Mittwoch, 29. April 2020

Die Manöver des Papstes in Zeiten der Kirchenschließungen wegen der Corona-Virus.Pandemie

A. Gagliarducci zieht bei La Nuova Bussola Quotidiana eine kritische Bilanz der päpstlichen Interventionen der vergangenen Tage und Wochen zu Frage der öffentlichen Messe in Italien.
Hier geht´s zum Original:   klicken

"WENN DER PAPST ZUR SPITZHACKE GREIFT" 

"Ein Lebensretter für Conte, ein Schlag gegen die CEI, eine Abkehr von öffentlichen Messen. Das sind die Resultate einer Äußerung von Papst Franziskus gestern bei der Morgenmesse in Santa Marta, die allgemein als Ablehnung der Schritte der CEI interpretiert wird. Aber da ist noch viel mehr....

Was gestern Morgen auch immer die Absicht des Papstes war, es gibt keinen Zweifel daran, daß seine Worte während der 7-Uhr-Messe in Santa Marta mit einem Schlag Premierminister Giuseppe Conte, der seit Sonntagabend im Kreuzfeuer stand, einen Rettungsring hingeworfen und die Italienische Bischofskonferenz haben entgleisen lassen, die innerhalb von 3 Tagen eine zweite, schmerzhafte Ohrfeige hinnehmen mußte -nämlich die Wiederaufnahme der öffentlichen Hl. Messen  weiter aufzuschieben.

Gehen wir der Reihe nach vor (um die Ereignisse der letzten Tage zu rekonstruieren, klicke man hier): nach der umstrittenen Pressekonferenz von Sonntag Abend ist ein Meer von Kritiken über Conte hereingebrochen, was aber besondere  Aufmerksamkeit hervor rief, war die schnelle Antwort der CEI, in der in ungewohnt scharfer Sprache erklärt wurde, die Verlängerung des Verbotes öffentlicher Messen nicht akzeptieren zu wollen. 
Die Härte dieser Reaktion hat beim Thema der Messe alle mit der Arbeit Contes aus dem einen oder anderen Grund Unzufriedenen zusammengebracht und viele Bischöfe aus dem Schlaft geweckt. 
Montag also gab es ein wahres Trommelfeuer gegen den Ratspräsidenten: Politiker der Mehrheit und der Opposition- alle einig mit der CEI, die Regionen Lombardei und Friuli-Venezien (unter Leitung der Lega) haben sich in Bewegung gesetzt, um in diesen Regionen trotzdem einen Weg zu finden, die Messe zu ermöglichen und mehrere Bischofskonferenzen haben das Schlachtfeld betreten und sich der Präsidentschaft der CEI angeschlossen, um Druck auf den Ratspräsidenten auszuüben, der nie zuvor so schwach und einsam erschien wie Montag Abend.

Dann -wie verzaubert- hat Dienstag Morgen dieser halbe Satz des Papstes über die Notwendigkeit zu Vorsicht und zu Gehorsam gegenüber den Verfügungen der Autoritäten zur Vermeidung der Rückkehr der Epidemie Verwirrung und  Konfusion unter den Truppen gesät, die bereit gewesen waren, den Ratspräsidenten zu zerreißen. Und jetzt atmet Conte, nach der Unterstützung durch den Papst, wieder auf und die Kirche nimmt eine andere Position ein.

Zur Kirche. Die Gläubigen schauen dem, was da geschieht wortlos zu. Aber- so fragt man sich-wie konnte die CEI ohne die Zustimmung des Papstes so handeln und reagieren?
Das ist sehr schwer zu sagen- das ist wahr- aus dem, was man uns wissen läßt- auch das Staatssekretariat ist eingesprungen, um die Gültigkeit einiger Vereinbarungen des Konkordates zu bestätigen, die von der Regierung Conte großzügig verletzt wurden. 
Jetzt ist alles blockiert, Was also ist passiert?
Schwer zu sagen, wir können nur feststellen, daß es sicher nicht das erste mal ist, daß der Papst seine Mitarbeiter losschickt und sie dann im geeigneten Augenblick allein läßt.
Der letzte Fall dieser Art war, als er die Kirchen in Rom erst schließen und dann wieder öffnen ließ- während der üblichen 7-Uhr-Messe in Santa Marta- nachdem er den Kardinal-Vikar von Rom und die CEI gezwungen hatte, die Verantwortung für die Schließung zu übernehmen. Und auch in diesem Fall wird man sich daran erinnern, daß es wieder eine Predigt in Santa Marta war, die dazu drängte, die Phase der "gestreamten" Messen zu überwinden ("Das ist nicht die Kirche " hatte er gesagt




Tatsache ist, dass für die CEI nach der Ohrfeige, die sie  am Sonntagabend von Conte erhalten hatte, gestern eine weitere vom Papst folgte. Und diesmal ohne böse Reaktion, sondern mit gesenktem Kopf und dem Versuch, die Scherben wieder zusammenzusetzen. Die Verhandlungen mit der Regierung, ein Weg, den die CEI bereits eingeschlagen hatte, werden jedoch fortgesetzt, aber mit viel "Vorsicht" und "Gehorsam".

So ändert sich auch für die Rückkehr zu den öffentlichen Messen alles. Gestern Morgen hielten es mehrere Zeitungen für sicher, daß Conte nach dem allgemeinen Aufstand dafür sorgen würde, daß die Messen ab dem 10. Mai- wie am Sonntag erwartet- wieder zugelassen werden. Aber nach dem Eingreifen des Papstes scheint alles wieder unklar. 
Vielleicht gibt es durch die Zulassung von Messen im Freien (und wenn es regnet?) ab dem 11. Mai eine kleine Belohnung, aber für die Messen in der Kirche scheint entschieden zu sein,  daß es die nicht vor dem 18. oder vielleicht sogar erst später geben wird.


Diese Geschichte als Ganzes zeigt alle Grenzen einer im Wesentlichen politischen Herangehensweise an das Problem der Messen auf, wie wir sie bereits gestern angeprangert hatten. Die CEI präsentierte sich der Regierung - und tut dies auch weiterhin -um Zugeständnisse zu erreichen- wie eine Gewerkschaft für Priester und nicht dazu da, die eigene Freiheit und die eigene Mission zu  behaupten. Auf eben diese Weise wird der Dienst für das Allgemeinwohl auf die Hilfe für die Armen reduziert, obwohl die Messe der Hauptbeitrag zum Allgemeinwohl ist.

Diese Position der Bischöfe ist eine Position äußerster Schwäche - die unfähig sind, einen Grund für die Existenz der Kirche anzugeben. Auf diese Weise gerät man leicht in den Klerikalismus, wobei sich das Urteil je nach Stimmung des Oberhaupts ändert. Am Sonntag sind sie Feuer und Flamme, um bestimmte Werte zu verteidigen, am Dienstag werden sie plötzlich "umsichtig" und gehorsam ". Mit anderen Worten, es ist eine Hierarchie, deren Urteilsvermögen und Präsenz von politischen Erwägungen (im weiteren Sinne) und von den Möglichkeiten des Augenblicks abhängt, nicht von der Bestätigung der Wahrheit, der sich auch der Papst unterwerfen müßte.

In dieser Angelegenheit ist das wahre Thema die Freiheit der Kirche, die eine Garantie für die Freiheit aller darstellt und als solche nicht als verhandelbar angesehen werden kann. Wenn die Freiheit der Kirche vom Staat (die darüber hinaus durch das Konkordat garantiert wird) nicht klar festgelegt wird, werden die Verhandlungen mit der Regierung zu einem Versuch, Räume für Privilegien zu erhalten, die unaufhaltsam immer enger werden.

Eine letzte Frage: So sehr wir auch  bisher dazu aufgerufen haben, können wir uns nicht daran gewöhnen, einem Oberhaupt der Kirche, einem Lehramt, zu helfen, das von Redewendungen abhängt, die während einer Pressekonferenz oder einer Predigt in Santa Marta geäußert werden. Wenn der Papst etwas zu sagen hat, eine Mitteilung zu machen hat, hat er alle Werkzeuge, um dies klar zu tun, beginnend mit dem direkten Gespräch mit den Betroffenen. Die auf diese Weise vage und allgemein ausgeführten Sätze, die angesichts des Kontextes eine klare Wahl des Standpunktes darstellen, sich aber auch für unterschiedliche Interpretationen eignen, sind eines Papstes nicht würdig. 
Das Volk braucht klare Worte, insbesondere Worte, die auf den Weg der Erlösung hinweisen und keine Worte zur Lösung politischer Probleme, auch wenn sie kirchlich sein sollten."

Quelle: LNBQ, A. Gagliarducci .

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die nach der DSGVO nötige Zustimmung, dass dieser, im Falle seiner Freischaltung, auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger« Software vorgegeben ist, dass Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie diese angeben, ebenfalls gespeichert wird. Daher stimmen Sie, sofern Sie Ihre email Adresse angeben, einer Speicherung zu. Gleiches gilt für eine Anmeldung als »Follower«. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars wünschen, können Sie dies, unter Angabe des Artikels und Inhalt des Kommentars, über die Kommentarfunktion erbitten. Ihr Kommentar wird dann so bald wie möglich gelöscht.