In seiner heutigen Kolumne für Monday at the Vatican kommentiert A. Gagliarducci die angekündigten Vorkehrungen für die kommende Bischofs-Synode.
Hier geht´s zum Original: klicken
"PAPST FRANZISKUS, DAS GEHEIMNISN UND DIE DISKUSSION ÜBER DIE SYNODE"
Die Nachricht, daß Papst Franziskus das päpstliche Geheimnis in die Debatte einführen könnte, hat für Aufregung gesorgt. Bisher sind die Regeln für die Synode noch nicht veröffentlicht worden und es könnte einige Änderungen am Prozedere geben, speziell bei der Teilnahme an der Diskussion und dem Abstimmen. Aber die Tatsache, daß die ersten offizielle Bekanntgabe über die Synode, daß jedes Interview mit den Synoden-Vätern zuerst per e-mail beim Kommunikations-Manager des Generalsekretariats beantragt werden muß, hat die Debatte über die Transparenz des Synodalen Prozesses ausgelöst. Die Indiskretionen bzgl. des Papst-Geheimnisses haben zu weiterer Agitation geführt.
Wir müssen das Feld von jeglicher Einflußnahme räumen. das Papst-Geheimnis bzgl. der Meinung anderer und die Diskussion wurden bereits in den früheren Regeln für die Synode vorhergesehen. Paul VI wollte so viel Diskussion wie möglich zulassen und diese Entscheidung ist werden von Johannes Paul II noch von Benedikt XVI geändert worden. Die Abstimmungen über das Schlußdokument der Synode waren ein Beispiel dafür. Es wurde über Paragraph für Paragraph abgestimmt und wenn ein Paragraph nicht die Zustimmung der Synode (d.h. eine Zweidrittelmehrheit) erreichte, wurde er nicht veröffentlicht.
Nehmen wir an, es habe die Frage der Geheimhaltung von Anfang an gegeben. In diesem Fall muß gesagt werden, daß die Kommunikation der Synoden-Bischöfe, die sich unter der Leitung dvon Joaquin Navarro-Valls Pressebüro entwickelt hat, von Anfang an von jeder möglichen Einmischung geklärt hat. Es gibt bei einer Synode nichts, das geheim gehalten zu werden, verdient, - über alle Diskussionen wurde durch die Veröffentlichung der Zusammenfassungen der Beiträge in 6 verschiedenen Sprachen berichtet, mit einem genauen System von Codes und Farben, die es ermöglichten, im Moment, in dem sie erschienen, sofort die Originalsprache und den Übersetzer zu erkennen.
Deshalb gab es jeden Tag ein informelles Briefing in Sprachgruppen, das allen Journalisten erlaubte, Neuigkeiten vom Fortschritt des Prozesses zu erfahren. Die Synoden-Väter wurden oft als Gäste zu diesen Briefings eingeladen und behandelten die Journalisten mit großer Offenheit.
Papst Franziskus hat die Kommunikation der Synode zentralisiert und auf ein einziges, mehr formales Briefing reduziert, wobei weder Texte noch Zusammenfassungen der Texte verteilt werden. Aber bei Papst Franziskus´ erster Synode hatte der damalige Generalsekretär der Synode, Kardinal Lorenzo Baldisseri die Entscheidung die Texte nicht formal auszuteilen mit der Tatsache begründet, daß die Synoden-Väter frei waren, mit wem auch immer sie wollten, zu sprechen und also die Entwürfe ihrer Reden zu verbreiten.
Was hat sich jetzt verändert? Das Klima hat sich drastisch verändert. Das Problem ist nicht länger die formale Frage ob das Papstgeheimnis auf die Synoden-Diskussion zutrifft oder nicht. Eher daß in den vergangenen Jahren Worte benutzt wurden, die ihrer vollen Bedeutung beraubt waren oder unterschiedlich interpretiert wurden. Das Problem ist zu allererst ein linguistisches. Aber es wird ein praktisches.
Ich habe bereits festgestellt, daß Papst Franziskus Sätze und Phrasen aus dem Kontext reißt, sie aus einer Rede extrapoliert und sie einzigartig interpretiert. Das Problem trifft auch auf das Konzept der Synodalität zu. Papst Franziskus hat immer erklärt, daß die apostolische Exhortation Evangelii Nuntiandi Pauls VI sein Bezugspunkt ist. Und da- in dieser Exhortation- lädt Paul VI uns ein, von der Synodalität der Ostkirchen zu lernen.
Aus seine Weise hat Paul VI nicht versucht, die Paradigmen der Kirche zu verändern. Er hat versucht, zu verstehen, wie die Kirche in der modernen Zeit existieren könnte. Er hat großen Wert auf die Synode gelegt, so sehr, daß einer der Reformvorschläge des Konklaves vorsah, den Generalsekretär der Synode zusammen mit allen Mitgliedern des Generalsekretariats der Synode in die Wahl eines Papstes einzubeziehen. Er ließ die Idee fallen, weil die Wahl eines Papstes die Kardinäle betrifft, die der Papst selbst ernennt, eine tiefe spirituelle Bedeutung hat und daher nicht auch an Bischöfe und Erzbischöfe delegiert werden kann, die vom Papst ernannt werden, aber eine vorübergehende Funktion haben. Die Wahl eines Papstes ist kein demokratischer Prozess, an dem diejenigen teilnehmen, die ein vorübergehendes Amt innehaben.
Allein diese Anekdote – die Benny Lai vor dem Konklave 2005 erzählte – zeigt, daß Paul VI. die Synodalität nicht als alternative Regierungsform, als Teil einer Kirchenreform betrachtete, sondern vielmehr als ein Debattenmodell, das die Konzilsdiskussion lebendig aufrechterhalten würde. Papst Franziskus hat diese Idee vorangetrieben. Er umging das Problem der Einbeziehung des Generalsekretärs der Synode in das Konklave, indem er alle seine Generalsekretäre zu Kardinälen der Synode ernannte. Anschließend startete er einen synodalen Prozess, der in seinen Augen der Überwindung alter Machtmuster dient. Die Debatte auf der Synode muss neue Meinungen und Standpunkte hervorbringen, aber auch in der Lage sein, die bisherigen Leitungsmodelle in Frage zu stellen. Schließlich spricht der Papst immer von seinen Erfahrungen als Generalberichterstatter der Synode 2001 und davon, wie die Texte seiner Meinung nach manipuliert oder jedenfalls vorprogrammiert waren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die nach der DSGVO nötige Zustimmung, dass dieser, im Falle seiner Freischaltung, auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger« Software vorgegeben ist, dass Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie diese angeben, ebenfalls gespeichert wird. Daher stimmen Sie, sofern Sie Ihre email Adresse angeben, einer Speicherung zu. Gleiches gilt für eine Anmeldung als »Follower«. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars wünschen, können Sie dies, unter Angabe des Artikels und Inhalt des Kommentars, über die Kommentarfunktion erbitten. Ihr Kommentar wird dann so bald wie möglich gelöscht.