bei liturgicalnotes heute über die Himmelfahrt traditionell vorausgehenden Bittage und Bittprozessionen.
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"MEIN PROBLEM MIT DEN BITTPROZESSIONEN"
Nach den historischen Quellen wurden die Bittprozessionen zu den Bittagen vom Hl.Mamertus, dem Bischof von Vienne (nahe dem Zusammenfluss von Gere und
Rhone) um 470 erfunden, dann 511 auf ganz Gallien ausgedehnt und in Rom erst in
der Zeit Leos III (795 – 816) übernommen.
Was ist nun mein Problem?
Bereits 747, also vor dem Pontifikat Leos III., ordnete das Regionalkonzil von
Cloveshoe in Can. 16 an, daß am 25. April die größere Bittlitanei zu veranstalten sei
und die kleinere Bittlitanei an den drei Tagen vor Himmelfahrt. Von der größeren
Bittlitanei spricht der Beschluss als "nach dem Gebrauch der römischen Kirche“, von
der kleineren als "nach unserem früheren Gebrauch“.
So weit, so gut – oder?
Der gleiche Beschluss teilt uns mit, daß gegenwärtig die Bittprozession vom 25. April
"nach deren (dem römischen) Gebrauch als die größere Bittlitanei“ bezeichnet werde.
Aber warum sollte die römische Kirche den Umzug vom 25. April als die „größere
Litanei“ bezeichnen, wenn es keine "kleineren Litaneien“ gab, von denen man sie
unterscheiden wollte?
Ich bin nicht davon überzeugt, daß es 747 in Rom noch keine "kleineren Litaneien“
gab. Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, daß es, auch schon vor Mamertus in
Vienne, Bittprozessionen für gutes Wetter gegeben hat – aber vagae, tepentes,
infrequentes ... oscitabundae supplicationes, und daß es tatsächlich der Heilige war,
der daraus eine ernsthafte (d. h. auch stärker von der Geistlichkeit veranstaltete)
Angelegenheit mit Fasten, Gebeten, Psalmen und Tränen machte.
Doch zurück zu jenem englischen Konzil von 747. Es legte fest, daß die
Bittprozessionen vor Himmelfahrt "non admixtis vanitatibus, ut mos est plurimis, vel
negligentibus vel imperitis, id est in ludis et equorum cursibus et epulis maioribus;
sed magis cum timore“ durchzuführen seien – also "nicht, wie das öfters von
Nachlässigen oder Unwissenden gemacht wird, in Verbindung mit weltlichen
Vergnügungen, wie Pferderennen oder Festmählern, sondern in großer Ehrfurcht."
Stattdessen seien das Kreuz und Reliquien von Heiligen in den Prozessionen
mitzuführen, und die Gläubigen sollten niederknien und demütig um Vergebung ihrer
Sünden bitten.
Meine Schlußfolgerung: Ich denke, daß in der ganzen lateinischen Welt an diesen
Tagen wohl eine lärmende Serie von populären Umzügen (wie das gestern
beschriebene Lustrum) stattfand. Diese hatten wohl heidnischen Ursprung und
sollten ursprünglich das Wohlwollen der Götter für ein der Ernte günstiges Wetter
herabrufen. In der fraglichen Zeit hatten sie bereits die Verbindung zu den
heidnischen Kulten verloren – aber nicht den damit verbundenen festlichen
Überschwang. Weiter könnte ich mir vorstellen, daß die Bittprozession vom 25. April
ursprünglich auf eine päpstliche Initiative zurückging, die eine angemessenere Form
der Bitte um göttliche Gnade durchsetzen sollte. Doch die alten heidnischen
Bittumzüge blieben in Rom und im ganzen Westen weiter bestehen, bis eine
"Reformbewegung“, die mit dem hl. Mamertus begann, dann auch die Impulse von
Cloveshoe aufnahm und schließlich mit Papst Leo III. (der Papst Karls des Großen)
zum Abschluß kam, das "auf die Reihe brachte“. (So wie 1200 Jahre später der alte
Spielverderber Kardinal Cullen, die alten Irischen Pattern celebrations "auf die Reihe
brachte“.)
Ich habe das Gefühl, daß die Bittage uns höchst wahrscheinlich in die verwirrende
Welt der volkstümlichen römischen Religion in den Jahrhunderten vor der Ankunft
des Christentums zurückführen, in eine Zeit, als die Menschen noch viel näher an der
Erde und ihren Jahreszeiten lebten, ohne sich dazu eine Gaja, "Unsere gemeinsame
Heimat“ oder Pachamama ausdenken zu müssen oder sich als Neu-Druiden oder
Wicca zu verkleiden.
Der Verlust dieser uralten inkulturierten Begängnisse in der Form, in der das
Christentum sie umgeformt und weiter überliefert hatte, ist nur eine weitere jener
Verwüstungen, die die Leute hinterlassen haben, die nach dem Ende des Konzils die
Macht an sich gerissen haben – in jener Periode, die nach den Worten des armen
unwissenden Arthur Roche so große Bereicherung mit sich gebracht haben soll."
Quelle: liturgicalnotes, Fr. J. Hunwicke , Übersetzung M. Charlier
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