlungen" säen.?"

JS:
"Die Aufgabe der Johannes Paul II-Akademie für menschliches Leben und Familie ist die selbe wie die, für die die ursprünglichen PAV geplant wurde. Wir wollen die ganze Breite der Philosophie, Theologie, Wissenschaft etc. in den Dienst der Verteidigung und Klarstellung dieser fundamentalen Wahrheiten über das menschliche Leben und die Familie stellen, die von zahllosen Seiten angegriffen werden.
Wir glauben, daß viele dieser Wahrheiten, z.B. jene, die in Humanae Vitae oder in Veritatis Splendor über in sich böse Handlungen gelehrt werden, auch der menschlichen Vernunft zugänglich sind.
Deshalb wollen wir diese Wahrheiten auch mit Mitteln der Philosophie erklären, und so auf die Synthese zwischen fides und ratio im Hinlick auf Themen des menschlichen Lebens hinführen.
Daß die PAV wieder und wieder diese Wahrheiten angreift (siehe Hövers  und Chiodis Schriften) ist nichts Neues , das erst unter Papst Franziskus begonnen hätte.
Die Wahrheit über das Leben mußte während einiger Jahre unter der Präsidentschaft von Msgr. Fisichella und auch unter der von Msgr. Carrasco, auch unter Papst Benedikt XVI verteidigt werden gegen einige von der Päpstlichen Akademie für das Leben organisierten Ereignisse - die einen direkten Widerspruch gegen "Evangelium Vitae" in einem Artikel von Msgr. Fisichella im Osservatore Romano und bei einem PAV- organisierten Symposium zur Unfruchbarkeitsbehandlung besprochen, bei der eine große Mehrheit der Sprecher direkt der fundamentalen Mirallehre der Kirche widersprachen.
Und sogar in den goldenen Zeiten der PAV unter der Präsidentschaft von Msgr. (jetzt Kardinal) Sgreggia, verteidigte ihr Präsident Meinungen über den Hirntod, die alle Mitglieder der JAHFL als zutiefst falsch betrachten.
So hätte die Johannes Paul II-Akademie für menschliches Leben und die Familie schom vor langer Zeit gegründet werden müssen. Aber vielleicht  ist dieser Teil unserer Mission, die Wahrheit gegen die Päpstliche Akademie für das Leben zu verteidigen, heute wichtiger denn je, wie man sehen kann, wenn man nur an die Artikel von Chiodi und Höver denkt.
Deshalb haben wir vor kurzem bei einer Konferenz  ein JAHFL-Statement unter den Auspizien der PAV veröffentlicht.

Die Akademie sieht das als eine besonders dringliche Aufgabe an, hat es als Thema für die erste Generalverammung geplant und für einen öffentlichen Kongress später in diesem Jahr, um eine tiefgreifende Analyse und Verteidigung der Enzykliken "Humanae Vitae" und "Veritatis Splendor" zu präsentieren.
Nachdem wir eine kritische Analyse von Pater Maurizio Chiodis Neu-Interpretation von Humanae Vitae im Licht von Amoris Laetitia präsentiert haben, eines Artikels, der einen Frontalangriff  auf Humanae Vitae darstellt und eine Verleugnung des zentralen Inhalts von Veritatis Splendor - der Lehre von in sich bösen Handlungen [siehe hier] , möchte ich möchte 2018 ein umfangreiches Buch zum Thema "Neue moraltheologische Paradigmen oder alte moraltheologische Häresie?" veröffentlichen und dabei die Arbeit mehrerer Mitglieder und korrespondierender Mitglieder unserer neuen Akademie einbringen, um diese ewigen Wahrheiten, die Chiodi (unter dem Titel eines neuen moraltheologischen Paradigmas, das er Papst Franziskus zuschreibt) leugnet, zu präsentieren.

Und so denke ich, daß die JAHLF die große Aufgabe hat, dem Glanz der moralischen Wahrheit zu dienen und die Dunkelheit zu zerstreuen, die ihre Schatten sogar in der Katholischen Kirche und über den ewigen Glanz der Wahrheit zu werfen droht.
Möge der Hl. Geist das verhindern!"

Quelle: OnePeterFive, Prof. J.Seifert, M.Hickson

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