Freitag, 30. Juni 2023

Die Lage der deutschen Kirche - nüchtern vom Tiber aus betrachtet

Nach der Veröffentlichung der neuesten Mitgliedszahlen und Stellungnahmen deutscher Hirten  kommentiert Luisella Scrosati in La Nuova Bussola Quotidiana den Zustand der Kirche in Deutschland.  Hier geht´s zum Original:  klicken

"DIE KIRCHE IN DEUTSCHLAND BRICHT ZUSAMMEN UND DIE THERAPIE IST SCHLIMMER ALS DIE KRANKHEIT" 

Der Abfall der deutschen Gläubigen erreicht besorgniserregende Höchststände, aber noch alarmierender ist das von den örtlichen katholischen Führern vorgeschlagene Heilmittel: die Synodalität. Eine Therapie, deren Daten genau deren Versagen beweisen und die speziell dazu gemacht zu sein scheint, den "Patienten" zu töten. 
Wenn es einen positiven Aspekt der Hyperbürokratisierung der Kirche in Deutschland und der verhassten Kirchensteuer gibt, dann ist es die Tatsache, dass es jedes Jahr glich ist, genaue und aktuelle Daten über den gleichmäßig beschleunigte zahlenmäßigen Niedergang des deutschen Katholizismus zu erhalten.                                                                                                                        Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hat am 28. Juni die statistischen Daten für das Jahr 2022 zur Verfügung gestellt, die kein Entrinnen zulassen: Wenn sich der Trend fortsetzt, wird es die katholische Kirche in Deutschland in vierzig Jahren nicht mehr geben. Die auffälligste Zahl ist die schwindelerregende Zunahme der Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind: 522 821. Um genau zu sein, handelt es sich um Personen, die sich entschieden haben, keine Kirchensteuer mehr zu zahlen, die Steuer, die zu zahlen ist, um die Kirche, der sie angehören, zu unterstützen, was etwa 9% der gezahlten Beiträge entspricht. Dabei handelt es sich um einen zusätzlichen Prozentsatz und nicht um einen Teil der Steuern, die für religiöse Konfessionen aufgewendet werden, wie im Fall der italienischen 8 Promille. Im Wesentlichen würden für eine Person, die eine Steuer von 3.000 Euro zahlen müsste, fast weitere 300 dazu kommen.                                                                                                                      Die Klarstellung ist wichtig, denn einige der Menschen, die die Streichung ihres Namens aus der Zugehörigkeit zur katholischen Kirche beantragt haben, haben dies nicht aus Gründen der Ablehnung des Glaubens getan, sondern nicht, um mit ihrem eigenen Geld zu pastoralen Projekten und Initiativen beizutragen, die den Glauben selbst verraten. Es wäre interessant zu verstehen, wie viele der Ausgetretenen – sicherlich ein kleiner Teil – zu dieser Kategorie gehören.

Wenn die Zahl 2021 mit etwa 360.000 Ausgetretenen (150.000 mehr als 2020) bereits eindeutig besorgniserregend war, stellen die mehr als eine halbe Million im vergangenen Jahr einen tragischen Anstieg von 44 % dar: In nur einem Jahr hat die katholische Kirche in Deutschland 2,4 % ihrer Gläubigen verloren und erreicht nun weniger als 21 Millionen Gläubige. Dieser Rückgang der Gläubigen im starren deutschen System korrespondiert auch mit einem Verlust an Geld: Rund 180 Millionen Euro fehlen in den Kassen der katholischen Kirche in Deutschland. Ein ähnlicher Trend betraf auch die Kirche in Österreich – ebenfalls gekennzeichnet durch eine ähnliche Steuer, den Kirchenbeitrag – wo im Jahr 2022 über 90.000 Menschen die Kirche verließen, verglichen mit 72.000 im Vorjahr und fast 59.000 im Jahr 2020.
Ebenso entmutigend ist die Zahl der Gottesdienstbesucher: Nur 5,7 Prozent der in der katholischen Kirche "eingeschriebenen" Menschen nehmen an der Messe teil – einzige zweistellige Ausnahme ist das kleine Bistum Görlitz mit 13,1 Prozent – wobei nicht die Häufigkeit angegeben wird. Ein Anstieg gegenüber 2021 (4,3 %) und mehr oder weniger auf dem Niveau von 2020 (der leichte Anstieg betrifft auch Taufen, Erstkommunionen und Hochzeiten); Es muss jedoch berücksichtigt werden, daß der Zweijahreszeitraum 2020-2021 von der Pandemie geprägt war. Wenn wir uns auf das Jahr vor der Krise beziehen, stellen wir fest, dass nur eine von zwei Personen an der Messe teilnimmt, verglichen mit den wenigen, die 2019 bereits teilgenommen haben: 2 Millionen Menschen im Jahr 2019, 1 Million und 186 Tausend im Jahr 2022. Der Einbruch tritt auch bei den Priesterweihen auf: nur 33 Weihen für die 28 in Deutschland ansässigen Diözesen – etwas mehr als ein Priester pro Diözese –, zu denen 12 Priester hinzukommen, die Ordensgemeinschaften angehören: 45 insgesamt gegenüber 65 im Jahr 2021; 30% weniger.



Wenn diese Zahlen tatsächlich dramatisch sind, dann sind es die Erklärungen derer, die in der Kirche in Deutschland zählen, umso mehr. Dr. Irme Stetter-Karp, Präsidentin des mächtigen Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), kommentierte: "Die Kirche hat gerade wegen des Missbrauchsskandals Vertrauen aufs Spiel gesetzt. Aber sie zeigt nicht einmal genügend Entschlossenheit, um Visionen für eine Zukunft des Christseins in der Kirche umzusetzen."
Was das in der Praxis bedeutet, erklärt Stetter-Karp kurz darauf: "Auch drei Jahre des synodalen Weges können diesen Trend nicht umkehren, wenn es jetzt an der operativen Umsetzung mangelt", so Stetter-Karp weiter, die es sich nicht nehmen ließ, sowohl gegen den Heiligen Stuhl als auch die vier deutschen Bischöfe, die gegen die Finanzierung des Ständigen Synodenrates ihr Veto eingelegt hatten, zu polemisieren: "Die offensichtliche Krise drängt auf Veränderungen. Wir brauchen dringend Reformen in der Kirche. Es ist beschämend, daß wir jetzt innerhalb der Kirche dafür kämpfen müssen, daß sie vorankommen." Ein Aufruf zum Selbstmord.

Die Logik dieser Erklärungen ist nicht gerade eisern: wenn die Hoffnungen des deutschen Volkes auf die Abschaffung des Zölibats, auf die Frauenordination, auf die Freigabe der Homosexualität, auf das Einfrieren der bischöflichen Macht zugunsten einer weiteren bürokratischen Körperschaft und auf all die anderen Annehmlichkeiten gesetzt wurden, die der Synodaler Weg fodert, hätten wir in den Jahren der synodalen Verheißungen wenigstens eine galvanisierende Wirkung sehen müssen, ein Zeichen der Umkehr des Kurses oder zumindest der Eindämmung des Zusammenbruchs. Stattdessen zeigen die Ergebnisse eine stetige Beschleunigung des Sturzes in Richtung Abgrund und Stetter-Karps Aussagen eine immer tiefere ideologische Blindheit.

Eine Blindheit, von der der Präsident der DBK, der Bischof von Limburg, Msgr. Georg Bätzing  nicht ausgenommen ist: "Wir haben uns beim Synodalen Weg  wichtige Fragen zu den Entwicklungen gestellt. Wir haben größtenteils Antworten gefunden und wollen den Wandel vorantreiben. Dafür setze ich mich ein und übernehme gerne diese Verantwortung für die Diözese Limburg." Die beiden Präsidenten des Synodalen Weges sind nicht einmal berührt von der Vorstellung, daß die Menschen vielleicht für Gott geschaffen wurden, dass sie nach ihm dürsten und ihn brauchen, und nicht die "brillanten" Manöver des kirchlichen Politbüros; daß sie sich erstickt und schlecht fühlen bei den veränderten "Liturgien", die in den Kirchen aufgeführt werden; daß die zunehmende Säkularisierung nicht durch das besiegt werden kann, was die Kirche noch säkularisierter macht.

Wehe uns, wenn wir bedenken, daß die Kirchensteuer vielleicht eine Art Erpressung ist, der sich nur noch wenige Christen unterwerfen wollen; Es ist nicht schwer zu denken, daß die De-facto-Exkommunikation derjenigen, die die beträchtliche Steuer nicht zahlen – Gläubige, denen die Sakramente und Beerdigungen vorenthalten werden! – eine Vergeltung ist, die immer weniger Menschen zu ertragen bereit sind, vor allem angesichts einer Hierarchie, die nicht mit Transparenz im Umgang mit Missbräuchen geglänzt hat, nur um dann zu versuchen, unwillkommene fragende Blicke von ihrer eigenen Verantwortungslosigkeit abzulenken und sie auf die "Strukturreformen" zu lenken, die der synodale Weg hinausposaunt.

In einigen Jahren, wenn die wissenschaftlich vollkommene Fürsorge dieser Pastoren und Führer des deutschen Katholizismus das unvermeidliche und glänzende Ergebnis des Aussterbens der Kirche in Deutschland bringen wird, werden sie triumphierend behaupten: "Operation gelungen: Patient tot."

Quelle: L. Scrosati, LNBQ

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die nach der DSGVO nötige Zustimmung, dass dieser, im Falle seiner Freischaltung, auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger« Software vorgegeben ist, dass Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie diese angeben, ebenfalls gespeichert wird. Daher stimmen Sie, sofern Sie Ihre email Adresse angeben, einer Speicherung zu. Gleiches gilt für eine Anmeldung als »Follower«. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars wünschen, können Sie dies, unter Angabe des Artikels und Inhalt des Kommentars, über die Kommentarfunktion erbitten. Ihr Kommentar wird dann so bald wie möglich gelöscht.