heute bei liturgicalnotes über historische Änderungen liturgischer Texte während der englischen Reformation durch Erzbischof Thomas Cranmer - die im Westen Englands einen Aufstand unter den Gläubigen auslösten, denen praktisch eine neue Religion aufgezwungen worden war.
Man kann das auch als dezenten Hinweis auf die Auswirkung heute geplanter Änderungen uralter liturgischer Texte (z.B. Vater-unser) verstehen.
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"CRANMER UND DIE FÜNF WUNDEN (1)"
"Als West-England 1549 in einer Rebellion explodierte, aufgebracht durch diese fremdartige Religion, die ihnen aufgezwungen wurde, war Erzbischof Thomas Cranmer sehr kurz angebunden mit ihnen.
Seine Antwort auf ihre Bitten war weniger als ehrlich - wie Gregory Dix festgestellt hat: "Das ist ein wunderbar sauberes und kraftvolles Stück englischer Prosa, aber einige Dinge darin sind auf groteske Weise....falsch wiedergegeben.
Cranmer - in gelehrten Disputen geschult - war darauf vorbereitet, ein gerechteres Wissen zu offenbaren...von dem er anscheinend nicht glaubte, daß das notwendigerweise einfache Leute verwirren könnte, die das selbst nicht wissen konnten.
"Diese westlichen Rebellen trugen das Banner mit den Fünf Wunden Jesu vor sich her; der spätmittelalterliche Klerus kannte die Sarum-Messe (Missa in gallicantum) der Fünf Wunden wahrscheinlich auswendig.
Die war eine sehr beliebte Votiv-Messe, die in spätmittelalterlichen Testamenten oft für die Verstorbenen erbeten wurden; nach der Meinung vieler wurde sie mit der allgemeinen Pflicht der Kirche in Erwartung assoziiert. In Cranmers Geist, dieses guten alten Zwinglianers, der er war, klangen noch die Kadenzen dieser Messe nach. Und es ist möglich, daß er dachte, er könnte sie denen als familiares Element anbieten, die er langsam von der Papisterei entwöhnen wollte.
Woher ich das weiß? Als Cranmer 1549 sein Gebetbuch zusammenstellte, hat er in sein "Eucharistisches Gebet" ausführlich Echos aus dieser Messe eingeführt (hauptsächlich im Gebet für die Verstorbenen am Ende des Zwischenteils).
Im Folgenden biete ich - hauptsächlich um zu demonstrieren, wie viel schlechter mein englischer Stil ist als der Cranmers -, eine Übersetzung dieser Sammlung an: die normal gedruckten Formulierungen stammen von mir, die fettgedruckten aus Cranmers "Eucharistischem Gebet".
"Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, der vom Himmel auf die Erde, von der Brust des Vaters herabgestiegen ist und am Holz des Kreuzes die fünf Wunden erlitt; und der du dein kostbares Blut für die Vergebung unserer Sünden vergossen hast: wir flehen dich an, daß wir alle am Tag des Gerichtes* in seine rechte Hand gesetzt werden und "verdienen seine allersüßeste Stimme zu hören: kommt ihr alle, die im Königreich meines Vaters gesegnet seid."
Der Rest der Messe unterscheidet sich nicht sehr von der Votivmesse am Freitag im Vetus Ordo Missale, Humiliavit (mit dem Eingangspsalm Misericordias Domini in aeternum cantabo).
Wenn Sie einigeWochen damit verbringen durch die Kirchen im Westen herumzukriechen, werden Sie dort alles das dargestellt finden; in einer Kirche ist das Misericordias domini in aeternum cantabo ins Chorgestühl eingeschnitzt; in einer anderen das "Venite benedicti in regnum Patris mei" als Teil der Kuppel auf die Wand im Tympanon hinter dem Kruzifix gemalt; Kirche für Kirche geschnitzte Bankenden, Fragmente mittelalterlichen Glases, in denen die Fünf Wunden abgebildet sind.
Oder wenn Sie es abenteuerlicher möchten - gehen Sie nach Norden und schauen Sie auf ein überlebendes Fragment, das wunderschön im wahren Auge der Reformation eingeschnitzt ist,
in der normannischen Kathedrale in Kirkwall auf den Orkneys, das die verwundeten Hände und Füße zusammen mit der Dornenkrone zeigt - die um das durchbohrte Herz des Erlösers im Zentrum angeordnet sind.
In der Tat die Arma Christi.
Hier haben wir die wahre Essenz (in ihrem Beharren auf der Erlösung durch das Opfer Christi) dieses spätmittelalterlichen Katholizismus, der wie Eamon Duff demonstriert hat- so gesund und männlich war, bis der arme Cranmer und seine Freunde ihm ein Ende bereiteten."
*Cranmer hat "Gericht" durch "allgemeine Auferstehung" ersetzt; für "süß" hat er"voller Freude" geschrieben.
Quelle: liturgicalnotes, Fr. J.Hunwicke
p.s.:
weil manche die Geschichte der englischen "Reformation" und die Rolle Thomas Cranmers vielleicht nicht kennen- hier einige Fakten:
Thomas Cranmer * 2.7. 1489 in Aslockton, gestr. 21.3.1556 in Oxford
Studium der Theologie in Cambridge, promoviert zum Doktor der Theologie, Professur für Theologie. er hat Heinrich VIII in seinem Scheidungsbemühen unterstützt.
1533 wurde er Erzbischof von Canterbury. Im selben Jahr erklärte er die Ehe Heinrichs mit Anna Boleyn für gültig- und damit auch die Scheidung von Katharina von Aragon.1534 folgte - nach einer vorangegangenen Androhung - der Bann.
Heinrich VIII erklärte daraufhin die Loslösung von der Römischen Kirche mit allen Folgen.
1549 stellte Cranmer sein "Book of Common Prayer" zusammen, das bis heute in der Anglikanischen Kirche Gültigkeit hat.
Als Maria die Katholische den Thron bestieg, nachdem die protestantische männliche Linie ausgestorben war, unternahm sie den Versuch, England in die Katholische Kirche zurück zu führen. 1553 wurde Cranmer verhaftet und in den Tower gebracht. in seinem Prozess widerrief er zunächst sein anglikanisches Bekenntnis, trat dann aber von dieses´m Widerruf öffentlich zurück. Am 21. März 1556 wurde er amtsenthoben und in Oxford zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Die anglikanische Kirche zählt ihn zu ihren "Märtyrern".
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