Montag, 25. April 2022

G. Weigel über die brüderliche Korrektur unter Bischöfen und den Synodalen Weg

George Weigel kommentiert bei First Things die Briefe der polnischen und anglophonen Bischöfe an die DBK-Bischöfe zum Synodalen Pfad. 
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"Im goldenen Zeitalter des katholischen Episkopats - den Tagen der großen Kirchenväter wie Cyprian von Carthago und Augustinus von Hippo im frühen und mittleren ersten Milleniums- waren Bischöfe nicht selten in Kontakt miteinander, ermutigen, berieten und wenn nötig- korrigierten sich. Die Praxis der bischöflichen brüderlichen Korrektur ist im Laufe der Zeit verwelkt, nicht zuletzt in den Jahrzehnten seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Und das ist seltsam. Denn das Zweite Vatikanische Konzil lehrte, daß die Bischöfe der Welt eine Körperschaft oder ein "Kollegium“ bilden, das mit und unter dem Bischof von Rom die volle Autorität innerhalb der Kirche teilt. Irgendwie ähnelte die Praxis der bischöflichen "Kollegialität“ jedoch der ungeschriebenen Etikette in Evelyn Waughs fiktivem Londoner Club Bellamy’s, wo man ein anderes Mitglied einfach nicht kritisierte, egal wie verstörend, ja sogar bizarr, sein Verhalten war.

Was immer anderes das Langezeitprojekt "Synodaler Weg" des deutschen Katholizismus bisher zustande gebracht hat, es hat diese Dynamik dramatisch verändert. 

Die Bischöfen Polens und Skandinaviens haben vor kurzem Briefe brüderlicher Sorge und Korrektur an den deutschen Episkopat geschickt und die Zerstörung feststehender Wahrheiten des Katholischen Glaubens und seiner Praxis hinterfragt. Dann, am Dienstag der Karwoche, hat eine Gruppe von mehr als 70 englisch-sprachigen Bischöfen der USA, Kanada und Afrika öffentlich einen "Brüderlichen Offenen Brief an Unsere Brüder im Bischofsamt in Deutschland" geschickt. Sie betonen, daß die sieben Themen, die sie ansprechen, nicht ihre einzige Sorge wegen der bisherigen Arbeit des deutschen Synodalen Weges ist, der Brief der anglophonen Bischöfe hat nichts weniger als die Schlüsselpunkte identifiziert, die von der Deutschen Kirche vorangetrieben zu werden -in Richtung dessen, was man nur Apostasie nennen kann. 

Zuerst untergräbt der Synodale Weg, indem er daran "scheitert, auf den Hl. Geist und das Evangelium zu hören, die Glaubwürdigkeit der Schrift, die Lehrautorität der Kirche (einschließlich der von Papst Franziskus) und das Katholische Verständnis der menschlichen Person unterminiert. 

Zweitens - scheinen die Dokumente und Diskussionen des Synodalen Weges mehr von säkularen Ideologien dominiert zu werden- einschließlich der Gendertheorie - als durch die Schrift und die Tradition geformt zu werden- die, wie die anglophonen Bischöfe ihre deutschen Brüder erinnern das II.Vaticanum zu einer "eine einzige heilige Überlieferung des Wortes Gottes" erklärte, die die Kirche für alle Zeit bindet, unabhängig von der gerade vorherrschenden öffentlichen Kultur. 


Drittens reduziert der Synodale Weg dauernd die Freiheit zur persönlichen Autonomie- auf die dumme Freiheit des "I did it my way"- und verwirrt die Gewissen durch persönliche Vorlieben. Dennoch - so drücken es die anglophonen Bischöfe aus- bleibt ein wirklich christliches Gewissen "Subjekt der Wahrheit über die menschliche Natur und die von Gott offenbarten und durch die Kirche Christi gelehrten Regeln eines rechten Lebens. "Es gibt keine Freiheit ohne Wahrheit", schrieben sie " und Jesus ist die Wahrheit, die uns frei macht."

Und viertens- den Dokumente und Diskussionen des Synodalen Weges scheint die Freude des Evangeliums zu fehlen, die Papst Franziskus als "essentiell für das christliche Leben" unterstrichen hat, Wie kann es eine ernsthafte Erneuerung und Reform der Kirche geben, haben die englisch-sprechenden Bischöfe gefragt, wenn die Freude des neuen Lebens in Christus fehlt? Ist es für eine säuerliche, auf sich selbst bezogene Kirche -besessen von wirklichem und eingebildeten Versagen- möglich, zu evangelisieren? 

Fünftens, haben die anglophonen Bischöfe. festgestellt, daß der Synodale Weg eine elitäre  Veranstaltung gewesen ist, geleitet von eingewurzelten und entschlossenen "woken" Kirchenbürokraten. Aber wie kann die Kirche das neue Leben in Christus verkünden, wenn die breite deutsche Katholische Bürokratie "gegenüber der Welt und Ideologien mehr Unterwerfung und Gehorsam zeigt als Jesus Christus, dem Herrn und Erlöser?"

Sechstens- warnen die anglophonen Bischöfe vor der Fixierung des Synodalen Weges auf die "klerikale Macht" als ob, einen Schreibtisch im Büro einer Kanzlei zu betreiben und anderen zu sagen, was sie zu tun haben, größeren evangelischen Wert hat, als andere durch persönliches Zeugnis für das Evangelium zu Christus zu bringen, oder zurück zu bringen

Und schließlich warnt der "Brüderliche Offene Brief" davor, daß eine katholische "Synodalität", die den Katholizismus auf eine weitere liberale protestantische Sekte reduziert, eine Ablenkung vom "notwendigen Gespräch der Kirche über die Erfüllung ihrer Mission, die Welt zu bekehren und zu heiligen" ist. Die anglophonen Bischöfe wissen, daß die christliche Mission heute eine tiefgehende katholische Reform erfordert. Die Reform bedeutet jedoch nicht Dekonstruktion. Die Kirche hat eine "Form", die sie von Christus erhalten hat, und jede wahre katholische Reform bezieht sich auf diese Form.

Ob der "brüderliche offene Brief" und die parallelen Briefe der polnischen und skandinavischen Episkopate da verlangsamen,  was in Deutschland ein Gadarene-Rausch über die Klippe des Apostasie auslösen könnte, bleibt abzuwarten. Aber die tapferen Bischöfe, die diesen Brief unterschrieben haben, haben wichtige Themen für die Kirche der unmittelbaren Zukunft und für das nächste päpstliche Konklave identifiziert. 

Und das ist ein Dienst am Evangelium und an der Sache Christi." 

Quelle: G. Weigel. FirstThings

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